Die Rolle des Kollegiums

Aaronisches Priestertum -- Leitfaden 3, 1996


Ziel

Jeder Junge weiß, daß eine wesentliche Funktion des Priestertumskollegiums darin besteht, den Zusammenhalt der Brüder untereinander durch Liebe und Dienen zu fördern.

Vorzubereiten

  1. 1.

    Lesen Sie gebeterfüllt Johannes 13:34,35, Mosia 18:8,9 und Lehre und Bündnisse 29:34,35.

  2. 2.

    Sie brauchen:

    1. a)

      Die heiligen Schriften (jeder Junge soll seine heiligen Schriften mitbringen).

    2. b)

      Buntstifte zum Schriftstellenmarkieren.

Vorschlag für den unterrichtsablauf

Das Kollegium hilft seinen Mitgliedern, die Aufgaben des Lebens zu erfüllen

Tafel/Besprechen

• Warum schließt sich jemand einem Verein, einer Gruppe, einer Studentenverbindung oder anderen Organisationen an?

Schreiben Sie die Antworten der Jungen an die Tafel, unter anderem folgendes:

  1. 1.

    Um gemeinsame Interessen zu verfolgen.

  2. 2.

    Um dazuzugehören.

  3. 3.

    Um anderen zu dienen.

  4. 4.

    Um sich zu schützen.

Weisen Sie darauf hin, daß die Mitgliedschaft in einem Priestertumskollegium alle obengenannten Bedürfnisse erfüllt. Der himmlische Vater vollbringt sein Werk (siehe Mose 1:39) unter anderem durch die Priestertumsträger, und das setzt voraus, daß wir einander lieben und wirklich an unseren Mitmenschen interessiert sind. Die Vorteile der Mitgliedschaft in einem Priestertumskollegium gehen weit über die begrenzten Vorteile hinaus, die andere Organisationen bieten.

• Welche Vorteile hat die Mitgliedschaft in einem Priestertumskollegium? (Sie können die Antworten der Jungen an die Tafel schreiben, um deutlich zu machen, daß das Priestertumkollegium für die Jungen von größerem Nutzen ist als jede andere Organisation.)

Beispiel

Elder Vaughn J. Featherstone hat einmal die folgende Begebenheit erzählt, aus der hervorgeht, wie George Goates, der Vater von Les Goates, der diese Begebenheit berichtet hat, von seinem Priestertumskollegium Hilfe erhielt. Während der schrecklichen Grippeepidemie in den Vereinigten Staaten im Herbst 1918 waren innerhalb von sechs Tagen vier Mitglieder der Familie von George Goates gestorben. Les und sein Bruder Floyd dienten gerade als Soldaten im Ersten Weltkrieg.

„Nach dem Frühstück sagte Vater zu meinem Bruder Francis: ,Mein Junge, wir fahren jetzt am besten aufs Feld und holen eine Ladung Rüben aus der Erde, ehe sie noch fester einfrieren. Spann an, und laß uns losfahren.‘

Francis fuhr das Vierergespann aus der Einfahrt heraus, und Vater stieg auf. Während sie die Saratoga-Straße (westlich von Lehi, Utah) hinunterfuhren, kam ihnen Wagen um Wagen voller Rüben entgegen, die von den Farmern aus der Nachbarschaft zur Fabrik gefahren wurden. Jeder Fahrer rief im Vorbeifahren einen kurzen Gruß herüber: ,Hallo, Onkel George‘, ,tut mir wirklich leid, George‘, ,du hast es nicht leicht, George‘, ,du hast viele Freunde, George‘.

Auf dem letzten Wagen saß der Spaßvogel der Stadt, der sommersprossige Jasper Rolfe. Er winkte fröhlich hinüber und rief: ,Das sind die letzten, Onkel George!‘

Mein Vater sagte zu Francis: ,Ich wollte, das könnten wir auch von unseren Rüben sagen.‘

Als sie am Tor ankamen, sprang Francis von dem großen roten Rübenwagen hinunter und öffnete das Tor; dann rollte der Wagen auf das Feld. Vater hielt die Pferde an, stutzte und sah von links nach rechts und von vorn nach hinten über das ganze Feld – und siehe da, auf dem ganzen Feld war nicht eine einzige Zuckerrübe mehr zu sehen. Da wurde ihm langsam klar, was Jasper Rolfe gemeint hatte, als er rief: ,Das sind die letzten, Onkel George!‘

Da stieg Vater vom Wagen herunter und hob eine Handvoll von der fruchtbaren braunen Erde auf, die er so sehr liebte. In der daumenlosen Linken hielt er einen Rübenstrunk und blickte auf diese Symbole seiner Arbeit hinunter, als wolle er seinen Augen nicht trauen.

