2014
Vom Reden, vom Zuhören und von der Liebe
Februar 2014


Vom Reden, vom Zuhören und von der Liebe

Findet in Ihrer Ehe eine gute Kommunikation statt? Wenn wir uns drei Arten der Kommunikation bewusst machen, können wir unsere Beziehung festigen.

Als Ehe- und Familienberater bin ich oft mit Ehepaaren im Gespräch, die ihre Beziehung retten oder verbessern wollen. Einmal kam eine Frau zu mir, die erst seit wenigen Monaten verheiratet war. Sie berichtete mir von großen Kommunikationsproblemen in ihrer Ehe. Nachdem ich mit ihrem Mann gesprochen hatte, stellte ich fest, dass er sich sehr gut mitteilen konnte – offenbar nur nicht seiner Frau.

Ich habe mit den Jahren festgestellt, dass eine gute Kommunikation sich auf Herz und Sinn auswirkt. Wenn wir besser – also klarer und präziser – miteinander kommunizieren, schaffen wir damit eine tiefere emotionale Bindung, lösen Konflikte und festigen die Verbundenheit in der Ehe. Die folgenden Anregungen zeigen, wie man die Qualität der Kommunikation in einer Beziehung verbessern kann.

Führen Sie bedeutsame Gespräche

Dr. Douglas E. Brinley, Mitglied der Kirche, Spezialist auf dem Fachgebiet Ehe und Kindererziehung, beschrieb drei Kommunikationsebenen in einer Beziehung: oberflächliche, persönliche und anerkennende Kommunikation. Damit zwischen einem Mann und einer Frau eine tiefe Verbundenheit entstehen kann, muss das Verhältnis zwischen diesen drei Ebenen stimmen.1

Oberflächlich

Auf dieser Ebene ist die Kommunikation informativ und konfliktfrei, und sie ist mit einem sehr geringen Risiko verbunden. Jedes Ehepaar verbringt Zeit auf dieser Ebene. Man spricht Termine ab, unterhält sich über das Wetter oder die Benzinpreise. Diese Art der Kommunikation ist zwar notwendig, aber wenn die Gespräche hauptsächlich auf dieser Ebene stattfinden, kann keine tiefe Bindung zwischen den Partnern entstehen.

Oberflächliche Kommunikation kann tiefergehende, gehaltvolle Gespräche verdrängen. Wenn ein Ehepaar die tiefergehenden Fragen, über die es sprechen müsste, sorgsam vermeidet, wird es nicht lernen, Konflikte zu lösen, und keine innere Verbundenheit entwickeln. Diese Verbundenheit entsteht, wenn man über das spricht, was wirklich wichtig ist – und nicht über Belangloses. Ich habe in meiner Praxis beobachtet, dass viele Ehepaare versuchen, ihre Beziehung zu retten, indem sie ihre Kommunikation auf die oberflächliche Ebene beschränken. Indem sie das Wichtigste außer Acht lassen (siehe Matthäus 23:23), zerstören sie ihre Ehe.

Persönlich

In persönlichen Gesprächen unterhält man sich miteinander über seine Interessen, Träume, Leidenschaften, Ansichten und Ziele. Man kann dem anderen auch seine Ängste und Unzulänglichkeiten anvertrauen. Wenn man all dies – auf christliche Weise – anspricht, entsteht eine innere Verbundenheit, und die Beziehung wird gefestigt. Elder Marvin J. Ashton (1915–1994) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Kommunikation ist mehr ist als bloß ein Austausch von Worten. Kommunikation ist das überlegte Mitteilen von Gefühlen, Gedanken und Sorgen. Dazu gehört, dass man sich selbst vollständig gibt.“2

Wahrscheinlich haben Sie auf dieser Ebene kommuniziert, als Sie sich näher kennengelernt haben. Dies ist die Ebene, auf der man sich ineinander verliebt. Wenn Sie damit fortfahren, einander das mitzuteilen, was wichtig ist, fühlen sich beide Ehepartner anerkannt, erwünscht, geschätzt und gebraucht. Wenn Sie dann noch lernen, das, was Ihr Ehepartner Ihnen mitteilt, anzuerkennen – ihm zu zeigen, dass es Ihnen wichtig ist –, begeben Sie sich auf die nächste Ebene der Kommunikation.

Anerkennend

Mann und Frau tragen die feierliche Verantwortung, einander zu trösten und zu umsorgen.3 Die Autorinnen Sandra Blakeslee und Judith S. Wallerstein stellen fest: „Eine Ehe, in der man keine liebevolle Aufmerksamkeit erhält, keinen stärkenden Zuspruch, kann an seelischer Unterernährung eingehen.“4 Kommunikation, die Anerkennung ausdrückt, ist aufbauend, heilsam, stärkend und wohltuend. Auf dieser Ebene der Kommunikation bringen wir einem Menschen, der uns am Herzen liegt, unsere Wertschätzung und Lob zum Ausdruck. Fast jede Beziehung wird gedeihen, wenn eine gesunde Dosis Anerkennung zum Ausdruck kommt.

