2014
Genau wie in den Schriften!
Januar 2014


Genau wie in den Schriften!

Die Verfasserin lebt in Utah.

Wir wanderten begeistert los – bis wir den Wegweiser sahen.

„Ich werde auch die Lasten, die euch auf die Schultern gelegt sind, leicht machen.“ (Mosia 24:14)

Als Zehnjährige ist man schon ziemlich schlau. Und man will alles selbst herausfinden.

Mein Papa sagt oft, ich solle die heiligen Schriften auf mich beziehen. Auf sich beziehen heißt, man versucht, das, was man aus den Schriften lernt, im Alltag umzusetzen. Beim Schriftstudium mit der Familie platze ich oft mit meiner Erkenntnis heraus, noch ehe Papa etwas dazu sagen kann. Zum Beispiel: „Ich weiß, Papa, wir sollen fasten und beten, so wie es hier in den Schriften steht.“

Papa lächelt dann immer, weil ich es verstanden habe.

Aber einmal habe ich etwas erlebt, was mir gezeigt hat, dass die Schriften wirklich sehr viel mit meinem Leben zu tun haben! Wir machten bei einem Familientreffen mit unseren Verwandten eine Rucksackwanderung.

Ich trug meinen Rucksack und meinen Schlafsack ohne zu murren. Schließlich waren es nur knapp 7 Kilometer bis zu dem See. Das konnte ich doch locker schaffen!

Es war kein schwieriger Weg, trotzdem war ich froh, als wir nach 3 Kilometern Rast machten. Da sahen wir den ersten Wegweiser. Da stand, dass es noch fast 10 Kilometer bis zum See waren! Mein Papa brauchte mir nicht zu sagen, dass das fast die doppelte Strecke war, wie wir angenommen hatten. Das hatte ich nämlich schon längst ausgerechnet. Aber auf eines musste er uns doch hinweisen: Wir mussten unser Wasser gut einteilen.

Das war ein guter Rat, aber er war schwer zu befolgen. Die Nachmittagssonne brannte herab, und entlang des Weges gab es kaum Schatten. Mir kam es vor, als würden wir den See nie erreichen.

Die Erwachsenen blieben mit den jüngeren Kindern weiter zurück, und meine älteren Cousins und Cousinen gingen voraus. Ich blieb mit drei Cousins und Cousinen, die in meinem Alter waren, irgendwo in der Mitte.

Als wir vor und hinter uns niemanden mehr sehen konnten, wurden wir doch ein wenig unruhig. Der Rucksack kam uns so schwer vor, und unsere Wasserflaschen waren leer. Wie weit war es noch?

Schließlich waren wir so verängstigt und so müde, dass wir beschlossen, haltzumachen und zu beten.

Nachdem wir gebetet hatten, setzten wir die Rucksäcke wieder auf und schleppten uns weiter vorwärts.

Kurze Zeit später hörten wir Hufschlag auf dem Weg vor uns. Wir blieben stehen und sahen einen Mann auf einem Pferd auf uns zureiten.

Er hielt an und gab uns Wasser. Er berichtete, dass unsere älteren Cousins und Cousinen schnell zum See weitergewandert waren, dort Wasser geschöpft und mit einem Wasserfilter gereinigt hatten und es uns bringen wollten. Der Mann hatte mitbekommen, dass wir Wasser brauchten, und hatte seine Hilfe angeboten. „Soll ich jemandem von euch den Rucksack abnehmen?“, fragte er.

Ich schaute meine Cousins und Cousinen an, und sie lächelten zurück. Wir fühlten uns gar nicht mehr müde!

„Reiten Sie bitte weiter und helfen Sie den anderen“, baten wir den Mann. „Uns geht es gut.“

Und das stimmte auch! Den restlichen Weg zum See hatten wir das Gefühl, als würden Engel unseren Rucksack mittragen und uns vorwärtsschieben. Als ich später meinen Eltern davon erzählte, strahlte Papa übers ganze Gesicht und Mama hatte Tränen in den Augen.

Eine Woche später lasen wir Mosia 24. Ich riss die Augen auf, als wir lasen: „Und ich werde auch die Lasten, die euch auf die Schultern gelegt sind, leicht machen, sodass ihr sie nicht mehr auf eurem Rücken spüren könnt.“ (Vers 14.)

„Genau das haben wir bei der Wanderung erlebt!“, rief ich aus. Ich musste gar nicht darüber nachdenken, wie ich diese Schriftstelle auf mein Leben beziehen konnte – diese Schriftstelle beschrieb etwas, was ich bereits erlebt hatte! Ich war wirklich verblüfft. Ich konnte es kaum erwarten, noch mehr Schriftstellen zu finden, die etwas beschrieben, was ich schon erlebt hatte.

So habe ich gelernt, die Schriften auf mich zu beziehen und auch meine Erfahrungen auf die Schriften zu beziehen!

Illustration von Scott Peck