2018
Umkehr – ein Teil meines Weges zur Vollkommenheit
August 2018


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Umkehr – ein Teil meines Weges zur Vollkommenheit

„Für Umkehr muss man sich nicht schämen; sie hilft uns, mehr wie Christus zu werden.“

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Als ich das Büro des Bischofs betrat, fühlte ich mich völlig wertlos.

Lächelnd bot er mir einen Stuhl an. Ich erklärte ihm, was geschehen war, und mit jedem Wort schämte ich mich mehr. Mit Tränen in den Augen fragte ich ihn: „Was muss ich tun? Wie kann ich wieder völlig rein werden?“

Der Bischof schwieg einen Moment und sagte dann: „Sie können auf jeden Fall davon gereinigt werden. Aber ich glaube, Sie verstehen einen wichtigen Aspekt der Umkehr nicht.“

„Was meinen Sie damit?“, fragte ich etwas erstaunt.

„Sie halten Umkehr für einen Lichtschalter, mit dem man Finsternis in Licht verwandelt“, entgegnete er. „Als ob Sie vorher eine perfekte 10 waren und jetzt aufgrund Ihrer Sünde eine 8 oder 7 sind.“

Ich nickte langsam.

„In Wahrheit“, fuhr der Bischof fort, „ist niemand von uns eine 10. Tatsächlich ist jeder von uns viel eher eine 1 oder 2. Keiner ist von Anfang an vollkommen. Die Umkehr reinigt uns von Sünde, aber sie hilft uns auch, Fortschritt zu machen und von einer 2 zu einer 3 und von einer 3 zu einer 4 zu werden und so weiter, bis wir eines Tages die vollkommene 10 erreichen. Durch Umkehr können wir mehr wie Christus werden.“

Der Bischof betete mit mir und riet mir, mich eingehend mit dem Geschenk Umkehr zu beschäftigen.

Als ich sein Büro verließ, saß ich noch lange in meinem Auto und dachte darüber nach, was er gesagt hatte.

Mir wurde klar, dass er Recht hatte. Ich hatte gedacht, Umkehr sei nur dazu da, mich wieder so zu machen, wie ich vorher gewesen war – dass ich wieder eine „10“ werden konnte. Weil ich gedacht hatte, dass ich vorher vollkommen rein gewesen war, hatte mein Anspruch, perfekt sein zu müssen, mir das Gefühl gegeben, wertlos und unwiederbringlich verloren zu sein. So hatte ich mich immer gefühlt, wenn ich umkehren musste.

Aber umkehren zu müssen war nichts Schlechtes, wofür ich mich schämen musste, sondern der Schlüssel dazu, mehr wie Christus zu werden. Durch die Umkehr konnte ich meine Sünden ablegen und besser werden, als ich vorher gewesen war. Der Erretter ist kein Restaurateur, der die Risse in meiner Seele verspachtelt, sondern Architekt, der mich zu etwas so Hohem ausbaut, was ich ohne ihn nie werden könnte.

Diese Erkenntnis hat mich von meinen auf Perfektionismus beruhenden Schuldgefühlen befreit. Ich war nicht vollkommen und musste es auch nicht sein – noch nicht. Die Umkehr war ein Teil meines Weges zur Vollkommenheit. Ich kam mit einem neuen Blickwinkel und von Demut erfüllt nach Hause.

Ich bin umgekehrt und habe von der Sünde gelassen, die mich damals das Büro des Bischofs hat betreten lassen, und heute fühle ich mich völlig rein. Ich bin bei weitem nicht vollkommen, aber zum Glück reicht Christi Gnade zur Errettung aus. Durch ihn kann ich Vergebung und Heilung erfahren und die Kraft bekommen, meine Schwächen zu überwinden. Und durch sein Geschenk Umkehr kann ich zu dem Menschen geformt werden, der ich sein soll.