2014
Das Zuhause – ein Zentrum des Lernens
Oktober 2014


Das Zuhause – ein Zentrum des Lernens

Wenn durch das, was wir in der Kirche lernen, das untermauert wird, was wir zu Hause lernen, schaffen wir eine feste Grundlage dafür, das Evangelium in die Tat umzusetzen.

Und denken Sie bitte an den Leseauftrag für nächste Woche!“ Klingt vertraut, nicht wahr? Solch eine Aufforderung hören wir häufig zu Unterrichtsschluss.

Natürlich ist es gut und richtig, wenn wir uns auf den Unterricht am Sonntag vorbereiten. Doch solche Aufforderungen vermitteln mitunter, beim Lernen und Nachsinnen gehe es vor allem darum, sich für den nächsten Sonntag bereitzumachen.

Im Grunde genommen sollte es jedoch genau umgekehrt sein.

Bei sämtlichen Lehren, Programmen und Aktivitäten der Kirche geht es darum, dass „die Familie im Mittelpunkt steht und [sie] von der Kirche unterstützt“1 wird. Das bedeutet demnach, dass die Versammlungen der Kirche im Grunde genommen dazu da sind, jeden Einzelnen und jede Familie beim Lernen zu unterstützen. Gary E. Stevenson, der Präsidierende Bischof, hat gesagt, Lehren und Lernen finde vornehmlich in der Familie statt2. Sobald das Lehren und Lernen tatsächlich vornehmlich in der Familie stattfindet, ergibt sich daraus eine Macht, die dazu führen kann, dass sich Menschen bekehren.

Dies ist die Botschaft der diesjährigen HO-Schulung Das Lernen und Lehren zu Hause und in der Kirche, die im Internet unter annualtraining.lds.org abrufbar ist. Laut Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel werde dadurch nicht der kirchliche Unterricht im Gemeindehaus herabgewürdigt, „denn den haben wir ja unser Leben lang durchgeführt. Aber das Lehren und Lernen sollen uns doch rund um die Uhr begleiten.“3 Wenn das Lernen in solchen Momenten stattfindet, die sich im Lauf des Tages so ergeben, können wir eine feste Grundlage für ein „Haus des Lernens“ (siehe LuB 88:119) legen und uns und unserer Familie auf diese Weise geistige Zuflucht und geistigen Schutz angedeihen lassen.

Das Lernen zu Hause

Vielleicht sind die positiven Folgen nicht immer gleich ersichtlich, doch wenn man sich einfache Augenblicke des Lernens und des Lehrens zunutze macht, kann das viel bewirken. Einige Familien berichten, wie sich dieser Einfluss im Alltag bemerkbar macht:

Einfache Augenblicke

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A father and son carrying skateboards as they walk down a wet road.

„Manchmal ist ein hochoffizielles Gespräch über ein Evangeliumsthema eher peinlich. Bei einem ungezwungenen Gespräch konnten wir unseren Kindern sehr oft Wesentliches vermitteln, und wir sind dankbar dafür. Lernmomente, die sich im Alltag einfach so ergeben, gibt es ja häufiger als einen geplanten Unterricht, und dann ergreifen wir die Chance und bringen unseren Kindern wichtige Grundsätze bei. So kann ich etwa meinen Kindern beim Einkaufen vermitteln, welchen Stellenwert Ehrlichkeit hat. Grundsätze sind für meine Kinder leichter zu begreifen, wenn sie sie konkret in der Tat erleben.“

Mona Villanueva, Philippinen

Gespräche unterwegs

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A mother and her young daughters sitting together on a sofa. They are looking at a magazine.

„Jeden Morgen nehmen meine Töchter und ich den Bus, sie zu ihrer Schule und ich zur Arbeit, und unterwegs ergeben sich oft gute Gespräche. Einmal haben wir einen Streit zwischen einem Mann und seiner Frau miterlebt. Meine Töchter wandten sich zu mir um und warteten auf meine Reaktion. Doch ich fragte sie stattdessen nach ihrer Meinung. Sie sagten mir, niemals solle ein Mann so mit seiner Frau umgehen. Danach sprachen wir über Beziehungen und vor allem über die Ehe. Die halbe Stunde im Bus verging sehr erfreulich und erbaulich.“

Mario Lorenz, Guatemala

Beim Essen ein festes Band schmieden

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Mother and children making cookies.

