24: Die Segnungen der Arbeit

"24: Die Segnungen der Arbeit," Aaronisches Priestertum -- Leitfaden 2, (1994)


Ziel

Jeder Junge weiß den Wert der Arbeit zu schätzen.

Vorzubereiten

  1. 1.

    Sie brauchen:

    1. a)

      Die heilige Schrift für jeden Jungen.

    2. b)

      Buntstifte zum Schriftstellenmarkieren.

  2. 2.

    Beauftragen Sie mehrere Jungen vor dem Unterricht, die Zitate zum Thema Arbeit vorzulesen.

Hinweis

Ohne Fleiß ist noch nie – in keinem Bereich – etwas zustande gekommen, was von Wert ist. Die Jungen sollen aus dem Unterricht die Gewißheit mitnehmen, daß Arbeit keine Mühsal ist, der man nach Kräften aus dem Weg geht, sondern vielmehr die Möglichkeit bietet, sich zu entwickeln, zu dienen und Fortschritt zu machen.

Vorschlag für den unterrichtsablauf

Einleitung

Zitate vorlesen

Lassen Sie die beauftragten Jungen kurz erklären, was die folgenden Zitate aussagen (aus Richard Evans’ Quote Book, Salt Lake City, 1971):

„Ich habe mein Lebtag nie gearbeitet – mir hat alles Spaß gemacht.“ (Thomas Edison, Seite 43.)

„Gott verkauft uns alles um den Preis der Arbeit.“ (Leonardo da Vinci, Seite 44.)

„Arbeit ist eine geistige Notwendigkeit.“ (Neal A. Maxwell, Seite 50.)

„Jeder wird feststellen, daß es hier auf der Erde in erster Linie von seiner Arbeit abhängt, ob er glücklich ist, und davon, wie er sie verrichtet.“ (Brigham Young, Seite 50.)

„Das Recht zu arbeiten ist ein Geschenk.“ (David O. McKay, Seite 46.)

Besprechen

  • Was würde geschehen, wenn plötzlich keiner mehr arbeiten wollte?

Lassen Sie die Jungen ein paar Minuten darüber sprechen und auch konkrete Beispiele nennen, was geschehen würde.

Schriftstelle

lesen und besprechen Lesen und markieren Sie die folgenden Schriftstellen: Genesis 3:19; LuB 42:42; 68:30; 75:28,29.

  • Wie denkt der Herr über Arbeit?

Zitat

„Man kann nicht durchs Leben gehen, ohne von irgend jemandes Arbeit zu profitieren – der eigenen Arbeit oder der Arbeit anderer. Ohne daß jemand arbeitet, gibt es nichts zu essen. Ohne daß jemand arbeitet, kommt man nicht von einem Ort zum anderen. Man kann nichts Materielles und auch keine Dienstleistung entgegennehmen, ohne damit nicht auch gleichzeitig jemandes Arbeit entgegenzunehmen. Was die Natur auch immer schenken mag und was auch immer man von Maschinen machen lassen kann – irgendwo ist immer menschliche Arbeitskraft erforderlich, ehe das Endprodukt an den Verbraucher gelangt.“ (Richard L. Evans, The Everlasting Things, New York, 1957, Seite 71.)

Arbeit macht uns für mehr Verantwortung bereit

Zitat

Lesen Sie das folgende Zitat von Präsident Spencer W. Kimball vor:

„Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich unter der Anleitung meines Vaters gemacht habe, etwa wenn ich mit Sattelseife das Pferdegeschirr reinigen und anschließend einfetten mußte, damit es nicht spröde wurde. Ich lernte, den Lattenzaun, den Wassertank, das Kutschenhäus- chen, den Getreidespeicher, die Kutsche und den Wagen und schließlich sogar das Haus zu streichen. Und obwohl ich damals hin und wieder Blasen an den Händen hatte, habe ich diese Erfahrungen niemals bereut.“ (Generalkonferenz, April 1976.)

Tafel/Besprechen

  • Wie hat Präsident Spencer W. Kimball als Junge wohl hin und wieder reagiert, wenn er die geschilderten Aufgaben erfüllen sollte?

  • Was hat er wohl aus diesen Erfahrungen gelernt? Wie mag ihm das bei seinen späteren Tätigkeiten als Missionar, Apostel und schließlich als Prophet geholfen haben? (Mögliche Antworten: er hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen, eine Aufgabe zu Ende zu bringen, Anweisungen zu befolgen, auf seine Leistung stolz zu sein, anderen zu dienen und seine Fertigkeiten zu verbessern.)

