2014
Segnungen des Tempels
Februar 2014


Segnungen des Tempels

Nach einer Ansprache, die am 15. November 2005 bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität gehalten wurde. Den englischen Text findet man in voller Länge unter speeches.byu.edu.

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Elder Robert D. Hales

Die errettenden heiligen Handlungen des Tempels sind ein notwendiger Bestandteil, ja, sogar der Mittelpunkt des ewigen Plans des Glücklichseins.

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A child's hand touching the Salt Lake Temple.

Foto von Craig Dimond

Die Segnungen des Endowments sind für uns alle von ebenso entscheidender Bedeutung wie unsere Taufe. Wir müssen uns also bereitmachen, damit wir rein sind und den Tempel Gottes betreten können. Die Tempelarbeit ermöglicht uns, für uns selbst das Endowment zu empfangen und Bündnisse zu schließen. Danach können wir dieselben Verordnungen auch zur Erlösung der Verstorbenen durchführen. Aus diesem Grund werden wir in den heiligen Schriften angewiesen, Tempel zu bauen und so zu leben, dass wir würdig sind, an den heiligen Handlungen und Bündnissen des Tempels teilzuhaben.

Aus den heiligen Schriften wissen wir, dass die persönliche Würdigkeit, die der Herr von uns erwartet, damit wir den Tempel betreten und die heiligen Tempelbündnisse auf uns nehmen können, eine der größten Segnungen ist, die uns im Erdenleben zuteilwerden können. Nachdem wir dann die Tempelbündnisse auf uns genommen haben, stellen wir durch unseren Gehorsam – indem wir diese Bündnisse jeden Tag treu einhalten – unseren Glauben, unsere Liebe, unsere Hingabe und unsere innere Verpflichtung unter Beweis, den Vater im Himmel und seinen Sohn Jesus Christus zu ehren. Und wir machen uns bereit, in Ewigkeit bei ihnen zu leben. Die errettenden heiligen Handlungen des Tempels sind ein notwendiger Bestandteil, ja, sogar der Mittelpunkt des ewigen Plans des Glücklichseins.

Der heilige Tempel

Wir müssen ein Zeugnis davon erlangen, dass der Tempel das Haus des Herrn ist, und Ehrfurcht entwickeln. Der Tempel ist wahrlich ein Ort, wo man „in der Welt, aber nicht von der Welt“ ist. Wenn man beunruhigt ist oder vor wichtigen Entscheidungen steht, die einem schwer auf der Seele lasten, kann man seine Sorgen in den Tempel bringen und geistig Führung empfangen.

Damit die Heiligkeit des Tempels bewahrt wird und der Heilige Geist diejenigen segnen kann, die in den Tempel kommen, um heilige Handlungen zu empfangen und Bündnisse einzugehen, darf, wie wir wissen, nichts Unreines in den Tempel gelangen. Die Andacht im Tempel trägt wesentlich dazu bei, dass der Geist dort jede Stunde und jeden Tag zugegen sein kann.

Als ich noch ein Junge war, fuhr mein Vater mit mir von Long Island bei New York nach Salt Lake City. Er ging mit mir über den Tempelplatz, ließ mich den Tempel berühren und sprach mit mir darüber, welche Bedeutung der Tempel für mich hatte. Damals entschloss ich mich, eines Tages wiederzukommen und die heiligen Handlungen des Tempels zu empfangen.

Der Tempel ist ein heiliges Gebäude, ein heiliger Ort, wo notwendige errettende Zeremonien und heilige Handlungen vollzogen werden, die uns auf die Erhöhung vorbereiten. Es ist wichtig für uns, die Gewissheit zu erlangen, dass es zu den wichtigsten Ereignissen im Leben gehört, dass wir uns darauf vorbereiten, in das heilige Haus zu gehen und an den heiligen Handlungen und Bündnissen teilzuhaben.

