2015
Wie man in der Familie von Christus predigt
Juni 2015


Wie man in der Familie von Christus predigt

Der Verfasser lebt in Utah.

„Wir reden von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen von Christus, wir prophezeien von Christus, und wir schreiben gemäß unseren Prophezeiungen, damit unsere Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können.“ (2 Nephi 25:26)

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A family in Brazil having family home evening

Einmal in der Osterzeit machte meine Frau den Vorschlag, wir könnten doch mit den Kindern in der Bibel die Berichte über die letzte Woche des irdischen Wirkens Jesu lesen. Also lasen wir jeden Abend vor dem Schlafengehen im Neuen Testament, zeigten den Kindern ein kurzes Video über das jeweilige Ereignis und besprachen anschließend aufkommende Fragen. Ich staunte über die Fragen unserer Kinder und war beeindruckt von dem Geist, der unser Zuhause erfüllte, als wir in der Schrift lasen und uns darüber unterhielten.

Am Ende der Woche empfand ich für meinen Erlöser tiefere Dankbarkeit und Liebe. Ich hatte viel über sein Opfer und über die ewigen Folgen nachgedacht, die sich aus allem, was er für uns durchlitten hat, ergeben. Nicht nur mich bewegten solche tiefen Gefühle. Ich wusste, dass meine Frau inspiriert gewesen war, und auch unsere Kinder hatten offenbar ein tieferes Verständnis und mehr Liebe zum Heiland entwickelt. Man merkte, dass sie sich anstrengten, liebevoller miteinander umzugehen.

Seit damals haben wir weitere Methoden ausprobiert, wie wir in unseren Gesprächen und Lektionen mehr „von Christus reden“ und „von Christus predigen“ können, da uns ja große Widerstandskraft gegen die Stürme des Lebens verheißen ist, wenn Jesus Christus die Grundlage ist, auf der wir bauen (siehe Helaman 5:12).

Stellen Sie den Erretter stets in den Mittelpunkt

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Family praying.

Eines haben wir festgestellt: Wenn wir bei unseren Gesprächen über das Evangelium das Beispiel und die Lehren Jesu anführen und entsprechend miteinander umgehen, hinterlassen die Gespräche einen tieferen Eindruck und die Wirkung ist viel größer. Der Erlöser selbst hat dies in einem Gleichnis so beschrieben: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Johannes 15:5.) Bezieht man dieses Gleichnis auf den Evangeliumsunterricht, dann lehrt man Evangeliumsgrundsätze nicht als losgelöste Konzepte, sondern als Beigaben zum Sühnopfer Jesu Christi – als solche hat sie der Prophet Joseph Smith bezeichnet.1 Auf diese Weise stellen wir den Erlöser in den Mittelpunkt unserer Unterweisungen und besprechen nicht nur einzelne Blätter, die wir vom wahren Weinstock gepflückt haben.

Wenn wir ihn in den Mittelpunkt stellen, sind uns Nahrung, Kraft und Wachstum verheißen – auch fruchttragende Reben. Mit anderen Worten, unsere Gespräche und Lektionen dringen tiefer und führen eher zu Bekehrung und langfristigen Veränderungen. Wie sieht das in der Praxis aus? Eine unserer Methoden ist, einen Evangeliumsgrundsatz zu besprechen und dann den Kindern Fragen zu stellen wie etwa: „Wie hat Jesus diesen Grundsatz oder diese Lehre vorgelebt?“ oder: „Was hat der Herr darüber gesagt?“

Beispiel: eine Lektion über das Beten

Nehmen wir einmal an, Sie wollen Ihren Kindern vermitteln, wie wichtig das Beten ist. Sie könnten Lehre und Bündnisse 10:5 lesen, wo wir angewiesen werden, immer zu beten, oder Nephis Aussage besprechen, dass der böse Geist den Menschen nicht lehrt, zu beten, sondern ihn lehrt, dass er nicht beten soll (siehe 2 Nephi 32:8). Die Lehre vom Beten kommt in diesen Schriftstellen klar und deutlich zum Ausdruck. Besprechen Sie also die Schriftstellen und stellen Sie Fragen wie etwa: „Wie hat Jesus gebetet?“ oder: „Was für Gebete hat Jesus gesprochen?“ Wenn Sie kleinere Kinder haben, fragen Sie vielleicht: „Was glaubt ihr, wie Jesus wohl gebetet hat?“

Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, wie Sie diese Frage beantworten würden, wenn Sie an die Beispiele aus den Schriften denken, die Ihnen dazu einfallen. Ich denke da gleich an das Erscheinen des Erretters in Amerika. „Er betete zum Vater, und das, was er betete, kann nicht niedergeschrieben werden … So Großes und Wunderbares, wie wir Jesus zum Vater reden gesehen und gehört haben, hat zuvor kein Auge je gesehen und kein Ohr gehört.“ (3 Nephi 17:15,16.)

