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Kapitel 6: 1 Nephi 19 bis 22


Kapitel 6

1 Nephi 19 bis 22

Einleitung

Als Nephi die Platten aus Messing aufmerksam las, stieß er auf viele Prophezeiungen über die Mission Jesu Christi. Darunter waren die Schriften von Jesaja, Zenos, Zenoch und Nehum. Nephi las seinem Volk diese Prophezeiungen vor. In der Hoffnung, sein Volk und künftige Leser dadurch zu bewegen, an den Erretter zu glauben, übernahm er einen Teil davon auch auf die kleinen Platten (siehe 1 Nephi 19:18,23,24).

Wenn Sie sich mit 1 Nephi 19 bis 22 befassen, achten Sie auf Anhaltspunkte dafür, wie sehr der Herr seine Kinder liebt. Nephi zeichnete Prophezeiungen auf, die darlegen, dass das zerstreute Israel letztendlich durch die Fülle des Evangeliums wiederhergestellt und gesammelt würde. Des Weiteren hat er gelehrt, dass „die Rechtschaffenen sich nicht zu fürchten [brauchen]“ (1 Nephi 22:17), selbst wenn in der Letzten Zeit große Schlechtigkeit auf der Erde herrschen wird, weil der Herr seine schützende Hand über sie hält. Der Herr hat sein Volk im Laufe der Geschichte nie vergessen und wird es auch jetzt nicht vergessen, denn er hat es „auf die Flächen [seiner] Hände gezeichnet“ (1 Nephi 21:16).

Kommentar

1 Nephi 19:1-6. Zwei Berichte

  • Nephi verfasste erklärende Anmerkungen zu den beiden Berichten, die er auf den Platten angefertigt hatte (siehe 1 Nephi 9). Die großen Platten Nephis enthielten einen ausführlichen Bericht über die Geschichte seines Volkes. Die kleinen Platten Nephis waren ein heiliger religiöser Bericht. In 1 Nephi 19:1-6 beziehen sich die Ausdrücke „erste Platten“ und „andere Platten“ auf die großen Platten Nephis. Mit „diese[n] Platten“ sind die kleinen Platten Nephis gemeint (siehe Kommentar zu „Worte Mormons“ auf Seite 134).

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    Nephi fashioning the plates

1 Nephi 19:7-9. Die Welt wird über ihn urteilen, er sei ein Nichts

  • Nephi hat berichtet, dass Jesus Christus gegeißelt wurde, weil etliche seiner Zeitgenossen ihn „als ein Nichts“ verurteilten. Der Erretter war für sie nicht wichtig. Man meinte, er tauge zu nichts, als weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden (siehe Matthäus 5:13). Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erwähnt, dass Menschen heute oft den gleichen verhängnisvollen Gedanken nachgehen: Leider antworten viele heutige Menschen auf die Frage ,Was denkt ihr über den Messias?‘ (Matthäus 22:42): ‚Ich denke eigentlich überhaupt nicht an ihn!‘“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 20.)

  • Bei einer anderen Gelegenheit legte Elder Maxwell dar, dass wir an unserem Zeugnis vom Erretter festhalten, ungeachtet dessen, was die Welt sagt. „Jesus Christus, der Erlöser der Menschheit, steht im Mittelpunkt dieses Plans des Vaters. Und wie es vorhergesagt worden ist, hielten viele Menschen Jesus für ein ‚Nichts‘ (1 Nephi 19:9) oder für ‚einen Menschen‘ (Mosia 3:9). Es ist gleichgültig, ob andere Jesus Christus leugnen und herabsetzen, für uns ist er der Herr und Erretter. Gleicherweise, liebe Brüder und Schwestern, ist es ziemlich unwichtig, was die Leute von uns halten, aber es ist sehr wichtig, was wir von ihm halten. Es ist auch ziemlich unwichtig, was andere von uns sagen, aber es ist sehr wichtig, was wir über Jesus sagen.“ (Der Stern, Oktober 1984, Seite 40.)

