2018
Früher zu Hause als geplant
January 2018


Früher zu Hause als geplant

Die Verfasserin lebt in Arizona.

Es gibt viele Möglichkeiten, wie vorzeitig zurückgekehrte Missionare dem Herrn weiterhin dienen und Erfüllung finden können.

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house with missionary outfit hanging outside

Meine Eltern hatten beide eine Mission erfüllt. Ich hatte schon von klein auf Geschichten über ihre Mission gehört und von dem Tag geträumt, an dem es soweit war, dass ich dem Herrn als Vollzeitmissionarin dienen konnte.

Die Vorbereitung auf meine Mission war eine besonders kostbare Zeit für mich. Ich war dem Herrn näher als je zuvor. Ich wurde in die Ungarn-Mission Budapest berufen. Als ich an der Missionarsschule in Provo ankam, war ich entschlossen, für den Vater im Himmel alles zu geben.

Die Zeit an der Missionarsschule war eine unglaublich geistige Erfahrung für mich. Als ich dem Herrn näherkam, erklärte ich ihm im Gebet aufrichtig, dass ich bereit war, alles zu tun, worum er mich bat, und versprach, dass ich die Menschen in Ungarn von ganzem Herzen lieben werde.

Gegen Ende meines Aufenthalts an der Missionarsschule wurde ich krank. Ich verbrachte ein wenig Zeit zu Hause, um mich zu erholen, und durfte dann meine Mission in Ungarn antreten. Meine erste Mitarbeiterin, Sister Sunshine Nestor, war wunderbar. Sie brachte mir bei, wie man jeden Tag die liebevolle, große Barmherzigkeit und die Wunder des Herrn erkennt.

Doch nach ein paar Monaten wurde ich wieder krank. Sister Nestor und ich gaben bei der Arbeit zwar weiterhin unser Bestes, aber ich musste trotzdem wieder nach Hause zurück.

Nun hatte ich das Gefühl, den Herrn enttäuscht zu haben, weil ich keine „ganze“ Mission erfüllt hatte. Ich war überzeugt, dass es in Ungarn noch Menschen gab, die ich hätte unterweisen sollen, wenn ich nicht krank geworden wäre. Ich fragte mich, ob ich nicht genug Glauben hatte, um geheilt zu werden. Schließlich beschützt der Herr seine Missionare ja. Ich war nie auf die Idee gekommen, dass mein Opfer für den Herrn nicht darin bestehen würde, eineinhalb Jahre meines Lebens zu geben, sondern darin, auf die Art von Mission zu verzichten, die ich erwartet hatte.

Wieder zu Hause: Meine Suche nach Erfüllung

Als ich bei meiner Rückkehr nach Hause aus dem Flugzeug stieg, konnte ich nur daran denken, dass ich im Missionsgebiet die wichtigste Aufgabe meines Lebens zurückgelassen hatte. Doch mit der Zeit erkannte ich, dass es auch zu Hause Aufgaben gab, die meinem Leben einen Sinn verleihen konnten.

Ganz gleich, warum du früher als erwartet von deiner Mission zurückgekehrt bist, fasse heute den Entschluss, daraus einen Schritt nach vorn zu machen, nicht einen Schritt zurück. Ich ging aus gesundheitlichen Gründen nach Hause, aber andere kehren aus vielerlei Gründen früher heim, zum Beispiel auch aufgrund von Übertretung. Daher treffen möglicherweise nicht alle der nachstehenden Vorschläge auf deine Situation zu. Bete zum Herrn, damit du erkennst, wie du ihm zu Hause dienen kannst. Wenn du beispielsweise aufgrund von Übertretung nach Hause gegangen bist und noch nicht würdig bist, in den Tempel zu gehen, kannst du dennoch Kraft schöpfen, wenn du regelmäßig auf dem Tempelgrundstück spazieren gehst und beschließt, eines Tages ins heilige Haus des Herrn zurückzukehren.

Abgesehen davon, dass ich in den heiligen Schriften gelesen und gebetet habe und in die Kirche gegangen bin, waren auch die folgenden Schritte auf meinem Weg zur Heilung wichtig:

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post-mission journey

1. In Verbindung bleiben

Mein erster Schritt zu einem erfüllten Leben bestand darin, mit den Mitgliedern und den Missionaren in Ungarn in Verbindung zu bleiben. Eine Zeit lang wartete ich immer sehnsüchtig auf den Vorbereitungstag, weil ich dann E-Mails von Sister Nestor und meinen ehemaligen Mitarbeiterinnen an der Missionarsschule erhielt. Ich muss zugeben, dass es manchmal nicht einfach war, etwas über die Missionen meiner Mitarbeiterinnen zu lesen oder mit den Menschen in Ungarn zu reden, die ich so sehr vermisste. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, wird mir klar: Es war für meine Heilung sehr wichtig, von den Wundern zu erfahren, die sich dort ereigneten.

