2013
Vier Versprechen als Richtschnur
August 2013


Vier Versprechen als Richtschnur

Aus einer Ansprache, die am 16. Januar 1973 bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität gehalten wurde.

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Präsident Thomas S. Monson

Gott wird euch in eurem Bestreben, ihm zu dienen und seine Gebote zu halten, führen, wenn ihr zuhört, wenn ihr lernt, wenn ihr arbeitet und wenn ihr Gott und euren Nächsten liebt.

Ich habe ein paar Entschlüsse gefasst, von denen ich euch berichten will in der Hoffnung, dass auch ihr diese Entscheidungen trefft. Erstens: Ich werde zuhören. Zweitens: Ich werde lernen. Drittens: Ich werde arbeiten. Und viertens: Ich werde Gott und meinen Nächsten lieben. Dieser vier Versprechen können durchaus unser Schicksal bestimmen.

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Zuhören

Ich hoffe, ihr hört euren Eltern zu, die jeden Morgen und jeden Abend niederknien und für euch beten und den Vater im Himmel bitten, euch zu behüten und in euren Entscheidungen zu führen. Und ich hoffe, dass ihr darauf achtet, wie ihr euch verhaltet. Meiner Meinung nach ehren wir unsere Eltern, wenn wir sie anerkennen und verstehen, dass sie sich Sorgen um uns machen. Dann gewinnen die Worte, die vom Berg Sinai ertönten, auch für uns Bedeutung: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ (Exodus 20:12.)

Ich hoffe, dass wir auch den Worten der Propheten zuhören. Und hoffentlich hören wir auch auf die Einflüsterungen des Heiligen Geistes. Ich verspreche euch: Wenn ihr euch auf den Heiligen Geist einstimmt, wenn ihr den Herzenswunsch habt, rechtschaffen zu sein, und euer Verhalten diesen Wunsch widerspiegelt, wird euch der Heilige Geist führen.

Ich hoffe, dass ich immer auf die Einflüsterungen des Heiligen Geistes achten werde. Mögen wir jeden Tag die Gelegenheit haben, diesen Einflüsterungen und dem richtungsweisenden Einfluss des Vaters im Himmel Beachtung zu schenken. Deshalb verspreche ich, dass ich zuhören werde.

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Lernen

Zweitens: Ich werde lernen. Es genügt nicht zuzuhören, wenn wir nichts daraus lernen. Ich verspreche, mehr aus den heiligen Schriften zu lernen, und hoffe, dass auch ihr daraus lernt. Wäre es nicht großartig, wenn wir uns diesen Rat des Herrn zu Herzen nähmen: „Sucht Worte der Weisheit aus den besten Büchern; trachtet nach Wissen, ja, durch Studium und auch durch Glauben.“ (LuB 88:118.) Lernen wir aus allen heiligen Schriften der Kirche, aber auch aus dem Leben der Führer der Kirche und aus dem Leben der Menschen, die uns nahe sind.

Zum Beispiel kann ich Geduld lernen, indem ich mich eingehend mit dem Leben unseres Herrn und Erlösers befasse. Könnt ihr euch vorstellen, wie enttäuscht er gewesen sein muss – da er ja wusste, dass er die Schlüssel zum ewigen Leben besitzt und uns den Weg ins celestiale Reich Gottes bereitet –, als er in der Mitte der Zeiten den Menschen das Evangelium brachte und miterleben musste, wie sie ihn und seine Botschaft zurückwiesen? Dennoch bewies er Geduld. Er nahm seine Lebensaufgabe an, ja, bis zum Kreuz, und davor noch Getsemani. Hoffentlich kann ich vom Herrn Geduld lernen.

Ich bitte euch inständig, mit mir zu versprechen: Ich werde lernen.

Arbeiten

Und nun drittens: Ich werde arbeiten. Es reicht nicht aus, sich etwas zu wünschen, es reicht nicht aus, zu träumen, er reicht nicht aus, etwas zu versprechen. Wir müssen auch handeln. Der Herr sagt: „Wer seine Sichel mit aller Macht einschlägt, … legt einen Vorrat an, sodass er nicht zugrunde geht.“ (LuB 4:4; Hervorhebung hinzugefügt.) Nephi erklärte: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat.“ (1 Nephi 3:7.) Jakobus hat diese Lektion so zusammengefasst: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst.“ (Jakobus 1:22.)