Dann setzte Vater sich auf einen Haufen Rübenblätter. Er, der innerhalb von sechs Tagen vier seiner Lieben zur Beerdigung nach Hause gebracht, der Särge gezimmert, Gräber ausgehoben und sogar beim Einkleiden der Toten geholfen hatte, dieser erstaunliche Mann, der in all diesen Prüfungen nie geschwankt oder mit der Wimper gezuckt hatte, setzte sich jetzt auf einen Haufen Rübenblätter und schluchzte wie ein kleines Kind.

Dann stand er auf, wischte sich mit einem großen roten Taschentuch über die Augen, blickte zum Himmel empor und sagte: ,Danke, Vater, für die Ältesten unserer Gemeinde.‘“ (Generalkonferenz, April 1973.)

Besprechen

Bitten Sie die Jungen, sich zu dieser Geschichte zu äußern. Sie können betonen, daß es sich um eine wahre Begebenheit handelt und daß es noch viele weitere solche Beispiele gibt. Stellen Sie dann die folgenden oder ähnliche Fragen:

• Wie können wir Menschen mit ähnlichen Problemen helfen?

• Ein Dienstprojekt wie das geschilderte kommt nicht von allein zustande. Was ist dazu erforderlich?

• Bei welchen Dienstprojekten habt ihr bisher schon mitgearbeitet? Worauf ist ihr Erfolg zurückzuführen? Was haben sie in euch und in denen, denen ihr geholfen habt, bewirkt?

Zitat

Erklären Sie, daß es gar nicht so einfach ist, die Bedürfnisse, Wünsche, Vorlieben und Abneigungen der Brüder kennenzulernen, mit denen man vertraut sein muß, um einander richtig stärken zu können. Lesen Sie das folgende Zitat von Elder Rudger Clawson vor:

„Das Priestertum ist eine große Bruderschaft, die von den ewigen, unwandelbaren Gesetzen des Evangeliums zusammengehalten wird. Das Kollegium muß vom Gefühl der Zusammengehörigkeit durchdrungen sein. Sein vornehmstes Ziel muß darin bestehen, allen Mitgliedern zu helfen, die materielle, seelische oder geistige Hilfe brauchen. Der Geist der Bruderschaft muß bei allen Plänen und Unternehmungen des Kollegiums die treibende Kraft sein. Wenn diese Gesinnung vernünftig und konsequent gepflegt wird, ist dem Mann, der das Priestertum trägt, keine andere Organisation lieber.“ (A Guide for Quorums of the Melchisedek Priesthood, 1930, Seite 3.)

Das Kollegium ist sehr wichtig

Tafel/Besprechen

• In der oben geschilderten Begebenheit war es ziemlich deutlich, daß Bruder Goates Hilfe brauchte. Aber oft erkennt man nicht so leicht, was jemand braucht. Wie können wir besser spüren, was unsere Mitmenschen wünschen und brauchen, vor allem die Brüder in unserem Kollegium?

Schreiben Sie die Antworten der Jungen an die Tafel. Machen Sie sich keine Gedanken, wenn jetzt noch nicht viele Antworten kommen; es folgen noch konkretere Fragen.

• Was braucht ein Mensch, der blind, taub, körperbehindert oder sonstwie behindert ist?

• Was können wir von unserer Habe abgeben, um einander zu helfen?

• Wie kann man einem Jungen helfen, der Probleme im Umgang mit seinen Mitmenschen hat? Der Schwierigkeiten in der Schule oder mit seinen Eltern hat? (Achten Sie darauf, daß Sie niemanden in Verlegenheit bringen; gehen Sie lieber auf Stärken der Jungen ein als auf Schwächen von Jungen, die vielleicht Hilfe brauchen, dies aber nicht offen zugeben wollen.)

