2015
Als Zeugen Gottes auftreten
März 2015


Als Zeugen Gottes auftreten

Aus der Ansprache „Witnesses of God“, die am 25. Februar 2014 bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität Idaho gehalten wurde. Den englischen Text finden Sie in voller Länge unter www2.byui.edu/DevotionalsandSpeeches.

Als „Salz der Erde“ müssen wir Mitglieder der Kirche unseren „Geschmack“ bewahren, indem wir unsere Religion leben und als Zeugen Gottes auftreten.

Bild
Illustration for Stand as Witnesses of God

Illustrationen von Scott Greer

Wir leben in einer Welt, in der die Existenz Gottes und die Bedeutsamkeit seiner Gebote recht oft geleugnet werden. Ich hoffe, dass meine Worte Ihnen helfen, Ihrer Pflicht, Zeugnis von Gott zu geben und für Wahrheit und Rechtschaffenheit einzutreten, noch besser nachzukommen.

I.

Ich beginne mit den ersten drei Glaubensartikeln:

„Wir glauben an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist.

Wir glauben, dass der Mensch für seine eigenen Sünden bestraft werden wird und nicht für die Übertretung Adams.

Wir glauben, dass durch das Sühnopfer Christi alle Menschen errettet werden können, indem sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums befolgen.“ (1. bis 3. Glaubensartikel.)

Ein großer Prophet im Buch Mormon hat die gleiche Lehre verkündet:

„Glaubt an Gott; glaubt daran, dass er ist und dass er alles erschaffen hat, sowohl im Himmel wie auf Erden; glaubt daran, dass er alle Weisheit und alle Macht hat, sowohl im Himmel wie auf Erden; glaubt daran, dass der Mensch nicht alles erfasst, was der Herr erfassen kann.

Und weiter, glaubt daran, dass ihr von euren Sünden umkehren und von ihnen lassen und euch vor Gott demütigen müsst; und bittet mit aufrichtigem Herzen, er möge euch vergeben; und nun, wenn ihr an dies alles glaubt, so seht zu, dass ihr es tut.“ (Mosia 4:9,10.)

Heute allerdings leugnen oder bezweifeln viele die Existenz Gottes. Sie gehen davon aus, dass Verhaltensregeln allesamt vom Menschen geschaffen werden und also nach Belieben angenommen oder verworfen werden können.

Warum spreche ich von solch grundlegenden Tatsachen – von der Existenz Gottes und davon, dass es im Hinblick auf unser Verhalten eine absolute Norm gibt, die besagt, was richtig und was falsch ist? Manchmal muss dringend über das gesprochen werden, was eigentlich für selbstverständlich erachtet wird. Einfache, grundlegende Wahrheiten werden möglicherweise deshalb nicht angesprochen, weil wir meinen, sie seien ohnehin jedem völlig klar. Dem ist aber nicht so. Wir müssen auf die elementaren Lehren, auf denen unser Glaube beruht, Nachdruck legen. Dazu zählen in letzter Konsequenz die Existenz Gottes, ewig gültige Wahrheit und Richtig und Falsch, wie es durch Gottes Lehren und Gebote festgelegt ist.

II.

Gott zu leugnen und seine Rolle im menschlichen Leben herunterzuspielen, ist etwas, was in der Renaissance begonnen hat und heute allenthalben vorherrscht. Den menschlichen Verstand zu verherrlichen hat sowohl positive als auch negative Folgen. Die Wissenschaft hat zahllose Verbesserungen des Lebensalltags hervorgebracht, doch die Ablehnung göttlicher Autorität als ultimative Grundlage für Richtig und Falsch seitens derer, die die Wissenschaft an Gottes Stelle setzen, stellt viele religiös gesinnte Menschen vor die Frage: „Warum [sollte] der Wille eines brillanten Denkers der liberalen Schule [oder auch die Ausrichtung eines Teiles des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten] … bei der sittlichen Entscheidungsfindung mehr Gewicht haben als Gottes Wille?“1

Wer im Leben menschliche Logik an die Stelle von göttlichem Wirken setzt, setzt sich selbst herab und mindert dadurch auch den Wert der Gesellschaft.

