2017
Ein Lehrer, der Seelen erretten möchte
July 2017


Auf die Weise des Erretters lehren

Ein Lehrer, der Seelen erretten möchte

Wie der Erretter lehrte, liegt darin begründet, warum er lehrte. Geht es uns um dasselbe?

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Jesus sitting with old man

Ich muss gestehen: Wenn ich über das Thema „Auf die Weise des Erretters lehren“ nachdenke, konzentriere ich mich hauptsächlich darauf, wie er gelehrt hat. Was hat er gemacht? Wie ist er mit den Menschen umgegangen? Er war ja immerhin der größte aller Lehrer. Aber wenn wir auf seine Weise lehren wollen, müssen wir unbedingt verstehen, warum er lehrte. Das „Warum“ ist absolut ausschlaggebend für uns und für diejenigen, die wir unterweisen.

Wenn der Erretter jemanden unterwies, ging es ihm nie darum, die Zeit totzuschlagen oder seine Zuhörer zu unterhalten oder mit Informationen zu überhäufen. Alles, was er tat – auch in seiner Funktion als Lehrer –, sollte andere zum Vater führen. Der sehnlichste Wunsch und der gesamte Auftrag Jesu bestehen darin, die Kinder des Vaters im Himmel zu erretten (siehe 2 Nephi 26:24). Wenn wir bemüht sind, auf seine Weise zu lehren, können wir lernen, uns von demselben Beweggrund leiten zu lassen wie er.

Anders ausgedrückt: Einem Lehrer, der auf die Weise des Erretters lehrt, geht es darum, Seelen zu erretten.

Der Wunsch, andere zu erretten

Eine meiner Lieblingsgeschichten im Buch Mormon handelt von den Söhnen König Mosias, die die Königswürde bei den Nephiten ablehnen, damit sie das Reich Gottes unter den Lamaniten aufbauen können. Sie verzichten auf ein irdisches Königreich zugunsten des Gottesreiches. Sie verzichten auf Sicherheit und Geborgenheit bei den Nephiten und gehen zu ihren Feinden, den Lamaniten, in der Hoffnung, „vielleicht von ihnen einige wenige Seelen erretten zu können“ (Alma 26:26).

Was hat diese Knechte des Herrn angetrieben? „Sie konnten es nicht ertragen, dass auch nur eine menschliche Seele zugrunde gehe; ja, sogar der bloße Gedanke daran, dass auch nur eine Seele endlose Qual erdulden müsse, ließ sie beben und zittern.“ (Mosia 28:3.) Sie waren sogar bereit, dafür viele Bedrängnisse zu erdulden (siehe Alma 17:5,14).

Diese Geschichte hat mich schon oft darüber nachdenken lassen, ob ich eigentlich nichts unversucht lasse, andere zu Christus zu bringen. Geht es mir in ausreichendem Maße darum, Seelen zu erretten?

Ein Lehrer werden, der Seelen erretten möchte

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teacher with youth

Wenn wir aus demselben Beweggrund wie der Erretter lehren wollen, gewinnen die Grundsätze, nach denen er lehrt – das Wie –, noch viel mehr an Bedeutung. Sie sind dann nicht nur Methoden, sondern werden zu einem Muster, anhand dessen wir so werden können wie er. Wenn wir die Anregungen, die nachstehend sowie in der Anleitung Auf die Weise des Erretters lehren zu finden sind, beständig in die Tat umsetzen, lehren wir nicht nur so wie der Herr, sondern sind auch mehr wie er.

Sich frühzeitig um Offenbarung bemühen

Wir brauchen Offenbarung, um bei der Errettung von Seelen mitzuhelfen. Offenbarung empfängt man „Zeile um Zeile …, Weisung um Weisung, hier ein wenig und dort ein wenig“ (2 Nephi 28:30), und das dauert seine Zeit. Also müssen wir uns frühzeitig vorbereiten und uns häufig um Offenbarung bemühen.

Liebe zeigen

Das machtvollste Werkzeug, mit dem ein Lehrer beim Erretten von Seelen mithelfen kann, ist Liebe. Schon Kleinigkeiten zählen: die Namen der Teilnehmer kennen, sie fragen, wie ihre Woche war, ihnen sagen, wie gut ihre Ansprache war, oder ihnen zu besonderen Ereignissen gratulieren. Wenn wir Interesse und Wertschätzung zeigen, öffnen diejenigen, die wir unterweisen, ihr Herz und werden empfänglicher für den Heiligen Geist.