Segnungen des Tempels im Laufe der Geschichte

Im Laufe der Geschichte hat der Herr in jeder Evangeliumszeit Propheten geboten, Tempel bauen zu lassen, damit sein Volk die heiligen Handlungen des Tempels empfangen konnte.

Der Kirtland-Tempel war der erste Tempel in diesen Letzten Tagen. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung der Schlüssel des Priestertums. Der Erlöser erschien in Herrlichkeit und nahm den Kirtland-Tempel als sein Haus an. Damals erschienen auch Mose, Elias und Elija, um Joseph Smith die Schlüssel zu übertragen, die sie in ihrer jeweiligen Evangeliumszeit innehatten. Elija stellte die Schlüssel seiner Evangeliumszeit wieder her, wie es von Maleachi verheißen worden war, damit wir uns der Segnungen des Tempels erfreuen können (siehe LuB 110).

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The Lord Appears in the Kirtland Temple

Der Herr erscheint im Kirtland-Tempel, Gemälde von Del Parson

Der Nauvoo-Tempel war der erste neuzeitliche Tempel, in dem das Endowment sowie Siegelungen vollzogen wurden. Diese heiligen Handlungen gaben den Pionieren innerlich große Kraft, als sie die Prärie überquerten und auf ihrem Weg ins Salzseetal, nach Zion, viel Drangsal erleiden mussten.

Als Joseph Smith nach Carthage gebracht wurde, war es offensichtlich, warum ihm so viel daran gelegen war, den Tempel fertigzustellen. Er wusste, was von den Mitgliedern gefordert werden würde und dass sie mit Macht ausgerüstet werden mussten – mit der Macht der Priestertums –, damit sie das Kommende ertragen konnten.

Unsere Vorfahren, die Pioniere, wurden im Nauvoo-Tempel als Familien aneinander gesiegelt. Die Bündnisse, die sie im Nauvoo-Tempel mit dem Herrn geschlossen hatten, waren für sie auf ihrem Zug nach Westen ein Schutz, so wie unsere Bündnisse für jeden von uns ein Leben lang ein Schutz sind. Die heiligen Handlungen und Bündnisse des Tempels sind unser Schutz in all unseren derzeitigen Prüfungen und Bedrängnissen und bei allem, was uns in Zukunft noch bevorsteht. Sie sind unser Vermächtnis. Sie machen uns zu dem, der wir sind.

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LDS pioneer Thomas E. Ricks depicted as a teenage boy leaving Nauvoo, Illinois with his family. The pioneers are depicted crossing the frozen Mississippi river. The Nauvoo Temple is depicted in the background.

Der Auszug aus Nauvoo, Gemälde von Glen S. Hopkinson, Vervielfältigung untersagt

Für das Zeugnis der frühen Mitglieder der Kirche war die Teilnahme an den heiligen Handlungen des Tempels von großer Bedeutung. Ihnen standen ja viel Mühsal bevor, ein wütender Mob, die Vertreibung aus ihren gemütlichen Häusern in Nauvoo und die lange, beschwerliche Reise. Im heiligen Tempel waren sie mit Macht ausgerüstet worden. Mann und Frau waren aneinander gesiegelt worden. Kinder waren an ihre Eltern gesiegelt worden. Viele von ihnen verloren unterwegs Angehörige durch den Tod. Doch sie wussten, dass dies nicht das Ende für sie war. Im Tempel waren sie für alle Ewigkeit gesiegelt worden.

Die Tempelverordnungen: Endowment und Siegelung

Der Tempel ist die beste Universität, die dem Menschen bekannt ist; dort erlangen wir Einsichten und Kenntnisse über die Erschaffung der Welt. Die Waschung und die Salbung erklären uns, wer wir sind. Die Erläuterungen beim Endowment leiten uns darin an, wie wir unser Leben führen sollen (siehe LuB 97:13,14).

