Geschichte der Kirche
Kapitel 9: „Die Hüterinnen der Familie‘: Zur Stärkung, Förderung und Verteidigung der Familie


Kapitel 9

„Die Hüterinnen der Familie“

Zur Stärkung, Förderung und Verteidigung der Familie

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Präsident Gordon B. Hinckley

Gordon B. Hinckley

Am 23. September 1995 stand Präsident Gordon B. Hinckley, der fünfzehnte Präsident der Kirche, bei der Allgemeinen FHV-Versammlung vor den Frauen der Kirche. Er brachte zum Ausdruck, wie dankbar er für die Glaubenstreue und das Engagement der Frauen in der Kirche war – ob jung oder alt, verheiratet oder alleinstehend, ob sie Kinder hatten oder nicht. Er sprach über die schwierigen Herausforderungen, vor denen sie standen, machte ihnen Mut, gab ihnen Rat und sprach Warnungen aus, um ihnen zu helfen, ihre Aufgaben zu erfüllen und Freude am Leben zu haben. Gegen Ende seiner Ansprache sagte er:

„Wir wissen, dass wir warnen und ermahnen müssen, weil es heute auf der Welt so viele falsche Lehren gibt, die als Wahrheit dargestellt werden, so viele falsche Ansichten in Bezug auf Maßstäbe und Wertvorstellungen und so viele Verlockungen, sich nach und nach von der Welt beflecken zu lassen. Daher verkünden wir der Welt als Erste Präsidentschaft und Rat der Zwölf Apostel der Kirche eine Proklamation, in der wir auf die für das Familienleben notwendigen Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten hinweisen, die die Propheten, Seher und Offenbarer dieser Kirche in der Vergangenheit immer wieder betont haben.“1 Dann verlas er die Proklamation zur Familie. Es war das erste Mal, dass die Proklamation öffentlich verlesen wurde.

In der Proklamation erklären die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel, dass „ein glückliches Familienleben … am ehesten erreicht werden [kann], wenn die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grundlage sind“. Sie „verkünden feierlich, dass die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott verordnet ist und dass im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht“. Sie erinnern Mann und Frau an ihre „feierliche Verantwortung, einander und ihre Kinder zu lieben und zu umsorgen“.2

Diese Proklamation wurde als „Proklamation an die Welt“ veröffentlicht, um allen Menschen, auch den Regierungen der Nationen, die ewige Bedeutung der Familie bewusst zu machen. Acht Monate nach der Vorstellung der Proklamation sprach Präsident Hinckley bei einer Pressekonferenz in Tokio. Er sagte: „Warum gibt es jetzt die Proklamation zum Thema Familie? Weil die Familie angegriffen wird. Überall auf der Welt fallen Familien auseinander. Die Verbesserung der Gesellschaft kann nur zu Hause beginnen. In der Regel tun Kinder das, was man ihnen beibringt. Wir versuchen, die Welt zu verbessern, indem wir die Familie festigen.“3

Zeugnisse von FHV-Schwestern zeigen, dass diese Proklamation nicht nur an die ganze Welt gerichtet war. Vielmehr sind die darin verkündeten Lehren auch für jede Familie und jedes Mitglied der Kirche von Bedeutung. Die darin angesprochenen Grundsätze haben das Herz vieler Schwestern berührt, die in ganz unterschiedlichen Umständen leben.

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Barbara Thompson

Barbara Thompson

Schwester Barbara Thompson, die später als Ratgeberin in der FHV-Präsidentschaft berufen wurde, war dabei, als Präsident Hinckley im Tabernakel in Salt Lake City die Proklamation verlas. „Das war ein herrliches Ereignis“, erinnerte sie sich. „Ich spürte die Bedeutung der Botschaft. Ich dachte auch: Das ist eine großartige Anleitung für Eltern. Sie bedeutet aber auch eine große Verantwortung für die Eltern. Einen Augenblick lang dachte ich, dass ich davon recht wenig betroffen war, weil ich ja nicht verheiratet war und keine Kinder hatte. Aber fast genau so schnell dachte ich: Aber natürlich betrifft es mich! Ich bin ein Mitglied einer Familie. Ich bin eine Tochter, eine Schwester, eine Tante, eine Cousine, eine Nichte und eine Enkelin. Ich habe eine Verantwortung – und Segnungen –, weil ich Mitglied einer Familie bin. Selbst wenn ich das einzige lebende Mitglied meiner Familie wäre, so wäre ich immer noch ein Mitglied in Gottes Familie und hätte die Pflicht, andere Familien zu stärken.“4

