2014
Bündnisse mit Gott machen einen Christen stark
Juli 2014


Bündnisse mit Gott machen einen Christen stark

Nach der Ansprache „Die Macht der Bündnisse“ bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 2009

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Elder D. Todd Christofferson

Wie kommt es, dass wir Kraft erlangen, wenn wir Bündnisse mit Gott eingehen und sie halten?

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A young woman partaking of the sacrament in a church setting.

Am 15. August 2007 wurde Peru von einem schweren Erdbeben erschüttert, bei dem die Küstenstädte Pisco und Chincha fast völlig zerstört wurden. Wie viele andere Führer und Mitglieder der Kirche machte sich auch Wenceslao Conde, der Präsident des Zweigs Balconcito in Chincha, sofort daran, denen zu helfen, deren Wohnhaus beschädigt worden war.

Vier Tage nach dem Erdbeben war Elder Marcus B. Nash von den Siebzigern in Chincha, um die Hilfsmaßnahmen der Kirche vor Ort zu koordinieren. Dort traf er Präsident Conde. Als sie über die Verwüstung sprachen, die über den Ort hereingebrochen war, und darüber, was unternommen wurde, um den Opfern zu helfen, trat Präsident Condes Frau Pamela hinzu. Sie trug eines ihrer kleinen Kinder auf dem Arm. Elder Nash fragte Schwester Conde, wie es ihren Kindern gehe. Lächelnd erwiderte sie, dass sie dank der Güte Gottes alle gesund und wohlauf seien. Er erkundigte sich nach dem Haus der Familie.

„Das gibt es nicht mehr“, antwortete sie schlicht.

„Und Ihr Besitz?“, fragte er.

„Alles liegt unter den Trümmern unseres Hauses begraben“, erwiderte Schwester Conde.

„Und dennoch“, bemerkte Elder Nash, „lächeln Sie, wenn Sie mir das erzählen.“

„Ja“, sagte sie, „ich habe gebetet und empfinde Frieden. Wir haben alles, was wir brauchen. Wir haben einander, wir haben unsere Kinder und sind im Tempel aneinander gesiegelt, wir haben diese wunderbare Kirche, und wir haben den Herrn. Mit der Hilfe des Herrn können wir es wieder zu etwas bringen.“

Bündnisse sind machtvoll

Woher kommt diese sittliche und geistige Macht, und wie können wir sie erlangen? Sie kommt von Gott. Durch unsere Bündnisse mit ihm können wir auf diese Macht zugreifen. Ein Bündnis ist eine Übereinkunft zwischen Gott und dem Menschen, ein Abkommen, für das Gott die Bedingungen festlegt.1 In diesen Übereinkünften mit Gott verpflichtet er sich selbst, uns zu stützen, zu heiligen und zu erhöhen, wenn wir uns verpflichten, ihm zu dienen und seine Gebote zu halten.

Was hat es damit auf sich, wenn wir Bündnisse mit Gott eingehen und halten und dadurch die Kraft haben, in schweren Zeiten zu lächeln, Bedrängnis in Jubel zu verwandeln und uns „voll Eifer einer guten Sache [zu] widmen … und viel Rechtschaffenheit zustande [zu] bringen“ (LuB 58:27)?

Stärkung durch Gaben und Segnungen

Zunächst einmal ist es so, dass wir uns eines ständigen Stroms an Segnungen erfreuen, den Gott in seinem Bund mit uns verheißt, sofern wir uns gehorsam an die Grundsätze und Gebote des Evangeliums Jesu Christi halten. Diese Segnungen bringen uns die Hilfe, die wir im Leben brauchen, damit wir handeln und nicht nur auf uns einwirken lassen. Beispielsweise werden wir dank der Gebote des Herrn im Wort der Weisheit, das den Umgang mit unserem physischen Körper betrifft, vor allem mit „Weisheit und große[n] Schätze[n] der Erkenntnis …, selbst verborgene[n] Schätze[n]“ (LuB 89:19) gesegnet. Außerdem bewirken sie, dass wir im Allgemeinen gesünder und frei von zerstörerischer Sucht sind. Gehorsam bewirkt, dass wir unser Leben besser im Griff haben und besser befähigt sind, Dinge zu tun oder zu lassen, aber auch zu arbeiten und zu gestalten. Natürlich fordern auch Alter, Unfälle und Krankheiten unweigerlich ihren Tribut, aber selbst dann befähigt uns der Gehorsam gegenüber diesem Evangeliumsgesetz, diesen Herausforderungen besser zu begegnen.