1 Nephi 19:10-16. Zenoch, Nehum und Zenos

  • Nephi hat Zenoch, Nehum und Zenos zitiert. Sie waren Propheten zur Zeit des Alten Testaments, deren ausführliche Prophezeiungen über Jesus Christus auf den Messingplatten aufgezeichnet waren. Daher wissen wir, dass sie vor 600  v. Chr. gelebt haben. Sie haben klar über das Leben und geistliche Wirken des Messias gesprochen sowie über die Bestimmung des Hauses Israel (siehe auch Helaman 8:19,20). Ohne das Buch Mormon wüssten wir nichts über diese drei Propheten oder ihr Zeugnis von Christus.

1 Nephi 19:21-24. Die heiligen Schriften auf uns anwenden

  • Nephi las seinem Volk die Schriften vor und „wandte alle Schriften auf [sie] an“ (Vers 23). Wie wenden wir die heiligen Schriften an, damit wir „davon Nutzen [haben] und lernen“ können? (Vers 23). Fragen wie die folgenden können uns helfen, die heiligen Schriften so anzuwenden, dass wir daraus Nutzen ziehen:

    Welche Bedeutung hat dieses besondere Ereignis oder dieser Grundsatz heute für mich? Zum Beispiel: Was lerne ich aus der Auflehnung von Laman und Lemuel? Was kann ich aus Nephis Gehorsam über Glaubenstreue lernen?

    Wie würde ich mich verhalten, befände ich mich in dieser bestimmten Situation oder stünde ich vor dieser Herausforderung oder Frage? Welche Schwächen oder Stärken würde ich in meinem Charakter entdecken? Bin ich wie jene aus Lehis Familie, die in der Wildnis murrten, oder bin ich wie Nephi und Sam? Murre ich, wenn es schwierig wird, oder vertraue ich auf Gott, was auch kommen mag?

    Was lerne ich aus diesem Ereignis über Gott und darüber, wie er mit seinen Kindern umgeht? Was lerne ich darüber, woran der Herr Wohlgefallen oder Missfallen hat, wenn ich mich mit dem Leben von Männern und Frauen befasse, von denen die heiligen Schriften berichten? Warum wurde dieser bestimmte Gedanke, dieser Grundsatz oder dieses Ereignis in die heiligen Schriften aufgenom-men?

1 Nephi 20; 21. Einleitung zu den Schriften Jesajas

  • Warum hat Nephi an dieser Stelle des Berichts Jesaja 48 und 49 eingefügt (1 Nephi 20; 21)? Diese Frage wird in 1 Nephi 19:21 beantwortet: „Und er hat den Propheten vor alters [einschließlich Jesaja] gewiss alles gezeigt, was mit jenen [den Juden in Jerusalem] sein wird; und vielen hat er auch gezeigt, was mit uns [den Nephiten in Amerika] sein wird.“

    Überblick über 1 Nephi, Kapitel 20 und 21

    Den Propheten (einschließlich Jesaja) wurden „jene“ gezeigt, womit die Juden gemeint sind.

    Den Propheten (einschließlich Jesaja) wurden „wir“ gezeigt, womit die Nephiten gemeint sind.

    1 Nephi 20 (Jesaja 48) handelt von „jenen“, also den Juden in Jerusalem.

    1 Nephi 21 (Jesaja 49) handelt von „uns“, also den Nephiten in Amerika.

    Der Herr zeigte Jesaja die Juden – 1 Nephi 20 (Jesaja 48).

    Der Herr zeigte Jesaja die Nephiten – 1 Nephi 21 (Jesaja 49).

  • Warum hat Nephi in seinen Bericht noch weitere Schriften Jesajas aufgenommen (insbesondere 2 Nephi 12-25)?

    Das erste seiner Jesaja-Zitate begann Nephi mit den Worten: „Hört auf die Worte des Propheten, ihr, die ihr ein Überrest des Hauses Israel seid, ein Zweig, der abgebrochen ist; hört die Worte des Propheten, die für das ganze Haus Israel geschrieben worden sind, und wendet sie auf euch selbst an, damit ihr ebenso Hoffnung habt wie eure Brüder, von denen ihr abgebrochen worden seid; denn auf diese Weise hat der Prophet geschrieben.“ (1 Nephi 19:24; Hervorhebung hinzugefügt.)