Schwester Bonnie D. Parkin, die später als vierzehnte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung berufen wurde, war ebenfalls im Tabernakel, als Präsident Hinckley die Proklamation verlas. Sie erzählte: „Die Versammelten waren ganz still, aber es herrschte auch eine gewisse Aufregung; es war wie: ‚Ja – wir brauchen Hilfe für unsere Familie!‘ Es schien einfach alles zu passen. Tränen rannen mir über die Wangen. Die Schwestern um mich herum waren wohl von ähnlichen Empfindungen ergriffen. In der Proklamation war so viel enthalten, dass ich es kaum erwarten konnte, ein Exemplar zu bekommen und sie gründlich zu lesen. Die Proklamation unterstreicht die Würde der Frau. Und stellen Sie sich vor: Als Erstes wurde sie den Frauen der Kirche bei der Allgemeinen FHV-Versammlung gegeben!“5

Warum entschied sich die Erste Präsidentschaft dafür, die Proklamation zur Familie in der Allgemeinen FHV-Versammlung bekanntzugeben? Nachdem Präsident Hinckley die Proklamation verlesen hatte, gab er eine Antwort auf diese Frage. „Sie sind die Hüterinnen der Familie“, sagte er zu den Schwestern. „Sie bringen die Kinder zur Welt. Sie erziehen sie und formen ihre Gewohnheiten. Keine andere Aufgabe ist so eng mit dem Göttlichen verbunden wie die Aufgabe, die Söhne und Töchter Gottes zu erziehen.“6

Präsident James E. Faust, Präsident Hinkleys Zweiter Ratgeber, erklärte außerdem: „Da Sie, die Mütter, das Herz und die Seele der Familie sind, war es angebracht, sie [die Proklamation] zuerst in der Allgemeinen FHV-Versammlung zu verlesen.“7

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family around a piano

„Sie, die Mütter, sind das Herz und die Seele der Familie.“ (James E. Faust)

Ein erneuter Hinweis auf „Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten“

Die in der Proklamation verkündeten Lehren waren auch im Jahr 1995 nichts Neues. Wie Präsident Hinckley anmerkte, wurde erneut auf „Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten“ hingewiesen.8 Sie standen schon vor der Erschaffung der Erde „im Plan des Schöpfers … im Mittelpunkt“.9

Schwester Julie B. Beck, die fünfzehnte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, hat erklärt: „In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beruht die Lehre von der Familie auf der Schöpfung, dem Fall und dem Sühnopfer. Mit der Erde wurde ein Ort geschaffen, wo Familien leben können. … Durch den Fall wurde es möglich, dass die Familie wächst und Fortschritt macht. … Durch das Sühnopfer kann die Familie für immer aneinander gesiegelt werden.“10

Schon immer, wenn das Evangelium auf der Erde war, haben sich glaubenstreue Frauen und Männer an dieser Lehre von der Familie ausgerichtet und diese Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten umgesetzt. „Unsere herrliche Mutter Eva“ und unser „Vater Adam“ leiteten ihre Kinder an und lehrten sie „die Freude unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind“.11 Rebekka und Isaak sorgten dafür, dass die Bündnisse und Segnungen des Priestertums für ihre Familie nicht verloren gingen.12 Eine Witwe in Sarepta konnte für ihren Sohn sorgen, weil sie Glauben hatte und auf den Propheten Elija hörte.13 Zweitausendsechzig junge Krieger kämpften tapfer, um ihre Familien zu verteidigen, und vertrauten auf die Zusicherung ihrer Mütter, dass „Gott sie befreien werde“.14 Als Junge wuchs Jesus Christus „heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“. Er wurde liebevoll umsorgt von seiner Mutter Maria und ihrem Mann Josef.15

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Rebekah at the well

Rebekka, hier mit Abrahams Knecht, wusste, wie wichtig die Eheschließung im ewigen Bund der Ehe war (siehe Genesis 24:1-28).

Rebekka am Brunnen, Gemälde von Michael Deas; © 1995 IRI

Durch die Wiederherstellung des Evangeliums verstanden die frühen Mitglieder der Kirche nach und nach immer besser, wie wichtig die Familie war.16 Die Heiligen erfuhren, dass sie durch die Macht des Priestertums die heiligen Handlungen und Bündnisse des Tempels empfangen konnten, die ihre Familie für immer verbanden. Diese Verheißung gab den Heiligen der Letzten Tage Kraft in dem Bestreben, ihre Aufgaben als Söhne und Töchter Gottes zu erfüllen.