Ich bin dankbar, dass ich weiß, dass es zwei Arten gibt, wie man sich Wissen aneignet: die wissenschaftliche Methode und die geistige Methode, die mit dem Glauben an Gott beginnt und sich auf die heiligen Schriften, inspirierte Lehren und persönliche Offenbarung stützt. Letzten Endes gibt es keine Diskrepanz zwischen der einen und der anderen Art Wissen, da ja Gott, der allmächtige Ewige Vater, alle Wahrheit kennt und uns nahelegt, uns auf beiderlei Weise Wissen anzueignen.

Den Prophezeiungen zufolge wird es in den Letzten Tagen einen großen Widerstand gegen inspirierte Wahrheit und inspiriertes Handeln geben. So kennen wir etwa die Prophezeiung vom Antichristen und die von der großen und gräuelreichen Kirche.

Der Antichrist

Der Apostel Johannes verwendet den Begriff Antichrist als Bezeichnung für jemanden, der „den Vater und den Sohn leugnet“ (1 Johannes 2:22). Heutzutage nennt man jemanden, der die Existenz Gottes leugnet, einen Atheisten. Manche Atheisten machen sich lustig über den Glauben derer, die von etwas überzeugt sind, was sich nicht beweisen lässt. Zugleich jedoch leugnen sie hartnäckig die Existenz Gottes, was sie wiederum auch nicht beweisen können.

Wir sind auf das Leugnen der Existenz Gottes vorbereitet, und zwar durch einen Bericht im Buch Mormon über einen Mann namens Korihor. Korihor, der zweimal als Antichrist bezeichnet wird (siehe Alma 30:6,12), bedient sich einer Ausdrucksweise, die deutlich an die meisten atheistischen Abhandlungen unserer Zeit erinnert:

„Siehe, ihr könnt nicht von Dingen wissen, die ihr nicht seht; darum könnt ihr nicht wissen, dass es einen Christus geben wird.

Ihr schaut voraus und sagt, ihr seht eine Vergebung eurer Sünden. Aber siehe, das ist die Auswirkung eines wirren Sinnes; und diese Verwirrung eures Sinnes kommt von den Überlieferungen eurer Väter, die euch verführen, an Dinge zu glauben, die nicht so sind.“ (Alma 30:15,16.)

Korihor erklärt zudem, „dass kein Sühnopfer für die Sünden der Menschen vollbracht werden könne“. Seine Beschreibung, was geschieht, wenn jemand die Vorstellung von Sünde und einem Erlöser ablehnt, gleicht auffallend der heutzutage weit verbreiteten Ansicht, „dass es jedermann in diesem Leben so ergehe, wie es dem Verhalten jedes Geschöpfes entspreche; darum gedeihe jeder Mensch, wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche; und was auch immer jemand tue, sei kein Verbrechen“ (Alma 30:17; Hervorhebung hinzugefügt).

Moralischer Relativismus

Korihors Philosophie nennt man heutzutage „moralischen Relativismus“. Diese Philosophie wird von zwei Fachleuten wie folgt beschrieben: „Im Hinblick auf ethische Fragen gibt es keine verbindliche Norm, was richtig und was falsch ist, kein feststehendes Urteil darüber, was unangemessen oder angemessen ist, und keine auf Vernunft und Verstand basierende Methode, aufgrund derer sich ethische Unterscheidungen treffen ließen, die jederzeit überall auf jedermann zutreffen.“2

Genau diese Denkrichtung wird in den populären Medien oder auch durch Gruppenzwang übernommen. „Befrei dich von altmodischen Regeln. Mach, was dir gut tut. Du bist ja niemandem Rechenschaft schuldig über das hinaus, wozu man durch menschliche Gesetze oder öffentliche Missbilligung gezwungen ist, falls man sich erwischen lässt.“ Hinter all diesen Vorstellungen steht die Annahme, dass es keinen Gott gibt oder dass er, sollte es ihn doch geben, keine Gebote gegeben hat, die für uns heute noch Geltung hätten.