    Jesajas Schriften bezeugen, dass Jesus Christus die einzig wahre Quelle der Hoffnung für alle ist, die in einer gefallenen Welt leben. Demzufolge hat Nephi hunderte Verse zitiert, die von Jesaja geschrieben wurden und Zeugnis vom Erretter geben. Ein Wissenschaftler hat bemerkt, dass „von den 425 einzelnen Versen Jesajas, die im Buch Mormon zitiert werden, 391 etwas über die Eigenschaften oder die Mission Jesu Christi aussagen“ (Monte S. Nyman, „Great Are the Words of Isaiah“, 1980, Seite 7).

    Außerdem erkannte Nephi, dass Jesajas Zeugnis seinem Zeugnis ähnlich war, da beide den Herrn gesehen hatten. Nephi erklärte:

    „Und nun schreibe ich, Nephi, weitere Worte Jesajas, denn meine Seele erfreut sich an seinen Worten. Denn ich werde seine Worte auf mein Volk anwenden, und ich werde sie allen meinen Kindern kundtun, denn er hat wahrhaftig meinen Erlöser gesehen, ebenso wie ich ihn gesehen habe.

    Und auch mein Bruder Jakob hat ihn gesehen, wie ich ihn gesehen habe; darum werde ich ihre Worte meinen Kindern kundtun, um ihnen zu beweisen, dass meine Worte wahr sind. Darum, so hat Gott gesprochen, wer-de ich mein Wort durch das Wort von dreien bestätigen. Doch Gott schickt weitere Zeugen, und er beweist alle seine Worte.“ (2 Nephi 11:2,3.)

    Die größte Bestätigung erhielten die Schriften Jesajas jedoch vom Erlöser selbst. Als Jesus den Nephiten dien-te, sagte er:

    „Und nun siehe, ich sage euch: Ihr sollt hierin forschen; ja, das Gebot gebe ich euch, hierin eifrig zu forschen; denn groß sind die Worte Jesajas.

    Denn gewiss hat er mit seinen Worten an alles gerührt, was sich auf mein Volk bezieht, das vom Haus Israel ist; darum muss es notwendigerweise so sein, dass er auch zu den Andern reden muss.

    Und alles, was er geredet hat, ist gewesen und wird sein, ja, gemäß den Worten, die er geredet hat.“ (3 Nephi 23:1-3; Hervorhebung hinzugefügt.)

  • Was ereignete sich zu Jesajas Lebzeiten und warum erfüllen sich seine Prophezeiungen noch immer?

    Jesaja prophezeite etwa von 740 bis 701 v. Chr. Zu sei-nen Lebzeiten nahmen die Königreiche Israel und Juda an Wohlstand zu, hatten aber mit Götzendienst zu kämpfen. Die Unredlichkeit der Menschen führte zu geistiger Schwäche und zu politischen Gefahren. Innerhalb kurzer Zeit wurden Israel und Juda zu schwachen Vasallenstaaten, die sich dem mächtigen assyrischen Reich beugten. Tatsächlich begann die Zerstreuung Israels zu Jesajas Lebzeiten, denn viele Israeliten aus dem Nordreich Israel wurden von den Assyrern in Gefangenschaft geführt.

    Jesaja warnte immer wieder vor den Folgen der Schlech-tigkeit und sagte das Unheil voraus, das deshalb über Israel kommen würde, einschließlich der Zerstreuung Israels aus dem Land ihres Erbteils und des Verlustes der Segnungen des Bundes. Er bezeugte auch immer wieder, dass Israels einzige Hoffnung in der Erlösung durch den Messias lag. Viele der Prophezeiungen Jesajas beziehen sich darauf, dass der Erretter sowohl in der Mitte der Zeiten als auch zum Anbruch des Millenniums auf die Erde kommen würde. Darüber hinaus nannte er bestimmte Einzelheiten hinsichtlich der Sammlung Israels in den Letzten Tagen und der Wiederherstellung des Bundes des Evangeliums.

  • Warum ist Jesaja schwer zu verstehen?