Anerkennung beginnt damit, dass man dem Ehepartner aufmerksam zuhört, und schließt mit ein, dass man Ansichten und Gedanken ausdrückt, die aufbauend und heilsam sind. Achten Sie auf das Gute an Ihrem Ehepartner, und teilen Sie es ihm mit. Wenn Ihr Ehepartner einen schweren Tag hatte, könnten Sie dies anerkennen, indem Sie zuhören und tröstende Worte sprechen. Sie könnten etwa sagen: „Es tut mir leid, dass du einen so schweren Tag hattest. Was war denn alles los?“ oder: „Was kann ich tun, damit der Rest des Tages besser wird?“ Vielleicht könnten Sie etwas sagen wie: „Ich verstehe, warum das ein schwerer Tag war. Aber ich hab Vertrauen in dich. Du bist klug und fleißig und wirst das Problem lösen.“ Mit solchen Äußerungen zeigt man, dass man mit dem Ehepartner mitfühlt und dass er einem wichtig ist. Indem man verbal auf die Gefühle, Ängste, Gedanken und Sorgen des Ehepartners eingeht, bringt man zum Ausdruck, dass man ihn und seine Gefühle anerkennt, dankbar für ihn ist und ihn liebt und achtet.5

Üben Sie sich in der Kunst des Zuhörens

Die größte Kommunikationskompetenz beweist man, indem man aufmerksam zuhört. Nächstenliebe in der Ehe kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass man dem Ehepartner die ganze Aufmerksamkeit schenkt und ihm zuhört – wirklich zuhört –, egal, was man selbst gern sagen würde. Gehört zu werden und geliebt zu werden, das liegt nahe beieinander, ja, angehört zu werden ist mit die höchste Form der Achtung und Anerkennung. Indem wir zuhören, sagen wir unserem Ehepartner: „Du bist mir wichtig. Ich liebe dich. Was du zu sagen hast, ist wichtig.“

In der Ehe soll es beim Zuhören nicht darum gehen, Informationen aufzunehmen, sondern den anderen wirklich zu verstehen. Den anderen wirklich zu verstehen bedeutet, eine Angelegenheit aus seiner Sicht zu sehen. Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat Ehepartnern ans Herz gelegt, dass sie lernen sollen zuzuhören und zuhören sollen, um voneinander zu lernen.6 Aufmerksames Zuhören hilft uns, unseren eigenen Willen und Stolz beiseite zu legen und eine Verbindung von Seele zu Seele herzustellen.

Elder Joe J. Christensen, ein ehemaliger Siebziger, gab den Rat: „Nehmen Sie sich die Zeit, Ihrem Ehepartner zuzuhören, planen Sie das sogar regelmäßig ein. Unterhalten Sie sich miteinander, und stellen Sie fest, ob Sie ein guter Ehepartner sind.“7 Wenn wir uns für das Reden Zeit nehmen, ohne jede Ablenkung, trägt das dazu bei, Probleme zu lösen. Bleiben Sie positiv, verhalten Sie sich christlich und vermeiden Sie es, Ihren Ehepartner beim Reden zu unterbrechen.

Nonverbale Hinweise

Ein weiterer Aspekt der Kommunikation, der manchmal übersehen wird, ist die nonverbale Kommunikation. Was man sagt und wie man es sagt, ist zwar wichtig, doch ebenso wichtig ist die Körpersprache. Sehen Sie Ihrer Frau in die Augen, wenn Sie mit Ihnen spricht? Verdrehen Sie die Augen, wenn Ihr Mann Ihnen sagt, dass er einen schlimmen Arbeitstag hinter sich hat? Zeigt Ihr Gesichtsausdruck Interesse und Aufrichtigkeit, oder wirken Sie eher gelangweilt oder genervt? Bringen Sie Ihre Liebe auch durch körperliche Zuwendung zum Ausdruck? Manchmal können eine Umarmung oder ein Lächeln mehr Liebe vermitteln als Worte. Ganz unabhängig von der Art des Gesprächs – ob man einen aktuellen Zeitungsartikel bespricht oder seine Lebensträume – eine positive Körpersprache unterstreicht die Wertschätzung und festigt die Beziehung.

Eifern Sie dem Beispiel Jesu nach

Führen Sie mit Ihrem Ehepartner bedeutsame Gespräche, und lassen Sie sich dabei in Ihrem Verhalten und Ihren Äußerungen vom Beispiel Jesu Christi leiten. Der Erretter strahlte Liebe, Interesse und Anteilnahme aus, wenn er zu den Menschen sprach. Er sprach sanft und seine Liebe war selbstlos. Er zeigte Mitgefühl und er vergab. Er hörte aufmerksam zu und bewies Nächstenliebe. Wenn wir unsere Beziehungen verbessern wollen, müssen wir lernen, ebenfalls auf positive Weise zu sprechen, sodass andere erbaut und gestärkt werden.

In meinen Beratungsgesprächen fordere ich Ehepaare meist auf, ihre Kommunikationsmuster zu analysieren und sich darin zu verbessern. Wenn Sie die Prinzipien bedeutsamer Gespräche in ihrer Beziehung angewandt haben, konnte ich Änderungen hin zu einer glücklicheren Ehe feststellen. Den Ehepartner wirklich zu verstehen, eine Atmosphäre zu schaffen, die eine offene Kommunikation fördert, und Zuneigung und Bewunderung auszudrücken sind Schlüssel zu einer besseren Beziehung und einer glücklicheren Ehe.

Der Verfasser lebt in Utah.

Anmerkungen

  1. Siehe Douglas E. Brinley und Mark D. Ogletree, First Comes Love, 2002, Seite 123–126

  2. Marvin J. Ashton, „Family Communications“, Ensign, Mai 1976, Seite 52

  3. Siehe „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, November 2010, Umschlagrückseite

  4. Sandra Blakeslee und Judith S. Wallerstein, The Good Marriage: How and Why Love Lasts, 1995, Seite 240

  5. Douglas E. Brinley, Strengthening Your Marriage and Family, 1994, Seite 153f.

  6. Russell M. Nelson, „Zuhören, um zu lernen“, Der Stern, Juli 1991, Seite 23

  7. Joe J. Christensen, „Die Ehe und der große Plan des Glücklichseins“, Der Stern, Juli 1995, Seite 58

  8. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 23