Säkularer Humanismus

Weit verbreitet sind das Leugnen eines Gottes, der sich nicht beweisen lässt, und das Bestreiten von Richtig und Falsch in der akademischen Welt. Der säkulare Humanismus ist ein Zweig innerhalb des Humanismus, dessen Bezeichnung wohl auf seine Ausrichtung am Säkularismus zurückzuführen ist. Diese Geisteshaltung kommt bewusst oder unbeabsichtigt an vielen Hochschulen und Universitäten zum Tragen.

Für einen religiös gesinnten Menschen besteht das zu beanstandende Element in den verschiedenen Ausrichtungen humanistischer Philosophie darin, dass im Humanismus die Existenz Gottes geleugnet wird und abgestritten wird, dass es unumstößliche sittliche Maßstäbe gibt, die auf Gottes Geboten beruhen. Demgemäß lehnt das Humanistische Manifest von 1973 den „traditionellen sittlichen Kodex“ ab und ebenso „traditionelle dogmatische oder autoritäre Religionen, die Offenbarung, Gott, Rituale oder Glaubensbekenntnisse über menschliche Bedürfnisse und Erfahrungswerte stellen“. Weiter heißt es darin: „Kein gottgegebener Zweck ist uns … für die menschliche Spezies erkennbar. … Der Mensch ist selbst dafür zuständig, was er ist oder was aus ihm wird. Keine Gottheit wird uns retten; wir müssen uns selbst retten.“3

Natürlich leisten Anhänger des Humanismus, auch Humanisten genannt, viel Positives. Sie unterstützen beispielsweise Demokratie, Menschenrechte, Bildung und materiellen Fortschritt. Solange diese Verbesserungen nicht die Gläubigen ausschließen, ist unser einziger strittiger Punkt mit den Humanisten ihre Ablehnung göttlicher Vollmacht und göttlicher Werte.

Bild
Illustration depicting three adults holding arrows above their heads. The arrows are pointing straight down.

Chauncey Riddle, ein ehemaliger Philosophieprofessor an der BYU, schreibt: „Der Humanismus macht den Menschen zum Gott, zum allerhöchsten Wesen, und der gebildete menschliche Verstand wird letztlich zum Richter über das, was wahr, gut und schön ist.“ Er führt uns auch vor Augen, dass sich der Humanismus „in der heutigen Welt einer guten Presse erfreut, da die meisten Autoren, Herausgeber, Gelehrten und Vertreter der Medien dem Humanismus anhängen“4.

Viele, die die Existenz Gottes leugnen oder anzweifeln, würden vermutlich gar nicht von sich behaupten, sie seien Anhänger der Philosophie des moralischen Relativismus. Sie begreifen sich als jemand, der durchaus über gewisse externe Maßstäbe von Richtig und Falsch verfügt – selbst wenn sich unumstößliche Maßstäbe, die nicht auf dem Glauben an Gott beruhen, kaum erklären lassen. Säkulare Humanisten, die offiziell die „traditionellen religiöse Moralvorstellungen“ ablehnen und von sich sagen, sie stützten sich auf „Prüfung durch wissenschaftliche Beweise“5, erfüllen offenbar eine Prophezeiung aus dem Buch Mormon, nämlich die von denen, „die ohne Gott in der Welt leben“ (Mosia 27:31).

Die große und gräuelreiche Kirche und andere „Kirchen“

Prophezeiungen im Buch Mormon beschreiben „die große und gräuelreiche Kirche der ganzen Erde, deren Gründer der Teufel ist“ (1 Nephi 14:17). Diese „Kirche“ wird gemäß der Prophezeiung „Herrschaft über die ganze Erde, bei allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern“ haben (1 Nephi 14:11). Sie wird als „vor allen anderen Kirchen höchst gräuelreich“ bezeichnet, und es heißt über sie, sie handle, „um von der Welt gelobt zu werden“, und bringe „die Heiligen Gottes … in Gefangenschaft hinab“ (1 Nephi 13:5,9).

