2013
Geduld beim Beten
Juni 2013


Geduld beim Beten

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Elder José L. Alonso

Ich bin mit meinen Geschwistern bei meiner Mutter und meiner Großmutter in Mexiko aufgewachsen. Jeden Tag nach den Hausaufgaben und nachdem ich meine Arbeiten im Haushalt erledigt hatte, spielte ich Fußball. Fußball war einfach das Größte! Ich stellte mir vor, mein rechtes Bein sei die eine Mannschaft und meine linkes Bein die andere.

Einmal bekam ich beim Fußballspielen plötzlich nicht mehr gut Luft. Ich ruhte mich ein paar Minuten aus, konnte aber trotzdem nur schwer atmen. Ich wurde so krank, dass ich ins Krankenhaus musste.

In meinem Zimmer im Krankenhaus lagen noch viele andere Kinder, aber ich vermisste meine Familie und fühlte mich einsam. Damals gehörte ich noch nicht der Kirche an, aber ich glaubte an Gott. Jeden Tag betete ich darum, wieder gesund zu werden, aber mein Zustand verschlimmerte sich. Die Ärzte meinten, ich würde vielleicht nicht überleben.

Schließlich schickten mich die Ärzte nach Hause, aber ich musste ein ganzes Jahr lang im Bett bleiben. Ich musste viele Tabletten schlucken und bekam zweimal täglich Spritzen. Aber ich hörte nicht auf, in Herz und Sinn zu beten. Ich versprach dem Vater im Himmel, ich würde ihm mein Leben lang dienen, wenn er mich gesund machte.

Eines Tages las ich im Bett, da fiel mir versehentlich das Buch zu Boden. Als ich mich hinunterbückte, um es aufzuheben, merkte ich, dass ich ganz normal atmete. Ich ließ das Buch noch einmal fallen. Wieder konnte ich es ohne Probleme aufheben!

Ich stand aus dem Bett auf. Anfangs war mir schwindlig, weil ich schon so lange nicht mehr auf den Beinen gewesen war. Ich schaute in den Spiegel und sah mich lächeln. Ich wusste, dass der Vater im Himmel mein Gebet erhört hatte.

Seit diesem Tag bemühe ich mich, jeden Tag etwas zu tun, um dem Vater im Himmel meine Dankbarkeit zu zeigen. Als ich erwachsen war, wurde ich Arzt. Ich wollte mithelfen, dass die Gebete anderer Kinder erhört wurden. Und heute bemühe ich mich, dem Vater im Himmel durch meine Aufgabe in der Kirche zu dienen.

Antworten auf Gebete kommen nicht immer ganz leicht und auch nicht immer sofort. Aber ich weiß, dass der Vater im Himmel unsere Gebete erhört. Er weiß, was wir brauchen, und er weiß, was für uns am besten ist.

Illustration von Dan Burr