2012
Blicken Sie voll Hoffnung in die Zukunft
Juli 2012


Blicken Sie voll Hoffnung in die Zukunft

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Elder José A. Teixeira

Wenn wir den Herrn, sein Reich und unsere Familie an die erste Stelle setzen, finden wir die Hoffnung, die wir brauchen, um gegenwärtige und zukünftige Probleme zu meistern.

Bruder Arnaldo Teles Grilo wurde einer meiner besten Freunde, als ich Mitte zwanzig war. Mit 62 Jahren wurde Bruder Grilo, Ingenieur im Ruhestand, als mein Ratgeber in der Präsidentschaft des damaligen Distrikts Oeiras in Portugal berufen, und wir arbeiteten mehrere Jahre lang zusammen.

Aufgrund seiner Weisheit und Erfahrung erhielt ich als junger Priestertumsführer viele wertvolle Ratschläge und Einsichten von ihm. Er war von Natur aus Optimist. Er sah immer das Positive an jeder Situation und hatte viel Sinn für Humor. Seine Einstellung war für viele Menschen in seiner Umgebung ein großer Ansporn, insbesondere auch für mich, der ich wusste, welch schwere Probleme er hatte bewältigen müssen.

Nachdem er das Ingenieursstudium absolviert hatte, arbeitete er als Wissenschaftler für das Nationale Institut für Agronomieforschung in Portugal und leitete später in einer portugiesischen Kolonie in Afrika ein Forschungsprojekt, das sich mit Baumwolle befasste. Dies wiederum führte zu einer erfolgreichen Laufbahn als leitender Angestellter einer großen internationalen Bank in diesem Land. Er lebte fast dreißig Jahre in Afrika. Er hatte eine wunderbare Familie und führte ein gutes Leben, bis seine Familie wegen tragischer kriegerischer Konflikte unvermittelt gezwungen war, nach Portugal zurückzukehren.

Bruder Grilo und seine Familie ließen alles zurück, wofür sie gearbeitet hatten – allen Besitz und alle persönliche Habe –, nachdem sie die verheerenden Folgen des Krieges in diesem Land, das ihnen so sehr ans Herz gewachsen war, hautnah miterlebt hatten.

In den Wirren und Turbulenzen des Krieges, der dem Land in den letzten Monaten, die Bruder Grilo noch in Afrika war, allmählich allen Frieden und jegliche Stabilität raubte, rettete Bruder Grilo einen Freund, indem er ihm ein teures Auto überließ, das er in Deutschland gekauft hatte. Mit dem Auto konnten der Freund und dessen Mutter dem Kriegsgeschehen entkommen.

Der materielle Besitz, den Bruder Grilo durch lange Jahre harter Arbeit erworben hatte, versperrte ihm nicht die Sicht auf das, was wichtig war. Er hielt an unwandelbaren Grundsätzen und an der Liebe zu seiner Familie fest.

Zuhause in Portugal musste er der Tatsache ins Auge sehen, dass er mit 52 Jahren noch einmal ganz von vorn beginnen musste. Warum ließ er sich trotz all dieser Widrigkeiten und Schicksalsschläge nicht beirren? Weshalb sah er die Gegenwart und die Zukunft so positiv? Wieso war er so zuversichtlich?

Bruder Grilo bekehrte sich, als die Kirche in Portugal gerade erst Fuß fasste, und wurde zu einer tragenden Stütze, einem Pionier in seinem Land. Mehrmals brachte er seine Familie zum Tempel in der Schweiz, wofür er eine Fahrt von insgesamt 4500 Kilometern in Kauf nahm – ein Ausdruck seines Glaubens und seiner Hingabe. Bruder Grilo und seine Frau brachten durch ihren langjährigen Dienst für den Herrn ihren Kindern und vielen anderen große Freude.

Bruder Grilos Glaube beruhte auf Jesus Christus und der Gewissheit, dass am Ende Jesus Christus herrschen wird. Dies gab ihm Hoffnung für die Gegenwart und für die Zukunft.

Das Neue Testament endet mit Worten, die große Hoffnung ausdrücken.1 Propheten wie Johannes der Offenbarer haben gesehen, was noch kommen wird; sie haben uns von den Segnungen erzählt, die wir erlangen werden, wenn wir rechtschaffen bleiben und bis ans Ende ausharren.

Johannes sah ein Buch mit sieben Siegeln – Zeitabschnitten –, und er hat beschrieben, wie der Satan stets gegen die Rechtschaffenen kämpft (siehe Offenbarung 5:1-5; 6). Johannes hat aber auch gesehen, dass der Satan gebunden werden und Christus in Herrlichkeit regieren wird (siehe Offenbarung 19:1-9; 20:1-11). Schließlich hat er gesehen, dass die Rechtschaffenen nach dem Jüngsten Gericht bei Gott leben werden (siehe Offenbarung 20:12-15).

Eine große Herausforderung unserer Zeit besteht darin, dass wir lernen müssen, Angst und Verzweiflung zu bezwingen, damit wir Prüfungen und Versuchungen überwinden können. Sobald man die Zeitung aufschlägt, im Internet surft oder im Radio oder Fernsehen die Nachrichten hört, wird man Tag für Tag mit beunruhigenden Berichten über Kriminalität oder Naturkatastrophen konfrontiert.

Wenn wir die Verheißungen in den heiligen Schriften kennen, wie der Herr das Böse besiegen und wie die Wahrheit den Irrtum besiegen wird, fällt es uns leichter, zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wir sehen heute auf der Welt Kriege, Naturkatastrophen und Wirtschaftskrisen. Manchmal betrachten wir solche Ereignisse nicht nur aus der Ferne, sondern sind selbst betroffen.

Wir brauchen den Verlust von weltlichem Besitz nicht zu beklagen und dürfen nicht auf Vergängliches fixiert sein, denn dies kann uns die Freude an den einfachen, wesentlichen Dingen des Lebens rauben.

Ich bin dankbar für das Beispiel, das Bruder Arnaldo Teles Grilo gegeben hat. Für ihn kamen geistige Belange an erster Stelle, Belange, die „in den letzten Tagen von großem Wert“ für uns sind (siehe 2 Nephi 25:8), wozu auch die Beziehungen in der Familie und der Dienst am Nächsten gehören.

Wir alle sollten voll Hoffnung in die Zukunft blicken, weil wir wissen, dass die Mächte des Bösen besiegt werden. Wir alle sollten Schwierigkeiten mit einer positiven Einstellung begegnen, weil wir die heiligen Schriften haben, die Lehren der lebenden Propheten, die Priestertumsvollmacht und Tempel, und weil wir als Mitglieder der Kirche einander beistehen können. Wir sollten alle „als Sieger hervorgehen“, weil wir beten (siehe LuB 10:5). Und vor allem dürfen wir dank dem vollkommenen Sühnopfer des Herrn Hoffnung auf ewiges Leben haben (siehe Moroni 7:41).

Wenn wir unsere Prioritäten richtig setzen, ist unser Leben erfüllter. Wenn wir den Herrn, sein Reich und unsere Familie an die erste Stelle setzen, finden wir die Hoffnung, die wir brauchen, um gegenwärtige und zukünftige Probleme zu meistern.

Anmerkung

  1. Siehe Offenbarung 19 bis 22; siehe auch Lektion 46, Neues Testament: Evangeliumslehre – Leitfaden für den Lehrer