2018
Wo wir gebraucht wurden
Juni 2018


Dienst in der Kirche

Wo wir gebraucht wurden

Die Verfasser leben derzeit in Massachusetts.

Die Eingebung, dass wir nach Brooklyn in New York ziehen sollten, eröffnete uns Gelegenheiten zum Dienen und Segnungen, die wir uns nie erträumt hätten.

Bild
Eyi family

Foto von der Familie Eyi

Wir wohnten 2013 in Manhattan in New York. In unserer Gemeinde fühlten wir uns sehr wohl. Da wir unser erstes Kind erwarteten, fingen wir an, uns nach einer größeren Wohnung in unserem Gemeindegebiet umzusehen. Wir fanden eine, die perfekt schien, doch irgendwie fühlte es sich nicht richtig an, sie zu nehmen.

Im Frühling kam Laura immer wieder der Gedanke, dass wir vielleicht nach Brooklyn umziehen sollten. Wil war sich nicht so sicher. Wir wussten nichts über Brooklyn, und Wil wollte lieber in der Nähe seiner Arbeitsstelle bei einer Investitionsbank bleiben, damit er bei seinen langen Arbeitstagen wenigstens eine kurze Pendelzeit hätte. Also beschlossen wir, darüber zu beten und bei der Generalkonferenz auf eine Antwort zu achten.

Wir sahen uns die Ansprachen auf dem Laptop in unserer Einzimmerwohnung an. Elder Stanley G. Ellis von den Siebzigern erzählte von einem Erlebnis, das er als Mitglied einer Pfahlpräsidentschaft gehabt hatte. Er berichtete, dass Familien, die in seinen Pfahl in Texas zogen, oft fragten, welche Gemeinde am besten sei. Nur einmal in 16 Jahren fragte ihn jemand, welche Gemeinde Hilfe brauche.1

Seine Geschichte berührte uns. Sie war die Antwort auf unsere Gebete. Anstatt also in einer Gemeinde zu bleiben, die wir schätzten, in der wir uns wohlfühlten und in der es einen tollen Kindergarten und eine tolle PV gab, beherzigten wir Elder Ellis’ Rat und fragten im Gebet, wohin wir ziehen sollten.

Damals waren wir Verordnungsarbeiter im Manhattan-New-York-Tempel. Einer der Arbeiter dort kannte sich gut in New York aus. Er schlug uns zwei Gemeinden vor, von denen er meinte, sie könnten unsere Hilfe gebrauchen – und beide waren in Brooklyn.

Die erste Gemeinde war zu weit von Wils Arbeit entfernt. Die zweite war näher, und wir spürten, dass wir die richtige Gemeinde gefunden hatten, als wir dort die Abendmahlsversammlung besuchten. Viele der Mitglieder waren Einwanderer aus Haïti. Da Wil aus Gabun kommt und Französisch spricht, hatten wir den Eindruck, dass diese Gemeinde ein gutes Zuhause für uns werden konnte.

Besondere Erfahrungen

Ein paar Wochen später fanden wir eine Wohnung und zogen um. Wil wurde schon bald zu Aufgaben berufen, durch die er die Gemeinde auf vielerlei Weise unterstützen konnte. Es dauerte eine Weile, bis er die Sprache verstand, doch dann beherrschte er haïtianisches Kreol gut genug, um in Versammlungen und bei Interviews als Dolmetscher für die Mitglieder fungieren zu können. Auch Laura bekam die Gelegenheit, verschiedene Aufgaben wahrzunehmen, und wir beteiligten uns an der Missionsarbeit.

Einer unserer neuen Freunde hieß Normil Romelus. Er war zwecks Studium aus Haïti nach New York gekommen und interessierte sich für die Kirche. Er kam oft mit den Missionaren zu uns nach Hause, und wir halfen, ihn auf Französisch und Kreolisch zu unterweisen. Nach Normils Taufe unterstützten wir seine Teilnahme am Pathway-Programm der Kirche finanziell. Bei diesem Studium lernte er seine zukünftige Frau kennen. Wil freute sich, dass er bei ihrer Heirat im Manhattan-Tempel dabei sein konnte.

Wir lernten auch eine gläubige haïtianische Schwester kennen, die sich in New York einer Krebsbehandlung unterzog. Wann immer sie in New York war, half der Gemeinderat ihr nach besten Kräften und sorgte dafür, dass sie alles hatte, was sie brauchte, zum Beispiel, dass sie zu den Behandlungen gebracht und von dort wieder abgeholt wurde. Während dieser Zeit durften wir uns um sie kümmern und sie besuchen. Wir hofften auf einen besseren Ausgang, doch leider starb sie.

Diese beiden Erfahrungen sind ein gutes Beispiel dafür, was die Gemeinde für andere Menschen tat: Sie half ihnen und richtete sie auf. Wir sind für diese und andere besondere Erfahrungen dankbar.

Worauf es wirklich ankommt

Wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass der Herr für uns sorgt, wenn wir ihm und seinen Kindern dienen. Unsere Erfahrungen in Brooklyn halfen uns, mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Ganz besonders halfen sie Wil, das ganze Aufsehen um die Wall Street nicht so wichtig zu nehmen, sondern stets daran zu denken, worauf es wirklich ankommt. Im Anlagebankgeschäft arbeitet fast jeder sonntags. Ab und zu musste Wil noch daheim etwas Arbeit nachholen, doch der Herr segnete uns, sodass Wil nie sonntags ins Büro gehen musste.

Als wir nach Brooklyn zogen, glaubten wir, außer uns sei nur noch eine andere Familie mit kleinen Kindern in der Gemeinde. Doch nur zwei Wochen nach unserem Umzug wurden die Gemeindegrenzen geändert, und mehrere andere junge Familien zogen ebenfalls in das Einzugsgebiet.

Eines Tages möchten wir nach Gabun ziehen. Wir wissen, dass unsere Erfahrungen in Brooklyn uns mit darauf vorbereitet haben, der Kirche und den Menschen in Afrika besser dienen zu können. Wir sind dankbar, dass wir auf die Eingebung gehört haben und umgezogen sind. Der Herr hat uns gesegnet und er tut dies noch immer, und zwar auf eine Weise, die wir uns nie hätten vorstellen können.

Anmerkung

  1. Siehe Stanley G. Ellis, „Der Weg und die Weise des Herrn“, Liahona, Mai 2013, Seite 36ff.