Schreiben Sie die Antworten der Jungen an die Tafel.

  • Was für Aufgaben habt ihr zu erledigen?

  • Inwiefern hat sich Arbeit bisher segensreich für euch und für eure Familie ausgewirkt?

Ehrliche, anstrengende Arbeit festigt den Charakter

Beispiel/Besprechen

Lesen Sie das folgende Beispiel vor, oder geben Sie es mit eigenen Worten wieder:

„In unserem Städtchen in Utah wußte keiner, woher die Gräfin eigentlich stammte; ihr gepflegtes Englisch ließ allerdings vermuten, daß sie keine gebürtige Amerikanerin war. Weil sie ein großes Haus führte und viel Personal hatte, nahmen wir an, daß sie reich war, aber sie lud niemals Gäste ein und ließ deutlich durchblicken, daß sie zu Hause unter keinen Umständen zu sprechen war. …

Die Gräfin hatte immer einen Stock bei sich – nicht nur als Stütze, sondern auch zur Züchtigung von Kindern, die das ihrer Meinung nach nötig hatten, und das traf hin und wieder wohl auf die meisten Kinder in der Gegend zu. Dank meiner schnellen Beine und meiner Wachsamkeit war ich ihr bisher immer entkommen, doch als ich einmal – ich war damals 13 – die Abkürzung durch ihre Hecke nahm, kam sie mir nahe genug, um mir mit ihrem Stock einen Hieb über den Kopf zu ziehen. ,Aua‘, schrie ich und hüpfte vor Schreck ein paarmal in die Höhe.

,Junger Mann, ich habe etwas mit dir zu besprechen‘, sagte sie. Ich rechnete mit einer Strafpredigt über das Betreten fremder Grundstücke, doch während sie mich mit einem halben Lächeln anschaute, überlegte sie es sich offenbar anders.

,Du wohnst doch eine Straße weiter in dem grünen Haus mit den Weiden davor?‘

,Ja, gnädige Frau.‘

,Pflegst du euren Rasen? Gießt du ihn? Schneidest und mähst du ihn?‘

,Ja.‘

,Gut. Mein Gärtner hat gekündigt. Komm am Donnerstag morgen um sieben Uhr zu mir, und erzähl mir nicht, du hättest etwas anderes zu tun; ich habe dich donnerstags immer nur herumstrolchen sehen.‘

Wenn die Gräfin etwas befahl, dann wurde es auch gemacht. Ich hätte es niemals gewagt, am Donnerstag nicht bei ihr zu erscheinen. Dort mußte ich dann den Rasen dreimal mähen, ehe sie zufrieden war, und anschließend noch auf allen Vieren Unkraut jäten, bis meine Knie genauso grün waren wie das Gras. Schließlich rief sie mich zu sich auf die Veranda.

,Na, junger Mann, wieviel verlangst du für diesen Tag Arbeit?‘

,Ich weiß nicht – fünfzig Cent vielleicht?‘

,Findest du, daß deine Arbeit das wert ist – fünfzig Cent?‘

,Ja, so in etwa.‘

,Gut. Hier sind die fünfzig Cent, die deine Arbeit nach deiner Einschätzung wert war, und hier sind noch ein Dollar fünfzig. Die habe ich für dich verdient, weil ich dich zur Arbeit angehalten habe. Und jetzt will ich dir sagen, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten werden. Jeder hat beim Rasenmähen seine eigene Methode, und das Ergebnis hinterher kann zwischen einem Penny und fünf Dollar wert sein. Was du heute geleistet hast, war – sagen wir mal – drei Dollar wert, allerdings hättest du das alles von dir aus machen müssen. Damit die Arbeit vier Dollar wert ist, müßte sie schon so perfekt sein, daß nur ein Tor soviel Zeit auf einen Rasen verwenden würde. Und fünf Dollar – so ein Rasen ist so gut wie unmöglich, also lassen wir das besser. Ich werde dir in Zukunft jede Woche das zahlen, was deine Arbeit nach deiner eigenen Einschätzung wert ist.‘

Ich ging also mit meinen zwei Dollar nach Hause – so reich war ich noch nie gewesen. Und ich nahm mir vor, sie beim nächsten Mal um vier Dollar zu erleichtern. Aber ich schaffte nicht einmal die drei Dollar. Beim zweiten Mähen versagte mein Wille schon.

