2017
Von Schwächen und Stärken, von Kreativität und Glauben
February 2017


Von Schwächen und Stärken, von Kreativität und Glauben

Die Verfasserin lebt in Utah.

Ich musste lernen, auf den Erretter zu vertrauen, um meine Schwächen zu überwinden und auf meine Stärken zu bauen, und zwar vor und während meiner Mission.

Bild
E. Tracy Williams

Ich brauchte sieben Jahre, bis ich bereit war, auf Vollzeitmission zu gehen. Als ich zum ersten Mal mit meinem Bischof, Bischof Tapueluelu, darüber sprach, nannte er mir ein paar Richtlinien, an denen ich mich orientieren sollte. Er sagte, wenn ich mich daran hielte und lernte, gehorsam zu sein, würde ich gesegnet werden. Die ersten Richtlinien – tägliches Schriftstudium und wöchentlicher Kirchenbesuch – waren gut zu schaffen. „Das ist ja leicht“, dachte ich mir, doch ich fühlte mich angegriffen, als man mir sagte, ich müsse bestimmte „weltliche“ Angelegenheiten in meinem Leben ändern. Mein Stolz und mein Dickkopf gewannen die Oberhand.

In der Hoffnung, einen einfacheren Ausweg zu finden, zog ich viermal in andere Gemeinden um und sprach mit vier verschiedenen Bischöfen. Ich ging sogar wieder zur Uni und begann ein Medizinstudium. Dann fühlte ich mich gedrängt, alles stehen und liegen zu lassen und mich noch einmal auf eine Mission vorzubereiten. Also tat ich es. Ich ging wieder zu Bischof Tapueluelu und bat ihn demütig um Hilfe. Ich erfuhr, dass Missionare ein bestimmtes Gewicht nicht überschreiten dürfen – und mir wurde klar, dass ich zu schwer war. Augenblicklich machten sich Enttäuschung und Schamgefühle in mir breit, aber mein Bischof machte mir Mut. Er sagte, dass ich ihm wichtig bin und dass er an mich glaubt, und meinte: „Meine Tür ist immer offen. Wir können gemeinsam daran arbeiten. Jede Woche eine Schwäche.“

So suchte ich meinen Bischof jede Woche auf und baute eine Schwäche nach der anderen ab. Ich ahnte nicht, dass es weitere vier Jahre dauern würde, bis ich für eine Mission bereit war.

Ich vertraute auf den Erretter

In diesen Jahren bemühte ich mich, Christus näherzukommen und seine Lehren zu befolgen. Als Schwierigkeiten auftraten, erlebte ich, wie sein Sühnopfer für mich wirksam werden kann. Ich vertraute auf seine Macht, auf den Trost und die Kraft, die er mir durch sein Sühnopfer gab – als meine beste Freundin starb, als unsere Familie ihr Haus verlor und als ich einen Autounfall hatte. Als die Umstände dazu führten, dass ich viele meiner Freunde verlor, war ich sehr niedergeschlagen, aber der Erretter richtete mich wieder auf. Die Freitagabende, die ich bis dahin mit Freunden verbracht hatte, füllte ich damit, mich sportlich zu betätigen und mich mit dem Sühnopfer Jesu Christi zu befassen.

Jeden Abend betete ich für die Menschen, denen ich eines Tages das Evangelium verkünden würde, und sogar für meine zukünftigen Mitarbeiterinnen!

Schließlich war ich bereit und wurde als tongaischsprachige Missionarin in die Neuseeland-Mission Auckland berufen.

Graffitikunst und der Heilige Geist

Bei meiner Ankunft in der Missionarsschule wurde mir klar, dass es noch mehr über Jesus Christus, sein Sühnopfer und mich zu lernen gab. Obwohl meine Vorfahren aus Tonga kommen, war ich noch nie auf den Inseln im Südpazifik gewesen, und die tongaische Sprache machte mir zu schaffen. Als ich nach Neuseeland kam, hatte ich keine Ahnung, was die Leute auf Tongaisch zu mir sagten. Ich hatte so viel zu sagen, aber ich konnte es nicht ausdrücken und fand nur ganz wenige, einfache und gebrochene Worte. Wenn man mich etwas fragte, nickte ich mit dem Kopf. Die Leute lachten über mich und ich lachte mit ihnen. Hinter geschlossenen Türen verwandelte sich das Gelächter jedoch in Tränen der Enttäuschung und Mutlosigkeit. Ich dachte bei mir: „Habe ich etwa sieben Jahre gearbeitet, um nur dafür hierherzukommen?“

Also betete ich zum Vater im Himmel. In Ether 12:27 erfahren wir, dass unsere Schwächen zu Stärken werden können, wenn wir auf ihn vertrauen. Ich erzählte ihm von meinen Schwächen und dass ich ihm vertraue, und ich stand immer wieder auf und startete einen neuen Versuch. Mehr und mehr vertraute ich auf Christus und auch auf meine Stärken.

Da ich das Evangelium liebe und auch von Graffitikunst begeistert bin, beschloss ich, beides zu kombinieren. Ich packte meine Schriften, ein Skizzenbuch, Kohlestifte, Permanentmarker und Farbsprühdosen in meinen Rucksack. Meine Mitarbeiterinnen lachten und fragten: „Sprühfarbe? Was wird das denn?“ Ich erklärte ihnen: „Ich beherrsche zwar die Sprache noch nicht, aber ich kann mein Zeugnis auf andere Weise zeigen.“

Bis zum Ende meiner Mission nutzte ich die Graffitikunst – auf Papier, nicht an Gebäuden – und die Hilfe des Heiligen Geistes, um mit den Menschen über Jesus Christus zu sprechen. Und so verrückt es klingen mag, ich hatte Erfolg damit. Viele Menschen wollten meine Botschaft nicht anhören, also zeichnete ich sie. Türen und Augen öffneten sich, wenn ich den Menschen sagte, dass ich Graffiti male. Sie glaubten mir nicht. Sie gaben mir drei Minuten Zeit, und ich skizzierte das Wort Glaube, während ich mit ihnen über Glauben redete. Unter ihnen waren viele, die sich abgelehnt und ungeliebt fühlten. Ich konnte ihnen Zeugnis geben, dass wir mit Glauben an Christus seine Liebe und Vergebung spüren können und dass er uns dabei hilft, besser zu werden – so, wie er mir geholfen hat.

Sieben Jahre der Vorbereitung auf meine Mission haben mir geholfen, zu mir selbst zu finden. In dieser Zeit konnte ich ein Zeugnis vom Sühnopfer Christi entwickeln, davon, dass er die Macht hat, mir dabei zu helfen, meine Schwächen zu überwinden und meine Stärken dazu einzusetzen, meine Erkenntnisse an andere weiterzugeben. Und dafür haben sich die sieben Jahre wirklich gelohnt.