Schon von Anfang an hielten die Präsidentinnen der Frauenhilfsvereinigung die Frauen dazu an, ihre Familie in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen. Schwester Eliza R. Snow, die zweite Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, hatte selbst keine Kinder. Dennoch war ihr bewusst, wie wichtig der Einfluss einer Mutter ist. Sie legte den FHV-Schwestern nahe: „Kümmert euch zuallererst um eure Aufgaben in der Familie.“17 Schwester Zina D. H. Young, die dritte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, hielt die Schwestern dazu an, „das Zuhause zu einem anziehenden Ort zu machen, wo Liebe, Frieden und Einigkeit herrschen und jene sanfte Nächstenliebe, die nichts Böses denkt“.18

Mary Fielding Smith war eine beispielhaft starke und liebevolle Mutter. Ihr Sohn Joseph F. Smith, der der sechste Präsident der Kirche wurde, erzählte:

„Ich kann mich an meine Mutter in der Zeit in Nauvoo erinnern. Ich weiß noch, wie ich sie und ihre hilflosen Kinder in ein flaches Boot gekauert sah, mit allem, was sie aus dem Haus hatte tragen können, als der Angriff auf die Stadt Nauvoo durch den Pöbel begonnen hatte. Ich erinnere mich an die schwere Zeit, die die Kirche dort und auf dem Weg nach Winter Quarters, am Missouri, durchmachen musste und wie sie auf der anstrengenden Reise für ihre Kinder und ihre Familie betete. … Ich kann mich an all die Prüfungen erinnern, die wir auf dem Auszug mit dem Lager Israels hatten, wie wir in diese Gebirgstäler kamen, ohne genug Gespanne zu haben, die unsere Wagen zogen; wir hatten nicht genug Geld, um die nötigen Gespanne zu beschaffen, und so stellte sie ihre Kühe und Kälber unter das Joch und band zwei Wagen zusammen, und wir machten uns in dieser schlimmen und hilflosen Lage auf den Weg nach Utah, und meine Mutter sagte: ‚Der Herr wird uns einen Weg bereiten.‘ Aber wie er den Weg bereiten sollte, das wusste niemand. Ich war damals ein kleiner Junge, und ich lenkte das Gespann und erledigte meine Aufgaben. Ich weiß noch, dass ich einmal zufällig hereinkam, als sie allein zu Gott betete, er möge sie befähigen, ihre Mission zu erfüllen. Meint ihr nicht, dass dies bei mir seinen Eindruck hinterlassen hat? Meint ihr, ich könnte das Beispiel meiner Mutter vergessen? Nein, ihr Glaube und ihr Beispiel werden mir immer leuchtend im Gedächtnis bleiben. Was denke ich! Jeder Atemzug, jedes Gefühl meiner Seele steigt voll Dankbarkeit zu Gott auf – dafür, dass meine Mutter eine Heilige war, dass sie eine gottesfürchtige Frau war, rein und treu, und dass sie lieber sterben als das in sie gesetzte Vertrauen enttäuschen wollte, dass sie lieber Armut und Leid in der Wildnis auf sich nahm und sich bemühte, ihre Familie zusammenzuhalten, statt in Babylon zu bleiben. Dieser Geist beseelte sie und ihre Kinder.“19

Zeitliche und ewige Aufgaben

Im Einklang mit zeitlosen Grundsätzen im Hinblick auf die Heiligkeit der Familie helfen die Kollegien des Melchisedekischen Priestertums den Männern, ihre Aufgaben als Söhne, Brüder, Ehemänner und Väter zu erfüllen. Die FHV hilft den Frauen, ihre Aufgaben als Töchter, Schwestern, Ehefrauen und Mütter zu erfüllen. FHV-Schwestern haben sich schon immer gegenseitig unterstützt in ihrem Bemühen, die Familie zu stärken, sich praktische Fertigkeiten zur Verschönerung des Zuhauses anzueignen und es zu einem Ort zu machen, wo der Heilige Geist wohnen kann.

Das Umsorgen und die Erziehung der Kinder

„Immer wenn die Versuchungen mir allzu verlockend wurden, dachte ich an dies: Denk an die Liebe deiner Mutter, denk daran, wie sehr sie auf dein Wohlergehen bedacht war. Denk daran, wie bereitwillig sie für dich ihr Leben geopfert hat. Denk an das, was sie dich als Kind gelehrt hat. … Dieses Gefühl für meine Mutter wurde zur Barriere zwischen mir und der Versuchung.“

