2013
Den wahren und lebendigen Gott verehren
Juni 2013


Klassiker des Evangeliums

Den wahren und lebendigen Gott verehren

Aus dem Artikel „The False Gods We Worship“, Ensign, Juni 1976, Seite 3–6

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Präsident Spencer W. Kimball

Wenn der Herr mit uns ist, was haben wir dann zu befürchten?

Aus der Schrift erfahren wir, dass es den Menschen stets schwerer gefallen ist, Glauben auszuüben, als sich auf unmittelbar Greifbares zu verlassen, und dass daher der fleischlich gesinnte Mensch dazu neigt, sein Gottvertrauen auf materielle Dinge zu verlagern. Daher war es zu allen Zeiten so, dass die Menschen, wenn sie der Macht des Satans verfielen und ihren Glauben verloren, an seine Stelle die Hoffnung auf den „Arm des Fleisches“ setzten und auf „Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein …, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand haben“ (Daniel 5:23) – also auf Götzen. Das ist in meinen Augen ein Hauptthema im Alten Testament. Worauf auch immer jemand sein Herz und sein Vertrauen am meisten setzt, das wird zu seinem Gott; und wenn sein Gott nicht gleichbedeutend mit dem wahren und lebendige Gott Israels ist, betreibt dieser Mensch folglich Götzendienst.

Sicherlich finden wir, wenn wir die Schriften lesen und sie, wie Nephi uns rät (siehe 1 Nephi 19:24), auf uns beziehen wollen, viele Parallelen zwischen der Anbetung von Götzenbildern in alter Zeit und unseren eigenen Verhaltensmustern heute.

Der Herr segnet uns sehr. … Die Mittel, die uns an die Hand gegeben werden, sind gut und für unsere irdische Arbeit notwendig. Ich fürchte aber, dass viele … angefangen haben, sie als Götzen zu verehren. So hat das Materielle Macht über uns erlangt. Haben wir mehr von diesen Mitteln, als unser Glaube verträgt? Viele bringen den größten Teil ihrer Zeit damit zu, an einem Image zu arbeiten, zu dem genügend Geld, Aktien und Wertpapiere, Investmentfonds und Grundbesitz, Kreditkarten und Möbel, Autos und so weiter gehören, die materielle Sicherheit garantieren sollen. …

Unser Auftrag

Sie haben vergessen, dass wir den Auftrag haben, all diese Mittel in unserer Familie und im Kollegium für den Aufbau des Reiches Gottes zu verwenden – sie einzusetzen für Missionsarbeit, Genealogie und Tempelarbeit, für die Erziehung unserer Kinder zu produktiven Dienern des Herrn und dafür, dass wir anderen Menschen in jeder Weise zum Segen gereichen, damit auch sie Gutes hervorbringen. Stattdessen erfüllen wir uns mit diesen Segnungen unsere eigenen Wünsche, und es ist so, wie Moroni sagt: „Ihr [schmückt] euch mit dem, was kein Leben hat, und lasst doch die Hungrigen und die Bedürftigen und die Nackten und die Kranken und die Bedrängten an euch vorbeigehen und beachtet sie nicht.“ (Mormon 8:39.)

In unseren Tagen hat der Herr gesagt: „Sie suchen nicht den Herrn, um seine Rechtschaffenheit aufzurichten, sondern jedermann wandelt auf seinem eigenen Weg und nach dem Abbild seines eigenen Gottes, dessen Abbild dem der Welt gleicht und dessen Wesen das eines Götzen ist, der alt wird und in Babylon zugrunde gehen wird, ja, Babylon, der Großen, die fallen wird.“ (LuB 1:16; Hervorhebung hinzugefügt.)

Ein schlechter Tausch

Ich kenne einen Mann, der zu einem Amt in der Kirche berufen wurde, aber der Meinung war, er könne diese Berufung nicht annehmen, weil seine finanziellen Investitionen mehr … Zeit erforderten, als er für das Werk des Herrn erübrigen konnte. Er gab den Dienst für den Herrn auf, um nach Mammon zu trachten, und heute ist er Millionär.

Vor kurzem habe ich jedoch etwas Interessantes erfahren: Wenn ein Mensch Gold im Wert von einer Million Dollar besäße, so besäße er nur ungefähr den siebenundzwanzigmilliardsten Teil des Goldes, das allein in der dünnen Erdkruste vorhanden ist. Das ist ein unvorstellbar winziger Anteil! Aber es geht noch weiter: Der Herr, der die Erde erschaffen und Macht über sie hat, hat auch viele andere Welten erschaffen, ja, „Welten ohne Zahl“ (Mose 1:33). Und als dieser Mann den Eid und Bund des Priestertums empfing (siehe LuB 84:33-44), erhielt er vom Herrn die Verheißung, dass er einmal alles besitzen solle, was der Vater besitzt (siehe LuB 84:38). Wer diese großen Verheißungen um einer Kiste voll Gold und um fleischlicher Sicherheit willen verwirft, begeht einen riesengroßen Fehler. Es ist traurig und bemitleidenswert, wenn man sich überlegt, dass er sich mit so wenig zufrieden gegeben hat, denn die Seele des Menschen ist viel mehr wert.