Da keine Glaubensgemeinschaft – ob christlich oder nicht – jemals „Herrschaft“ über alle Nationen der Erde hatte oder dazu imstande gewesen wäre, die Heiligen Gottes allesamt in „Gefangenschaft“ zu bringen, muss diese große und gräuelreiche Kirche sehr viel weiter gefasst sein als irgendeine einzelne „Kirche“, wie wir den Begriff heute verstehen. Damit muss jede Philosophie oder Organisation gemeint sein, die sich gegen den Glauben an Gott wendet. Und wenn davon die Rede ist, dass diese „Kirche“ die Heiligen Gottes in „Gefangenschaft“ bringen will, handelt es sich dabei wohl weniger um das Gefangensein im körperlichen Sinne als vielmehr darum, dass man in falschen Anschauungen gefangen ist.

Nephi wurde durch Offenbarung kundgetan, dass es „nur zwei Kirchen“ gibt: „die Kirche des Lammes Gottes“ und „die Kirche des Teufels“ (1 Nephi 14:10; siehe auch 13:4-6). Diese Beschreibung zeigt den Unterschied auf zwischen denen, die an Gott glauben und ihm nach bestem Wissen und Gewissen dienen wollen, und denen, die die Existenz Gottes leugnen (siehe 1 Nephi 14:10).

Bild
Illustration depicting groups of people holding arrows.

Es gibt noch weitere Aussagen im Buch Mormon, in denen der Begriff Kirche gebraucht wird, um entweder Gottesglauben oder Unglauben zu bezeichnen. In den letzten Kapiteln in 2 Nephi wird vorhergesagt, dass die Andern in den Letzten Tagen „viele Kirchen“ aufrichten werden, die „die Macht und Wundertaten Gottes herab[setzen] und … sich selbst ihre eigene Weisheit und ihre eigene Gelehrsamkeit [predigen], damit sie Gewinn erlangen“ (2 Nephi 26:20). In diesen Prophezeiungen ist die Rede von „Kirchen, die aufgerichtet sind, aber nicht für den Herrn“ (2 Nephi 28:3), und die „mit ihrer Gelehrsamkeit lehren“ und „die Macht Gottes [leugnen]“ (2 Nephi 28:4,5). Sie werden „zum Volk [sprechen]: Hört auf uns und vernehmt unsere Weisung; denn siehe, heute gibt es keinen Gott mehr“ (2 Nephi 28:5).

Als der Erretter unter den Nephiten wirkte, warnte er vor einer Kirche, die „nicht auf mein Evangelium gebaut ist, sondern auf Menschenwerk gebaut ist oder auf die Werke des Teufels“ (3 Nephi 27:11; siehe auch die Ausführungen über das „große und geräumige Gebäude“ in 1 Nephi 8:26-33; 11:35; 12:18). Diese Warnungen beziehen sich nicht allein auf religiöse Organisationen. In der heutigen Zeit umfassen sie eine Vielzahl an säkularen Denkmodellen und Bewegungen.

III.

Viele Menschen, die an Gott und daran glauben, dass es auf Basis seiner Gebote ein absolutes Richtig und Falsch gibt, werden im Rahmen weltlicher Lehrmeinungen und durch das Leugnen Gottes, wie es in so vielen Organisationen einschließlich der Bildungseinrichtungen und Medien gang und gäbe ist, belächelt und verspottet. Diese Schwierigkeiten sind vorhergesagt worden. Ihnen ist eine immer kleiner werdende Anzahl an gottesfürchtigen Menschen ausgesetzt, die unseren Glauben an Gott sowie an ein Richtig und Falsch, das sich aus seinen Geboten ableitet, teilen. Dies ist aber nur eine Wiederholung dessen, was auch schon zur Zeit des Erlösers stattgefunden hat.