Bei der Unterrichtsvorbereitung an das denken, was der Lernende braucht

Ein Lehrer, der Seelen erretten möchte, stellt die Lernenden in den Mittelpunkt. Wenn er das Unterrichtsmaterial durchgeht, konzentriert er sich darauf, was die Teilnehmer brauchen, nicht was er selbst braucht. Er achtet nicht darauf, wie er die Zeit füllt, sondern ist darauf bedacht, das Herz und die Gedanken der Teilnehmer zu füllen. Er überlegt nicht nur, was er sagen und tun will, sondern auch was die Lernenden sagen und tun werden. Er will hören, was sie denken, weil dadurch Einigkeit ent-steht und sie ihr Herz öffnen und vermehrt Glauben ausüben können.

Die Lehre im Auge behalten

Häufig beurteilen Lehrer ihren Erfolg danach, wie stark die Beteiligung ist. Das ist aber nur ein Teil des Ganzen. Ist die Unterrichtsbeteiligung zwar rege, aber wird sehr wenig Lehre vermittelt, haben wir nur ein – wie Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel es bezeichnet – „theologisches Häppchen“ geliefert. Es mundet zwar, aber wir haben es versäumt, die Teilnehmer mit der sättigenden Macht der Lehre zu nähren.

Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Man wird nur so schnell errettet, wie man Erkenntnis erlangt.“1 Wir müssen dazu beitragen, dass die Teilnehmer die wichtigste Erkenntnis erlangen, nämlich die Lehre Jesu Christi.

Wenn wir mit ihnen Gedanken und Eindrücke austauschen, müssen wir immer wieder auf die heiligen Schriften und die Worte der neuzeitlichen Propheten zurückkommen. Vor kurzem hat Tad R. Callister, Präsident der Sonntagsschule, erklärt: „Der ideale Lehrer bemüht sich stets, einen Bezug zwischen den Beiträgen der Unterrichtsteilnehmer und der Lehre herzustellen. Zum Beispiel kann der Lehrer so etwas sagen wie: ‚Ihr Erlebnis erinnert mich an eine Schriftstelle.‘ Oder: ‚Welche Wahrheit des Evangeliums erkennen wir durch diesen Beitrag?‘ Oder auch: ‚Wer kann Zeugnis dafür ablegen, wie machtvoll die Wahrheit ist, die wir gerade besprochen haben?‘“2

Den Heiligen Geist einladen, Zeugnis zu geben

Ein Lehrer, der Seelen erretten möchte, begreift: Alles, was er als Lehrer sagt und tut, ist darauf ausgerichtet, dass der Heilige Geist auf andere einwirken kann. Der Heilige Geist ist der Lehrer. Unter anderem hat der Heilige Geist die Aufgabe, Zeugnis für die Wahrheit abzulegen und besonders vom Vater und vom Sohn. Wenn es also im Unterricht um den Vater im Himmel, Jesus Christus und ihr Evangelium geht, laden wir den Heiligen Geist ein, den Teilnehmern Zeugnis zu geben. Seine Macht wird dann in dem Maß, wie sie es zulassen, ihr Zeugnis stärken und ihr Herz wandeln. Sein Zeugnis ist „mächtiger als das, was die Augen sehen“3.

Die Lernenden zum Lernen und eigenständigen Handeln auffordern

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woman commenting in class

Kürzlich besuchte ich eine Sonntagsschulklasse. Am Anfang bat die Lehrerin die Teilnehmer, zu berichten, was ihnen beim Studium des Leseauftrags der vergangenen Woche aufgefallen war und wie sie das umgesetzt hatten. Das führte zu einem eindrucksvollen Unterrichtsgespräch über Einsichten und Erkenntnisse, die die Teilnehmer gewonnen hatten. Die Lehrerin konnte nun die von ihr vorbereiteten Punkte der Lehre ganz natürlich in das Gespräch einfließen lassen. Ich war beeindruckt, wie wichtig es ihr war, die Teilnehmer zu ermuntern, die Macht des Gotteswortes selbst zu erleben.

Uns als Lehrer geht es nicht nur darum, im Klassenzimmer schöne Erlebnisse zu haben, die Zeit zu überbrücken oder guten Unterricht abzuhalten. Das wahre Ziel besteht darin, andere auf ihrem Weg zurück zum Vater im Himmel und Jesus Christus zu begleiten. Wir wollen Lehrer werden, die Seelen erretten möchten.

Anmerkungen

  1. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 294

  2. Tad R. Callister, „Sunday School ‚Discussion Is a Means, Not an End‘“, Church News, 9. Juni 2016, deseretnews.com

  3. Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, Seite 39