2012
Von der Freude, den Sabbat heiligzuhalten
Juni 2012


Von der Freude, den Sabbat heiligzuhalten

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Elder Marcos A. Aidukaitis

Ich bezeuge, dass wir Freude und Segnungen empfangen, wenn wir Gott an seinem heiligen Tag verehren. Und manche dieser Segnungen können wir jetzt noch nicht sehen.

Als Mitglied der Kirche in einem Umfeld aufzuwachsen, wo die Heiligen der Letzten Tage die Minderheit bildeten, war für mich eine schöne Erfahrung in der Kindheit. Vor allem erinnere ich mich, wie wir mit der Familie und Freunden zusammenkamen – an Geburtstagen oder Feiertagen, bei Fußballspielen und gelegentlich auch bei einem churrasco (Grillfest). Eine andere schöne Erinnerung ist die, wie wir als Familie sonntags gemeinsam zur Kirche gingen.

Den Sabbat heiligzuhalten und den Vater im Himmel und seinen Sohn Jesus Christus zu verehren war für unsere Familie etwas ganz Grundlegendes und Natürliches. Als Jugendlicher in der Kirche freute ich mich immer auf das Fußballspielen am Dienstagabend, aber ich freute mich auch auf die Abendmahlsversammlung, die Sonntagsschule und die Priestertumsversammlung am Sonntag. Wir waren so gern mit unseren Brüdern und Schwestern im Evangelium zusammen, dass wir es anschließend nicht eilig hatten, nach Hause zu kommen.

Erst als ich verheiratet war und selbst Kinder hatte, wusste ich wirklich zu schätzen, wie prägend das gute Beispiel meiner Eltern in meiner Jugend gewesen war. Als Familienvater verstand ich noch besser, wie wichtig es ist, am „heiligen Tag [des Herrn] ins Haus des Betens [zu] gehen und [unsere] heiligen Handlungen“ darzubringen (LuB 59:9). Mir wurde auch deutlicher bewusst, welche Segnungen der Herr denen verheißen hat, die dieses Gebot halten.

Ich erinnere mich lebhaft daran, wie sehr sich meine Freunde und ich damals als Jugendliche freuten, wenn wir einander sagen konnten, dass wir das ganze Jahr über keine einzige Versammlung der Kirche versäumt hatten. Wir waren uns dessen wahrscheinlich nicht bewusst, aber dadurch, dass wir treu die Versammlungen besuchten, hielten wir uns von der Welt unbefleckt. Und so hatten wir zudem ein frohes Herz und ein fröhliches Angesicht, und unsere Freude war wahrhaftig voll (siehe LuB 59:9,13-15).

Tradition am Sonntag

Viele Jahre lang verbrachten meine Frau, unsere Kinder und ich die Sommerferien traditionell an einem kleinen Strand in der Nähe unseres Wohnortes in Südbrasilien. Hin und wieder mussten wir berufsbedingt umziehen, aber ungeachtet der Entfernung machten wir jedes Jahr Urlaub an diesem kleinen Strand und freuten uns immer schon lange darauf. Ebenso nahmen Verwandte und Freunde lange Anfahrtswege auf sich, damit wir einmal im Jahr alle zusammen sein konnten. Jeder kam so früh wie möglich und blieb so lange wie möglich.

An diesem kleinen Strand hatten wir oft Gelegenheit, geistig zu wachsen und wunderbare Gespräche über das Evangelium zu führen. Die meisten unserer Verwandten gehörten nicht der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an und teilten unsere Glaubensansichten nicht. Für sie war der Tag des Herrn einfach nur ein weiterer Tag für Spiel und Spaß. Da der Großteil unserer Verwandten das Wochenende am Strand verbrachte – an den übrigen Wochentagen waren nicht so viele da –, wurde erwartet, dass wir am Sonntag auch dabei waren. Unsere Verwandten ließen da nicht locker – und unsere Kinder auch nicht.

Unsere Kinder waren noch klein und lernten gerade erst, die Grundsätze des Evangeliums anzuwenden. Für sie war es eine große Versuchung, am Sonntag mit ihren Cousins und Cousinen und ihren Freunden am Strand herumzutollen. Da es ja ein wichtiger Teil des Evangeliums ist, Zeit mit der Familie zu verbringen, hätte man ganz leicht Argumente dafür finden können, den Sabbat zu missachten. Schließlich war die nächste Gemeinde der Kirche damals fast einhundert Kilometer von diesem Strand entfernt. Unsere Freunde und Nachbarn in unserer Heimatgemeinde waren weit weg. Niemand hätte es je erfahren, wenn wir am Stand geblieben wären, anstatt zum Gemeindehaus zu fahren und die Sonntagsversammlungen zu besuchen. Wir gingen das ganze Jahr über in die Kirche, und mit unseren Verwandten kamen wir nur wenige Wochen im Jahr zusammen.

