2017
Glaube neu entfacht
December 2017


Glaube neu entfacht

Der Weg zurück ist nicht immer einfach, aber er ist immer möglich.

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Te Oranoa

Wer im Buch Mormon die Worte „sie fielen ab auf verbotene Pfade und gingen verloren“ liest (1 Nephi 8:28), findet sie vermutlich nicht sonderlich hoffnungsvoll. Sogar eher gegenteilig: Nur zu leicht stellt man sich vor, dass diejenigen in Lehis Vision vom Baum des Lebens, die von der Frucht aßen und sich dann davon abwandten, ein düsteres Ende erwartete.

Die 17-jährige Te Oranoa M. aus Neuseeland sieht das jedoch anders. „Ich finde an dieser Schriftstelle inspirierend, dass dort nicht steht, sie seien für immer verloren“, sagt sie.

Ganz schön tiefgründig! Und sie spricht aus Erfahrung. „Ich habe mich von der Kirche abgewendet“, berichtet sie. „Aber ich konnte zurückkehren.“

Ein Zeugnis verblasst

Te Oranoa ist in der Kirche groß geworden. Sie erzählt davon, wie sie ein Zeugnis erlangt hatte und dass sie sich in geistigen Belangen sogar Ziele gesetzt hatte. „Aber mein Zeugnis ist erkaltet“, erklärt sie.

In gewisser Weise erging es ihr wie Amulek, vor allem darin, wie er sich selbst dem Volk Ammoniha beschrieb: „[Ich habe] mein Herz verhärtet, denn ich wurde oft gerufen, und ich wollte nicht hören; darum wusste ich von all diesem, doch ich wollte es nicht wissen.“ (Alma 10:6.)

Was mit dieser Schriftstelle gemeint ist, versteht Te Oranoa nur zu gut. „Genau wie Amulek war mir das Geistige ja nicht fremd, und der Geist gab mir ein, was ich tun sollte, aber ich war ein bisschen stur und stolz und handelte nicht danach. So verblasste mein Zeugnis allmählich.“

Letzten Endes sollte Amuleks Geschichte nicht nur Ähnlichkeiten zu Te Oranoa aufweisen – sie wurde ein Wendepunkt auf ihrem Weg zurück.

Eine Erinnerung wird wach

Doch sogar in der Zeit, als ihr Glaube erkaltete, hatte sie noch schöne Erinnerungen an früher. Te Oranoa vergaß nie, was sie empfunden hatte, als sie mit den anderen Jugendlichen in den Tempel gegangen war oder Jugendtagungen besucht hatte.

„Es gab ein bestimmtes Schema“, gesteht sie. „Ich fühlte mich gut, wenn ich in die Kirche ging, und schlecht, wenn ich nicht hinging.“

Schließlich kam der Tag, da Te Oranoa herausfinden wollte, ob sie die Gefühle von damals nicht erneut empfinden konnte. Zunächst einmal las sie ein paar aktuelle Generalkonferenzansprachen.

Eine Ansprache von der Herbst-Generalkonferenz 2016, „Was wir von Alma und Amulek lernen“ von Präsident Dieter F. Uchtdorf, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, weckte etwas tief in ihrer Seele. In Präsident Uchtdorfs Ausführungen, wie Amuleks Glaube nachgelassen hatte, erkannte sie sich selbst und ihre eigenen Gefühle wieder. Mehr denn je wurde ihr bewusst, wie glücklich sie gewesen war, als sie starken Glauben gehabt hatte. Sofort wollte sie etwas ändern.

„Ich hoffte, dass irgendetwas das Feuer meines Zeugnisses neu entfachen konnte“, erklärt sie. „Also las ich Präsident Uchtdorfs Ansprache, und tatsächlich: Ich war Feuer und Flamme!“

Eine Hoffnung wird geweckt

Te Oranoas Weg zurück zum Glauben war nicht immer einfach, aber ein ganz bestimmtes Licht am Ende des Tunnels hilft ihr, nicht aufzugeben: die Hoffnung auf eine ewige Familie.

„Die Familie kann für immer zusammen sein“, sagt sie. „Das ist mein größter Traum, meine allergrößte Hoffnung. Wenn ich meinen Horizont erweitern möchte oder eine Lehre nicht so gut verstehe, versuche ich, das alles auf die ewige Familie zu beziehen. Wieso ist mir zum Beispiel das Sühnopfer Christi wichtig? Weil ich das Sühnopfer unbedingt brauche, damit ich würdig in den Tempel gehen und für alle Ewigkeit an meine Familie gesiegelt werden kann.“

Rückkehr auf den Weg zu Gott

Vielleicht sollten wir uns vor Augen führen, dass diejenigen in Lehis Vision, die von der Frucht gegessen hatten und dann vom Glauben abfielen, noch immer wussten, wie sie schmeckte. Sie mussten verspürt haben, dass sie gut war, selbst wenn das Gefühl nur kurz angedauert hatte, und sie können dies auch erneut entdecken. Diese Hoffnung erfüllt jedenfalls Te Oranoa, sowohl für sich selbst als auch für andere.

„Man muss nicht sein Leben lang auf verbotenen Pfaden wandeln“, sagt sie. „Man kann sich dem Herrn zuwenden, wann immer man möchte.“