2013
Der neueste Diakon
Oktober 2013


Der neueste Diakon

„Und alle, die dieses Priestertum empfangen, die empfangen auch mich, spricht der Herr.“ (LuB 84:35)

Das Abendmahl auszuteilen ist eine große Verantwortung. Was wäre, wenn dabei alles schiefginge?

Benji stand vor dem Spiegel und rückte seine Krawatte zurecht. Das weiße Hemd und die dunkle Hose saßen perfekt, die Haare waren gekämmt. Alles sah so aus, als sei er bereit, zum Diakon ordiniert zu werden. Warum war er bloß so nervös?

Benji holte seine Schriften und ging aus dem Zimmer. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie anders heute alles sein würde. Und dann war da noch die Priestertumsaufgabe, die ihm nun bevorstand: das Austeilen des Abendmahls. Schon der Gedanke daran beunruhigte ihn. Was würde geschehen, wenn er nächste Woche, wenn er zum ersten Mal das Abendmahl austeilte, etwas falsch machte? Er versuchte, auch diesen Gedanken zu verscheuchen, als er aus dem Haus ging.

Die Abendmahlsversammlung verlief wie sonst auch. Aber danach ging Benji mit seinen Eltern zum Büro von Bischof Salazar. Dies war auf jeden Fall anders als sonst. Eigentlich wäre er um diese Uhrzeit in der PV.

Benji setzte sich. Sein Vater, der Bischof, der JM-Leiter und die Ratgeber des Bischofs legten ihm die Hände auf. Sein Vater übertrug ihm das Aaronische Priestertum. Als sein Vater den Segen sprach, verschwand das flaue Gefühl in Benjis Magen. Jetzt fühlte er sich ruhig und glücklich.

Benji stand auf und gab allen die Hand. Dann nahm er seine Mutter, seinen Bruder Jay und seine kleine Schwester Mirasol in die Arme.

Anschließend ging er in die Sonntagsschule. Dort war es ein bisschen anders als in der PV, aber es kam Benji dennoch vertraut vor. Im Unterricht wurde über das Beten gesprochen. In der PV hatte er schon oft etwas über das Beten gehört. Benji atmete erleichtert auf. Vielleicht ist es doch nicht so schwierig, Diakon zu sein!

„Es wird dir gefallen“, sagte Jay nach der Kirche zu Benji. „Ich segne das Abendmahl, und du teilst es aus.“

Sofort war das flaue Gefühl im Magen wieder da. „Geht in Ordnung“, sagte er leise. Vor dem Austeilen des Abendmahls fürchtete sich Benji am meisten!

Am Abend ging Benji zu seinem Vater, der auf der Couch saß und las. „Was, wenn ich jemanden übersehe und er nicht vom Abendmahl nehmen kann?“, fragte er. „Was, wenn ich stolpere?“ Er sah es ganz deutlich vor sich: Das Abendmahlsgeschirr fiel mit einem Klirren zu Boden und die Becher lagen in der ganzen Kapelle verstreut.

Vati drückte ihn an der Schulter. „Ich weiß noch genau, wie es war, als ich das erste Mal das Abendmahl ausgeteilt habe. Ich war sicher noch viel nervöser als du.“

Benji schaute ihn überrascht an. „Du? Du hast doch vor gar nichts Angst!“

Vati lachte. „Ich hatte schon oft Angst. Weißt du, was mir geholfen hat, nicht so nervös zu sein?“

Benji dachte kurz nach. „Beten?“

Vati lächelte. „Stimmt. Beten. Und mein Vater hat mir einen Segen gegeben. Möchtest du gern einen Segen haben?“

Benji nickte. „Ja! Das wäre schön.“

Die ganze Familie kam ins Wohnzimmer. Vati legte Benji die Hände auf. Als er zu reden begann, spürte Benji, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. „Denk daran, dass du das Priestertum durch eine heilige Handlung empfangen hast“, sagte Vati. „Der Vater im Himmel hat uns das Priestertum gegeben, damit wir unserem Nächsten dadurch dienen. Wenn du das mit voller Herzensabsicht tust, wirst du dabei und in allem gesegnet sein.“

Benji betete die ganze Woche über immer wieder um Hilfe. Am folgenden Sonntag saß er mit den anderen Diakonen vorn in der Kapelle. Er hörte aufmerksam zu, als Jay das Brot segnete.

Plötzlich war er wieder besorgt. Würde er es richtig machen? Es war doch so wichtig! Dann erinnerte er sich an das, was Vati ihm in dem Segen verheißen hatte. Die Unruhe verschwand, und er verspürte den Heiligen Geist.

Er nahm das Abendmahlsgeschirr und ging mit sicherem Schritt auf die ihm zugeteilten Reihen zu. Vorsichtig reichte er einer Frau in der ersten Reihe das Abendmahlsgeschirr.

Sie lächelte ihm zu. Benji lächelte zurück. Er wusste, dass er dem Herrn diente.

Illustration von Adam Koford