Schriftstelle/Besprechen

Lassen Sie einen Jungen Mosia 18:8,9 vorlesen.

• Inwiefern hilft es jemand, der traurig ist, wenn wir mit ihm trauern?

• Wie können wir jemanden, der Trost braucht, besser trösten?

• Wie können wir uns mehr dafür interessieren, was für eine Last ein anderer Mensch zu tragen hat, anstatt nur an unsere eigene Last zu denken?

• Wie können wir jemandem helfen, der Probleme mit seiner geistigen Gesinnung hat? (Machen Sie deutlich, daß wir uns dabei an das Beispiel Jesu Christi halten und uns bewußt machen müssen, daß er aus aufrichtiger Nächstenliebe gehandelt hat.)

• Wodurch machen junge Leute ihren Mitmenschen manchmal das Leben schwer?

Berater

Erklären Sie abschließend, daß nicht jeder, der geistigen Trost braucht, das auch zugibt und sich um Hilfe bemüht. Wir müssen darauf achten, wer in unserem Kollegium Hilfe braucht, und uns überlegen, wie wir ihm helfen können. Manchmal reicht es schon, wenn man sich einfach mit jemandem anfreundet. Das kann auch bedeuten, daß man dem Betreffenden sagt, daß man um sein Problem weiß und bereit ist, ihm zu helfen. Oft ist es sehr wichtig, daß ein geeignetes Kollegiumsmitglied beauftragt wird, sich um jemanden zu kümmern, der Hilfe braucht. Wir dürfen aber nicht nur darauf achten, was unsere Mitmenschen brauchen, um ihnen dann zu helfen, sondern wir müssen auch mit dem aufhören, was ihnen das Leben schwermacht.

Zum Abschluß

Schriftstelle/Besprechen

Verweisen Sie noch einmal auf das Zitat von Elder Clawson. Er hat zwar gesagt, das Kollegium solle sich um seelische, geistige und materielle Belange kümmern, doch letztlich ist aller Dienst, den wir leisten, geistiger Natur.

Lassen Sie einen Jungen Lehre und Bündnisse 29:34,35 vorlesen.

• War der Dienst, den das Kollegium George Goates erwies, zeitlicher oder geistiger Natur?

• Inwiefern war das Ernten der Zuckerrüben geistiger Natur?

• Was hat es in Bruder Goates bewirkt?

Schriftstelle

lesen/Zeugnis Lassen Sie einen Jungen Johannes 13:34,35 vorlesen, und erklären Sie, daß die Mitgliedschaft in einem Priestertumskollegium uns die Möglichkeit schenkt, die Ermahnung des Herrn zu befolgen, einander zu lieben.

Geben Sie Zeugnis, daß wir einander lieben können, und fordern Sie die Jungen auf, einander bereitwillig zu helfen und zu vergeben. Machen Sie ihnen bewußt, daß das Kollegium für sie gleich nach der Familie kommen muß. Ihre Brüder im Priestertum und deren Wohlergehen müssen ihnen sehr am Herzen liegen. Das Kollegium gibt den Jungen die unschätzbare Möglichkeit, ihren Mitmenschen zu dienen, und dadurch leisten sie wichtige Priestertumsarbeit im Aaronischen Priestertum.

Vorschlag für eine

Aktivität

  1. 1.

    Möglichkeit

    Überlegen Sie entweder als Kollegiumsleitung oder als ganzes Kollegium, was die einzelnen Jungen brauchen. Denken Sie auch gebeterfüllt über die weniger aktiven Mitglieder nach sowie über die Mitglieder, die aufgrund ihrer Situation besondere Hilfe brauchen. Organisieren Sie dann die entsprechende Hilfe. Nehmen Sie sich etwas Konkretes vor, damit jedem einzelnen geholfen wird.

  2. 2.

    Möglichkeit

    Organisieren Sie eine Aktivität, die dazu beiträgt, daß die Jungen einander besser kennenlernen. Verbringen Sie den größten Teil der Zeit damit, jeden Junge von sich erzählen zu lassen, damit die anderen ihn besser kennen-, lieben- und verstehenlernen.