2017
Das Warten lohnt sich
March 2017


Das Warten lohnt sich

Die Verfasserin lebt in Texas.

Warum kann ich nicht gleich getauft werden?

Und ich werd mich taufen lassen, folge gern dem Heiland nach. (Siehe Liederbuch für Kinder, Seite 54)

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Worth the Wait

Heute lernen wir ein neues Lied“, verkündete Schwester Riehm. „Es heißt ‚Taufe‘. Macht bitte die Augen zu und hört einfach der Musik zu.“

Ich schloss die Augen und lehnte mich auf dem Stuhl zurück. Vom Klavier kam eine Melodie, die wie sanft fließendes Wasser klang. Dann fing Schwester Riehm an zu singen: „Jesus kam einst zu Johannes, der ‚der Täufer‘ war genannt, wurd getauft durch Untertauchen dort im fernen, heilgen Land.

Ich merkte, dass mir eine Träne über die Wange lief. Ich versuchte, sie wegzuwischen, bevor Mama sie sah, aber es war schon zu spät. Meine Mutter war die PV-Leiterin und bemerkte immer alles. Mama sah mich mit einem traurigen Lächeln an. Sie wusste, warum ich weinte.

Auf dem Heimweg summte meine kleine Schwester Julia die ganze Zeit das Lied. Ich sagte kein Wort.

„Willst du etwas mit mir malen?“, fragte Julia, als wir zu Hause ankamen.

Ich schüttelte den Kopf. „Später vielleicht. Ich muss erst noch etwas erledigen.“

Ich fand Papa im Wohnzimmer. Er saß mit einem offenen Buch auf dem Schoß in seinem Lieblingssessel. Wenn Julia, Mama und ich in die Kirche gingen, las er immer gerne.

Ich holte tief Luft. „Papa?“, fing ich an. „Darf ich mich taufen lassen?“

Papa schlug das Buch zu und hob mich auf seine Knie.

„Ach, Sarah. Wir haben doch schon darüber gesprochen. Ich sage immer noch nein“, sagte Papa.

Ich erwiderte: „Aber ich will es wirklich! Ich bin schon vor ein paar Monaten acht geworden, und ich habe viel darüber nachgedacht. Ich weiß, dass die Kirche wahr ist, und je länger ich warte, desto sicherer bin ich mir, dass ich mich taufen lassen will.“

Papa schüttelte den Kopf. „Ich glaube immer noch, dass du zu jung bist, um eine so wichtige Entscheidung zu treffen. Aber du weißt, dass ich dich lieb habe.“

„Ja“, nickte ich. Ich wusste ja, Papa meinte es gut mit mir. Er dachte nur, dass ich noch nicht bereit war, diese Entscheidung zu treffen.

Ich rannte in mein Zimmer und kniete mich hin. So ernst hatte ich noch nie gebetet: „Himmlischer Vater, ich möchte mich wirklich taufen lassen. Bitte hilf, dass Papa mich versteht.“

Zuerst geschah gar nichts, aber ich blieb auf den Knien. Die Melodie des Liedes „Taufe“ ging mir immer wieder durch den Kopf. Nach einer Weile war ich nicht mehr so traurig. Ich wurde ganz ruhig, es war ein friedliches Gefühl. Und mir fiel alles Mögliche ein, was ich auch ohne Taufe jetzt schon tun konnte.

Ich konnte weiter beten und zur PV gehen. Ich konnte Julia ein gutes Vorbild sein und vielleicht sogar Mama bitten, in der nächsten Woche für mich zu fasten.

Das friedliche Gefühl blieb, auch als ich später zum Abendessen hinunterging. Ich wusste zwar nicht wann, aber irgendwann würde ich mich taufen lassen. Und es lohnte sich, darauf zu warten.

Sechs Monate später erlaubte Sarahs Vater ihr, sich taufen zu lassen, zwei Tage vor ihrem neunten Geburtstag.