,Wieder zwei Dollar, was? Wenn du so weitermachst, wirst du entlassen, junger Mann.‘ ,Nächste Woche wird es bestimmt besser.‘

Und irgendwie schaffte ich das auch. Nach dem letzten Mähen war ich zwar erschöpft, aber ich merkte auch, daß ich mich selbst antreiben konnte. In diesem neuen Hochgefühl verlangte ich ohne zu zögern drei Dollar.

In den nächsten vier, fünf Wochen schwankte ich jeden Donnerstag zwischen drei und dreieinhalb Dollar. Je vertrauter ich mit ihrem Rasen wurde – die etwas erhöhten Stellen und die Mulden kannte, wo man das Gras etwas kürzer schneiden oder etwas länger lassen mußte, damit die Rasenkante schön wurde – desto klarer wurde mir, wie der Rasen auszusehen hatte, wenn ich vier Dollar verlangen wollte. Und jede Woche nahm ich mir erneut vor, diese Grenze zu schaffen. Aber immer, wenn ich die Dreieinhalbdollargrenze erreicht hatte, war ich schon so müde, daß ich meinen Ehrgeiz, mehr zu schaffen, völlig vergaß.

,Es sieht so aus, als ob du dich bei dreieinhalb Dollar eingependelt hast‘, sagte sie jedesmal, wenn sie mir das Geld reichte.

,Ich glaube schon‘, antwortete ich dann, zu erfreut über das Geld, um noch daran zu denken, daß ich mir eigentlich mehr vorgenommen hatte.

,Mach dir nichts draus‘, tröstete sie mich, ,schließlich gibt es nur eine Handvoll Leute, die einen Vier-Dollar-Rasen überhaupt schaffen würden.‘

Zuerst waren ihre Worte tatsächlich ein Trost. Doch dann, ohne daß ich es recht merkte, wie, begann ich, mich über ihre tröstenden Worte zu ärgern, so daß ich mir vornahm, die vier Dollar zu schaffen – koste es, was es wolle. In meiner Aufregung konnte ich mich selbst sehen, wie ich auf ihrem Rasen mein Leben aushauchte, während die Gräfin sich über mich beugte, mir mit Tränen in den Augen die vier Dollar reichte und mich um Verzeihung dafür bat, daß sie mir eine solche Leistung nicht zugetraut hatte.

An einem Donnerstagabend, als ich gerade versuchte, die Enttäuschung des Tages zu vergessen und einzuschlafen, traf mich mitten in solch einer Träumerei die Erkenntnis wie ein Blitz, so daß ich mich aufsetzen und nach Luft ringen mußte. Fünf Dollar mußte ich schaffen, nicht vier! Ich mußte das schaffen, was niemand schaffen konnte, weil es unmöglich war!

Die Schwierigkeiten, die ich zu überwinden hatte, kannte ich. Da waren beispielsweise die Wurmhäufchen im Rasen. Möglich, daß die Gräfin sie noch gar nicht bemerkt hatte, weil sie noch so klein waren, aber da ich immer barfuß den Rasen mähte, waren sie mir aufgefallen, und ich mußte etwas dagegen unternehmen. Und die Rasenkante, die normalerweise mit der Schere geschnitten wurde, war dann auch nicht mehr gut genug: Für fünf Dollar mußte ich die Kanten mit einer Meßlatte ausmessen und anschließend exakt ausstechen. Und es gab noch weitere Schwierigkeiten, die nur ich und meine bloßen Füße kannten.

Am nächsten Donnerstag ebnete ich als erstes die Wurmhäufchen mit einer schweren Walze ein. Nach zwei Stunden schon hätte ich am liebsten alles hingeworfen. Es war erst neun Uhr, und mein Wille war schon dahin! Nur durch einen Zufall fand ich heraus, wie er sich zurückgewinnen ließ. Nach der Arbeit mit der Walze setzte ich mich nämlich unter einen Walnußbaum, um ein paar Minuten auszuruhen, und dabei schlief ich ein. Als ich kurze Zeit später wieder aufwachte, sah der Rasen so frisch aus und fühlte sich unter meinen Füßen so gut an, daß ich es kaum erwarten konnte, weiterzumachen.