„Diese zwanglosen Augenblicke, wo ich meinen Kindern etwas vermitteln kann, tragen sehr zu einer engen Beziehung bei. Nach der Schule sitzen wir um den Küchentisch und unterhalten uns bei einem kleinen Snack über das, was sie in der Schule erlebt haben. Oft erzählen mir die Kinder dann, was einer ihrer Freunde gesagt hat oder wie sie sich gefühlt haben, als jemand dieses oder jenes gesagt oder getan hat. Dann kann ich ganz konkret Zeugnis geben, und wir können darüber sprechen, wie sich mein Kind gefühlt hat. Wenn sich Kinder nicht unter Druck gesetzt fühlen, ist ein offenes Gespräch eher möglich. Meiner Erfahrung nach sind Kinder dann, wenn es einmal nötig wird, auch eher gewillt, über wesentliche Punkte zu sprechen, eben weil ein Vertrauensverhältnis besteht und sie davon ausgehen, dass die Eltern ihnen auch zuhören.“

Alyson Frost, Griechenland

Gegenseitiges Vertrauen

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Young family in New Zealand. The parents are holding their two boys.

„Meiner Frau und mir ist bewusst, dass es vorrangig unsere Aufgabe ist, unsere Kinder zu unterweisen, und nicht die der Führungsbeamten der Kirche, aber wir sind auch dankbar für alles, was sie für uns tun, und wir bringen uns auch gerne ein, wo immer es uns möglich ist. In unserer Gemeinde gibt es großartige Führungsbeamte, die sich wirklich nach Kräften um die Jugendlichen und die Kinder bemühen und ihnen helfen, ihr Potenzial zu erkennen. Ich habe schon mehrmals mit dem Bischof gesprochen und wende mich auch immer wieder an die Jugendführer und frage sie, welchen Fortschritt meine Kinder machen. Dadurch, dass wir immer wieder miteinander darüber reden, wie es um den Fortschritt unserer Kinder bestellt ist, können wir einander auch zur Seite stehen.“

Jesse N. Arumugam, Südafrika

Kraft aus den heiligen Schriften

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Man studying the scriptures.

„Das Schriftstudium trägt dazu bei, dass ich etwas über Jesus und seinen Charakter lerne und ihm dadurch ähnlicher werden kann. Dadurch verspüre ich auch in reicherem Maße, wie der Geist des Herrn mich führt und mich wissen lässt, wie ich das, was ich lerne, in die Tat umsetzen kann, sodass ich gewappnet bin, wenn Herausforderungen und die Versuchungen des Satans an mich herantreten. Ohne diese Hilfe kann ich, das ist mir bewusst, mein Potenzial als Sohn Gottes nicht verwirklichen.“

Nathan Woodward, England

Das Lernen in der Kirche: Zehn Grundsätze, die jeder Lehrer kennen sollte

Nicht nur in der Familie können wir vermehrt auf die Macht des Lehrens und Lernens zurückgreifen, sondern auch der Unterricht in der Kirche kann davon profitieren. Wenn sich ein Lehrer an diese zehn Grundsätze hält, können sich diejenigen, die er unterrichtet, mehr bekehren.

  1. Besprechen Sie sich mit den Eltern, die ja die Hauptverantwortung als Lehrende tragen, und finden Sie heraus, was jeder Ihrer Schüler braucht, und unterrichten Sie in Hinblick darauf.

  2. Bereiten Sie sich durch den Geist vor und lehren Sie durch ihn. Verwenden Sie im Unterricht Fragen und Methoden, die dazu einladen, dass ein vom Geist geleitetes Unterrichtsgespräch geführt wird und die Teilnehmer geistige Nahrung mit nach Hause nehmen.

  3. Es geht um den Menschen, nicht um Lektionen.

  4. Konzentrieren Sie sich auf die wesentlichen Punkte der Lehre.

  5. Befassen Sie sich besser eingehend mit einem oder zwei wesentlichen Grundsätzen, und versuchen Sie nicht, den gesamten Lehrstoff durchzunehmen.

  6. Laden Sie den Geist dadurch ein, dass sich jeder einbringen kann (siehe LuB 88:122).

  7. Fordern Sie nachdrücklich zu Taten auf – bitten Sie nicht bloß darum, dass die Mitglieder heimgehen und etwas über das Thema nachlesen, sondern dass sie heimgehen und entsprechend leben.

  8. Geben Sie Zeugnis von der Lehre – entweder zu Unterrichtsschluss oder wann immer der Geist Sie dazu drängt.

  9. Leben Sie nach dem Evangelium und bringen Sie Ihr eigenes Haus in Ordnung (siehe LuB 93:43,44,50).

  10. Achten Sie auf Möglichkeiten, wie Sie im Alltag und in zwangloser Atmosphäre diese Grundsätze weiterhin vermitteln können.

Anmerkungen

  1. Handbuch 2: Die Kirche führen und verwalten, Abschnitt 1.4

  2. Siehe Gary E. Stevenson in dem Video „Der Gemeinderat – wir sitzen alle im selben Boot“ (HO-Schulung 2014), annualtraining.lds.org.

  3. Jeffrey R. Holland in dem Video „Das Lernen und Lehren zu Hause und in der Kirche: zu Hause“ (HO-Schulung 2014), annualtraining.lds.org.