Joseph F. Smith

Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 35

Schwester Zina D. H. Young war eine liebevolle, fürsorgliche Mutter, und sie lehrte die FHV-Schwestern die Grundsätze, von denen sie sich selbst in ihrer Familie leiten ließ. Sie legte ihnen ans Herz: „Sollte hier eine Mutter anwesend sein, die ihre Kinder nicht richtig unterweist und erzieht, … bitte ich sie eindringlich, dies zu ändern. Schart eure Kinder um euch … und betet mit ihnen. … Warnt die Kinder vor den Übeln, die uns umgeben, … dass sie diesen Übeln nicht zum Opfer fallen, sondern in Heiligkeit und Reinheit vor dem Herrn aufwachsen.“20 Sie sagte auch: „Erfüllt gewissenhaft all eure Aufgaben als Mutter und Ehefrau. … Achten wir darauf, dass wir vor unseren Kleinen mit Weisheit sprechen und Nörgelei meiden, … fördern wir vielmehr die edleren Eigenschaften unseres Charakters, die erheben, läutern und das Herz rein machen. … Geben wir uns die allergrößte Mühe, die Kinder Zions zu lehren, ehrlich, tugendhaft und rechtschaffen zu sein und all ihren Pflichten zur rechten Zeit nachzukommen, außerdem fleißig zu sein und den Sabbat heiligzuhalten. … Die Mutter soll nie etwas sagen, was den Vater vor den Kindern irgendwie herabsetzt, denn Kinder sind aufmerksame Beobachter. Sät gute Samen in ihren jungen zarten Verstand, und legt immer mehr Nachdruck auf Grundsätze als auf Regeln, so werdet ihr Schätze im Himmel sammeln.“21

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mother with baby

Die FHV unterstützt die Mütter bei ihren heiligen Aufgaben.

Als vierte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung erkannte Schwester Bathsheba W. Smith die Notwendigkeit, die Familie zu stärken, und führte deshalb in der FHV Lektionen zur Mütterschulung ein. In den Lektionen wurden Ratschläge zur Ehe, zur Schwangerenfürsorge und zur Kindererziehung gegeben. Diese Lektionen untermauerten, was Präsident Joseph F. Smith über die FHV gesagt hatte, nämlich dass sie Frauen hilft, ihre Aufgaben in der Familie wahrzunehmen:

„Wo Unwissenheit oder zumindest nicht der rechte Einblick in Bezug auf die Familie, die Aufgaben der Familie herrscht, was nämlich die Verpflichtungen betrifft, die von Rechts wegen zwischen Mann und Frau und zwischen Eltern und Kindern bestehen, da ist diese Organisation zur Stelle und bereit, kraft der ihr eigenen Gaben und Inspiration die diesbezügliche Unterweisung zu geben. Wo es eine junge Mutter gibt, die noch nicht die nötige Erfahrung hat, um ihr Kind zu erziehen und zu pflegen oder um ihre Wohnung angenehm und für sich und ihren Mann gemütlich zu gestalten, da besteht diese Organisation, um die junge Mutter zu unterweisen und ihr zu helfen, ihre Aufgaben gut zu erfüllen. Und wo nicht genügend Erfahrung da ist, was die natürliche und richtige Ernährung für Kinder betrifft oder auch die nötige geistige Unterweisung und Nahrung für die Kinder, da haben wir diese großartige Organisation, die FHV der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und die Organisationen der Mütter und Töchter Zions, die solche Unterweisung geben können.“22

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Mütter und Großmütter können ihre Töchter und Enkelinnen auf ihre Aufgabe, andere zu umsorgen, vorbereiten.

Die Fähigkeit, Kinder zu umsorgen, ist nicht allein auf Frauen beschränkt, die eigene Kinder haben. Schwester Sheri L. Dew sagte dazu: „Aus Gründen, die dem Herrn bekannt sind, müssen manche Frauen darauf warten, Kinder zu bekommen. Dieser Aufschub ist für keine rechtschaffene Frau leicht. Doch der Zeitplan des Herrn für eine jede von uns nimmt uns nicht unser Wesen. Manche müssen einfach andere Wege finden, Mutter zu sein. Wir sind von Menschen umgeben, die geliebt und geführt werden müssen.“23

Frauen in der Kirche haben die Möglichkeit, andere zu umsorgen, wenn sie als Führungsbeamtinnen oder Lehrerinnen berufen werden oder als Besuchslehrerinnen dienen. Manche Schwestern schenken Kindern, die nicht ihre eigenen sind, mütterliche Liebe und Anleitung. Alleinstehende Schwestern stehen hierbei oft in der vordersten Reihe und sind ein großer Segen für Kinder, die den Einfluss einer rechtschaffenen Frau brauchen. Manchmal dauert diese Fürsorge Tage, Wochen oder Jahre an. Durch selbstlosen Dienst und ihren Glauben haben Frauen viele Kinder vor seelischen, geistigen und körperlichen Gefahren bewahrt.

Das Zuhause als Quelle der Kraft

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family praying

Mütter und Väter haben die heilige Pflicht, ihre Kinder zu lehren und zu erziehen.

