2016
Ein guter Bruder für Elise
September 2016


Ein guter Bruder für Elise

Die Verfasserin lebt in Oregon.

„Ich geh mit dir, ich red mit dir, so zeig ich meine Liebe dir.“ (Liederbuch für Kinder, Seite 78)

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looking out for Elise

Daniel starrte aus dem Fenster. Er sah, wie seine Freunde mit ihren Basketbällen Richtung Park gingen. Er wollte auch mitgehen.

„Ich kann aber heute nicht mitkommen, Daniel“, sagte Mama. „Deine Schwester ist doch so stark erkältet. Und du bist noch nicht alt genug, um alleine zu gehen. Es tut mir leid.“

Daniel schaute finster zu seiner Schwester Elise hinüber. Sie saß in ihrem Rollstuhl mit ihrem Spielzeug auf dem Schoß. Sie war fünf, aber sie konnte nicht laufen und nicht sprechen. Elise hustete heftig. Sie war oft krank und konnte nicht nach draußen gehen, wenn es zu heiß oder zu kalt war. Außerdem wurde sie über einen Schlauch ernährt, der in den Magen führte.

Daniel hatte seine Schwester sehr lieb, aber manchmal war er auch wütend. Es war schwer, immer das zu tun, was für Elise am besten war. Er wollte doch bloß mit den anderen Kindern spielen. Er war enttäuscht und verärgert.

„Das ist ungerecht!“, rief er. „Immer geht es nur um Elise!“ Er rannte den Flur entlang in sein Zimmer.

Zwei Tage später wurde Elises Husten noch viel schlimmer und sie musste ins Krankenhaus. Daniels Großeltern kamen und passten auf ihn auf. Mama und Papa verbrachten die übrige Woche größtenteils im Krankenhaus bei Elise.

Daniels Großeltern konnten ihn begleiten, wenn er mit den anderen Kindern spielte. Aber jetzt machte er sich Sorgen um Elise. Ihm tat leid, was er vor ein paar Tagen zu seiner Mutter gesagt hatte. Zwar gefiel es ihm nicht, dass er manchmal wegen Elise nicht spielen gehen konnte, aber er fand es schön, wie sie ihn anlächelte, wenn er mit ihr sprach. In ihrer Nähe fühlte er sich glücklich.

Daniel schaute aus dem Fenster und hoffte, Mama und Papa zu sehen, die vielleicht Elise heimbrachten.

Plötzlich sah Daniel Mamas Auto in die Einfahrt einbiegen. Er rannte zu ihr.

„Mama, was ich über Elise gesagt habe, tut mir leid! Ich war einfach wütend“, sagte er und umarmte sie fest.

„Ist schon in Ordnung.“ Mama drückte ihn ebenfalls. „Ich weiß doch, dass du sie lieb hast. Natürlich scheint es ungerecht, dass wir nicht immer machen können, wozu wir Lust haben. Das fällt uns allen schwer. Aber ich weiß auch, dass es ein Segen für uns ist, dass Elise zu unserer Familie gehört.“

„Ich vermisse sie“, sagte Daniel.

„Ich auch“, erwiderte Mama. „Der Arzt hat gesagt, dass sie wahrscheinlich morgen nach Hause kommen kann.“

Zwei Wochen später waren Daniel und Elise zusammen in der PV.

„Sucht euch alle einen Partner und bildet einen Kreis“, forderte die PV-Leiterin alle auf.

Daniel ging ganz schnell nach vorne und packte den Rollstuhl seiner Schwester.

„Elise ist meine Partnerin“, erklärte er der Leiterin. Er schob Elise nach vorne und reihte sich und seine Schwester in den Kreis der Kinder ein.

Er schaute zu Elise. Sie lächelte ihn an und er lächelte zurück.

Daniel war froh, dass Elise wieder zu Hause war. Er wollte ihr ein besonders guter Bruder sein.