Auch wenn wir „von allen Seiten … in die Enge getrieben [werden,] verzweifeln [wir] dennoch nicht“ (2 Korinther 4:8). Wir wissen, dass es für unser geistiges Wachstum erforderlich ist, dass es „in allen Dingen einen Gegensatz“ gibt (2 Nephi 2:11). Außerdem wissen wir, dass „es der Herr für richtig [hält], sein Volk zu züchtigen; ja, er prüft ihre Geduld und ihren Glauben“ (Mosia 23:21). In den Schriften heißt es aber auch, dass der Herr diejenigen befreien wird, die ihr Vertrauen in ihn setzen (siehe 1 Samuel 17:37,45,46; Psalm 34:23; Sprichwörter 3:5,6; Alma 36:27; 38:5).

Ich will nun drei Vorschläge machen, was wir als Reaktion auf die gegenwärtigen Zustände tun können. Ich beginne mit dem einfachsten. Alle drei leiten sich aus dem Aufruf im Buch Mormon ab, dass wir „allzeit und in allem und überall, wo auch immer [wir uns befinden mögen], selbst bis in den Tod, als Zeugen Gottes“ auftreten sollen (Mosia 18:9).

Halten Sie den Namen und die Macht Gottes in Ehren

Wir sind dazu angehalten, „an Christus zu glauben und ihn nicht zu leugnen“ (2 Nephi 25:29), in jedem Gedanken auf Christus zu blicken, nicht zu zweifeln, uns nicht zu fürchten (siehe LuB 6:36) und von Christus zu reden, uns über Christus zu freuen und von Christus zu predigen (siehe 2 Nephi 25:26). Dies können wir auf zweierlei Art umsetzen, zum einen im persönlichen Gebet und zum anderen durch die Art Grußkarten, die wir versenden.

Im persönlichen Gebet und im Familiengebet können wir Gott bitten, uns und unseren Mitmenschen sowie denen, die politische Verantwortung tragen, zu helfen, Gott als den Schöpfer anzuerkennen und ebenso das Richtig und Falsch, das sich aus seinen Geboten ableiten lässt. Darum sollten wir beten. Das kommt seinen Kindern überall zugute.

Stellen wir uns zudem dem derzeitigen Trend entgegen, jedweden Bezug zur Religion – selbst in privaten Gesprächen – zu meiden. Religiöse Symbole und der Bezug zu Christus sind in den vergangenen Jahren auf Weihnachts- oder Kondolenzkarten weitgehend verschwunden. Beim Aussuchen solcher Karten sollten wir nicht daran beteiligt sein, in unserer Privatkorrespondenz dem Verschwinden heiliger Andenken Vorschub zu leisten. Als Gläubige haben wir die Pflicht, den Namen und die Macht Gottes und Christi in unseren Gesprächen, im Alltag und in unserer Kultur zu bewahren.

Erwähnen Sie auch in der Öffentlichkeit Gottes Segnungen

Helfen Sie mit, dass Gottes Segnungen auch in der Öffentlichkeit Erwähnung finden dürfen. Dadurch soll dem Trend entgegengewirkt werden, dass Religion, Glaube und Hinweise auf Gott und seine Segnungen im öffentlichen Raum immer seltener Erwähnung finden. Vergleichen Sie beispielsweise unsere heutigen amtlichen Schriftstücke oder die Wortmeldungen führender Politiker heute mit ähnlichen Schriftstücken und Reden von Politikern aus den ersten zwei Jahrhunderten des Bestehens der Vereinigten Staaten. Aus dieser Gegenüberstellung wird offenkundig, dass es bewusste Bestrebungen gibt, Hinweise auf Gott und den Einfluss der Religion bei der Gründung und dem Bestand der Vereinigten Staaten zu eliminieren.

