2011
Solche Wörter!
Dezember 2011


Solche Wörter!

„Ihr sollt nicht falsch bei meinem Namen schwören; du [sollst auch nicht] den Namen deines Gottes entweihen.“ (Levitikus 19:12)

Shelby mochte es nicht, wenn jemand bestimmte Ausdrücke gebrauchte, vor allem mochte sie es nicht, wenn ihre Schulfreundinnen den Namen des Herrn missbrauchten.

„Sagt bitte solche Wörter nicht, wenn ich dabei bin“, bat sie ihre Freundinnen.

Aber manchmal vergaßen sie es, und sie musste sie daran erinnern.

Einmal verdrehte Shelbys Freundin Beth die Augen und sagte: „Ach ja, hab’ ich vergessen. Niemand sagt solche Wörter, wenn Shelby dabei ist. Sie möchte, dass wir alle so brav werden wie sie.“

Die anderen Mädchen lachten.

Shelby war verlegen. Irgendwie tat es ihr leid, dass sie ihre Freundinnen immer bat, solche Wörter nicht zu sagen, obwohl ihre Freundinnen sie doch gar nicht so schlimm fanden.

Als Shelby von der Schule nach Hause kam, ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Ein paar Minuten später kam ihre Mutter ins Zimmer, und Shelby erzählte ihr, was vorgefallen war.

„Mach dir keine Gedanken“, meinte Mama. „Mach einfach weiterhin das Richtige. Mit der Zeit werden deine Freundinnen aufhören, solche Wörter zu sagen.“

„Was macht es überhaupt aus, wenn meine Freundinnen solche Wörter sagen?“, fragte Shelby. „Ich tu es ja nicht. Ich fluche nicht.“

„Die Propheten sagen, wir sollen würdig sein, damit wir zu jeder Zeit den Heiligen Geist spüren können. So schlimme Wörter beleidigen den Geist“, erklärte Mama.

Shelby dachte an Momente, in denen sie den Geist verspürt hatte: beim Familienabend, wenn sie ihr Zeugnis gab, als ihr ihr Vater einen Segen gab. Shelby fand, dass es ein schönes Gefühl war, den Heiligen Geist zu verspüren, und sie wollte nichts tun, was dieses friedliche, tröstliche Gefühl vertrieb.

Also beschloss sie, ihren Freundinnen weiterhin ein gutes Beispiel zu geben und ihnen zu erklären, warum sie diese Wörter nicht mochte.

Am nächsten Tag in der Schule sagte wieder jemand ein solches Wort.

„Bitte sag solche Wörter nicht, wenn ich dabei bin“, bat Shelby Becca.

Becca starrte Shelby an, dann wandte sie sich wortlos ab. Shelby war froh, dass sie etwas gesagt hatte, war aber auch traurig, dass ihre Freundin sich offenbar ärgerte.

In der Pause hörte Shelby wieder jemand ein solches Wort sagen. Dieses Mal war es Beth.

„Bitte sag so etwas nicht, wenn ich dabei bin“, sagte Shelby.

„Tschuldigung“, sagte Beth und kullerte mit den Augen.

Wieder kam sich Shelby ziemlich dumm vor.

Beim Softball-Training nach der Schule schlug Shelby den Ball. Er landete beim ersten Zielpunkt, noch ehe Shelby ihn erreichte. Shelby hörte, wie Bonnie, ein neues Mädchen in der Mannschaft, den Namen des Herrn missbrauchte.

Shelby zögerte. Sie war es leid, andere ständig darum zu bitten, solche Wörter nicht zu benutzen. Sie wollte auch nicht, dass die anderen Mädchen sich über sie lustig machten.

„Bitte sag solche Wörter nicht, wenn Shelby dabei ist.“

Shelby drehte sich um, um zu sehen, wer das gesagt hatte.

Beth erzählte Bonnie, dass Shelby eine Heilige der Letzten Tage war und solche Wörter nicht benutzte, und dass sie sich nicht wohl fühlte, wenn andere solche Wörter benutzten.

Bonnie drehte sich zu Shelby um. „Tut mir leid, Shelby. Das hab ich nicht gewusst.“

Beth grinste Shelby an. „Wir werden dir wohl immer ähnlicher“, meinte Beth.

Shelby lächelte. Sie war froh, dass sie beschlossen hatte, ihren Freundinnen ein gutes Beispiel zu geben und den Rat des Propheten zu befolgen, den Heiligen Geist bei sich zu haben.

Illustration von Ben Simonsen