2016
Unser Happy End
Dezember 2016


Unser Happy End

Der Verfasser lebt in Woronesch in Russland.

Ich hatte darum gebetet, eine Partnerin für die Ewigkeit zu finden, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie im Zug auf dem Weg zum Tempel neben mir sitzt!

Bild
man and woman on a train

Illustration von Joshua Dennis

Ich gehörte seit zehn Jahren der Kirche an, als mir der Heilige Geist bestätigte, dass ich anfangen sollte, mich nach einer Partnerin umzuschauen. Ich verstand die Lehre von der celestialen Ehe und hatte innig darum gebetet, eine solche Ehe eingehen und eine Familie gründen zu können. Ich wusste nicht, wie ich im russischen Samara, wo ich wohnte, eine Frau finden sollte, die der Kirche angehört, aber ich vertraute auf die Hilfe des Herrn (siehe 1 Nephi 3:7).

2009 wurde ich eingeladen, an mehreren Tagungen für Alleinstehende teilzunehmen, die in zehn verschiedenen Städten in der Russland-Mission Samara stattfanden. Ich hoffte, dass ich bei diesen Veranstaltungen meine Partnerin für die Ewigkeit kennenlernen würde.

Es war schön, bei den Tagungen dabei zu sein, und in vielerlei Hinsicht waren sie auch erfüllend, aber die Monate vergingen und ich hatte immer noch niemanden gefunden.

Langsam machte ich mir Sorgen und bat den Herrn um Hilfe. Als Antwort kamen mir Gedanken in den Sinn, die mich vor der Versuchung warnten, eine Beziehung außerhalb der Kirche zu suchen.

Ich wusste ja, dass die Propheten sagen, dass wir uns bemühen sollen, im Tempel zu heiraten. Und ich wusste auch, dass es unmöglich ist, eine Fülle der Freude zu haben, wenn meine Frau und ich nicht einig danach streben, dem Erretter nachzufolgen. Ich betete weiter darum, die geistige Kraft zu haben, solchen Versuchungen zu widerstehen, und dass der Herr mir helfen möge, seinem Plan für mich zu folgen.

In der Zwischenzeit begann ich mit den Vorbereitungen für meine regelmäßige Reise zum Helsinki-Tempel, wo ich eine Woche verbringen wollte.

Im Zug traf ich drei andere Reisende, darunter auch eine Frau namens Marija, die, wie sich herausstellte, auch alleinstehend war. Sie war einfach hinreißend, sowohl vom Aussehen als auch von ihrer ganzen Art her, und ich fragte mich, warum ich noch keiner Frau wie ihr begegnet war. Mir kam wieder die Warnung in den Sinn, nicht der Versuchung nachzugeben, eine Beziehung außerhalb der Kirche einzugehen.

Sei stark, dachte ich. Bleib deinen Grundsätzen treu. Du findest schon noch eine würdige, wunderbare Frau in der Kirche.

Ich dachte mir, ich könnte ja zumindest ein guter Missionar sein und ihr vielleicht vom Evangelium erzählen. Weil ich Inspiration brauchte, holte ich mein Buch Mormon hervor, um darin zu lesen. Vielleicht würde sie es ja bemerken. Zu meiner Überraschung rief Marija aus: „Ich glaube, ich weiß, wo du hinfährst!“

Als ich aufsah, hielt sie ihr eigenes Buch Mormon in den Händen. Sie war wie ich Mitglied der Kirche und ebenfalls auf dem Weg zum Tempel.

Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise nach Helsinki mit dem Bus fort, und ich erfuhr, dass Marija aus Woronesch kam, eine Stadt in der Russland-Mission Moskau West. Ich mochte Marija auf Anhieb und betete innig um Führung. Daraufhin hatte ich ein sehr gutes Gefühl.

„Herr, wir haben nur eine Woche beim Tempel“, betete ich. „Bitte hilf uns, einander in dieser Zeit besser kennenzulernen.“

Und das taten wir. Zwischen den Sessionen machten wir Spaziergänge, aßen zusammen, gingen einkaufen und unterhielten uns. Am Ende der Woche fuhren wir beide nach Hause – Marija nach Woronesch und ich nach Samara. Aber wir besuchten uns gegenseitig, um einander besser kennenzulernen, und am 14. September 2010 heirateten wir im gerade erst geweihten Kiew-Tempel in der Ukraine.

Marija und ich leben jetzt in Woronesch und sind glücklich. Wir wissen, dass nur Märchen mit dem Satz enden „und sie lebten fortan glücklich und zufrieden“. Im wirklichen Leben müssen wir selbst für unser Happy End sorgen, indem wir stets dem Herrn unsere Treue beweisen – unsere Tempelbündnisse halten, weiterhin daran arbeiten, unsere Ehe zu stärken, und danach streben, wie Jesus Christus zu sein.

Wir sind dankbar, dass wir uns auf so wunderbare Weise begegnet sind, und hoffen, dass unsere Geschichte auch anderen, die auf der Suche nach einem Partner für die Ewigkeit sind, Hoffnung und Kraft schenkt. Wahrscheinlich endet nicht jede Geschichte wie unsere, aber Marija und ich wissen: Ganz gleich, vor welcher Herausforderung wir stehen, der Herr erhört unsere aufrichtigen Gebete. Er liebt uns und sorgt sich um jeden von uns. Wenn wir es zulassen, weist er uns den Weg und alles wird zu unserem Guten zusammenwirken (siehe Lehre und Bündnisse 90:24).