Was können wir dagegen tun? Zunächst einmal können wir in unserer Familie und in der Kirche mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir beim Unterweisen und im Unterricht die Segnungen des Herrn in unserem Leben und in unserem Land erwähnen. Damit dies „in Weisheit und Ordnung“ (Mosia 4:27) geschehe, dürfen wir allerdings nicht den Eindruck erwecken, wir würden nicht anerkennen, dass Staatsbürger jüdischen oder muslimischen Glaubens oder sonstiger nichtchristlicher Religionen und ebenso auch Atheisten Teil unseres Landes sind und zum Wohl unseres Staates beitragen. Aber wir sollten beispielsweise offen und ehrlich die Tatsache ansprechen, dass die Vereinigten Staaten von Menschen gegründet wurden, die vorwiegend Christen waren und die die Grundsätze ihres Glaubens in der Verfassung, in den Gesetzen und in der Kultur des Landes verankert haben.6

In einem kürzlich verfassten Essay vertritt Bruder Clayton Christensen, Professor an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Harvard und ehemaliger Gebietssiebziger, vehement die Meinung, dass Religion die Grundlage von sowohl Demokratie als auch Wohlstand ist. Er ruft uns ins Gedächtnis, dass sowohl die Demokratie als auch der Kapitalismus in großem Maße vom Gehorsam gegenüber nicht erzwingbaren Grundsätzen abhängen. Diese Voraussetzung gründet sich wiederum auf Religionen, die elementare Grundsätze vermitteln wie etwa „die Gleichheit der Menschen und dass es unerlässlich ist, fremdes Eigentum zu achten sowie ehrlich und redlich zu sein“. Der Säkularismus, der an die Stelle der theistischen Religion treten will, hat weder die Macht noch das Programm, das zu bieten, was Bruder Christensen „die unabdingbare Grundlage umfassenden Gehorsams gegenüber dem nicht Erzwingbaren“7 nennt.

Setzen Sie sich für die freie Religionsausübung ein

Setzen Sie sich für die freie Religionsausübung ein. Dies ist schon schwieriger, denn es erfordert Zusammenarbeit zwischen Gläubigen unterschiedlicher Konfessionen. Wo der Staat freie Religionsausübung gewährt, müssen wir auch einfordern, dass uns dieses garantierte Recht seitens der Regierung auch wirklich gewährt wird. Ich möchte hier nur zwei Beispiele nennen, die Anlass zur Sorge geben.

Im ersten geht es um das Beten in der Öffentlichkeit. Beten bedeutet, dass sich jemand an Gott wendet, wie immer seine Vorstellung von Gott auch aussehen mag und wie immer er ihn auch anredet. Unabhängig vom Inhalt des Gebets, der je nach den Glaubensansichten des Betenden sicherlich unterschiedlich ist, ist ein in öffentlichem Rahmen gesprochenes Gebet eine wichtige Bekräftigung, ein wichtiges Symbol dafür, dass hier eine Gruppe Menschen auf Gott vertraut und ihm Ehrfurcht erweist. Solcher Art sind etwa Gebete, die zu Beginn einer gesetzgebenden Versammlung oder einer Ratssitzung sowie bei einem Eid, der einer Aussage vor Gericht oder einer Amtseinführung vorausgeht, gesprochen werden. Welche Vorstellung von Gott der Betende auch haben mag, welcher Konfession er auch angehört und welcher Sprache er sich beim Beten auch bedient, ich hoffe, dass wir unseren Glauben an Gott auch durch weise und tolerant gesprochene Gebete an den Tag legen. Es lohnt sich, dass man sich dafür einsetzt.

Zweitens müssen wir wachsam sein und uns Meinungsmachern und Staatsdienern entgegenstellen, die die Vorstellung erwecken wollen, freie Religionsausübung beschränke sich im Grunde genommen nur auf „Freiheit der Religionswahl“. In den Vereinigten Staaten beispielsweise umfasst das Recht der „freien Religionsausübung“ auch das Recht, über den privaten Rahmen hinaus – wozu auch Kirchen, Synagogen oder Moscheen zählen – gemäß unserem Glauben zu handeln. Wir sind dabei nur den rechtmäßigen Staatsgewalten unterworfen, die zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit und des öffentlichen Wohls erforderlich sind. Die freie Religionsausübung umfasst ganz ohne jeden Zweifel auch das Recht, dass religiös gesinnte Staatsbürger gemäß ihrem Glauben handeln, ob in öffentlichen politischen Debatten oder in ihrem Abstimmungsverhalten als Bürger oder Mitglieder einer gesetzgebenden Versammlung.