Der wichtigste Zweck des Tempels besteht darin, die heiligen Handlungen, die für die Erhöhung im celestialen Reich erforderlich sind, zugänglich zu machen. Die heiligen Handlungen des Tempels führen uns zu unserem Erlöser und schenken uns die Segnungen, die wir dem Sühnopfer Jesu Christi verdanken. Das Wort Endowment bedeutet „Gabe“. Diese heilige Handlung besteht aus einer Reihe von Anweisungen, wie wir leben sollen, und aus Bündnissen, mit denen wir uns verpflichten, rechtschaffen zu leben, indem wir Jesus Christus nachfolgen.

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Sealing room in the Kansas City Missouri Temple.

Innenaufnahme vom Kansas-City-Missouri-Tempel von Matthew Reier

Eine weitere wichtige heilige Handlung ist die Siegelung für die Ewigkeit in einer celestialen Ehe. Dieser Bund ermöglicht, dass Kinder an ihre Eltern gesiegelt werden und im Bund geborene Kinder zu einer ewigen Familie gehören.

Im Buch Lehre und Bündnisse erfahren wir: „Was auch immer du auf Erden siegelst, wird im Himmel gesiegelt sein, und was auch immer du in meinem Namen und durch mein Wort auf Erden bindest, spricht der Herr, das wird ewiglich in den Himmeln gebunden sein; und wessen Sünden auch immer du auf Erden erlässt, dem werden sie ewiglich in den Himmeln erlassen sein; und wessen Sünden auch immer du auf Erden behältst, dem werden sie im Himmel behalten sein.“ (LuB 132:46.)

Wenn ein Paar am Altar kniet, bin ich mir als Siegler meiner Rolle als Bevollmächtigter des Herrn bewusst, denn ich weiß: Was auf der Erde gesiegelt wird, ist im wahrsten Sinne des Wortes im Himmel gesiegelt. Wenn die Gesiegelten treu bleiben und bis ans Ende ausharren, wird es nie gelöst werden.

Die Spiegel an den gegenüberliegenden Wänden im Siegelungsraum im Tempel sind so angebracht, dass sich das Spiegelbild unendlich fortzusetzen scheint. Wenn man auf der einen Seite in den Spiegel schaut, stellt dies die Ewigkeit dar, die wir bereits durchlebt haben, ehe wir zur Erde kamen. Wenn wir uns dann zur anderen Seite wenden, sehen wir wiederum scheinbar endlose Spiegelbilder. Sie symbolisieren die Ewigkeit nach unserem Erdendasein. Der Siegelungsraum selbst stellt die irdische Prüfungszeit dar. Dies soll uns zeigen, dass es die richtige Entscheidung war, zur Erde zu kommen und die Erfahrung des Erdenlebens zu machen, und dass in diesem kurzen Zeitabschnitt die Art und Weise, wie wir unser Leben führen, darüber entscheiden wird, wie wir in alle Ewigkeit leben werden.

Ihr bereitet euch darauf vor, die Prüfungen des irdischen Lebens zu bestehen. Es war unser Wille und unsere freie Entscheidung, die Gegenwart Gottvaters zu verlassen, um diese irdische Prüfungszeit zu absolvieren. Und wir wussten, dass es „in allem einen Gegensatz“ geben werde (2 Nephi 2:11). Es ist unser Ziel (siehe 1 Nephi 15:14), die ganze Waffenrüstung Gottes anzulegen und die feurigen Pfeile des Widersachers (siehe LuB 3:8) mit dem Schwert des Geistes und dem Schild des Glaubens (siehe LuB 27:15-18) abzuwehren, bis ans Ende auszuharren und würdig zu sein, für immer in der Gegenwart Gottvaters und seines Sohnes Jesus Christus zu leben – und somit ewiges Leben zu erlangen.

Ich gebe euch Zeugnis, dass Gott lebt, dass Jesus der Messias ist und dass Joseph Smith, der Prophet unserer Evangeliumszeit, die Segnungen des Priestertums wiederhergestellt hat, die es uns ermöglichen, an den Segnungen des Tempels teilzuhaben.