2016
Familienforschung: Frieden, Schutz und Verheißungen
October 2016


Familienforschung: FRIEDE, Schutz und Verheißungen

Nach der Ansprache „Gathering, Healing, and Sealing Families“ (Familien vereinen, heilen und aneinander siegeln), die am 14. Februar 2015 bei der Familienforschungskonferenz RootsTech in Salt Lake City gehalten wurde

Sie und Ihre Nachkommen werden für immer und ewig gesegnet, wenn Ihre Familie sich daran beteiligt, Aufzeichnungen zusammenzutragen, Herzen zu heilen und Angehörige aneinander zu siegeln.

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family tree chart

Illustrationen von Carolyn Vibbert

Die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist eine Geschichte der Familie. Mit Familie meine ich nicht unsere heutige Vorstellung von einer Kernfamilie mit Vater, Mutter und Kindern.

Ich verwende den Begriff so wie der Herr als Sinnbild für Verwandte oder mehrere Generationen einer Familie, denn jeder hat eine Familie. Im Plan des himmlischen Vaters für seine Kinder steht diese Art Familie im Mittelpunkt – mit Kindern, die Kraft aus Vorfahren schöpfen, die viele Generationen vor ihnen gelebt haben, und Eltern, die sich bemühen, vielen Generationen von Nachkommen ein Segen zu sein.

In diesem Sinne enthält auch das Buch Mormon Geschichten von Familien. Wenn wir diese Geschichten lesen, stellen wir fest, dass sich die Familie im Laufe der Jahrhunderte gar nicht so sehr gewandelt hat. Selbst diejenigen, die zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort gelebt haben, haben viel mit uns gemeinsam – und Gottes Wunsch, dass seine Kinder in einer glücklichen, ewigen Familie leben, hat sich nicht geändert.

Warum hat der Herr diese Geschichten wohl bewahrt? Was sollen wir daraus lernen? Enthalten sie Lektionen, die uns in unseren Bemühungen helfen können, unsere Familie zu vereinen, zu heilen und aneinander zu siegeln?

Was wir von Lehi lernen können

Ich glaube, von der ersten Familie im Buch Mormon, Lehis Familie, können wir eine eindrucksvolle Lektion lernen, die wir vielleicht bisher übersehen haben. Von Lehis Familie lernen wir viel über Familienaufzeichnungen – warum sie dem Herrn wichtig sind und warum sie uns wichtig sein sollen.

Zu Beginn der Geschichte ziehen Lehi und Saria ihre Töchter und vier Söhne in Jerusalem groß und führen ein recht angenehmes Leben in dieser großen Stadt. Ihr Leben ändert sich jedoch für immer, als der Herr Lehi gebietet, mit seiner Familie in die Wildnis zu ziehen.

Lehi ist gehorsam; er und seine Familie lassen ihren materiellen Besitz zurück und wagen sich in die Wildnis. Nachdem sie eine Weile unterwegs gewesen sind, sagt Lehi zu seinem Sohn Nephi:

„Siehe, ich habe einen Traum geträumt; darin hat mir der Herr geboten, dass du und deine Brüder nach Jerusalem zurückkehren sollt.

Denn siehe, Laban hat die Aufzeichnungen der Juden und auch eine Stammtafel meiner Vorväter, und sie sind auf Platten aus Messing graviert.“ (1 Nephi 3:2,3; Hervorhebung hinzugefügt.)

Dank dieses Gebots können unsere Familien jetzt Nephis großartige Antwort nachlesen, mit der er seinen Glauben und seinen Gehorsam bekundete: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie das vollbringen können, was er ihnen gebietet.“ (1 Nephi 3:7.)

Die Messingplatten waren ein Bericht. Sie enthielten heilige Schrift, aber auch Lehis Familiengeschichte. Der Herr wusste, wie wichtig es sein würde, diesen Bericht für viele künftige Generationen zu bewahren.

Haben Sie sich jemals gefragt, weshalb der Herr nicht Lehi, sondern dessen Söhnen gebot, zurückzugehen und den Bericht zu holen? Lehi war doch der Patriarch der Familie. Der Herr hatte ihm die Vision gegeben. Hätte Lehi nicht mehr Einfluss auf Laban gehabt als seine Söhne?

Wir wissen nicht, weshalb der Herr Lehis Söhnen gebot, nach Jerusalem zurückzugehen. Wir wissen aber, dass Lehis Söhne große Mühe hatten, das zu vollbringen, was der Herr ihnen geboten hatte. Es war eine schwierige Aufgabe, die ihren Glauben auf die Probe stellte. Sie lernten wertvolle Lektionen, die ihnen dann auf ihrem Zug durch die Wildnis zugutekamen. Vor allem lernten sie, dass der Herr wirklich einen Weg bereitet, wenn er etwas gebietet.