Seit den Anfängen der Frauenhilfsvereinigung in Nauvoo kommen Schwestern zusammen, um mehr über ihre mildtätigen und praktischen Aufgaben zu erfahren. Sie entwickeln Fähigkeiten, die ihnen helfen, den Glauben und die Rechtschaffenheit zu fördern, ihre Familie zu stärken, ihr Zuhause zu einer Quelle geistiger Kraft zu machen und den Bedürftigen zu helfen. Sie setzen Grundsätze einer vorausschauenden Lebensweise und geistiger und zeitlicher Eigenständigkeit in die Tat um. Sie entwickeln mehr Einigkeit als Gemeinschaft von Schwestern, indem sie voneinander lernen und gemeinsam dienen. Diese Schulung kommt Schwestern in allen Lebenslagen zugute. Schwester Bonnie D. Parkin hat einmal darüber gesprochen, wie sie durch die FHV-Versammlungen gestärkt wurde:

„Als Mitglieder der FHV der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist es unser Vorzug und unsere Aufgabe, für die Familie einzutreten und sie zu bewahren. Jeder gehört zu einer Familie, und jede Familie bedarf der Stärkung und des Schutzes.

Wie man eine gute Hausfrau wird, habe ich zunächst von meiner Mutter und meiner Großmutter gelernt und in der Folge dann von den FHV-Schwestern in den Gemeinden, wo wir gelebt haben. Ich eignete mir neue Fertigkeiten an und konnte sehen, welche Freude es macht, wenn man ein Zuhause schafft, in dem sich andere wohlfühlen. … FHV-Leiterinnen, stellen Sie bitte sicher, dass die von Ihnen geplanten Versammlungen und Aktivitäten das Zuhause der Schwestern stärken.“24

Schwester Barbara W. Winder, die elfte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, wies die Frauen auf die geistigen Segnungen hin, die man empfängt, wenn man sein Zuhause sauber und ordentlich hält: „Als Hausfrau ist man zugleich auch Künstlerin. Für uns und für unsere Familie ist es wichtig, dass wir eine Zuflucht haben – einen geschützten Ort fern von der Welt, wo wir uns wohlfühlen und wo auch andere, die uns besuchen, sich wohlfühlen können.“25

Einzeln und gemeinsam sind die FHV-Schwestern füreinander ein Vorbild in dem Bemühen, die Familie und das Zuhause zu stärken. Schwester Belle S. Spafford, die neunte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, gab Zeugnis vom göttlichen Ursprung der FHV und ihrer Aufgabe, den Frauen zu helfen, ihre Rolle als Frau und Mutter zu erfüllen. „Ich finde, dass die FHV einen tiefgreifenden positiven Einfluss auf die Familie hat“, sagte sie. „Wenn eine Frau eine gute Mutter hat, hat sie ein gutes Zuhause, und wenn sie eine gute Mutter hat, die zur FHV gehört, kann sie sicher sein, dass zuhause Weisheit und ein guter Einfluss herrschen.“26

Alle Schwestern haben diese Aufgabe, zu umsorgen und wie eine Mutter zu sein. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Schwestern, wir, Ihre Brüder, können nicht das tun, wozu Gott Sie schon vor der Grundlegung der Welt bestimmt hat. Wir können es versuchen, aber wir können nicht erhoffen, jemals Ihre einzigartigen Gaben nachahmen zu können. Auf dieser Welt ist nichts so persönlich, so förderlich oder so lebensverändernd wie der Einfluss einer rechtschaffenen Frau. … Alle Frauen [haben] als Teil ihrer göttlichen Natur sowohl das angeborene Talent wie auch die Aufgabe …, wie eine Mutter zu sein.“27

Das Wort Mutterschaft definiert die ewige Aufgabe der Frau und beschreibt ihr Wesen als jemand, der andere umsorgt. Umsorgen bedeutet vieles. Es bedeutet erziehen, unterweisen, bilden, die Entwicklung und das Wachstum fördern und ernähren. Den Frauen wurde die große Ehre und Aufgabe anvertraut, in diesem umfassenden Sinn des Wortes andere zu umsorgen, und die FHV hat die Aufgabe, die Frauen in ihrer von Gott bestimmten unentbehrlichen Rolle, Mutter zu sein und andere zu umsorgen, zu schulen und zu unterstützen.28

