1: Das Priestertum

Aaronisches Priestertum — Leitfaden 1, (1995), 1–3


Ziel

Jeder Junge erkennt, welche große Macht und welcher Vorzug damit verbunden sind, daß er im Namen Gottes handeln kann.

Vorzubereiten

  1. 1.

    Sie brauchen:

    1. a)

      für jeden Jungen die heiligen Schriften

    2. b)

      für jeden Jungen Papier und Bleistift

    3. c)

      Buntstifte zum Markieren der heiligen Schriften

    4. d)

      1 Packung Tabletten

  2. 2.

    Sie können die Definition des Priestertums, die Präsident Spencer W. Kimball gegeben hat (siehe unten), auf ein Poster schreiben.

Vorschlag für den Unterrichtsablauf

Die Macht und Vollmacht des Priestertums

Tafel/Schreiben

Schreiben Sie an die Tafel: Das Priestertum ist …

Geben Sie jedem Jungen ein Blatt Papier und einen Bleistift. Jeder soll eine kurze Definition des Priestertums aufschreiben. Wenn alle fertig sind, werden die Zettel eingesammelt, und der Kollegiumspräsident liest die Definitionen vor. Fassen Sie dann kurz zusammen, was geschrieben wurde. Die meisten haben wahrscheinlich geschrieben, daß das Priestertum die Macht sei, im Namen Gottes zu handeln.

Sagen Sie dann: „Jeder, der diese Macht besitzt, soll aufstehen.“ Machen Sie den Jungen klar, daß der himmlische Vater sie an dieser Macht teilhaben läßt.

Zitat/Poster

Lesen Sie das folgende Zitat von Präsident Spencer W. Kimball vor: „Das Priestertum ist die dem Menschen übertragene Macht und Vollmacht Gottes, auf Erden in allem zu handeln, was mit der Errettung der Menschen zu tun hat. Es ist das Mittel, mit dem der Herr – mit Hilfe von Menschen – die Menschen errettet. Ohne die Macht des Priestertums wären die Menschen verloren.“ („The Example of Abraham“, Ensign, Juni 1975, Seite 3.)

Besprechen

  • Was bedeutet „die dem Menschen übertragene Macht“? (Die Vollmacht Gottes wird den Menschen übertragen.)

Verweisen Sie noch einmal auf die obige Frage.

  • Wenn der Herr seinen Knechten das Priestertum gibt, überträgt er ihnen zweierlei, nämlich was? (Die Macht und die Vollmacht, für ihn zu handeln.)

Begebenheit/Besprechen

Erzählen Sie die folgende Begebenheit; bitten Sie die Jungen, darauf zu achten, was dabei nicht in Ordnung ist.

Mein Onkel Walter ist Bischof in einer anderen Stadt. Er ist der einzige noch lebende Bruder meines Vaters, und mein Vater und er stehen einander sehr nahe. Letzten Samstag wurde Onkel Walter bei einem Autounfall schwer verletzt. Er wußte, daß er seinen kirchlichen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, aber mein Vater, ein Ältester in unserer Gemeinde, versicherte ihm, er werde sich um alles kümmern. Am Sonntagmorgen erschien dann mein Vater in der Gemeinde meines Onkels und eröffnete pünktlich die Versammlung.

  • Was ist hier nicht in Ordnung?

Lassen Sie die Jungen antworten, bis einer darauf hinweist, daß niemand einfach von sich aus die Aufgaben des Bischofs übernehmen kann. Erläutern Sie: Der Bruder des Bischofs ist zwar Priestertumsträger, aber er hat nicht die Schlüsselgewalt erhalten und ist auch nicht dazu eingesetzt worden, in der Gemeinde seines Bruders die Aufgaben des Bischofs wahrzunehmen. Um diese Vollmacht zu haben, muß er die entsprechende Schlüsselgewalt erhalten haben und ordiniert worden sein.

  • Wer ist berechtigt, den Bischof in dessen Abwesenheit zu vertreten? (Sein Erster Ratgeber.)

Schriftstelle/Zitat/Besprechen

  • Wie erhält man diese Macht und Vollmacht?

Lassen Sie einen Jungen Hebräer 5:4 vorlesen; die anderen lesen mit. Betonen Sie, daß man von Gott berufen und durch Händeauflegen ordiniert sein muß. Lassen Sie die Jungen die Stelle markieren.

Lassen Sie einen Jungen die folgende Aussage von Orson Pratt vorlesen:

„Das Priestertum Gottes ist die überragende rechtmäßige Vollmacht, wodurch die Bewohner aller erlösten und verherrlichten Welten regiert werden. Es umfaßt alle Macht, Welten zu erschaffen. … Es ist die Macht, die das Gestein, die Pflanzen und die Tiere in ihrer unendlichen Vielfalt geschaffen hat.“ (Orson Pratt, Masterful Discourses and Writings of Orson Pratt, Hg. N. B. Lundwall, Salt Lake City, 1962, Seite 316.)