Wir können uns fragen, was unsere Söhne und Töchter nach dem Willen des Herrn daraus lernen sollen, dass sie „zurückgehen“ und die Aufzeichnungen unserer Familie erlangen. Wie bereitet der Herr einen Weg für sie? Hat er bestimmte Erfahrungen für sie vorgesehen? Spornen wir sie dazu an, solche Erfahrungen zu machen? Welche Segnungen hofft er, Ihren Söhnen und Töchtern mit Tempelarbeit und Familienforschung geben zu können?

Als Nephi und seine Brüder zum Zelt ihres Vaters zurückkehrten, nahm „Lehi die Aufzeichnungen, die auf den Platten aus Messing graviert waren, und er sah sie vom Anfang an durch“. Darin fand er „die fünf Bücher Mose“, „die Prophezeiungen der heiligen Propheten“ und „eine Stammtafel seiner Väter; daher wusste er, dass er ein Abkömmling Josephs war, … der nach Ägypten verkauft wurde“. Und als Lehi „dies alles sah, wurde er vom Geist erfüllt“ (1 Nephi 5:10,11,13,14,17).

Daraufhin berichtete Lehi seiner Familie, was er aus den Platten erfahren hatte. Man könnte sagen, dass Lehis Zelt zu einem Center für Familiengeschichte und zu einer Lernwerkstatt wurde, und genau das soll unser Zuhause ja auch sein.

Es ist offenkundig, warum der Herr wollte, dass Lehis Familie diese Aufzeichnungen hatte. Sie gaben Lehis Nachkommen ein Gespür dafür, wer sie eigentlich waren, stellten eine Verbindung zu glaubenstreuen Patriarchen der Vergangenheit her und pflanzten Lehis Nachkommen „die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind“, ins Herz (LuB 2:2; Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:39). Diese Aufzeichnungen waren für den Glauben ungeborener Generationen so wichtig, dass der Heilige Geist Nephi warnend darauf hinwies, dass ohne sie womöglich ein ganzes „Volk in Unglauben verfällt und zugrunde geht“ (1 Nephi 4:13).

An der Erfahrung eines anderen Volkes im Buch Mormon wird deutlich, dass tatsächlich Wahrheit verlorengeht, wenn Aufzeichnungen verlorengehen, und dass dies verheerende Folgen für zukünftige Generationen haben kann.

Die Mulekiten verließen Jerusalem etwa zur gleichen Zeit wie Lehis Familie. Aber im Gegensatz zu Lehis Familie „hatten [sie] keine Aufzeichnungen mitgebracht“. Als die Mulekiten etwa 400 Jahre später von Mosia entdeckt wurden, war „ihre Sprache … verderbt geworden; … und sie leugneten das Dasein ihres Schöpfers“ (Omni 1:17). Sie hatten ihre Identität als Bundesvolk eingebüßt.

Mosia ließ die Mulekiten in seiner Sprache unterweisen, damit sie aus den Aufzeichnungen, die er besaß, lernen konnten. Daraufhin entwickelten sich die Mulekiten von einer bedrängten, gottlosen Gesellschaft zu einer, die Gottes Plan des Glücklichseins für sie – und ihre Familie – verstand.

Gehen Sie mit Ihrer Familie zurück

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family going to the temple

Wenn wir uns unserer Beziehung zu Gott und zueinander bewusst sind, wirkt sich das darauf aus, wie wir denken, handeln und miteinander umgehen. Aufzeichnungen sind ein wichtiger Teil unserer Identität und unserer Perspektive. Zurückzublicken bereitet uns darauf vor, vorwärtszugehen.

Eltern, haben Sie Ihre Kinder dazu angehalten, „zurückzugehen“? Ist Ihre Familie auf irgendeine Weise von ihren Aufzeichnungen – oder voneinander – getrennt worden? Sind Ihre familiären Bindungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit durchtrennt worden? Was hat sich in der Geschichte Ihrer Familie zugetragen, das diese Trennung verursacht hat? Ist jemand ausgewandert, gab es einen Familienkonflikt, hat sich jemand zum Evangelium bekehrt oder ist es einfach im Laufe der Zeit geschehen? Haben Sie sich in jüngster Zeit bemüht, auf FamilySearch.org Ihre Vorfahren ausfindig zu machen?