Dieses Geheimnis wandte ich den ganzen Tag über mehrmals an. Jede Stunde schlief ich ein wenig, um mir die richtige Einstellung zu bewahren und neue Kraft zu schöpfen. Zwischen den Nickerchen mähte ich den Rasen viermal – zweimal der Länge und zweimal der Breite nach – bis er aussah wie ein samtgrünes Schachbrett. Dann grub ich um jeden Baum herum die Erde auf, zerkleinerte die großen Erdklumpen und strich die Erde mit den Händen glatt. Die Kanten stach ich ganz gleichmäßig ab, wie mit dem Zirkel gezogen. Auch das Gras zwischen den Steinen auf dem Gartenweg schnitt ich sorgfältig. Meine Hände wurden wund von der Schere, aber der Gartenweg hatte noch nie so gut ausgesehen.

Um acht Uhr abends war endlich alles fertig. Ich war so stolz, daß ich sogar meine Müdigkeit vergaß, als ich zum Haus ging.

,Nun, wieviel Geld bekommst du heute?‘ fragte sie.

,Fünf Dollar‘, erwiderte ich und gab mir Mühe, ruhig und gelassen zu wirken.

,Fünf Dollar? Du meinst vier Dollar, nicht wahr. Ich habe dir doch gesagt, daß fünf Dollar unmöglich zu schaffen sind‘

,Trotzdem, ich habe es geschafft.‘ ,Nun, der erste Fünf-Dollar-Rasen der Welt verdient es sicher, daß man ihn sich genau ansieht.‘

Im letzten Abendlicht gingen wir gemeinsam über den Rasen, und ich war selbst überwältigt, daß ich das Unmögliche geschafft hatte.

,Du liebe Zeit, Junge‘, sagte sie und legte mir die Hand auf die Schulter, ,was um alles in der Welt hat dich dazu gebracht, etwas so Verrücktes und doch so Wundervolles zu tun?‘

Ich wußte es selbst nicht, doch auch wenn ich es gewußt hätte, wäre ich vor lauter Aufregung darüber, daß ich es tatsächlich geschafft hatte, nicht imstande gewesen, es ihr zu erklären.

,Ich glaube, ich weiß es‘, fuhr sie fort. ,Ich weiß, was du empfunden hast, als dir der Gedanke kam, den Rasen so zu mähen, wie es nach meinen Worten gar nicht zu schaffen war. Zuerst warst du sehr glücklich, aber dann hast du Angst bekommen. Habe ich recht?‘

An meinem erstaunten Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, daß sie wirklich recht hatte.

,Ich weiß, was du empfunden hast, weil fast jeder so etwas einmal erlebt. Man spürt plötzlich den Drang in sich, etwas Großes zu tun, und das macht einen sehr glücklich. Aber dann vergeht dieses Gefühl wieder, weil man sich sagt: „Nein, das schaffe ich nicht. Es ist einfach unmöglich.“ Immer, wenn etwas in dir sagt: „Das ist unmöglich“, dann mußt du genau überlegen und dich fragen, ob es nicht in Wirklichkeit Gott ist, der von dir erwartet, daß du einen Zentimeter, einen Meter oder sogar noch mehr größer wirst, damit du ein erfüllteres Leben hast.‘…

Das ist jetzt 25 Jahre her, und seit damals habe ich immer, wenn ich mit meiner Weisheit am Ende war und mir das Wörtchen ,unmöglich‘ in den Sinn kam, wieder den unerwarteten Auftrieb gespürt, den Ruck in meinem Innern, und immer wußte ich genau: ‚Der einzige mögliche Weg führt mitten durch das Unmögliche.‘“ (Richard Thurman, „The Countess and the Impossible“, Reader’s Digest, Juni 1958, Seite 107–110.)

  • Der Junge in unserem Beispiel freute sich zwar über die gute Bezahlung, aber war Geld für ihn wirklich das Wichtigste?

  • Was können wir aus dieser Geschichte lernen? (Wenn man bei einer Arbeit sein Bestes gibt, freut man sich und hat das Gefühl, etwas geleistet zu haben.)

Fragen Sie die Jungen nach Erlebnissen in diesem Zusammenhang. Wann haben sie nach schwerer Arbeit das Gefühl gehabt, etwas geleistet zu haben? Sie können ein, zwei Jungen, die dieses Gefühl erlebt haben, bitten, darüber zu sprechen. Schildern Sie auch selbst ein solches Erlebnis.

Zum Abschluß

Auftrag

Fordern Sie die Jungen zum Schluß auf, ihr Leben, ihre Schulbildung und ihre Aktivität in der Kirche so zu gestalten, daß sie – wie in unserem Beispiel – „fünf Dollar“ wert sind. Besprechen Sie konkrete Möglichkeiten, wie sie das erreichen können, und sprechen Sie auch über den Lohn, den das mit sich bringt.