    Als Nephi Abschnitte aus dem Buch Jesaja für seinen Bericht auswählte, wusste er, dass es vielen Lesern schwer fallen würde, sie zu verstehen. Selbst zu Nephis Zeit konnten viele Menschen ihre Bedeutung nicht verstehen. Er gab drei konkrete Ursachen für dieses Problem an:

    1. Sie kannten „nicht die Weise des Prophezeiens unter den Juden“ (2 Nephi 25:1).

    2. Sie waren nicht „vom Geist der Prophezeiung erfüllt“ (Vers 4).

    3. Sie waren nicht „nach der Weise der Juden belehrt“ worden (Vers 5).

    Neben den von Nephi genannten Ursachen, bestehen für neuzeitliche Leser weitere Schwierigkeiten:

    1. Jesaja verfasste den größten Teil seiner Schriften in poetischer Form. Die Schönheit und Tiefe der Poesie lässt sich nur schwer von einer Sprache in eine andere übersetzen.

    2. Viele Prophezeiungen Jesajas sind dualistisch. Folglich können sich die Prophezeiungen zu unterschiedlichen Zeiten unter vielen Umständen erfüllen.

    3. Jesaja bediente sich einer weitreichenden Symbolik. Viele Gegebenheiten und Ereignisse, auf die er sich bezog, waren in seiner Zeit aktuell und sind für uns heute schwer zu verstehen.

    So wie Jesus wichtige Wahrheiten durch Gleichnisse lehrte, deren Bedeutung denen verschlossen blieb, die nicht bereit waren, sie zu verstehen, sprach Jesaja auf eine Weise, die seinen Zuhörern mehr abverlangte als beiläufiges Nachdenken.

  • Wie können Leser die Worte Jesajas besser verstehen?

    Drei einfache Richtlinien helfen einem jeden, der verstehen möchte, was Jesaja geschrieben hat:

    1. Studieren Sie andere heilige Schriften. Die heiligen Schriften gewähren tiefen Einblick in den Sinngehalt dessen, was Jesaja geschrieben hat. Im Bible Dictionary heißt es: „Der heutige Leser hat keinen besseren schriftlichen Kommentar und keine bessere Anleitung, um Jesaja zu verstehen, als das Buch Mormon und das Buch Lehre und Bündnisse.“ („Isaiah“, Seite 707.) Diese heiligen Schriften interpretieren nicht nur Abschnitte aus Jesaja, sie enthalten auch Lehren und Prophezeiungen, die Aufschluss über seine Worte geben. Diese heiligen Schriften der Neuzeit ergänzen Einzelheiten, die in der Bibel nicht so offensichtlich sind.

    2. Bemühen Sie sich um den Geist der Prophezeiung. Nephi erwähnte, dass jene, die zu seiner Zeit nicht „vom Geist der Prophezeiung erfüllt“ (2 Nephi 25:4) waren, die Bedeutung der Schriften Jesajas nicht verstanden. So ist es auch heute. Jeder, der Jesaja ernsthaft liest, muss sich um Offenbarung durch den Heiligen Geist bemühen, damit dieser ihm den Verstand erhellt und ihm hilft, die Worte in dem Geist zu lesen, in dem sie geschrieben wurden, also mit dem Zeugnis von Jesus Christus (siehe Offenbarung 19:10).

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      Isaiah writing
    3. Studieren Sie eifrig. Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat die Heiligen der Letzten Tage aufgefordert, sich gründlich mit Jesaja zu beschäftigen. „Lesen Sie, sinnen Sie nach und beten Sie – Vers für Vers, Gedanke für Gedanke, Abschnitt für Abschnitt und Kapitel für Kapitel! Jesaja fragt selbst: ‚Wen will der Mann denn Erkenntnis lehren, wem das Gehörte erklären?‘ Seine Antwort: ‚Kindern, die man eben von der Milch entwöhnte, die man gerade von der Brust nahm.‘ ,Denn es muss Weisung um Weisung, Weisung um Weisung, Zeile um Zeile, Zeile um Zeile erfolgen, hier ein wenig und dort ein wenig.‘ (Jesaja 28:9; King-James-Übersetzung, Jesaja 28:10; vgl. auch 2 Nephi 2:30.)“ („Ten Keys to Understanding Isaiah“, Ensign, Oktober 1973, Seite 83.)