Das Haus Israel ist zerstreut worden, was in vielerlei Hinsicht dazu geführt hat, dass auch unsere eigene Familie sowie deren Aufzeichnungen zerstreut wurden. Es ist unsere Aufgabe, sie zu sammeln, und falls nötig die Wunden der Trennung zu heilen. Wenn wir uns eifrig darum bemühen, dass sich das Herz unserer Kinder ihren Vätern zuwendet, wendet sich auch unser Herz unseren Kindern zu.1 Dann erfahren wir gemeinsam den Frieden und die Heilung, die dieses Werk mit sich bringt (siehe LuB 98:16).

So wie Lehi seine Söhne wegen der heiligen Aufzeichnungen nach Jerusalem zurückschickte, sollten auch wir unsere Kinder um der Aufzeichnungen unserer Familie willen „zurückschicken“. So wie der Herr einen Weg für Nephi bereitete, hat er das Internet und andere technische Mittel bereitet, mit denen unsere Kinder ihre Familie vereinen und heilen können. Außerdem hat er Tempel bereitet, wohin wir die Namen, die wir finden, mitnehmen und wo wir unsere Familie durch Siegelungen für immer vereinen können.

Freude in der Wildnis

Als meine Frau Sharol und ich heirateten, wollten wir vier Söhne haben. Der Herr hatte jedoch einen anderen Plan. Er schenkte uns vier Töchter.

Wir sind mit unseren Töchtern durch die Wildnis gereist. Jetzt sind sie verheiratet, haben Kinder und reisen durch ihre Wildnis. War unterwegs alles immer einfach? Nein. Bei uns gab es auch Murren und reichlich Schwierigkeiten.

Die Wildnis des Lebens kann für Familien sehr strapaziös sein. Wenn jemand fragt, wie es mir und meiner Familie geht, antworte ich oft: „Wir befinden uns gerade zwischen verschiedenen Krisen. Danke der Nachfrage.“

Es gibt aber auch Zeiten, in denen wir wahre Freude erleben. Als Patriarchen und Matriarchinnen verbringen wir eine Menge Zeit damit, unsere Kinder für die Wildnis zu wappnen. Neuzeitliche Propheten haben verheißen, dass Familienforschung „Schutz vor dem Einfluss des Widersachers“2 bietet und dass unsere Bekehrung zum Erretter „an Tiefe gewinnen und von Dauer sein“3 wird. Ist das nicht eine wirkungsvolle Methode, unsere Familie zu vereinen, zu heilen und aneinander zu siegeln?

Als Patriarch unserer Familie habe ich meine Töchter gebeten, „zurückzugehen“ und die Aufzeichnungen zu finden, die Namen in den Tempel mitzunehmen und dieses Wissen an unsere Enkelkinder weiterzugeben. Ich habe sie gebeten, durch Teilnahme an unserer Familienforschung herauszufinden, aus wem sie sich zusammensetzen.

Eine Verheißung

Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie Ihre Kinder auffordern, „zurückzugehen“ und die Aufzeichnungen Ihrer Familie ausfindig zu machen, werden Sie sich wie Lehi und Saria „über die Maßen“ mit ihnen freuen und „dem Gott Israels [danken]“. Wenn Sie in Ihren Aufzeichnungen forschen, werden Sie „vom Geist erfüllt“ werden, denn Sie werden erkennen, „dass sie begehrenswert [sind], ja, sogar von großem Wert“. Und Sie werden wissen, dass „es nach des Herrn Weisheit“ ist, dass Sie sie mitnehmen, während Sie „durch die Wildnis [Ihrem] Land der Verheißung [entgegenziehen]“ (1 Nephi 5:9,17,21,22).

Die Kirche ist da, um Ihre Familie auf dieser Reise zu unterstützen und zu stärken. Ich verheiße Ihnen, dass Sie und Ihre Nachkommen – Ihre Familie – für immer und ewig gesegnet werden, wenn Ihre Familie sich daran beteiligt, Aufzeichnungen zusammenzutragen, Herzen zu heilen und Angehörige aneinander zu siegeln.

Anmerkungen

  1. Beispiele dafür, wie die Aufzeichnungen auf den Messingplatten Lehis Nachkommen Heilung brachten, sind in Alma 37:8-10 zu finden

  2. Richard G. Scott, „Freude an der Erlösung der Toten“, Liahona, November 2012, Seite 94

  3. David A. Bednar, „Das Herz der Kinder wird sich den Vätern zuwenden“, Liahona, November 2011, Seite 26.