Auf dem Pfad des Bundes verfügen wir über einen unerschöpflichen Vorrat an Gaben und Hilfen. „Die Liebe hört niemals auf“ (1 Korinther 13:8; siehe auch Moroni 7:46), Liebe bringt Liebe hervor, Mitgefühl Mitgefühl, Tugend Tugend, Verpflichtung Treue und Dienen Freude. Wir sind Teil eines Bundesvolkes, einer Gemeinschaft von Heiligen, die einander ermutigen, unterstützen und dienen. Wie Nephi erklärte: „Und wenn es so ist, dass die Menschenkinder die Gebote Gottes halten, nährt er sie und stärkt sie.“ (1 Nephi 17:3.)

Stärkung durch vermehrten Glauben

Dies bringt uns zu einem zweiten Aspekt, wie unsere Bündnisse uns stärken ‒ sie erzeugen den Glauben, den man braucht, um durchzuhalten und alles zu tun, was dem Herrn ratsam ist. Unsere Bereitschaft, den Namen Christi auf uns zu nehmen und seine Gebote zu halten, erfordert ein gewisses Maß an Glauben, aber wenn wir unsere Bündnisse in Ehren halten, wächst dieser Glaube. In erster Linie werden die verheißenen Früchte des Gehorsams sichtbar, und das festigt unseren Glauben. Zweitens tut uns der Geist kund, dass Gott mit uns zufrieden ist, und wir finden darin Sicherheit, dass er uns fortwährend segnet und hilft. Drittens können wir, was auch immer kommen mag, dem Leben hoffnungsvoll und mit Gleichmut begegnen, weil wir wissen, dass wir am Ende erfolgreich sein werden, denn wir haben Gottes Verheißung an uns ‒ individuell und namentlich ‒ und wissen, dass er nicht lügen kann (siehe Enos 1:6; Ether 3:12).

Die Führer der Kirche am Anfang dieser Evangeliumszeit haben bekräftigt, dass es einem in Zeiten der Prüfung die nötige Zuversicht gibt, wenn man auf dem Pfad des Bundes bleibt: „Es war [die Erkenntnis, dass der Weg, den sie im Leben beschritten, dem Willen Gottes entsprach], was die Heiligen in alter Zeit befähigte, alle Leiden und Verfolgungen zu ertragen und … nicht nur den Verlust ihrer Güter und die Vernichtung ihrer Habe freudig auf sich zu nehmen, sondern auch den Tod in seinen grässlichsten Formen zu erleiden; sie wussten (und glaubten nicht nur), dass sie, nachdem ihre irdische Hülle zerfallen war, eine Wohnung von Gott ‒ ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel ‒ besitzen würden. (2 Korinther 5:1.)“2

Sie haben auch deutlich gemacht, dass wir, wenn wir jedes Opfer bringen, das Gott von uns verlangt, vom Geist die Bestätigung bekommen, dass die Richtung stimmt und dass sie Gott gefällt.3 Damit wird unser Glaube grenzenlos, und wir haben die Gewissheit, dass Gott zur rechten Zeit jede Bedrängnis zu unserem Vorteil wenden wird (siehe LuB 97:8,9).

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A young man performing the baptism of a boy.

Stärkung durch die „Macht des Göttlichen“

Wir haben zunächst die kraftspendenden Segnungen und dann das Geschenk des Glaubens betrachtet, das Gott allen gewährt, die ihre Bündnisse mit ihm halten. Der letzte Aspekt der Stärkung durch Bündnisse, den ich erwähnen möchte, ist die Verleihung göttlicher Macht. Unsere im Bund begründete Verpflichtung ihm gegenüber ermöglicht dem himmlischen Vater, seinen göttlichen Einfluss, die „Macht des Göttlichen“ (LuB 84:20), in unser Leben einströmen zu lassen. Dies kann er tun, weil wir, indem wir an den heiligen Handlungen des Priestertums teilnehmen, unsere Entscheidungsfreiheit ausüben und bekunden, dass wir diese Macht empfangen möchten. Durch unsere Teilnahme an diesen heiligen Handlungen zeigen wir auch, dass wir bereit sind, die zusätzliche Verantwortung auf uns zu nehmen, die mit dem weiteren Licht und der geistigen Macht verbunden ist.

