2011
Dankbar zu sein ist eine Entscheidung
Dezember 2011


Botschaft von der Ersten Präsidentschaft

Dankbar zu sein ist eine Entscheidung

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Präsident Henry B. Eyring

Unser Vater im Himmel hat uns geboten, in allem dankbar zu sein (siehe 1 Thessalonicher 5:18), und er verlangt, dass wir ihm für die Segnungen, die wir empfangen, danken (siehe LuB 46:32). Wir wissen, dass er mit allen seinen Geboten beabsichtigt, uns glücklich zu machen, und wir wissen auch, dass es zu Elend führt, wenn man Gebote bricht.

Um also glücklich zu sein und Elend zu vermeiden, brauchen wir ein dankbares Herz. Wir haben selbst schon erlebt, dass zwischen Dankbarkeit und Glücklichsein eine Verbindung besteht. Wir alle wollen gern Dankbarkeit empfinden, aber es ist nicht leicht, in den Prüfungen des Lebens stets in allem dankbar zu sein. Krankheit, Enttäuschung und der Verlust eines lieben Menschen sind zuzeiten Teil unseres Lebens. Unser Kummer kann es uns erschweren, unsere Segnungen zu erkennen und die Segnungen zu würdigen, die Gott für uns in der Zukunft bereithält.

Es fällt uns nicht leicht, unsere Segnungen zu sehen, weil wir dazu neigen, Gutes als selbstverständlich zu betrachten. Wenn wir das Dach über dem Kopf verlieren, nichts mehr zu essen haben oder uns die Wärme von Freunden oder Angehörigen fehlt, erkennen wir erst, wie dankbar wir hätten sein sollen, als wir all dies noch hatten.

Vor allem fällt es uns manchmal schwer, für die größten Gaben, die wir empfangen haben, genügend dankbar zu sein: die Geburt Jesu Christi, sein Sühnopfer, die Verheißung der Auferstehung, die Möglichkeit, ewiges Leben mit unserer Familie zu erlangen, die Wiederherstellung des Evangeliums mit dem Priestertum und dessen Schlüsseln. Nur mit der Hilfe des Heiligen Geistes können wir erahnen, was diese Segnungen für uns und für die Menschen, die wir lieben, bedeuten. Und nur dann können wir hoffen, in allem dankbar zu sein und Gott nicht durch unsere Undankbarkeit zu beleidigen.

Wir müssen Gott im Gebet bitten, dass er uns durch die Macht des Heiligen Geistes hilft, unsere Segnungen selbst inmitten unserer Prüfungen deutlich zu erkennen. Er kann uns durch die Macht des Geistes helfen, dass uns Segnungen bewusst werden, die wir als selbstverständlich betrachten, und dass wir dankbar dafür sind. Mir hat es am meisten geholfen, Gott im Gebet zu bitten: „Bitte führe mich zu jemandem, dem ich an deiner Stelle helfen kann.“ Wenn ich Gott helfe, anderen Menschen Segen zu bringen, erkenne ich meine eigenen Segnungen deutlicher.

Einmal wurde mein Gebet erhört, als mich ein Ehepaar, das ich bis dahin nicht gekannt hatte, darum bat, in ein Krankenhaus zu kommen. Dort lag ihr kleines Baby, das so winzig war, dass es in meine Hand passte. Das kleine Mädchen war in den wenigen Wochen seines Lebens bereits mehrfach operiert worden. Die Ärzte hatten den Eltern mitgeteilt, dass weitere schwierige Operationen am Herzen und an der Lunge erforderlich waren, damit dieses kleine Kind Gottes leben konnte.

Auf die Bitte der Eltern hin gab ich dem Baby einen Priestertumssegen. Ich sprach die Verheißung aus, dass es weiterleben werde. Doch ich sprach nicht nur einen Segen aus, ich empfing auch selbst einen Segen, nämlich ein dankbareres Herz.

Mit der Hilfe unseres Vaters können wir alle uns dafür entscheiden, mehr Dankbarkeit zu empfinden. Wir können ihn bitten, uns zu helfen, dass wir unsere Segnungen deutlicher erkennen, wie unser Leben auch aussehen mag. An diesem Tag wusste ich mehr als je zuvor zu schätzen, wie wunderbar es ist, dass mein Herz und meine Lungen funktionieren. Auf dem Heimweg dankte ich Gott für Segnungen, die meine Kinder empfangen hatten und die ich nun deutlicher als Wunder erkannte, die Gott und gute Mitmenschen in ihrer Güte bewirkt hatten.

Vor allem war ich dankbar zu sehen, wie das Sühnopfer im Leben dieser besorgten Eltern und in meinem Leben wirkte. Ich hatte Hoffnung und die reine Christusliebe in ihren Gesichtern gesehen, selbst in einer so schrecklichen Prüfung. Und ich spürte die Gewissheit, die man spüren kann, wenn man Gott bittet, einem kundzutun, dass man aufgrund des Sühnopfers Hoffnung und Liebe empfinden kann.

Wir alle können die Entscheidung treffen, im Gebet Dank zu sagen und Gott um Führung zu bitten, wie wir anderen an seiner Stelle helfen können – gerade in dieser Jahreszeit, da wir die Geburt des Heilands feiern. Gottvater gab seinen Sohn, und Jesus Christus gab uns das Sühnopfer, die größte aller Gaben und das Größte, was man geben kann (siehe LuB 14:7).

Im Gebet Dank zu sagen ermöglicht uns, die Größe dieser Segnungen und all unserer sonstigen Segnungen zu erkennen und somit eine weitere Gabe zu empfangen, nämlich ein dankbareres Herz.

Stille Nacht, Gemälde von Liz Lemon Swindle, Vervielfältigung untersagt