2015
Augen, die sehen, und Ohren, die hören
November 2015


Augen, die sehen, und Ohren, die hören

Wenn wir auf Christus blicken und Augen und Ohren öffnen, segnet uns der Heilige Geist und wir erkennen, wie der Herr Jesus Christus in unserem Leben wirkt.

In seinem irdischen Leben wirkte Jesus so große Wunder der Heilung und lehrte mit so großer Vollmacht und Macht, dass „sein Ruf … sich in ganz Syrien [verbreitete]. Scharen von Menschen … folgten ihm.“1

Manche, die ihn heilen sahen und ihn predigen hörten, wiesen ihn zurück. Andere folgten ihm eine Zeit lang nach, wanderten dann aber nicht mehr mit ihm umher.2 Der Herr Jesus Christus war direkt vor ihnen, doch erkannten sie nicht, wer er wirklich war. Sie waren blind und wandten sich von ihm ab. Über sie hat Jesus gesagt:

„Ich bin zu den Meinen gekommen, und die Meinen haben mich nicht empfangen.“3

„Mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen.“4

Es gab jedoch viele Männer und Frauen, darunter seine glaubenstreuen Apostel, die ihr Leben an ihm ausrichteten. Obwohl sie mit weltlichen Ablenkungen zu kämpfen hatten, nicht ganz verstanden, was er lehrte, und sich sogar fürchteten, glaubten sie doch an ihn, liebten ihn, folgten ihm.

Über sie hat Jesus gesagt: „Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.“5

Kurz vor seinem Leiden in Getsemani und auf Golgota gab Jesus seinen Jüngern diese bemerkenswerte Verheißung: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.“6

Jesus erfüllte diese Verheißung erstmals am Pfingsttag, als die Jünger die Taufe mit Feuer und mit dem Heiligen Geist empfingen.7 Durch ihren Glauben an Christus, ihre Umkehr und ihren Gehorsam wurde der Heilige Geist ihr Begleiter. Er wandelte ihnen das Herz und segnete sie mit einem bleibenden Zeugnis von der Wahrheit.

Diese Gaben und Segnungen gaben den Jüngern des Herrn Kraft. Obwohl die Zeit, in der sie lebten, gefährlich und verwirrend war, empfingen sie die geistige Gabe, Augen zu haben, die sehen, und Ohren, die hören. Durch die Macht des Heiligen Geistes erkannten sie allmählich die Wahrheit, wie sie wirklich war, insbesondere im Hinblick auf den Herrn Jesus Christus und sein Werk unter ihnen.8 Der Heilige Geist erleuchtete ihnen den Verstand, und sie hörten die Stimme des Herrn noch deutlicher. Das Evangelium Jesu Christi drang ihnen tief ins Herz.9 Sie waren unerschütterlich und gehorsam.10 Kühn und machtvoll predigten sie das Evangelium und richteten das Reich Gottes auf.11 Sie hatten Freude im Herrn Jesus Christus.

Wir haben mit diesen glaubenstreuen Männern und Frauen aus der Mitte der Zeit viel gemeinsam. Auch wir leben in einer Zeit, in der der Herr Jesus Christus unter uns Wunder wirkt – Kranke heilt, uns von Sünde reinigt, uns das Herz wandelt und den Kindern Gottes auf beiden Seiten des Schleiers die Errettung ermöglicht. Wir haben heute zudem lebende Propheten und Apostel, die Macht des Priestertums sowie die Geistesgaben und die errettenden heiligen Handlungen mit all ihren himmlischen Segnungen.

Unsere Zeit ist eine gefährliche Zeit – eine Zeit großen Übels und großer Versuchung, eine Zeit der Verwirrung und des Aufruhrs. In dieser gefährlichen Zeit hat uns Präsident Thomas S. Monson, der Prophet des Herrn auf Erden, dazu aufgerufen, die im Geist Verwundeten zu retten,12 mutig für die Wahrheit einzustehen13 und das Gottesreich zu errichten.14 Wo auch immer wir derzeit in puncto Geistigkeit, Glaube oder Gehorsam stehen, für die noch bevorstehende Arbeit wird es nicht ausreichen. Wir brauchen noch mehr Licht und noch mehr Kraft. Wir brauchen Augen, die deutlicher sehen, wie der Erlöser in unserem Leben wirkt, und Ohren, die seine Stimme noch tiefer im Herzen wahrnehmen.

Diesen wunderbaren Segen erfahren wir, wenn wir unser Herz öffnen und den Herrn Jesus Christus, seine Lehre und seine Kirche empfangen, und zwar wirklich empfangen.15 Wir müssen nicht vollkommen sein, doch sollen wir gut sein und besser werden. Wir müssen danach streben, nach den klaren, einfachen Grundsätzen des Evangeliums zu leben. Wenn wir den Namen Christi auf uns nehmen, voller Glauben an ihn handeln, um von unseren Sünden umzukehren, seine Gebote halten und immer an ihn denken, empfangen wir durch die Gnade und Barmherzigkeit Jesu Christi den Heiligen Geist als Begleiter.