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat in einer eindrucksvollen Rede vor einer Gruppe christlicher Würdenträger aus den Vereinigten Staaten darauf hingewiesen, dass uns Heiligen der Letzten Tage viel daran liegt, „zusammen mit [anderen] die Religionsfreiheit sicherzustellen, die es uns allen gestattet, uns zu den sozialen Fragen unserer Zeit gemäß unserem christlichen Gewissen zu äußern [und entsprechend zu handeln]“8.

Wir müssen den Zusammenschluss von führenden Vertretern der Religionen und von gottesfürchtigen Menschen unterstützen, die für die traditionelle Kultur des Glaubens an Gott und der Dankbarkeit für seine Segnungen eintreten wollen.

Bild
People holding arrows.

IV.

Zum Abschluss möchte ich allen Gläubigen überall sagen, dass wir meiner Meinung nach die feierliche religiöse Pflicht haben, Zeugen Gottes zu sein. Wir müssen unsere religiöse Überzeugung bekennen, vereint auf unserem Recht auf freie Religionsausübung bestehen und die wichtige Rolle der Religionen beim Aufbau, dem Bestand und dem Gedeihen einer Nation anerkennen.

Ich rufe allen Mitchristen die ernsten Worte des Apostels Johannes in Erinnerung:

„Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrists, über den ihr gehört habt, dass er kommt. Jetzt ist er schon in der Welt.“ (1 Johannes 4:3.)

Welche Auswirkungen es hat, wenn wir versäumen, als Zeugen Gottes die Stimme zu erheben, wird an den Worten Jesu über das Salz, das seinen Geschmack verloren hat, deutlich. Vermischt mit anderen Substanzen – so, wie unsere Ansichten von den Wertvorstellungen der Welt verwässert werden können – verliert es seine einzigartige Wirkung auf das Gesamtgemisch. Der Erlöser hat gesagt: „Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (Matthäus 5:13.)

Als „Salz der Erde“ (Matthäus 5:13) müssen wir Mitglieder der Kirche unseren „Geschmack“ bewahren, indem wir nach unserer Religion leben und als Zeugen Gottes auftreten. Wenn wir das tun, schließen wir uns mit denen zusammen, die schließlich den Sieg der Wahrheit und Rechtschaffenheit genießen werden, wenn nämlich „jedes Knie sich beugen und jede Zunge … Gott preisen [wird]“ (Römer 14:11) und auch den Herrn Jesus Christus, den wir verehren und dessen Diener wir sind.

Anmerkungen

  1. Stephen L. Carter, The Culture of Disbelief: How American Law and Politics Trivialize Religious Devotion, 1993, Seite 226; siehe das gesamte Kapitel 11

  2. Francis J. Beckwith und Gregory Koukl, Relativism: Feet Firmly Planted in Mid-Air, 1998, Seite 12f.

  3. In: Paul Kurtz, Hg., Humanist Manifestos I and II, 1973, Seite 14ff.

  4. Chauncey Riddle, Think Independently: How to Think in This World but Not Think with It, 2009, Seite 120f.

  5. In: Kurtz, Humanist Manifestos I and II, Seite 16

  6. Siehe John A. Howard, Christianity: Lifeblood of America’s Free Society, 1620–1945, 2008, Seite 51

  7. Clayton Christensen, „Religion Is the Foundation of Democracy and Prosperity“, siehe mormonperspectives.com/2011/02/08/religion-is-the-foundation-of-democracy-and-prosperity

  8. Jeffrey R. Holland, „Gemeinsam für die Sache Christi“, Liahona, August 2012, Seite 26