2017
Fasten für einen Propheten
July 2017


Fasten für einen Propheten

Die Verfasserin lebt in Hawaii.

Präsident Kimball lag Silioti sehr am Herzen. Sie wollte, dass er wieder gesund wurde.

„Nähre unsre Seele, erfüll unser Herz, heilge unser Fasten, das ist unser Gebet.“ (Hymns, Nr. 138)

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Fasting for a Prophet

Silioti ging nach der Schule nach Hause und kam an Bäumen mit gelben Papayas und roten, reifen Mangos vorbei. Als sie die Früchte erblickte, merkte sie, wie hungrig sie war. Aber sie dachte auch daran, dass heute ein ganz besonderer Tag war. Heute fastete jeder in ihrem Pfahl für den Propheten, Präsident Spencer W. Kimball. Er war sehr krank und musste operiert werden. Heute Abend würde der ganze Pfahl zusammenkommen und mit einem gemeinsamen Gebet das Fasten beenden.

Als Silioti nach Hause kam, duftete das Essen im ʼumu, dem Erdofen. Ihr Magen knurrte. Silioti war froh, dass sie schon alt genug war, um fasten zu können. Doch es war viel schwieriger, an einem Schultag zu fasten als an einem Sonntag.

Sie versuchte, nicht mehr an den Hunger zu denken. Sie suchte Feuerholz und sammelte die Blätter der großen Brotfruchtbäume auf, die in ihrem Garten Schatten spendeten.

„Der Vater im Himmel wird es schon verstehen, wenn ich einen winzigen Schluck Wasser trinke“, dachte sie, als sie sich nach erledigter Arbeit die Hände wusch. Dann musste sie jedoch daran denken, wie sehr Präsident Kimball ihr am Herzen lag. Sie wollte, dass er wieder gesund wurde. Sie beschloss, doch noch zu warten.

Silioti setzte sich auf die Veranda und legte ihren Kopf bei ihrer Mutter auf den Schoß. Sie war erschöpft.

„Du kannst dein Fasten ruhig beenden, wenn es nicht mehr geht“, sagte ihre Mutter.

„Aber ich möchte fasten“, erwiderte Silioti. „Ich schaffe das.“

Als ihr Vater von der Arbeit nach Hause kam, half die ganze Familie, den ʼumu aufzudecken. Sie nahmen das in Blätter gewickelte Schweinefleisch, den Fisch und die in Kokosmilch gebackene Brotfrucht heraus. Danach wickelten sie die Speisen in Tücher und nahmen sie mit zur Straße, wo sie auf den Bus warteten.

An der Straße trafen sie noch weitere Familien, die alle etwas zu essen dabei hatten. Alle lächelten und unterhielten sich, als sie in den Bus stiegen. Silioti fand noch einen Platz neben ihrer Mutter. Der Duft von gutem Essen erfüllte den Bus, während er über die Straße holperte.

Es war bereits dunkel, als der Bus am Gemeindehaus ankam. Im Versammlungsraum kniete Silioti zusammen mit ihren Eltern, ihren Geschwistern und mit Hunderten weiterer Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nieder.

Bei dem Gebet betete Silioti im Herzen: „Bitte lass Präsident Kimball wieder gesund werden.“ Sie wusste, dass jeder in dem Raum um dasselbe betete. Sie verspürte Ruhe und wusste, dass Präsident Kimball gesund werden würde.

Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass andere Mitglieder geweint hatten. All diese Leute hatten gefastet, und sie hatte dies ebenfalls getan. Es war ihr zwar schwergefallen, aber sie hatte es geschafft.