2017
Mein Geschenk: Die Liebe Christi
December 2017


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Mein Geschenk: Die Liebe Christi

Bild
walking past homeless woman

Illustration von Julie Rogers

Ich freute mich vergangenes Jahr auf die Weihnachtsinitiative der Kirche, „Der Welt ein Licht“. Ich wollte unbedingt jeden Tag mitmachen, insbesondere am 5. Dezember. Da lautete die Aufgabe: „Jesus half den Kranken – das kannst du auch.“

An diesem Tag lief ich nach der Arbeit durch die grauen Straßen der Stadt und wollte meine Großeltern besuchen. Ich fühlte mich großartig. Es war Weihnachten, und ich freute mich des Lebens. Die Glocke eines Spendensammlers hallte durch die Straßen. Als ich mich der Straßenbahnhaltestelle näherte, wurde der Klang der Glocke von einer obdachlosen Frau übertönt, die den Spendensammler anschrie:

„Du Betrüger! Ich habe Hunger und friere, und du steckst dir alles selbst in die Tasche! Du bist ein Betrüger!“

Die meisten Leute ignorierten sie, und der Spendensammler ließ weiter seine Glocke ertönen. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren, doch ich konnte die Frau noch immer schreien hören: „Du Betrüger! Ich habe Hunger. Ich friere.“

Da fiel mir ein, dass ich einen 20-Dollar-Schein in der Tasche hatte. Ich überlegte, ob ich ihn der Frau geben sollte, aber verwarf den Gedanken. Wenn ich den verschenkte, dann zumindest an jemand Netten. Aber da rief mir der Geist die Aufgabe für diesen Tag in Erinnerung und wem ich nacheifern wollte. Jesus war der König der Könige, und doch war er für die Geringsten unter den Menschen da. Nun wusste ich, was ich zu tun hatte.

Ich ging auf die Frau zu. Sie schrie jetzt nicht mehr, aber sie hatte die Augen geschlossen und ihr rannen Tränen über die Wangen. Ich nahm den 20-Dollar-Schein aus der Tasche und gab ihn der Frau.

„Kein guter Tag für Sie, nicht wahr?“, fragte ich.

Sie sah zu mir hoch. „Ja“, erwiderte sie.

„Das tut mir leid“, sagte ich. Ich umarmte sie, und sie weinte in meinen Armen, bis die Straßenbahn kam.

„Danke“, sagte sie, als wir uns verabschiedeten. „Nicht nur für das Geld, auch für die Umarmung. Ich hab wirklich eine Umarmung gebraucht.“

Ich hatte gar nicht vorgehabt, jemand Wildfremden auf der Straße zu umarmen, aber ich weiß, dass Jesus das getan hätte. Ich bin dankbar, dass der Herr mir die Gelegenheit gegeben hat, so zu dienen, wie er es getan hätte. Jesus half den Kranken, den Armen und den Bedürftigen – das kann ich auch.