Trotzdem versäumten wir es nie, am Sonntag in die Kirche zu gehen – nicht ein einziges Mal! Wir wussten, was der Herr geboten hatte:

„Und damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine heiligen Handlungen darbringen; denn wahrlich, dies ist der Tag, der dir bestimmt ist, von deiner Arbeit zu ruhen und dem Allerhöchsten deine Gottesverehrung zu entrichten; … aber denke daran: An diesem, dem Tag des Herrn, sollst du dem Allerhöchsten deine Opfergaben und deine heiligen Handlungen darbringen. … Und an diesem Tag sollst du nichts anderes tun, nur mit Lauterkeit des Herzens deine Speise bereiten, damit dein Fasten vollkommen sei oder, mit anderen Worten, damit deine Freude voll sei.“ (LuB 59:9-13.)

Wir entschieden uns dafür, dieses Gebot zu halten, und wir hielten auch unsere Kinder dazu an. Bald verstanden sie, dass es wichtiger war, Gott an seinem heiligen Tag zu verehren, als Verwandten und Freunden einen Gefallen zu tun oder den eigenen Wünschen nachzugeben.

Segen durch Gehorsam

Auch im Urlaub standen wir also sonntags früh auf, zogen Sonntagskleidung an und fuhren mit dem Auto zum nächsten Gemeindehaus. Auf der Fahrt und den ganzen Tag über verspürten wir den Frieden und die Freude, die der Herr denen verheißen hat, die seine Gebote halten. Wir machten die Erfahrung, dass die Welt uns diesen Frieden und diese Freude nicht geben kann.

Nachdem wir mehrere Jahre so vorgegangen waren, geschah etwas Wundervolles. Unsere Kinder hatten keinen Zweifel mehr daran, wie wichtig es war, Gott an seinem heiligen Tag zu verehren, und einige Cousins und Cousinen unserer Kinder fragten, ob sie mit uns in die Kirche gehen dürften! Wir hatten gar nicht gewusst, dass der Friede und die Freude, die wir verspürten, auch von unseren Nichten und Neffen wahrgenommen wurden, wenn wir von den Versammlungen zurückkamen. Dies hatte eine große Segnung zur Folge. Als diese Kinder erwachsen wurden, erklärten zwei von ihnen ihren Eltern, dass sie sich der Kirche Jesu Christi anschließen wollten. Bald darauf ließ sich die ganze Familie taufen. Vor kurzem hat eines dieser Kinder, inzwischen ein zurückgekehrter Missionar, im Tempel geheiratet.

Wir machen immer noch jedes Jahr unseren Strandurlaub. Aber jeder weiß, dass unsere Familie sonntags nicht am Strand spielt. Vielmehr gehen wir in die Kirche und verehren Gott gemeinsam mit allen Verwandten, die uns begleiten wollen – und diese Gruppe wird von Jahr zu Jahr größer!

Wenn wir auf diese Jahre zurückblicken und über die Entscheidung nachdenken, die wir getroffen haben, danken wir Gott, dass er uns geholfen hat, den Mut aufzubringen, das Rechte zu tun und auch unsere Kinder dazu anzuhalten. Wir haben nicht den geringsten Zweifel daran, dass diese Entscheidung sowohl unseren Kindern als auch unseren Verwandten Kraft gegeben hat. Sie hat uns den Frieden geschenkt, den der Herr verheißen hat, und hat viel dazu beigetragen, dass sich Angehörige zum Evangelium bekehrt haben. Andere Unternehmungen am Sonntag, die der Seele keine Nahrung geben, hätten uns die tiefe Befriedigung, die wir verspürt haben, niemals verschaffen können.

Ich bezeuge, dass wir Freude und Segnungen empfangen, wenn wir Gott an seinem heiligen Tag verehren. Manche dieser Segnungen können wir jetzt noch nicht sehen. Und ich bezeuge: „Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist!“ (Psalm 144:15.)

Ausschnitt aus dem Gemälde Das letzte Abendmahl von Simon Dewey; Hintergrund © Getty Images; Abdruck aller anderen Fotos mit freundlicher Genehmigung der Familie Aidukaitis