Schwester Julie B. Beck sprach darüber, was umsorgen bedeutet: „Umsorgen bedeutet fördern, sich kümmern und etwas gedeihen lassen. Daher [sollen] Mütter … in ihrem Zuhause ein Klima [schaffen], das geistiges und weltliches Wachstum ermöglicht. Ein anderer Begriff für umsorgen ist Haushaltsführung. Haushaltsführung bedeutet kochen, Wäsche waschen, Geschirr spülen und das Zuhause in Ordnung halten. Zuhause hat eine Frau die meiste Macht und den größten Einfluss; daher sollten die Frauen der Kirche zu den besten Hausfrauen der Welt zählen. Das gemeinsame Arbeiten mit den Kindern im Haushalt schafft Gelegenheiten, ihnen etwas beizubringen, und dient als Vorbild für Eigenschaften, die sich die Kinder aneignen sollen. Eine umsorgende Mutter ist belesen; alle Bildung, die eine Frau erreicht, wird ihr jedoch nichts nützen, wenn sie nicht die Fähigkeit besitzt, ein Zuhause zu schaffen, das den Boden für geistiges Wachstum bereitet. … Umsorgen erfordert Organisation, Geduld, Liebe und Arbeit. Dazu beitragen, dass durch Umsorgen Wachstum entsteht, ist wirklich eine machtvolle und einflussreiche Aufgabe, die den Frauen übertragen wurde.“29

Die Verteidigung der Familie und der Rolle der Mutter

Die FHV stärkt die Familien nicht nur von innen, sondern verteidigt sie auch unermüdlich gegen Einflüsse, die die Familie von außen angreifen. Präsident Howard W. Hunter, der vierzehnte Präsident der Kirche, hat gesagt:

„Ich glaube, wir müssen die Frauen der Kirche zusammenscharen, sodass sie mit den Brüdern zusammenstehen und wir gemeinsam die Flut des Bösen, die uns umgibt, eindämmen und das Werk unseres Erretters voranbringen. …

[Wir] bitten Sie, Ihren mächtigen guten Einfluss dazu zu nutzen, unsere Familien, unsere Kinder und unsere Gemeinwesen stark zu machen.“30

Die FHV-Präsidentinnen haben sich schon immer gegen Bestrebungen ausgesprochen, die traditionelle Familie zu schwächen und die heilige Aufgabe der Frau und Mutter herabzuwürdigen. Schwester Amy Brown Lyman, die achte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, betonte, wie wichtig es ist, dass die Mutter bei ihren Kindern ist. Sie war zur Zeit des Zweiten Weltkriegs Präsidentin der FHV, als die Frauen von Vertretern des Staates und der Kommunen aufgefordert wurden, außer Haus zu arbeiten, um die Wirtschaft des Landes zu unterstützen, während die Männer im Krieg waren. Manche Schwestern mussten außer Haus arbeiten, um ihre Familie mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen. Schwester Lyman war sich dieser Probleme bewusst, machte den Frauen aber dennoch Mut, alles zu tun, was möglich war, damit sie zu Hause bleiben und ihre Kinder erziehen konnten.

Schwester Lyman verkündete dasselbe wie die Erste Präsidentschaft, die den Mitgliedern der Kirche die „heilige Hingabe“ einer Mutter erneut bewusst machte.31 Präsident Heber J. Grant, der siebte Präsident der Kirche, und seine Ratgeber, Präsident J. Reuben Clark Jr. und Präsident David O. McKay, verkündeten:

„Mutterschaft ist dem göttlichen Wesen nahe. Sie ist der höchste, heiligste Dienst, den ein Mensch verrichten kann. Sie stellt eine Frau, die diese heilige Berufung, diesen Dienst ehrt, auf eine Stufe mit den Engeln. Den Müttern in Israel sagen wir: Möge Gott Sie segnen und schützen und Ihnen die Kraft und den Mut, den Glauben und die Erkenntnis, die heilige Liebe und das Pflichtgefühl geben, die Sie befähigen, dieser heiligen Berufung voll und ganz nachzukommen. Ihnen, den Müttern und zukünftigen Müttern, sagen wir: Seien Sie keusch, bleiben Sie rein, leben Sie rechtschaffen, sodass Ihre Nachkommen bis in die letzte Generation Sie preisen können.“32

In den Jahrzehnten, die auf den Zweiten Weltkrieg folgten, griffen immer mehr negative Einflüsse auf die Familie und das Zuhause um sich. Als Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsident der Kirche, Schwester Barbara B. Smith als zehnte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung einsetzte, hatte Schwester Smith „den tiefen Eindruck, dass es ihre Aufgabe sei, … die Familie und die Rolle der Frau im heiligen Kreis der Familie zu verteidigen“.33 In ihrer Amtszeit verteidigte sie stets die offenbarte wahre Lehre in Bezug auf die gottgegebene Aufgabe der Frau und die Bedeutung der ewigen Familie. Als sie, ihre Ratgeberinnen und die Priestertumsführer sich sorgfältig mit den sozialen Fragen ihrer Zeit auseinandersetzten, stellten sie fest, dass Initiativen, die von vielen unterstützt wurden, die Rechte der Frau in ihrer Aufgabe als Frau und Mutter nicht schützten und die Familie schwächen würden.