So hatte ich beispielsweise vor vielen Jahren im Sommer einmal ein Wochenende ohne Termine. Doch der Heilige Geist gab mir ein, ich solle einen Auftrag erfüllen. Also bestieg ich ein Flugzeug, um nach Kalifornien zu fliegen. Als ich mich hinsetzte, war der Platz neben mir frei. Doch einige Zeit später setzte sich eine nette junge Frau neben mich. Sie las ein Buch. Wie man das so macht, warf ich unauffällig einen Blick auf den Titel. Der Autor war ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel. Ich meinte: „O, Sie müssen Mormonin sein!“

Sie entgegnete: „Nein, nein. Wie kommen Sie darauf?“

Ich antwortete: „Sie lesen da ein Buch, das von einem sehr bekannten Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage geschrieben wurde.“

„Tatsächlich?“, erwiderte sie. „Ich habe das Buch von einem guten Bekannten, aber ich weiß nicht viel darüber. Es hat jedoch meine Neugier geweckt.“

Ich überlegte, ob ich ihr geradewegs mehr über die Kirche erzählen sollte. Da kam mir in den Sinn, was Petrus gesagt hat: „Seid stets bereit.“ (1 Petrus 3:15.) Ich kam zu dem Schluss, dass dies der richtige Zeitpunkt sei, Zeugnis zu geben. Anschließend konnte ich ihre Fragen über die Kirche beantworten – kluge, aufrichtige Fragen von jemandem, der nach Wahrheit sucht. Ich fragte sie, ob ich veranlassen dürfe, dass zwei Missionarinnen sie besuchen. Ich fragte, ob sie in San Francisco unsere Gemeinde für Junge Erwachsene besuchen wolle. Sie bejahte beide Fragen. Als ich wieder zu Hause war, schrieb ich dem Pfahlpräsidenten und leitete die Information an ihn weiter. Könnt ihr euch vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als mich der Pfahlpräsident einige Zeit später anrief und mir mitteilte, dass sie gerade getauft worden sei? Ich war überglücklich!

Mir ist bewusst, dass ich den Auftrag habe, zu arbeiten.

Gott und den Nächsten lieben

Schließlich das letzte Versprechen: Ich werde Gott und meinen Nächsten lieben. Kennt ihr die Antwort, die der Erretter dem Gesetzeslehrer gegeben hat, der fragte: „Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?“

Jesus antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22:36-39.)

Von William Shakespeare stammen die Zeilen: „Nicht liebt, wer nimmer offenbart die Liebe.“1 Wie können wir unsere Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen zeigen? Indem wir Gottes Gebote und den Rat seiner Diener befolgen. Es ist ein Segen, das Gesetz des Zehnten zu halten, die Regeln für sittliches Verhalten zu befolgen und in jedem Lebensbereich dem Wort unseres Vaters im Himmel zu gehorchen.

Wie sehr wir ihn lieben, erkennt er daran, wie gut wir ihm und wie gut wir unserem Nächsten dienen.

Es ist eure Entscheidung

Vier Versprechen: Ich werde zuhören, ich werde lernen, ich werde arbeiten, ich werde Gott und meinen Nächsten lieben. Wenn wir diese Versprechen erfüllen, werden wir vom Vater im Himmel geführt und erfahren wahre Freude.

Es ist eure Entscheidung, und es ist meine Entscheidung. Denken wir daran, dass unsere Entscheidungen unser Schicksal bestimmen. Gott wird euch in eurem Bestreben, ihm zu dienen und seine Gebote zu halten, führen, wenn ihr zuhört, wenn ihr lernt, wenn ihr arbeitet und wenn ihr Gott und euren Nächsten liebt.

Anmerkung

  1. William Shakespeare, Zwei Herren aus Verona, 1. Akt, 2. Szene, Zeile 31