1 Nephi 20:1,2. „Sie nennen sich … nach der heiligen Stadt“

  • In 1 Nephi 20:1,2 tadelt der Prophet Jesaja das Haus Israel, weil es zwar vorgibt, dem Herrn zu folgen, dabei aber nicht seine Gebote hält. Die Israeliten meinten, Gott werde sie immer schützen, weil sie sein Bundesvolk waren und in der heiligen Stadt Jerusalem wohnten. Jesaja machte deutlich, dass es nicht wichtig ist, wo man lebt, sondern wie man lebt (siehe Vers 18-22).

1 Nephi 20:10. „Der Feuerofen der Bedrängnis“

  • Starke Hitze läutert Metall und entfernt Unreinheiten. Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt, dass Bedrängnis jeden von uns sowohl läutern als auch reinigen kann: „Die meisten von uns erfahren ein gewisses Maß an dem, was in den heiligen Schriften der ‚Feuerofen der Bedrängnis‛ genannt wird (1 Nephi 20:10; siehe auch Jesaja 48:10). Manche sind vollauf damit beschäftigt, sich um ein benachteiligtes Familienmitglied zu kümmern. Andere erleiden den Verlust eines geliebten Menschen, oder ein rechtschaffenes Ziel, beispielsweise zu heiraten oder ein Kind zu bekommen, bleibt unerreicht oder in weiter Ferne. Wieder andere kämpfen mit persönlichen Beeinträchtigungen oder mit Gefühlen der Ablehnung, Unzulänglichkeit oder Niedergeschlagenheit. Durch die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit unseres liebenden Vaters im Himmel kann die Läuterung und Heiligung, die durch solche Erfahrungen ermöglicht wird, uns helfen, so zu werden, wie Gott uns haben will.“ (Liahona, Januar 2001, Seite 42.)

  • Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel hat beschrieben, wie er nach drei schweren Operationen Heiligung erfahren hat:

    „In den beiden vergangenen Jahren habe ich auf den Herrn gehofft und von ihm Belehrungen im Erdenleben empfangen – in Zeiten voll Schmerz, innerer Qual und vielem Nachsinnen. Ich habe gelernt, dass ständige, große Schmerzen uns sehr heiligen und reinigen können, weil sie uns demütig machen und uns dem Geist Gottes näher bringen. Wenn wir auf den Geist hören und ihm gehorchen, werden wir geführt und tun im Alltag Gottes Willen.

    Bisweilen habe ich beim Beten ganz direkte Fragen gestellt, etwa: ‚Was soll ich gemäß deinem Willen aus diesen Erfahrungen lernen?‘

    In dieser schwierigen Lebensphase habe ich die heiligen Schriften studiert. Der Schleier war dünn, und ich erhielt Antworten aus den Aufzeichnungen über Menschen, die noch weitaus Schwierigeres durchmachen mussten.

    ‚Mein Sohn, Friede sei deiner Seele; dein Ungemach und deine Bedrängnisse werden nur einen kleinen Augenblick dauern,

    und dann, wenn du gut darin ausharrst, wird Gott dich in der Höhe erhöhen.‘ (LuB 121:7,8.)

    Dunkle, depressive Phasen wurden rasch vom Licht des Evangeliums vertrieben, und der Geist brachte Frieden und Trost und die Zusicherung, dass alles wohl sein werde.

    Ein paar Mal sagte ich dem Herrn, ich hätte die Lektionen, die er mir da vermitteln wollte, doch nun sicherlich gelernt und müsse daher nicht weiter so sehr leiden. Doch solche Bitten schienen nichts zu nützen, und mir wurde klar, dass ich diese Läuterung, durch die ich geprüft wurde, gemäß dem Zeitplan und auf die Weise des Herrn ertragen musste.“ (Siehe Liahona, Januar 2001, Seite 6.)

1 Nephi 20:14,20. Babylon

  • Wie in anderen großen Reichen der Antike, brachte der Aufstieg zu Wohlstand und Ruhm für Babylon sittlichen Verfall, Schlechtigkeit und Ungerechtigkeit mit sich. Babylons Verderbtheit war so umfassend, dass allein sein Name zum Symbol für Weltlichkeit, geistige Schlechtigkeit und das Reich des Satans wurde.