  • Wie beschreibt Orson Pratt die Macht und Vollmacht des Priestertums? (Er spricht von der Macht, durch die Gott alles erschafft und regiert.)

Tafel/Schriftstelle/Besprechen

Fragen Sie die Jungen, wie sie ihre bisherigen Definitionen verändern bzw. ergänzen wollen.

Vervollständigen Sie den Satz an der Tafel folgendermaßen: Die den Menschen übertragene Macht und Vollmacht, für Gott zu handeln. Die Macht, durch die Gott alles erschafft und regiert.

Besprechen Sie, welcher Unterschied zwischen der Macht des Priestertums und der Vollmacht des Priestertums besteht. Machen Sie den Jungen klar, daß sie die Vollmacht durch Händeauflegen empfangen können, daß die Macht aber nur mit einem rechtschaffenen Leben einhergeht.

Lassen Sie einen Jungen Lehre und Bündnisse 121:36 vorlesen; die anderen lesen mit.

  • Wie erlangen wir die Macht des Priestertums? (Indem wir rechtschaffen leben.)

Zitat/Besprechen

Lassen Sie einen Jungen die folgende Erklärung von Bischof H. Burke Peterson zu diesen beiden Begriffen vorlesen:

„Es gibt einen Unterschied zwischen der Macht des Priestertums und der Vollmacht des Priestertums. … Jeder von uns, der das Priestertum trägt, hat die Vollmacht, für den Herrn zu handeln, aber wie wirksam unsere Vollmacht – oder, wenn man so will, die Macht ist, die mit dieser Vollmacht einhergeht – hängt von unserer Lebensführung ab – von unserer Rechtschaffenheit.“ (Generalkonferenz, April 1976.)

  • Wie erhalten wir die Vollmacht, für den Herrn zu handeln? (Durch Händeauflegen; dadurch, daß wir ordiniert werden.)

Das Priestertum ehren – ein heiliges Anrecht

Anschauungsunterricht

Befestigen Sie mit Klebeband an ihrem Revers oder am Hemdkragen eine Tablette. Die Jungen werden sich darüber zweifellos wundern. Erklären Sie, daß Ihr Arzt Ihnen verordnet hat, alle vier Stunden eine Tablette zu nehmen. Sie mögen den Geschmack allerdings nicht und haben deshalb beschlossen, die Tablette lieber am Revers zu tragen. Wahrscheinlich wird einer der Jungen sagen, daß Ihnen die Tablette dort nichts nützt, sondern daß Sie sie schlucken müssen. Dann können Sie erklären: Man muß alles in der rechten Weise gebrauchen, wenn es einem nützen soll – deshalb nützt vielen Priestertumsträgern das Priestertum gar nichts. Sie wissen vielleicht, welchen Wert es hat, sind aber nicht bereit, so zu leben, daß sie die damit verbundenen Segnungen empfangen und die damit verbundene Macht gebrauchen könnten.

Machen Sie den Jungen folgendes klar: je völliger sie die Gebote befolgen, desto mehr Macht haben sie, und desto mehr sind sie von dem Wunsch erfüllt zu dienen. Je mehr sie dienen, desto mehr wird ihnen bewußt, welch großer Vorzug damit verbunden ist, daß sie das Priestertum tragen und ehren dürfen.

Zitat/Besprechen

Erklären Sie, daß Elder James E. Talmage, der ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel war, über seine Ordinierung geschrieben und auch berichtet hat, welche Gefühle ihn bewegten, wenn er sich bemühte, das Priestertum zu ehren. Bitten Sie einen Jungen, das folgende Zitat von Elder Talmage vorzulesen:

„Kaum war ich ordiniert, da überkam mich ein Gefühl, das ich nie ganz beschreiben konnte. Es schien mir kaum möglich, daß Gott mich, einen kleinen Jungen, so ehren und mich zum Priestertum berufen konnte. … Ich fühlte mich stark bei dem Gedanken, daß ich dem Herrn gehörte und daß er mir bei allem helfen würde, was von mir gefordert wurde.

