2017
Martins Entscheidung
Juni 2017


Martins Entscheidung

Die Verfasserinnen leben in Utah.

Martin wusste, dass er keinen schwarzen Tee trinken sollte. Was konnte er nur tun?

„Sei mutig und steh für das Rechte ein!“ (Liederbuch für Kinder, Seite 81)

Bild
martins choice

Martin wurde langsam wach. Seine Mutter rüttelte ihn an der Schulter.

„Martin“, sagte sie, „es ist Zeit aufzustehen.“

Martin rieb sich den Schlaf aus den Augen. Draußen war es noch dunkel, aber er wusste, wie viel Uhr es war. Seine Familie stand jeden Morgen um halb sechs auf, um gemeinsam im Buch Mormon zu lesen. Das frühe Aufstehen war nicht immer leicht.

Martin wälzte sich aus dem Bett und trottete ins Wohnzimmer. Er streckte sich und gähnte herzhaft. Seine Brüder und Schwestern sahen auch noch verschlafen aus, aber sie waren alle da.

Jeder las fünf Minuten lang vor. Am Anfang wollte Martin nur zurück ins Bett. Aber er hörte weiter zu. Mit jedem Vers ging es ihm ein Stückchen besser. Als sie mit dem Lesen fertig waren, fühlte sich Martin geistig stark.

Und geistige Stärke war etwas, was er jeden Tag brauchte. In Kenia gab es nur wenige Mitglieder der Kirche in Martins Alter, und sie wohnten alle weit weg. Nach der Schule ging Martin immer in einen Verein für Jungen, der von der katholischen Kirche geleitet wurde. Einmal veranstaltete der Verein ein einwöchiges Zeltlager für die Jungs.

Martin hatte viel Spaß dabei. Er sang Lagerfeuerlieder. Er hackte Holz. Er half sogar dabei, das Lagerfeuer vorzubereiten.

Aber am zweiten Tag brachte einer der Betreuer eine Teekanne. „Und jetzt gibtʼs schwarzen Tee für alle“, verkündete er.

Die anderen Jungen freuten sich. Bei ihnen zu Hause gab es zu besonderen Anlässen schwarzen Tee. Sie schnappten sich ihre Tassen und hielten sie dem Betreuer hin.

Martin war etwas mulmig zumute. Er wusste, dass er keinen schwarzen Tee trinken sollte. Er wollte aber auch seine Freunde nicht beleidigen.

Dann dachte er daran, wie er sich fühlte, wenn er die Gebote hielt. Er war glücklich, wenn seine Familie dem Propheten folgte und gemeinsam im Buch Mormon las. Wenn sie es einmal nicht taten, war er nicht ganz so glücklich.

Da wusste Martin, was zu tun war.

„Nein, danke“, sagte er zu dem Betreuer, als dieser Martins Tasse füllen wollte. „Ich möchte keinen schwarzen Tee trinken.“

Der Betreuer war überrascht, aber er ließ Martin Wasser trinken, während die anderen Jungs Tee tranken. Einige der Jungen wollten wissen, warum Martin keinen Tee trinken wollte, aber niemand machte sich über ihn lustig. Martin war froh. Er wusste, dass er stark und kräftig sein würde, wenn er das Wort der Weisheit befolgte. Und er war froh, dass er stark genug gewesen war, das Rechte zu tun.