Einfacher Gehorsam trägt uns den Geist ins Herz. Zu Hause beten wir voll Glauben, wir forschen in den Schriften und halten den Sabbat heilig. Im Gemeindehaus nehmen wir vom Abendmahl und geben dem Vater im Himmel im Namen Christi heilige Versprechen. Im heiligen Tempel nehmen wir an heiligen Handlungen für unsere Brüder und Schwestern auf der anderen Seite des Schleiers teil. In der Familie und bei den Aufgaben, die wir vom Herrn empfangen, wenden wir uns anderen zu, machen ihnen ihre Last etwas leichter und laden sie ein, zu Christus zu kommen.

Brüder und Schwestern, ich weiß, wenn wir das tun, kommt der Heilige Geist! Dann machen wir geistig Fortschritt und sammeln Erfahrungen mit dem Heiligen Geist. Er ist dann unser Begleiter. Wenn wir auf Christus blicken und Augen und Ohren öffnen, segnet uns der Heilige Geist und wir erkennen, wie der Herr Jesus Christus in unserem Leben wirkt und unseren Glauben an ihn durch seinen Zuspruch und durch Zeichen stärkt. Wir sehen alle unsere Brüder und Schwestern zunehmend so, wie Gott sie sieht: voller Liebe und Mitgefühl. Wir vernehmen die Stimme des Erlösers in den Schriften, im Flüstern des Geistes sowie in den Worten der lebenden Propheten.16 Wir sehen, wie die Macht Gottes auf seinem Propheten und allen Führern seiner wahren und lebendigen Kirche ruht, und wir wissen mit Bestimmtheit, dass dies das heilige Werk Gottes ist.17 Wir sehen und verstehen uns und die Welt um uns herum so, wie der Erretter es tut. Wir haben das, was der Apostel Paulus als „den Geist Christi“18 bezeichnet. Wir haben Augen, die sehen, und Ohren, die hören, und wir errichten das Reich Gottes.

Das Leben kann mitunter sehr schwer, verwirrend, schmerzvoll und entmutigend sein. Ich bezeuge Ihnen, dass durch die Begleitung des Heiligen Geistes das Licht des Evangeliums Jesu Christi die Verwirrung, den Schmerz und die Dunkelheit durchbricht. Diese herrliche geistige Kraft durchströmt – schlagartig oder allmählich – die umkehrwillige, verwundete Seele mit heilender Liebe und Trost, vertreibt die Dunkelheit durch das Licht der Wahrheit und verscheucht Mutlosigkeit mit der Hoffnung auf Christus. All diese Segnungen erfahren wir, und wir erkennen durch das Zeugnis des Geistes, dass es der Herr Jesus Christus ist, der hier in unserem Leben wirkt. Unsere Last wird wahrhaftig „in der Freude an [unserem Erlöser] verschlungen“19.

Ein Erlebnis, das meine Eltern vor vielen Jahren hatten, macht deutlich, wie wichtig und machtvoll Augen sind, die sehen, und Ohren, die hören. 1982 wurden meine Eltern in die Philippinen-Mission Davao berufen. Als meine Mutter den Brief öffnete und sah, wohin sie berufen worden waren, rief sie meinem Vater zu: „Nein! Du musst dort anrufen und sagen, dass wir nicht in die Philippinen gehen können. Sie wissen doch, dass du Asthma hast!“ Mein Vater litt seit Jahren an Asthma, und meine Mutter war sehr besorgt um ihn.

Einige Tage später weckte meine Mutter meinen Vater in der Nacht gegen halb drei auf. Sie fragte: „Merlin, hast du diese Stimme gehört?“

„Nein, ich habe keine Stimme gehört.“

„Ich habe heute Nacht dreimal dieselbe Stimme gehört, und sie sagte: ‚Warum machst du dir Sorgen? Weißt du etwa nicht, dass ich weiß, dass er Asthma hat? Ich werde auf ihn aufpassen, und ich werde auch auf dich aufpassen. Macht euch bereit, in den Philippinen zu dienen.‘“

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Merlin und Helen Clark

Meine Eltern dienten in den Philippinen und erlebten dort eine großartige Missionszeit. Der Heilige Geist war ihr Begleiter, und sie wurden gesegnet und beschützt. Mein Vater hatte keinerlei Probleme mit seinem Asthma. Er war der Erste Ratgeber in der Missionspräsidentschaft, und er und meine Mutter schulten hunderte Missionare und tausende glaubenstreue Mitglieder, um sie auf die neu zu gründenden Gemeinden und Pfähle auf der Insel Mindanao vorzubereiten. Sie waren mit Augen gesegnet, die sehen, und mit Ohren, die hören.

Brüder und Schwestern, ich lege Zeugnis ab für Jesus Christus. Ich weiß, dass er lebt. Er ist unser Erretter und Erlöser. Ich weiß: Wenn wir ihn empfangen und die klaren, einfachen Grundsätze seines Evangeliums leben, haben wir den Heiligen Geist als Begleiter bei uns. Dann besitzen wir die kostbare Gabe, Augen zu haben, die sehen, und Ohren, die hören. Das bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.