Meine Ordinierung (zum Diakon) wirkte sich auf alle Bereiche meines Jungenlebens aus. Leider vergaß ich manchmal, was ich war, aber ich bin immer dankbar dafür gewesen, daß ich doch oft daran gedacht habe, und das hat immer dazu beigetragen, aus mir einen besseren Menschen zu machen. Wenn wir auf dem Schulhof spielten und ich versucht war, beim Spielen zu schwindeln, oder ich gerade mit einem Spielkameraden zu streiten anfangen wollte, fiel es mir dann plötzlich ein, und der Gedanke war genauso wirksam, als hätte ich laut die Worte ausgesprochen: ‚Ich bin ein Diakon, und es ist nicht recht, daß ein Diakon so handelt.‘ Wenn ich an Prüfungstagen leicht von anderen Jungen hätte abschreiben können, … sagte ich mir in Gedanken: ‚Es wäre für mich schlimmer, dies zu tun, als für die anderen, denn ich bin ein Diakon.‘

Weil mich die Ordinierung so sehr ehrte, leistete ich gern jeden Dienst.“

  • Was bedeutete es für James E. Talmage, daß er ein Diakon war? (Er spürte sehr deutlich, daß er dem Herrn gehörte und daß der Herr ihm half; wenn er Versuchungen ausgesetzt war, dachte er daran, wie er sich als Diakon verhalten sollte.)

Besprechen Sie, was für ein Gefühl die Jungen hatten, als ihnen das Priestertum übertragen wurde. Lassen Sie sie erzählen, ob sie etwas Ähnliches erlebt haben wie James E. Talmage.

Bitten Sie einen weiteren Jungen, das Zitat von James E. Talmage zu Ende vorzulesen:

„Der Eindruck, den meine Ordinierung zum Diakon auf mich machte, ist nie verblaßt. Das Gefühl, daß ich als Priestertumsträger zu einem besonderen Dienst für den Herrn berufen war, ist mir in all den Jahren eine Quelle der Kraft gewesen. Als ich später zu höheren Ämtern im Priestertum berufen wurde, hatte ich jedes Mal das gleiche sichere Gefühl, nämlich daß ich wahrhaftig mit Macht aus dem Himmel ausgestattet war und daß der Herr von mir erwartete, daß ich seine Vollmacht achtete. Ich bin zum Lehrer, Ältesten, Hohen Priester und zuletzt zum Apostel des Herrn Jesus Christus ordiniert worden, und bei jeder Ordinierung hatte ich erneut das gleiche aufregende Gefühl wie bei meiner Berufung zum Dienst des Herrn als Diakon.“ (Incidents from the Lives of Our Church Leaders, Leitfaden für Diakone, 1914, Seite 135 f.)

  • Wenn ihr eure Berufung so ernst nehmt wie damals James E. Talmage die seine, wie verhaltet ihr euch dann zu Hause? In der Kirche? In der Schule?

Weisen Sie auf folgendes hin: Wenn den Jungen bewußt ist, daß sie als Priestertumsträger zum besonderen Dienst für den Herrn berufen sind, so können sie daraus die gleiche Kraft schöpfen wie damals James E. Talmage.

Zitat/Besprechen

Um ein würdiger Priestertumsträger zu sein, müssen wir rechtschaffen leben. Präsident Harold B. Lee hat folgendes gesagt:

„Wir müssen sagen: ‚Weil ich das Priestertum des lebendigen Gottes trage, vertrete ich den himmlischen Vater; kraft des Priestertums kann er durch mich wirken. Ich kann mich einfach nicht dazu erniedrigen, dieses oder jenes zu tun, was ich sonst tun würde, schließlich gehöre ich zur Priesterschaft Gottes. …‘

Jeder Priestertumsträger muß sich also sagen: ‚Wir können nicht Priestertumsträger und zugleich wie alle anderen sein. Wir müssen anders sein, denn Priestertum bedeutet Zugehörigkeit zur königlichen Familie im Reich Gottes.‘“ (Generalkonferenz, Oktober 1973.)

  • Inwiefern sollen wir als Priestertumsträger uns von anderen unterscheiden?

Lassen Sie die Jungen sich dazu äußern, und schreiben Sie die Antworten an die Tafel.

Zum Abschluß

Zeugnis

Bezeugen Sie, daß die Mitglieder des Kollegiums das wahre Priestertum Gottes tragen. Bezeugen Sie, daß sie vom Herrn reich gesegnet werden, wenn sie das Priestertum jeden Tag ihres Lebens ehren, wenn sie es richtig gebrauchen und wenn sie mehr tun, als von ihnen verlangt wird.

Prägen Sie den Jungen dies ein: es ist nicht schwer, das Aaronische Priestertum zu empfangen, aber es gehört schon einiges dazu, will man würdig sein, so daß man die Macht des Priestertums nutzen kann. Dazu muß man sich unablässig anstrengen.

Aufforderung

Fordern Sie die Jungen auf, jede Möglichkeit zum Dienen, die ihre Priestertumsführer ihnen eröffnen, wahrzunehmen. Fordern Sie sie darüber hinaus auf, bis zur nächsten Kollegiumsversammlung dem himmlischen Vater für das Priestertum zu danken.