2014
Hört mich jemand?
März 2014


Hört mich jemand?

Lucas hatte schon oft gebetet, aber hatte er auch ein Zeugnis vom Gebet?

„Ich knie mich hin jeden Tag, sprechʼ mit dem himmlischen Vater. Er hört mich, wenn ich glaubʼ, und gibt Antwort mir.“ („Ich bete voll Glauben“, Kinderstern, März 1991, Seite 5)

Ich war beunruhigt. Meine PV-Lehrerin hatte mich gebeten, am kommenden Sonntag im Miteinander eine Ansprache zu halten. „Du könntest Zeugnis über das Beten geben“, hatte sie gesagt. Wir hatten gerade in unserer Klasse über das Beten gesprochen.

Ich hatte schon oft gebetet. Ich betete alleine und sprach auch oft das Familiengebet. Ich hatte auch schon viele Male das Dankgebet vor dem Essen gesprochen, und ich hatte schon in der PV gebetet. Aber nun war ich mir nicht sicher, ob ich ein Zeugnis vom Gebet hatte und ob ich wirklich wusste, wie das Gebet mir helfen konnte. „Hört mich wirklich jemand, wenn ich bete?“, fragte ich mich.

Ich ging in die Küche, wo meine Mutter gerade das Abendessen zubereitete.

„Mama“, sagte ich, „wie kann ich Zeugnis vom Gebet geben, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich ein Zeugnis davon habe?“

Meine Mutter legte ihren Arm um mich. „Warum bereitest du nicht eine Lektion über das Gebet für den Familienabend vor, und wir sprechen gemeinsam darüber?“, schlug sie vor.

Meine Mutter half mir dabei, Geschichten und Konferenzansprachen über das Gebet zu finden. Damit bereitete ich mich auf den Familienabend und meine PV-Ansprache vor.

Als ich am Montag mit meiner Lektion an der Reihe war, erzählten mir meine Eltern, wie ihnen das Gebet geholfen hatte. Am folgenden Sonntag hielt ich dann meine Ansprache in der PV, aber es änderte sich nichts an meinen Gefühlen. Ich fragte mich noch immer, ob ich ein Zeugnis vom Gebet hatte. Ich betete ernsthaft wegen meiner Zweifel, aber ich erhielt nicht sofort eine Antwort.

Eines Tages kam mein Vater nach Hause, nachdem er den ganzen Tag über vergeblich nach Arbeit gesucht hatte. Er war sehr traurig. Er war schon seit vielen Wochen arbeitslos. Ich lief zu ihm und umarmte ihn, wie ich es immer machte.

„Sei nicht traurig, Papa“, sagte ich. Plötzlich fühlte ich etwas in meinem Herzen. „Wir müssen beten“, sagte ich.

„Jetzt gleich?“, fragte mein Vater.

„Ja, gleich jetzt“, antwortete ich. „Ich glaube, dass der Vater im Himmel uns erhören wird.“

Wir knieten uns gemeinsam hin und baten den himmlischen Vater, uns zu trösten.

Nach dem Gebet lasen wir, wie jeden Abend, in den heiligen Schriften, dann saßen wir noch eine Weile beieinander und redeten. Mir fiel auf, dass nach und nach unsere Traurigkeit wich und sich die Freude ausbreitete, die sonst bei uns zu Hause herrschte. Ich empfand etwas Besonderes – fühlte mich sicher und behütet, und ich wusste einfach, dass alles gut werden würde. Es war ein sehr schönes Gefühl.

Mama fiel es auch auf. „Spürst du das, Lucas?“, fragte sie leise. „Der Heilige Geist tröstet uns, er lässt uns spüren, dass wir nicht allein sind.“

„Ja, das spüre ich“, erwiderte ich. Ich wusste, dass der Vater im Himmel unser Gebet erhört hatte.

Diesen Abend werde ich nie vergessen. Jetzt habe auch ich ein Zeugnis von der Macht des Gebets.

Wie soll ich beten?

Wenn wir beten, sprechen wir zum Vater im Himmel. Deshalb beginnen wir unser Gebet, indem wir sagen: „Unser Vater im Himmel.“ Wir danken ihm für unsere Segnungen. Dann bitten wir ihn um das, was wir brauchen. Am Ende sagen wir: „Im Namen Jesu Christi. Amen.“

Wir können jederzeit, überall und um alles beten. Wir müssen dafür nicht knien oder in einer Kirche sein. Wir können um kleine und große Dinge beten.

Wir können leise oder laut beten, für uns allein oder zusammen mit anderen Menschen.

Wir sprechen im Gebet immer ehrfürchtig, um unsere Achtung vor dem Vater im Himmel zu zeigen.