2016
Mutterschaft – eine Quelle der Erkenntnis
März 2016


Mutterschaft – eine Quelle der Erkenntnis

Die Verfasserin lebt in Idaho.

Als Mutter bieten sich einem immer wieder ganz spezielle Gelegenheiten, durch den Heiligen Geist die Lehre des Herrn besser zu verstehen.

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little girl looking at ironing

Jede Mutter weiß, dass jegliche Zeitplanung auf den Kopf gestellt wird, sobald man Kinder hat. Mit vier kleinen Kindern hat anderes Vorrang, und manchmal ist es ziemlich frustrierend, wenn dann das Schriftstudium auf der Strecke bleibt. Es ist gar nicht so einfach, Zeit für ein richtiges Schriftstudium zu finden. Ich habe aber schon mehrmals erlebt, dass der Herr andere Wege nutzt, mir etwas beizubringen, solange ich nur gehorsam bin und das Gebet pflege.

Unser Vater im Himmel

Ich war gerade beim Bügeln, als die einjährige Claire in ihrem Bettchen zu weinen begann. Ich hatte sie zum Mittagsschlaf hingelegt und hoffte, dass sie wieder einschlafen würde, wenn ich ihr den Schnuller gab. Die dreijährige Lucy spielte bei mir in dem Zimmer, wo ich bügelte. Ich überlegte kurz hin und her, ließ dann aber das Bügeleisen an, da ich das Zimmer ja nur ganz kurz verlassen wollte. „Lucy, siehst du das Bügeleisen hier auf dem Tisch?“, fragte ich. „Es ist SEHR heiß. Ich muss Claire nur ihren Schnuller geben. Bitte fass das Bügeleisen nicht an. Du tust dir sonst weh.“

Ich war sicher, dass Lucy mich verstanden hatte, und ging rasch aus dem Zimmer. Als ich einen Augenblick später zurückkam, hörte ich hinter einem Stuhl ein Wimmern.

„Lucy?“, fragte ich. „Wo bist du?“

Sie antwortete nicht.

„Ist alles in Ordnung mir dir? Warum versteckst du dich?“

Ich ging zu dem Stuhl hinüber und setzte mich zu ihr auf den Boden. Sie hatte das Gesicht in den Händen verborgen. Nachdem sie sich ein paar Mal geweigert hatte, mir zu sagen, was passiert war, sagte sie schließlich: „Mami, ich hab das Bügeleisen angefasst.“

Zuerst war ich bestürzt, dass sie meine Warnung missachtet hatte. Dann tat mir das Herz weh bei dem Gedanken, dass sie sich vor mir versteckte, nachdem sie diesen kleinen Fehler gemacht hatte, und dass sie Angst hatte, sie hätte meine Liebe und mein Vertrauen verloren. Ich wusste, dass sie ihren Schmerz nicht selbst lindern konnte. Nur ich konnte ihr helfen und dafür sorgen, dass der verbrannte Finger nicht mehr so wehtat. Ich tröstete Lucy, und als ich rasch mit ihr zum Waschbecken ging, um den Schmerz zu lindern, flüsterte der Heilige Geist meinem Herzen zu: „So ist dem Vater im Himmel zumute, wenn seine Kinder seine Warnung missachten und ihn nicht den Schmerz lindern lassen, wenn sie es am dringendsten bräuchten.“ Dieser Gedanke war sehr berührend, und ich erkannte, wie viel dem Herrn daran liegt, mir Erkenntnisse zu vermitteln.

Reine Nächstenliebe

Ein paar Jahre später wurde ich als Ratgeberin in die FHV-Leitung meiner Gemeinde berufen. Ich fühlte mich absolut unzulänglich. Ich befasste mich beim Schriftstudium mit dem Grundsatz Nächstenliebe. Ich betete und wollte mehr christliche Nächstenliebe für die Schwestern aufbringen. Aber ich wusste nicht so recht, wie sich diese geistige Gabe bemerkbar macht oder was für ein Gefühl das ist.

Als ich eines Tages gerade das Mittagessen vorbereitete, drehten sich meine Gedanken wieder um meine beklemmende Unsicherheit. Meine dritte Tochter, die zweijährige Annie, saß oben auf dem Treppenabsatz und war ganz in ihr Spiel und ihre Gedankenwelt versunken. Ich sah, wie sie sich vorbeugte, um nach einem Spielzeug zu greifen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und fiel vier, fünf Stufen hinunter. Sofort rannte ich zu ihr und nahm mein schreiendes Kind in die Arme. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, hörte ich hinter mir ein leises Schluchzen. Neben dem Küchentisch stand meine fünfjährige Claire und weinte.

„Komm her“, sagte ich. „Was ist denn los?“

Sie rannte zu uns herüber und legte ihre Arme um Annie und mich. Was sie dann sagte, war für mich die direkte Antwort auf meine Gebete und meine Frage zur Nächstenliebe.

„Ich habe gesehen, wie Annie umgefallen ist und dann weinen musste“, sagte sie. „Es war so schlimm, Annie fallen zu sehen. Lieber wär ich selbst die Treppe hinuntergefallen.“

Sofort kam mir – durch den Heiligen Geist – ein Gedanke in den Sinn: „Das ist Nächstenliebe.“

Mehr Glauben

Erst vor kurzem hat mein Mann unseren Kindern die Geschichte von Mose erzählt. Ich sagte: „Ich finde, die Mutter von Mose hat einen erstaunlichen Glauben bewiesen! Sie hat ihn am Flussufer ausgesetzt und hat gebetet, der Vater im Himmel möge ihn beschützen. Könnt ihr euch vorstellen, wie groß ihr Glaube gewesen sein muss, dem Vater im Himmel ihr Baby anzuvertrauen?“

Lucy fragte: „Mama, hast du auch so viel Glauben?“

Das war eine tiefgründige Frage. Ich dachte eine Weile nach und erzählte dann davon, wie auch ich schon mehrmals großes Gottvertrauen an den Tag gelegt hatte. Das Gespräch, das sich daraus entwickelte, war für die ganze Familie aufbauend. Lucys Frage kommt mir immer wieder in den Sinn. Es gibt mir Kraft, wenn ich daran denke, dass ich so großen Glauben haben kann wie die Mutter des Mose.

Wenn ich voll Glauben vorwärtsgehe, mich im Gebet an den Herrn wende und gehorsam in den Schriften lese, bringt mir der Herr durch den Geist und die tagtäglichen Ereignisse mit den Kindern seine Lehren nahe. Das macht er häufig – und ganz ungeachtet dessen, dass bei Eltern die Zeit immer knapp bemessen ist.