Ein Zeitungsreporter fasste Schwester Smiths gleichbleibende Botschaft so zusammen: „‚Seien Sie selbstbewusst, liebe Ehefrauen, Mütter und Hausfrauen. Sie erzeugen Leben und machen das Leben wertvoll. Tauschen Sie Ihren weitreichenden Einfluss nicht für vergänglichen, oberflächlichen Tand ein. Schätzen Sie Ihren Einfluss, dehnen Sie ihn aus, machen Sie ihn geltend. Ihnen ist eine bedeutende Aufgabe anvertraut.‘ Das ist die Botschaft von Barbara B. Smith, die die Mormoninnen anführt.“34

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young woman with older woman

Junge FHV-Schwestern können von erfahrenen Schwestern lernen, wie man einen Haushalt führt.

Angriffe auf die Heiligkeit der Mutterschaft und der Familie haben seit der Amtszeit von Schwester Smith weiter zugenommen. Doch mit Glauben an Gott und dem Wissen um die ewige Bedeutung ihrer Rolle haben die Schwestern in der FHV in allen Zeitaltern an den wahren Grundsätzen, die die Familie und das Zuhause stärken, festgehalten und sie verteidigt. Sie bewahren die Heiligkeit der Familie in vielen verschiedenen Aufgaben: als Mütter und Großmütter, als Töchter und Schwestern, als Tanten und als Lehrerinnen und Führungsbeamtinnen in der Kirche. Sooft eine Frau den Glauben eines Kindes stärkt, trägt sie zur Stärke einer Familie – jetzt und in der Zukunft – bei.

Aussagen neuzeitlicher Propheten zum Thema Familie

„Mütter in Zion, Ihre von Gott vorgesehenen Aufgaben sind äußerst wichtig für Ihre eigene Erhöhung und die Errettung und Erhöhung Ihrer Familie. Mehr als alles, was man kaufen kann, braucht ein Kind seine Mutter. Wenn Sie Zeit mit Ihren Kindern verbringen, machen Sie ihnen das größte Geschenk.“

Ezra Taft Benson

The Teachings of Ezra Taft Benson, 1988, Seite 515

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parents with baby

„Die Ehe zwischen Mann und Frau ist von Gott verordnet.“ (Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel)

Einmal fragten Eltern ihre Kinder, was ihnen bei der letzten Generalkonferenz gut gefallen hatte. Ihre sechzehnjährige Tochter sagte: „Das war toll! Es war schön, wie die Propheten und Führer inspiriert und intelligent den Müttern den Rücken gestärkt haben.“ Dieses Mädchen hatte den tiefen Wunsch, einmal eine Mutter zu sein, aber sie war beunruhigt, weil die Rolle der Mutter von so vielen Menschen in der Welt nicht geachtet und sogar verunglimpft wurde. Es tröstete sie, dass Propheten und Apostel bestätigten, dass sie gute Ideale hatte.35 Das Werk der FHV, die Familie und das Zuhause zu stärken, war schon immer im Einklang mit den Lehren der neuzeitlichen Propheten.

Präsident David O. McKay, der neunte Präsident der Kirche, wies wiederholt darauf hin, dass „kein anderweitiger Erfolg ein Versagen in der Familie wettmachen kann“.36

Präsident Harold B. Lee, der elfte Präsident der Kirche, betonte ebenso: „Die wichtigste Arbeit, die Sie jemals für den Herrn tun können, ist das, was Sie in Ihren vier Wänden tun.“37

Präsident Spencer W. Kimball war wegen der andauernden Angriffe gegen die Familie sehr besorgt. Er prophezeite und warnte:

„Viele gesellschaftliche Konventionen, die in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, die Familie stark zu machen und zu erhalten, verschwinden gegenwärtig. Die Zeit wird kommen, da nur diejenigen, die aus tiefstem Herzen an die Familie glauben und etwas dafür tun, in der Lage sein werden, ihre Familie inmitten des Bösen, das sich um uns zusammenzieht, zu bewahren. …

Manch einer definiert die Familie auf so unkonventionelle Weise, dass er sie gleich ganz wegdefiniert. …

Insbesondere wir als Mitglieder der Kirche … dürfen den trügerischen Argumenten keinen Glauben schenken, dass die Familie bloß eine Erscheinung in einer bestimmten Phase der gesellschaftlichen Entwicklung des Menschen sei. Es steht uns frei, uns den Trends entgegenzustellen, die die Bedeutung der Familie herabsetzen und selbstsüchtigen Individualismus als gut und richtig hinstellen. Wir wissen, dass die Familie ewig ist. Wir wissen: Wenn es in der Familie schiefgeht, geht es auch in jeder anderen Institution der Gesellschaft schief.“38