Im weiteren Verlauf des Berichts lesen wir, dass die Menschen versucht haben, wie er zu beten, und daraufhin „nicht viele Worte [machten], denn es wurde ihnen eingegeben, was sie beten sollten, und sie wurden von Verlangen erfüllt“ (3 Nephi 19:24; Hervorhebung hinzugefügt). Nun könnten Sie Ihre Kinder erzählen lassen, wann sie schon einmal von dem Wunsch erfüllt waren, zu beten, oder Sie könnten von einem Erlebnis erzählen, als Ihnen eingegeben wurde, was Sie beten sollen. Schließlich könnten Sie Zeugnis davon geben, dass wir ganz anders beten, wenn wir so beten, wie der Heiland es uns gezeigt hat.

Stellen Sie sich vor, was Sie erreichen können, wenn Ihre Kinder diese Grundsätze des Betens, die Sie den Schriftstellen entnommen und von denen Sie und Ihre Kinder Zeugnis gegeben haben, in die Tat umsetzen. Überlegen Sie auch einmal, wie Ihre Kinder dadurch ihre Fähigkeit verfeinern, den Heiligen Geist zu verspüren; wie sie erkennen, dass sie befähigt werden, Berufungen groß zu machen, Priestertumssegen zu geben und später selbst Kinder großzuziehen – geführt von ebendiesem Geist, „der den Menschen beten lehrt“ (2 Nephi 32:8).

Man kann zwar auch ohne das Beispiel und die Lehren Jesu ein gutes Gespräch über das Beten führen, aber wenn man beides mit einschließt, gewinnt das Gespräch an Tiefe und Kraft.

Bilder und Kunstwerke zum Evangelium

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A family sits around a table studying the scriptures. Some have books and some have IPads - in Florida.

Um Christus bei uns zu Hause mehr in den Mittelpunkt zu rücken, haben wir außerdem dort, wo man sie häufig sieht, Bilder von Christus und vom Tempel aufgehängt sowie weitere Bilder, die einen Bezug zum Evangelium haben. So wissen unsere Kinder, was uns wirklich wichtig ist.

Als wir vor ein paar Jahren mit allen Kindern zur Zehntenerklärung beim Bischof waren, überreichte dieser unserem 10-jährigen Sohn ein kleines Bild vom Erretter mit dem Auftrag, sich zu überlegen, wo er es bei uns zu Hause aufhängen oder aufstellen wollte, damit es die ganze Familie immer daran erinnert, Jesus Christus nachzufolgen. Als wir nach Hause kamen, befestigte unser Sohn das Bild an der Eingangstür, denn dort, sagte er, würden alle es am häufigsten sehen. Das kleine Bild hat sich als großer Segen erwiesen. Es erinnert uns alle jeden Tag daran, dass wir versprochen haben, Jesus Christus nachzufolgen.

Wo auch immer Sie Bilder aufhängen: Es lohnt sich, bewusst darauf zu achten, was für Bilder an Ihren Wänden hängen und was Sie Ihren Kindern damit sagen. Vermitteln die Bilder und Kunstwerke bei Ihnen zu Hause die Botschaft, dass Sie Christus nachfolgen wollen?

Weitere Möglichkeiten, von Christus zu reden

Ich muss zugeben, dass ich öfter mal lachen musste, wenn mich eines meiner Kinder gefragt hat, ob Jesus denn stärker sei als dieser oder jener Trickfilm-Superheld. Aus solchen Fragen sind aber immer gute Gespräche darüber entstanden, warum Jesus Christus jedem Superhelden überlegen ist. Neben solcherlei alltäglichen Gesprächen hier noch einige weitere Anregungen, wie man Jesus Christus zu Hause mehr in den Mittelpunkt rücken kann:

  • Verwenden Sie das Buch Mormon, um mit Ihren Kindern über das Sühnopfer Jesu Christi zu sprechen. Die Begriffe Sühnopfer und sühnen kommen im Buch Mormon fast vierzig Mal vor.

  • Bereichern Sie Lektionen beim Familienabend und das Schriftstudium mit Videos aus der Reihe „Mormon Messages“, Videos zur Bibel und anderen von der Kirche herausgegebenen Medien, die von Christus handeln.

  • Lernen und singen Sie gemeinsam Lieder über den Erlöser und besprechen Sie deren Inhalt und Bedeutung.

  • Überlegen Sie, auf welche Weise Sie hervorheben können, dass die Propheten machtvolle Zeugen Jesu Christi sind.

  • Bemühen Sie sich stets darum, Ihre eigene Beziehung zum Erlöser zu vertiefen.

Durch ernsthaftes Schriftstudium und inniges Beten habe ich die Gewissheit erlangt, dass Jesus Christus lebt und dass er wahrhaftig das Sühnopfer vollbracht hat, diese große Gabe, die unserem Leben und dem Leben unserer Lieben Sinn und Zweck verleiht und uns die herrliche Hoffnung schenkt, dass unsere Familie uns für alle Ewigkeit gehören kann und wird. Mögen wir alle erkennen, wie wichtig es ist, Jesus Christus bei uns zu Hause in den Mittelpunkt zu stellen. Möge uns bewusst sein, „dass es keinen anderen Weg und kein anderes Mittel gibt, wodurch der Mensch errettet werden kann, als nur in und durch Christus“ (Alma 38:9).

Anmerkung

  1. Siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 55

Hintergrundbild von Hemera/Thinkstock