2013
Junge Männer brauchen gute Vorbilder
September 2013


Junge Männer brauchen gute Vorbilder

Gute Vorbilder sind für Jugendliche in einer entscheidenden Lebensphase von großem Wert.

An der Highschool hatte Todd Sylvester zwei Hauptziele: hervorragend Basketball zu spielen und als der größte Partylöwe der Schule zu gelten.

Mit 14 begann Todd, zu trinken und Drogen zu nehmen. Er gehörte damals nicht der Kirche an. Seine Eltern hätten ihm keine Richtung vorgegeben, was sein Verhalten anging, erklärt er. Mit den Jahren zerstörten seine Drogenabhängigkeit und sein Alkoholkonsum seine anfangs vielversprechende Basketball-Laufbahn, und es ging mit ihm so weit bergab, dass er an Selbstmord dachte.

Leider finden sich einzelne Aspekte von Todds Geschichte heutzutage auch im Leben vieler anderer junger Männer wieder, sogar bei Mitgliedern der Kirche. Allerdings fehlte Todd etwas, was die jungen Männer in der Kirche haben: gute Vorbilder. Erwachsene mit Führungsaufgaben in der Kirche können für Jugendliche in einer entscheidenden Lebensphase von großem Wert sein. Gerade wegen seiner eigenen Lebensgeschichte liegt Todd, der sich mit 22 Jahren der Kirche angeschlossen hat, viel daran, den Jugendlichen in seiner Gemeinde ein gutes Vorbild zu sein.

Bruder Sylvester schaffte die Kehrtwende, als er in seiner dunkelsten Stunde ein einfaches Gebet ausstieß: „Gott, ich brauche Hilfe.“ Anderthalb Monate später rief ihn ein langjähriger Freund an, der der Kirche angehört. Er sagte: „Todd, ich hatte das Gefühl, ich solle dir sagen, dass wir dich auf unserer Seite brauchen. … Du kannst vielen Menschen helfen, vor allem den Jugendlichen und den Kindern.“

Ein paar Jahre später – Bruder Sylvester hatte sich inzwischen taufen lassen und hatte im Tempel geheiratet – wurde er berufen, im Programm der Jungen Männer mitzuarbeiten, was dazu führte, dass er insgesamt 14 Jahre lang in dieser Organisation tätig war.

Seine Vergangenheit motivierte ihn, den jungen Männern zur Seite zu stehen, und er fand einen Weg, auf das einzugehen, was ihnen zu schaffen machte. „Ich denke, dass die meisten Jungs Angst davor haben, über ihre Probleme zu sprechen“, meint er. „Aber ich habe den Jugendlichen Jahr für Jahr meine Geschichte erzählt. Und wahrscheinlich haben sie sich deshalb getraut, zu mir zu kommen und mir anzuvertrauen, dass sie ein Problem mit Pornografie oder Alkohol haben oder schon mal an Selbstmord gedacht haben.“ Bruder Sylvester konnte sie auf ihrem Weg der Umkehr, zu dem auch Gespräche mit dem Bischof gehörten, unterstützen.

Führungsbeamte, die zuhören und einem Jugendlichen auch in schwierigen Zeiten liebevoll begegnen, können eine starke Verbindung schaffen, die dazu beiträgt, das Selbstverständnis des Jugendlichen zu formen. Mat Duerden, Dozent an der Brigham-Young-Universität, dessen Dissertation die Entwicklung Jugendlicher zum Thema hatte, erklärt: „Im Jugendalter entwickelt man eine Vorstellung von seiner Identität: Werte, Ansichten, die eigene Rolle und so weiter. Das ist ein Prozess, bei dem man vieles erkundet. Zu diesem Prozess gehört auch, dass man von Gleichaltrigen, von Eltern und anderen Erwachsenen Rückmeldungen bekommt, die großen Einfluss haben, wenn der Erwachsene von dem Jugendlichen geachtet und geschätzt wird.“

Bruder Duerden sagt weiter: „Am ehesten wird man als erfahrener Berater angenommen, wenn die Beziehung auf gegenseitiger Achtung beruht und der Jugendliche das Gefühl hat, dass da jemand ist, dem er wirklich am Herzen liegt, ganz gleich, wie er sich kleidet oder wie er daherredet.“

„Die meisten Jungen sehnen sich nach einer Beziehung zu ihrem Vater“, sagt Bruder Sylvester. „Wenn diese Beziehung fehlt, ist das Beste naheliegenderweise, wenn ein männlicher Erwachsener zur Verfügung steht, mit dem man reden kann und bei dem man Ideen freien Lauf lassen kann, ohne wegen seiner Probleme verurteilt, lächerlich gemacht oder kritisiert zu werden. Ich hatte nicht vor, bei den Jungen den Vater zu ersetzen, aber ich wollte einfach da sein, damit sie jemanden hatten, mit dem sie vernünftig reden konnten.“

Führungsbeamte in der Kirche können eine entscheidende Rolle dabei spielen, einen Jugendlichen zu begleiten, doch das wichtigste Vorbild für die Jugendlichen sind ihre Eltern, darauf haben Propheten und Apostel hingewiesen. Beispielsweise hat Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel gesagt: „Väter, Sie sind für Ihren Sohn das wichtigste Vorbild an Männlichkeit. Sie sind seine bedeutendste Vertrauensperson und, ob Sie es glauben oder nicht, auf unzählige Weise sein Held. Ihre Worte und Ihr Beispiel haben großen Einfluss auf ihn.“ („Vater und Sohn – eine besondere Beziehung“, Liahona, November 2009, Seite 47.)

Keine der guten Beziehungen, die Bruder Sylvester zu den Jugendlichen aufbaute, entstand von einem Augenblick zum anderen; er musste diese Beziehungen über Jahre aufbauen. Von den 20 jungen Männern, die er unterrichtete, gingen 17 auf Mission. Mindestens 5 von ihnen hatten eigentlich nicht vor, auf Mission zu gehen, bis sie Bruder Sylvester kennenlernten.

„Ich konnte bei diesen Jungen nur deshalb so viel erreichen, weil sie wussten, dass sie mir am Herzen lagen“, sagt Bruder Sylvester. „Sie wussten es – nicht, weil ich es sagte, sondern weil ich mich entsprechend verhielt. Ich konzentrierte mich vor allem darauf, dass sie eine Beziehung zum Heiland aufbauten. Das ist meiner Meinung nach der Schlüssel. Damit können sie alles überwinden und im Leben vorwärtskommen und erfolgreich sein.“

Bruder Sylvester, der den Jungen half, eine Beziehung zum Erlöser aufzubauen, hoffte darauf, dass ihr Zeugnis sie schließlich dahin führen würde, eine Mission zu erfüllen, im Tempel zu heiraten und ihre Kinder anständig zu erziehen. „Das ist der Plan des Glücklichseins“, erklärt er. „Darum ist es so wichtig, dass wir uns um die Jugendlichen kümmern.“

Fotos von Welden C. Andersen