Ein junger Mann, der auf Mission berufen werden sollte, erwiderte, er sei für so etwas nicht sehr geeignet. Dafür konnte er etwas anderes gut: sein leistungsstarkes neues Auto im besten Zustand erhalten. … Die ganze Zeit über hatte sich sein Vater damit begnügt, zu sagen: „Er arbeitet gern mit den Händen. Das ist gut genug für ihn.“

Gut genug für einen Sohn Gottes? Dieser junge Mann hatte nicht verstanden, dass die Kraft seines Autos unendlich gering ist im Vergleich zu den Kräften, die im Meer oder in der Sonne wirken, und dass es viele Sonnen gibt und sie alle durch Gesetze und letzten Endes durch das Priestertum beherrscht werden. Diese Macht des Priestertums hätte auch der junge Mann im Dienst für den Herrn entwickeln können. Stattdessen hat er sich mit einem erbärmlichen Götzen aus Stahl, Gummi und blankem Chrom begnügt.

Ein älteres Ehepaar ging in den Ruhestand und verließ die Arbeitswelt und gewissermaßen auch die Kirche. Sie kauften sich einen Pritschenwagen samt Wohnwagen … und machten sich auf, die Welt zu sehen. … Sie hatten keine Zeit für den Tempel, und sie waren auch zu beschäftigt, als dass sie genealogische Forschung oder Missionsarbeit hätten verrichten können. Der Mann verlor den Kontakt zu seinem Hohepriesterkollegium und war zu selten zu Hause, als dass er an seiner Lebensgeschichte hätte schreiben können. Die Erfahrung und Führungskompetenz der beiden wurden in ihrem Zweig dringend gebraucht, aber … man konnte nicht auf sie zurückgreifen. …

Wenn wir unsere ganze Zeit und alle unsere Mittel unbedingt dafür verwenden wollen, uns ein weltliches Reich aufzubauen, so werden wir genau das ererben.

Dem entsagen, was weltlich ist

Heutzutage betrachten sich die Menschen gern als modern und halten sich leicht für kultivierter als die Menschen vergangener Zeiten. Das ändert aber nichts daran, dass wir zum größten Teil Götzenanbeter sind – ein für den Herrn äußerst abstoßender Zustand.

Wir lassen uns leicht ablenken von dem Auftrag, die Welt auf das Zweite Kommen des Herrn vorzubereiten. … Wir vergessen, dass der Herr entweder gar nicht zulassen wird, dass unsere Feinde über uns kommen, … oder aber dass er unsere Schlachten schlagen wird, solange wir rechtschaffen sind (siehe Exodus 14:14; LuB 98:37, um nur zwei von vielen Schriftstellen zu nennen). …

Wenn der Herr mit uns ist, was haben wir dann zu befürchten? Können wir den Herrn nicht beim Wort nehmen und wenigstens zu einem kleinen Teil Glauben an ihn ausüben? Wir haben einen klar umrissenen Auftrag: Wir sollen den weltlichen Gütern entsagen, soweit sie Selbstzweck sind, wir sollen vom Götzendienst lassen und im Glauben vorwärtsstreben, wir sollen unseren Feinden das Evangelium bringen, damit sie nicht länger unsere Feinde seien.

Entwickeln wir größeren Glauben

Wir müssen aufhören, die neuzeitlichen Götzen anzubeten und uns auf den „Arm des Fleisches“ zu verlassen, denn der Herr hat in unserer Zeit zu aller Welt gesagt: „Ich werde keinen schonen, der in Babylon verbleibt.“ (LuB 64:24.) … Wir glauben daran, dass sich jeder Einzelne und jede Familie gemäß der Weisung des Herrn vorbereiten muss, indem sie stärkeren Glauben ausüben, umkehren und sich am Aufbau seines Reiches auf der Erde, nämlich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, beteiligen. Anfangs mag dies ein wenig schwierig erscheinen, aber wenn man erst einmal beginnt, die Bedeutung dieses Werkes zu erfassen, und die Ewigkeit mehr im Blickfeld hat, dann überwiegen die Segnungen bei weitem den Preis dafür, dass man „der Welt“ entsagen muss.

Hierin liegt das einzig wahre Glück, und deshalb laden wir alle Menschen überall ein und freuen uns über die, die kommen und sich diesem Werk anschließen. Für den, der entschlossen ist, dem Herrn zu dienen, koste es, was es wolle, eröffnet sich hier der Weg zum ewigen Leben. Alles andere ist nur ein Mittel zu diesem Zweck.

Illustrationen von J. Beth Jepson