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    Isaiah’s vision of destruction of Babylon

    Gott bestimmte, dass die Meder Babylon wegen seiner Schlechtigkeit völlig vernichten sollten (siehe Jesaja 13:17-22). Unter der Herrschaft Kyrus’ des Großen staute eine Allianz von Medern und Persern den mächtigen Euphrat durch einen Damm. Sie marschierten durch das Flussbett und unterhalb der Mauern von Babylon entlang, um die Stadt einzunehmen und das Reich etwa um 538  v. Chr. zu stürzen. Wenn Jesaja von Babylon sprach, meinte er sowohl das eigentliche Reich als auch das geistige Babylon. Jesaja sah voraus, dass das damalige Babylon zerstört werden würde, weil das dortige Volk so schlecht war. Daher verwendete er in seinen Prophezeiungen das Wort Babylon, um die geistige Verfassung in den Letzten Tagen zu versinnbildlichen und auch das Gericht, das beim Zweiten Kommen Jesu Christi über die Welt kommen sollte (siehe LuB 1:16).

    Das Buch Lehre und Bündnisse bringt Klarheit in Jesajas Ermahnung „zieht aus von Babylon“ (1 Nephi 20:20). Wer „die Gefäße des Herrn [trägt]“, muss rein sein und die Schlechtigkeit des „geistigen Babylon“ hinter sich lassen (LuB 38:42; 133:5,14).

1 Nephi 21:13-16. Kann eine Frau ihr Kind vergessen?

  • Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass es unmöglich scheint, dass eine stillende Frau ihr Baby vergisst. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass der Erretter uns vergisst: „Auch dieser poetische Abschnitt erinnert uns daran, dass Christus der Erretter ist, ein schützender, erlösender Vater der Kinder Zions. Wie jeder liebevolle Vater oder jede Mutter ihr Kind tröstet, tröstet er sein Volk und ist barmherzig, wenn es bedrängt wird. Doch wie Nephi uns hier durch Jesaja erinnert, geht er weit über das hinaus, was ein sterblicher Vater oder eine sterbliche Mutter tun könnte. Wenn auch eine Mutter ihren Säugling vergessen könnte (so unwahrscheinlich das allen Eltern vorkommen mag), wird Christus die Kinder, die er erlöst, und den Bund, den er mit ihnen zur Errettung in Zion geschlossen hat, nicht vergessen. Die Male, die durch römische Nägel in seine Handflächen gezeichnet wurden, sind eine schmerzliche Erinnerung an diese liebevolle Fürsorge und das Bündnis, ein Zeichen für seine Jünger in der Alten Welt, seine nephitischen Anhänger in der Neuen Welt und für uns im Zion der Letzten Tage, dass er der Erretter der Welt ist und im Haus seiner Freunde verwundet wurde.“ (Christ and the New Covenant, 1997, Seite 84.)

1 Nephi 21:23. Pflegeväter und Ammen

  • Nephi hat erklärt, dass der Herr eine Nation unter den Andern erwecken werde, um das zerstreute Israel zu nähren (siehe 1 Nephi 22:6-9). Diese Prophezeiung hat sich zum Teil dadurch erfüllt, dass das Evangelium in den Vereinigten Staaten von Amerika, in einer Nation der Andern, wiederhergestellt wurde (siehe LuB 109:60). Das Evangelium ist das „Banner“ für das Volk (1 Nephi 21:22), es stellt den neuen und immerwährenden Bund mit den Menschenkindern wieder her (siehe LuB 66:2) und stillt die Bedürfnisse des geistig ausgehungerten und in aller Welt zerstreuten Israels (siehe Amos 8:11-13). Die Wiederherstellung des Evangeliums wird mit einem „Festmahl von fetten Speisen“ verglichen, das in die Welt gebracht wird, um sie geistig gesund zu pflegen (siehe LuB 58:6-11).

1 Nephi 22:4. Die „Inseln des Meeres“

  • Ein Wissenschaftler hat erklärt, was der Ausdruck „Inseln des Meeres“ bedeutet: „Nephi meint nicht nur die Inseln des Meeres als Wohnsitz anderer Nachkommen des Hauses Israel. Er weist auch darauf hin, dass er und sein Volk zu jener Zeit auf einer ,Insel des Meeres‘ wohnten und spricht dabei ganz klar von der großen Landmasse, die als amerikanischer Kontinent bekannt ist. (2 Nephi 10:20,21.)“ (Daniel H. Ludlow, A Companion to Your Study of the Book of Mormon, 1976, Seite 121.)

