2015
Das Gebet – die Gabe einer Mutter
September 2015


Heim und Familie

Das Gebet – die Gabe einer Mutter

Die Verfasserin lebt in Guatemala.

Mein Sohn lehnte sich auf, aber ich hörte nie auf, für ihn zu beten.

Bild
A woman at her bed praying.

DAS GEBET, Gemälde von Walter Rane

Nie habe ich so viel gebetet wie zu der Zeit, als einer meiner Söhne siebzehn wurde. Es fing damit an, dass er einige Zweifel am Evangelium hatte, und manchmal war er aufsässig und wollte überhaupt nicht zuhören. Mein Mann und ich forderten ihn immer auf, mit uns in die Kirche zu gehen, aber oftmals weigerte er sich. Wir hielten den Familienabend ab, lasen gemeinsam in den Schriften und beteten, aber häufig wollte er nicht mitmachen. Ich weiß nicht, wie oft ich niederkniete, um den Vater im Himmel anzuflehen, er möge das Herz meines Sohnes berühren und ihm helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben.

In den folgenden zwei Jahren ging es ständig auf und ab. Die zuständigen Führer der Kirche unterstützten mich und sprachen mit unserem Sohn, aber nichts schien zu helfen. Schließlich zog er von zu Hause aus.

Die ganze Zeit über hatte ich nie aufgehört, für ihn zu beten. Manchmal sagte mir mein Mann, der es müde war: „Lass ihn. Er hat seine Entscheidungsfreiheit.“ Meine Antwort lautete immer gleich: „Nein, ich gebe die Hoffnung nicht auf.“

Nach einiger Zeit kam unser Sohn zu Hause vorbei. Er bat mich um Verzeihung und sagte: „Mama, ich will wieder nach Hause kommen.“ Mein Mann und ich zögerten zunächst und berieten uns, dann stimmten wir zu. Nachdem unser Sohn wieder eingezogen war, konnten wir sehen, dass er fest entschlossen war, sich zu ändern. Er ging wieder regelmäßig in die Kirche und nahm an den Veranstaltungen teil. Später wurde er als PV-Lehrer berufen, was ihm viel bedeutete.

Eines Tages hängte ich ein Poster aus dem Liahona auf. Darauf stand: „Lass dich nicht von Ängsten oder Zweifeln davon abhalten, eine Vollzeitmission zu erfüllen.“1 Es hing einige Monate lang in seinem Zimmer, und eines Tages sagte er plötzlich zu mir: „Mama, ich möchte Ende des Jahres auf Mission gehen.“ Es war einfach wunderbar. Mein Mann und ich weinten vor Freude, und natürlich unterstützten wir ihn bei seiner Vorbereitung auf den Tempel und die Mission. Ich betete weiterhin, doch nun dankte ich dem Vater im Himmel, dass er das Herz meines Sohnes berührt hatte.

Als mein Sohn schon einige Monate auf Mission war, schrieb er mir in einem seiner Briefe: „Mama, dank dir habe ich ein starkes Zeugnis vom Gebet. Ich weiß, dass du die ganze Zeit über für mich gebetet hast, und jetzt bin ich auf Mission, weil der Herr mein Herz berührt hat und nicht, weil ich selbst besonders gut bin. Danke, Mama. Erzähl den FHV-Schwestern davon, dass dieser Grundsatz mein Leben verändert hat.“

Mein Sohn war ein treuer Missionar und hat bei einem wunderbaren Werk mitgearbeitet. Ich bin dem Vater im Himmel unendlich dankbar, dass er meine Gebete über all die Jahre gehört und das Herz meines Sohnes berührt hat, sodass er wieder auf den richtigen Weg zurückgekehrt ist.

Anmerkung

  1. „Geh den nächsten Schritt!“, Liahona, Juni 2009, Seite 31