2013
Mein Vater entschuldigte sich bei mir
Februar 2013


Heim und Familie

Mein Vater entschuldigte sich bei mir

David Hixon lebt in Texas, USA

Es war wirkungsvoller als tausend Predigten.

Ich war 16 und hörte zum ersten Mal meine neue Rock-and-Roll-Schallplatte an. Leider musste ich enttäuscht feststellen, dass im letzten Song ein hässliches Schimpfwort vorkam. Ich war peinlich berührt. Ich wusste, dass meine Eltern damit nicht einverstanden wären – diese Schallplatte entsprach nicht unseren Familienregeln. Aber die übrigen Songs gefielen mir. Deshalb drehte ich, wenn ich die Platte abspielte, immer leiser, kurz bevor das anstößige Wort gesungen wurde.

Meine Schwester, die es gut meinte, erzählte meinem Vater von dem Album. Als er und ich später im Esszimmer saßen, teilte er mir seine Bedenken wegen des Liedtextes mit. Obwohl er seine Ansicht freundlich vortrug, schaltete ich sofort auf stur und verteidigte mich.

Ich brachte jedes erdenkliche Argument vor, um meinen Vater davon zu überzeugen, dass ich die Schallplatte behalten durfte. „Als ich sie gekauft habe, wusste ich ja nichts von diesem Wort“, wandte ich ein, „und ich drehe an dieser Stelle immer die Lautstärke herunter.“

Als er dennoch darauf bestand, dass ich die Platte loswerden solle, erwiderte ich: „Wenn du das so siehst, sollte ich doch wohl auch nicht mehr in die Schule gehen! Ich höre dieses Wort – und noch schlimmere Wörter – ja jeden Tag in der Schule!“

Mein Vater wurde allmählich ärgerlich. Er betonte noch einmal, dass wir in unserem Haus keine vulgäre Musik hören wollten. Der Streit wurde hitziger, als ich sagte, ich könne ja wohl schlimmere Sünden begehen und außerdem hätte ich das Wort noch nie in den Mund genommen.

Ich versuchte, den Spieß umzudrehen: „Ich strenge mich wirklich an, ein guter Mensch zu sein, und du stellst mich wegen einer Lappalie hin wie den schlimmsten Sünder!“

Mein Vater gab trotzdem nicht nach. Und ich auch nicht. Ich stampfte die Treppe hinauf in mein Zimmer, schlug die Tür zu und warf mich wutschnaubend aufs Bett. In Gedanken ging ich meine Argumente immer wieder durch und verschanzte mich immer mehr hinter meiner fehlerhaften Logik, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich im Recht war.

Zehn Minuten später klopfte es leise an die Tür. Es war mein Vater. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er war nicht gekommen, um zu streiten. „Es tut mir leid, dass ich wütend geworden bin“, erklärte er. „Kannst du mir verzeihen?“ Er sagte mir, wie sehr er mich liebte und wie viel er von mir hielt. Er hielt mir keinen Vortrag. Er gab mir keinen Rat. Er wandte sich nur um und verließ leise das Zimmer.

Tausend Predigten über Demut hätten keine größere Wirkung auf mich haben können. Ich war überhaupt nicht mehr wütend auf ihn, nur noch auf mich selbst, weil ich so stur und bockig gewesen war. Ich holte die Schallplatte hervor, brach sie entzwei und warf sie weg. Ich weiß nicht, ob ich meinem Vater je davon erzählt habe, aber das spielt keine Rolle. Nur eines war wichtig: Ich wusste nun, dass meinem Vater unsere Beziehung wichtiger war als sein Stolz, selbst wenn er im Recht war.

Illustration von Sam Lawlor