2013
Gnade für Mama Ente, Gnade für mich
August 2013


Bis aufs Wiedersehen

Gnade für Mama Ente, Gnade für mich

Die Verfasserin lebt in Utah.

Wie die Entenmutter werde ich meiner Aufgabe manchmal nicht gerecht. Dann kommt mir der Heiland zu Hilfe.

An einem Frühlingsnachmittag packte ich das Auto, um die übliche Runde zu fahren und meine fünf Kinder zum Unterricht und zum Training zu bringen beziehungsweise von dort abzuholen. Während ich Football-Schuhe und Tanzkleidung im Auto verstaute, bemerkte ich eine Ente, die mit ihren Küken in unserem Vorort den Gehweg entlangwatschelte.

Ich sah, dass sie ansetzte, die Straße zu überqueren. Unglücklicherweise wählte sie eine Stelle, wo sich ein Abflussgitter befand, und die Küken folgten ihr. Vier Küken rutschten hilflos zwischen den Gitterstäben hindurch.

Als die Entenmutter auf der anderen Straßenseite angekommen war, bemerkte sie, dass ein paar Küken fehlten, und hörte ein gedämpftes Piepen. Völlig ahnungslos, was sie da angerichtet hatte, lief sie zurück über das Abflussgitter, um nach den fehlenden Küken zu suchen, und verlor dabei zwei weitere. Entsetzt und ein wenig erbost wegen ihres törichten Verhaltens ging ich zu dem Gitter und versuchte, es anzuheben. Obwohl ich mit aller Kraft zog, rührte sich das Gitter kaum. Inzwischen war es auch schon höchste Zeit, eines meiner Kinder abzuholen.

Also nahm ich mir vor, mich später um die Küken zu kümmern, wenn ich es nicht so eilig hatte, und sprang ins Auto. Selbstgerecht murmelte ich vor mich hin: „Sie hat es nicht verdient, Mutter zu sein.“

In den folgenden anderthalb Stunden beging ich als Mutter einige Fehler, die mir immer wieder unterlaufen – Fehler, für die ich sowohl meine Kinder als auch meinen Vater im Himmel schon oft um Verzeihung gebeten habe. Jedes Mal nehme ich vor, mich zu bessern und diesen Schwächen nicht wieder zu erliegen. Als ich eines meiner Kinder anschnauzte, weil es ein anderes geärgert hatte, klangen mir meine eigenen Worte in den Ohren: „Sie verdient es nicht, Mutter zu sein.“

Plötzlich tat mir die Entenmutter aus tiefstem Herzen leid. Sie versuchte mit den Instinkten, die ihr gegeben waren, durchs Leben zu steuern, so wie ich auch. Manchmal reichen diese Instinkte aber einfach nicht aus, und unsere Kinder sind die Leidtragenden.

Ich beschloss, das Gitter irgendwie anzuheben und die Küken zu befreien. Als ich in unsere Straße einbog, sah ich eine kleine Gruppe neben der Fahrbahn stehen. Mein Nachbar hatte das Gitter entfernt, war hinuntergestiegen und hob gerade sanft die Küken heraus. Die verängstigten Küken rannten los, um ihre Mutter zu finden, die nervös unter einem nahegelegenen Busch hin und her lief. Sie hatte nicht um Hilfe gebeten, aber mein Nachbar war ihr zu Hilfe gekommen, als ihr Schutz einfach nicht ausreichte. Ich war tief bewegt, als mir bewusst wurde, dass der Heiland für meine Kinder und mich das Gleiche tut.

Manchmal werden wir unserer Aufgabe nicht gerecht, auch wenn wir die besten Absichten haben und unser Bestes geben. Doch die Gnade des Heilands „ist ausreichend für alle Menschen, die sich vor [ihm] demütigen“ (Ether 12:27). Es ist tröstlich zu wissen, dass meine Unzulänglichkeiten meine Kinder nicht zerstören werden und dass meine Kinder von unserem Erlöser Liebe, Frieden, Verständnis und Gnade erfahren werden. Er „hilft mit starker Hand“1 und möchte, dass meine Familie und ich das Leben meistern.Unsere Unzulänglichkeiten gewinnen nicht die Oberhand, solange wir demütig sind und den Herrn an unserer Seite haben.

Anmerkung

  1. „Wo wird mir Trost zuteil?“, Gesangbuch, Nr. 77