2. Online-Indexierung

Auf die sanfte Aufforderung meiner klugen Mutter hin überredete mich mein kleiner Bruder, mit dem Indexieren anzufangen. Anfangs indexierte ich Datensätze mit Namen, um ihn zufriedenzustellen, aber eines Tages erschien ein Register mit ungarischen Namen auf meinem Bildschirm. Da erfüllte mich der Geist und ließ mich wissen, dass ich nach wie vor dazu beitragen konnte, Menschen aus Ungarn zu Christus zu bringen – aber eben jene auf der anderen Seite des Schleiers!

3. Sich Ziele setzen

Nach der Mission schienen alle Lebensziele, die ich mir vorher gesetzt hatte, aufgrund meines veränderten Gesundheitszustands unerreichbar. Mit der Zeit wurde mir aber bewusst, dass es Ziele gab, die ich auch im Liegen erreichen konnte. Ich setzte mir Ziele, wie das Buch Jesus der Christus zu lesen, und arbeitete täglich daran.

4. Zu Ausbildung oder Studium zurückkehren

Vor meiner Mission hatte ich mir unter anderem das Ziel gesetzt, einen Hochschulabschluss zu machen. Aufgrund meiner Krankheit und der ständigen Arzttermine wäre es schwierig gewesen, zu Vorlesungen zu gehen, aber mein Vater ermutigte mich, Onlinekurse im Fernstudienprogramm der Brigham-Young-Universität zu belegen. Dies war nicht nur ein auch im Liegen erreichbares Ziel, sondern es machte mir bewusst, dass ich womöglich mehr der Ziele, die ich mir vor der Mission gesetzt hatte, erreichen konnte, als ich bisher für möglich gehalten hatte.

5. Missionsdienst übers Internet

In der Kirche sprach eines Tages eine Schwester meine Mutter an und meinte: „Weißt du, dass Destiny übers Internet eine Mission beim Indexierungs-Support erfüllen kann?“ Diese unerwartete Frage war die Antwort auf meine Gebete. Ich konnte dem Herrn neun Monate lang als Missionarin im Kirchendienst beim Indexierungs-Support dienen. Dies war eine Mission, die ich erfüllen konnte!*

6. Einen Missionsvorbereitungskurs unterrichten

Als ich mit meinem Gesundheitszustand besser zurechtkam, belegte ich Kurse am College bei uns am Ort, während ich gleichzeitig übers Internet meinen Missionsdienst leistete. Da wurde ich gebeten, den Missionsvorbereitungskurs am nahegelegenen Institutszentrum zu unterrichten. Durch das Unterrichten wurde mir bewusst, dass meine Begeisterung für die Missionsarbeit ungebrochen war und dass ich selbst auf meiner kurzen Mission viele Erfahrungen gesammelt hatte, die für die Unterrichtsteilnehmer von Wert sein konnten.

7. Ehrenamtliche Mitarbeit an der Missionarsschule

Nach einem Semester am College zu Hause zog ich nach Utah, um an der BYU zu studieren. Anfangs konnte ich kaum an der Missionarsschule in Provo vorbeigehen, ohne dass widerstreitende Gefühle in mir aufkamen. Dann aber fing ich an, jede Woche ehrenamtlich an der Missionarsschule mitzuarbeiten, und stellte fest: Es war heilsam, die wunderbaren Missionare kennenzulernen, die in mein geliebtes Ungarn geschickt wurden.

8. Tempelarbeit

Eine ungarische Schwester, Edit, die fast 150.000 Namen für den Tempel vorbereitet hat, bat mich, einige ihrer Namen in den Tempel mitzunehmen. Es war mir eine Freude, die errettenden heiligen Handlungen für diese Menschen aus Ungarn zu erledigen!

Heilung durch das Werk des Herrn

Eine Mission zu erfüllen war mein wichtigster Lebenstraum, daher war es für mich verständlicherweise ein Verlust, als ich früher als erwartet nach Hause zurückkehrte. Eine Zeit lang fiel es mir schwer, über meine Mission zu sprechen. Ich rang innerlich mit dem Eindruck, versagt zu haben. Ich musste lernen, den Wert meiner Mission an meinem Wunsch zu dienen zu messen statt an ihrer Dauer. Damals war es mir zwar nicht bewusst, aber jeder dieser Schritte hin zu einem erfüllten Leben führte auch Heilung herbei.

Jahrelang war ich besorgt, dass eine Rückkehr nach Ungarn mich emotional überfordern könnte. Als ich dann schließlich hinreiste, erkannte ich erst am zweiten Tag, dass ich nicht nur keinen Schmerz verspürte, sondern stattdessen überwältigende Freude, wieder dort zu sein! Da wusste ich, dass der Vater im Himmel es mir ermöglicht hatte, die heilende Macht des Sühnopfers des Erretters zu erleben. Heute weiß ich, dass dank des Sühnopfers Jesu Christi letztendlich alles in Ordnung gebracht wird.