  • Näheres über die Zerstreuung Israels finden Sie unter „Kurzer geschichtlicher Überblick über die Zerstreuung Israels“ im Anhang (Seite 453).

1 Nephi 22:6-9. „Eine mächtige Nation“ und „ein wunderbares Werk“

  • Mit der Aussage, dass „der Herr, Gott … eine mächtige Nation erwecken wird unter den Andern“ (1 Nephi 22:7), sind die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1776 gemeint. Der erste Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verkündete unter anderem die freie Ausübung der Religion. Diese Zusatzartikel wurden am 15. Dezember 1791 ratifiziert. In der Verfassung der Vereinigten Staaten wurde zum ersten Mal in der Moderne die Religionsfreiheit verankert.

  • In 1 Nephi 22:8 erwähnt Nephi ein „wunderbares Werk“, das in den Letzten Tagen unter den Andern vollbracht wird. Zu diesem großartigen Werk gehören die Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi und der Priestertumsschlüssel, die erforderlich sind, um allen Geschlechtern der Erde die Bündnisse des Vaters zu bringen (siehe Vers 9).

    Die Ereignisse in Vers 7 mussten den Ereignissen in Vers 8 vorausgehen. Die Länder der Erde gaben normalerweise eine verbindliche Staatsreligion vor. Für die Wiederherstellung des Evangeliums wurde ein Land gebraucht, das sich per Gesetz zur Religionsfreiheit bekannte und sich daran hielt. Joseph Smith wurde im Dezember 1805 geboren, nur 14 Jahre nachdem der Zusatz zur Verfassung ratifiziert worden war.

1 Nephi 22:6-12. Die Sammlung Israels

1 Nephi 22:10-12. Er entblößt seinen Arm

  • Nephi sprach davon, dass Gott seinen Arm vor den Augen der Nationen entblößt (siehe 1 Nephi 22:11). Jesaja hat sich ähnlicher Worte bedient (Jesaja 52:10). Der Arm ist ein Symbol der Macht. Die Metapher, dass Gott seinen Arm entblößt, bedeutet, dass Gott der ganzen Welt seine Macht zeigen wird.

1 Nephi 22:17,22. „Die Rechtschaffenen brauchen sich nicht zu fürchten“

  • Nephi berichtet zwar, dass „die Rechtschaffenen sich nicht zu fürchten [brauchen]“ (1 Nephi 22:17,22), da der Herr während des Unheils in den Letzten Tagen seine Hand schützend über sie halten wird, aber den Schlechten ist kein Schutz vor diesen Ereignissen verheißen. Elder Bruce R. McConkie hat gesagt: „Wir sagen nicht, dass alle Mitglieder an dem bevorstehenden Tag der Verwüstung bewahrt bleiben werden. Eines aber ist gewiss: Sicherheit ist nur denen verheißen, die den Herrn lieben und danach streben, alles zu erfüllen, was er gebietet.“ (Der Stern, Oktober 1979, Seite 168.)

1 Nephi 22:24. „Kälber aus dem Stall“

  • Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat erklärt, dass Kinder während des Millenniums „wie Kälber aus dem Stall“ zur Rechtschaffenheit heranwachsen werden, ohne Sünde und die Versuchungen, die heute so verbreitet sind (The Way to Perfection, 1970, Seite 299).

  • Überlegen Sie, wie sich ein Kalb, das draußen auf der Weide oder in den Bergen aufwächst von einem Kalb unterscheidet, das im Stall aufgezogen wird. Das auf der Weide lebende Kalb ist allen Naturgewalten ausgesetzt: unfreundlichem Wetter, Raubtieren und mitunter Nahrungs- und Wassermangel. Andererseits ist das Kalb, das im Stall aufwächst, vor schlechtem Wetter und Raubtieren geschützt. Es wird auch regelmäßig gefüttert und getränkt. Nephi hat erklärt, „die Zeit kommt schnell, da die Rechtschaffenen heraufgeführt werden müssen wie Kälber aus dem Stall“ (1 Nephi 22:24).