Bei allen heiligen Handlungen, aber besonders bei denen im Tempel, werden wir mit Macht aus der Höhe ausgestattet (siehe LuB 109:22). Diese „Macht des Göttlichen“ kommt in Gestalt des Heiligen Geistes und durch seinen Einfluss. Die Gabe des Heiligen Geistes ist Teil des neuen und immerwährenden Bundes. Sie ist ein entscheidendes Element unserer Taufe, nämlich die Taufe durch den Geist. Sie ist der Gnadenbote, durch den das Blut Christi angewandt wird, um unsere Sünden wegzunehmen und uns zu heiligen (siehe 2 Nephi 31:17). Sie war die Gabe, mit der Adam „im inneren Menschen belebt“ wurde (Mose 6:65). Durch den Heiligen Geist ertrugen die Apostel in alter Zeit alles, was sie ertragen mussten, und kraft der Priestertumsschlüssel, die sie besaßen, trugen sie das Evangelium in die ganze damals bekannte Welt hinaus.

Nachdem wir göttliche Bündnisse geschlossen haben, ist der Heilige Geist unser Tröster, unser Führer und Begleiter. Die Früchte des Heiligen Geistes sind „das Friedfertige der unsterblichen Herrlichkeit, die Wahrheit aller Dinge, das, was alles belebt, was alles lebendig macht, das, was alles weiß und alle Macht hat gemäß der Weisheit, Barmherzigkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Rechtsprechung“ (Mose 6:61). Die Gaben des Heiligen Geistes sind das Zeugnis, Glaube, Erkenntnis, Weisheit, Offenbarungen, Wunder, Heilung und Nächstenliebe − um nur einige zu nennen (siehe LuB 46:13-26).

Der Heilige Geist bezeugt eure Worte, wenn ihr Menschen vom Evangelium erzählt und ihnen Zeugnis gebt. Der Heilige Geist gibt euch auch, wenn ihr in feindseliger Umgebung seid, das ins Herz, was ihr sagen sollt. Er erfüllt die Verheißung des Herrn, dass ihr „vor den Menschen nicht zuschanden werden“ sollt (LuB 100:5). Der Heilige Geist offenbart euch, wie ihr die nächste, scheinbar unüberwindliche Hürde nehmen könnt. Wenn der Heilige Geist in euch wirkt, können andere die reine Christusliebe verspüren und die Kraft bekommen, vorwärtszustreben. Der Heilige Geist bestätigt zudem in seiner Eigenschaft als Heiliger Geist der Verheißung die Gültigkeit und Wirksamkeit eurer Bündnisse und siegelt Gottes Verheißungen auf euch (siehe LuB 88:4,5; 109:14,15).

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A group of youth walking towards the St. George Utah Temple.

Der Vater im Himmel wird bei euch sein

Bündnisse mit Gott machen einen Christen stark. Ich fordere euch auf: Macht euch für alle heiligen Handlungen des Priestertums würdig und empfangt sie, und haltet dann treu die Versprechen, die ihr in einem Bund gegeben habt. Stellt in Notzeiten eure Bündnisse an die erste Stelle, und nehmt es mit dem Gehorsam genau. Dann könnt ihr voll Glauben – ohne zu zweifeln – um das bitten, was ihr braucht, und Gott wird euch erhören. Während ihr euch anstrengt und nach ihm Ausschau haltet, wird er euch Halt geben. Zu der Zeit und in der Art und Weise, die er für richtig erachtet, wird er euch die Hand reichen und sagen: „Hier bin ich.“

Anmerkungen

  1. Siehe Schriftenführer, „Bund”; scriptures.lds.org

  2. Lectures on Faith, 1985, Seite 67

  3. Siehe Lectures on Faith, Seite 69ff.