    In einem Kommentar heißt es: „Diejenigen, die nach dem Gericht des Zweiten Kommens zurückbleiben, werden ihre Kinder aufziehen können, wie Kälber, die in einem Stall heranwachsen. Das Kalb ist den Elemen-ten nicht ausgesetzt und seine Lebensumstände sind geschützt (Maleachi 3:20; 1 Nephi 22:24). Im Millennium werden die Kinder gleichermaßen ‚ohne Sünde zur Errettung aufwachsen‘ (LuB 45:58). Das telestiale Element wird entfernt, und wenn der Satan gebunden ist (Offenbarung 20:1-3; 1 Nephi 22:26; LuB 101:28), sind die Lebensumstände besser geschützt.“ (Monte S. Nyman und Farres H. Nyman, The Words of the Twelve Prophets: Messages to the Latter-day Saints, 1990, Seite 145.)

1 Nephi 22:26. Wie wird der Satan gebunden sein?

  • Nephi hat im Buch Mormon klar definiert, wie der Satan während des Millenniums gebunden sein wird. Elder Bruce R. McConkie hat eine Erläuterung zu diesem wichtigen Vers geschrieben:

    „Was bedeutet es, den Satan zu binden? Wie wird er gebunden? In unseren Offenbarungen heißt es: ‚Und an jenem Tag wird der Satan nicht die Macht haben, jemanden zu versuchen.‘ (LuB 101:28.) Heißt das, dass dem Satan Macht entzogen wird, sodass er keinen Menschen mehr zum Bösen verleiten kann? Oder heißt es, dass die Menschen seinen Verlockungen nicht mehr erliegen, weil sie ihr Herz so sehr auf Rechtschaffenheit ausgerichtet haben, dass sie es ablehnen, das Gute auf-zugeben, um ihm, der böse ist, zu folgen? Zweifellos ist das Letztere gemeint. Im Himmel, in der Gegenwart Gottes, war der Satan nicht derart gebunden, dass ihm das Recht vorenthalten wurde, falsche Lehre zu predigen und Menschen aufzufordern, sich von Gott, dessen Kinder sie waren, abzuwenden. Nein, er kann im Himmel nicht in diesem Sinn gebunden gewesen sein, denn sogar er muss über Entscheidungsfreiheit verfügen.

    Wie wird der Satan also während des Millenniums gebunden sein? Durch die Rechtschaffenheit der Menschen.“ (The Millennial Messiah, 1982, Seite 668.)

Zum Nachdenken

  • In 1 Nephi 19:18 hat Nephi erklärt, dass er schrieb, um sein Volk dazu zu „bewegen, dass sie sich des Herrn, ihres Erlösers, erinnern“. Wie kann es Ihnen beim Studium der heiligen Schriften helfen, an Nephis Beweggründe zu denken?

  • Was bedeutet die Formulierung in 1 Nephi 21:16, dass der Erretter Sie „auf die Flächen [seiner] Hände gezeichnet“ hat, für Sie? Wie können Sie dadurch die Zuversicht gewinnen, dass der Herr immer an Sie denkt?

Vorschläge für Aufgaben

  • Nephi zitierte die Prophezeiungen von Zenoch, Nehum und Zenos (siehe 1 Nephi 19:10). Diese Propheten lebten zur Zeit des Alten Testaments, doch ihre Prophezeiungen sind nicht in der Bibel enthalten. Führen Sie mithilfe des Schriftenführers weitere Prophezeiungen auf, die von Zenoch und Zenos stammen. Welche besondere Bedeutung hatten ihre Prophezeiungen für die Nephiten? (Siehe 3 Nephi 10:16.) Warum sind sie für Sie wichtig?

  • Beantworten Sie die erste Frage aus jedem Absatz im Kommentar zu 1 Nephi 19:21-24 (Seite 43).

  • In der Mitte der Zeit wurde Jesus „als ein Nichts“ geachtet (1 Nephi 19:7,9). Zeigen Sie auf, wie die Welt auch heute über Jesus urteilt, „er sei ein Nichts“. Schreiben Sie auf, wie Sie diesen weltlichen Einflüssen entgegenwirken und Ihr Zeugnis vom Erretter entwickeln können.