Neuzeitliche Propheten haben aber nicht nur ernste Warnungen ausgesprochen, sie haben auch glaubenstreuen Eltern, deren Kinder vom Weg des Evangeliums abgeirrt sind, Hoffnung gemacht. Präsident James E. Faust hat gesagt: „Den zutiefst bekümmerten Eltern, die rechtschaffen sind und ihre ungehorsamen Kinder eifrig und gebeterfüllt unterwiesen haben, sagen wir: Der gute Hirt wacht über sie. Gott kennt Ihren tiefen Kummer, er versteht Sie. Es gibt Hoffnung.“39

Präsident Gordon B. Hinckley brachte seine feste Überzeugung zum Ausdruck, dass die Frauen in der Kirche, durch ihre Zugehörigkeit zur FHV gestärkt, ihrer Familie helfen können, den Angriffen gegen die Familie standzuhalten. Er betonte, dass die FHV-Schwestern sich vereinen können, um die Familie zu verteidigen:

„Es ist ungemein wichtig, dass die Frauen in der Kirche fest und unerschütterlich für das eintreten, was nach dem Plan des Herrn richtig und angemessen ist. Ich bin mir gewiss, dass es nirgends eine Organisation gibt, die der Frauenhilfsvereinigung dieser Kirche gleichkommt. … Wenn sie vereint sind und mit einer Stimme sprechen, üben sie eine unermessliche Kraft aus.

Wir rufen die Frauen in der Kirche auf, gemeinsam für die Rechtschaffenheit einzutreten. Bei ihrer eigenen Familie müssen sie anfangen. Im Unterricht können sie darauf eingehen. Sie können sich dort, wo sie wohnen, dazu äußern.

Sie müssen die Lehrerinnen und Hüterinnen ihrer Töchter sein. Diese Töchter müssen in der Primarvereinigung und im Unterricht bei den Jungen Damen über die Werte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unterwiesen werden. Wer ein Mädchen rettet, rettet Generationen! Seine Stärke und Rechtschaffenheit werden gedeihen. Es wird im Haus des Herrn heiraten. Es wird seine Kinder auf den Pfad der Wahrheit führen. Sie werden ihm auf seinen Pfaden nachfolgen und ihre Kinder auf ähnliche Weise belehren. Dann wird es wunderbare Großmütter geben, die einen aufmuntern können.“40

„Ein Blick in den Himmel“

Ein Mann fragte einmal Präsident Spencer W. Kimball: „Waren Sie schon einmal im Himmel?“ Präsident Kimball antwortete, dass er einmal einen Blick in den Himmel geworfen habe, als er ein Ehepaar aneinander siegelte. Einer der Ehepartner war das jüngste von acht Geschwistern, die alle diese heilige Handlung empfangen hatten. „Hier waren Menschen, die im Herzen rein waren“, sagte Präsident Kimball. „Hier war der Himmel.“ Dann erzählte er, wie er einmal zuhause bei einem Pfahlpräsidenten einen Blick in den Himmel geworfen hatte. Es war eine große Familie, die in einem kleinen Haus wohnte. Gemeinsam deckten die Kinder den Tisch, und ein kleines Kind sprach vor dem Abendessen ein von Herzen kommendes Gebet. Präsident Kimball sagte, er habe einen Blick in den Himmel geworfen, als er mit einem Ehepaar sprach, das keine eigenen Kinder bekommen konnte, jedoch achtzehn Waisen bei sich aufgenommen hatte. Er erzählte von anderen Erfahrungen mit treuen Mitgliedern der Kirche, die ihr Zeugnis durch Wort und Tat zum Ausdruck brachten. Auch hier habe er einen Blick in den Himmel geworfen. „Der Himmel ist ein Ort“, sagte Präsident Kimball, „aber auch ein Zustand. Der Himmel ist das Zuhause und die Familie. Er ist Verständnis und Freundlichkeit. Er ist gegenseitiges Vertrauen und selbstloser Einsatz. Er ist ein stilles, normales Leben, Opferbereitschaft, aufrichtige Gastfreundschaft, natürliche Anteilnahme. Er ist das Halten der Gebote Gottes ohne Zurschaustellung und ohne Heuchelei. Er ist Selbstlosigkeit. Er ist überall um uns. Wir müssen ihn nur erkennen und zu schätzen wissen. Ja, lieber Bruder, ich habe oft einen Blick in den Himmel geworfen.“41

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woman in home

Eine rechtschaffene Frau kann aus ihrem Zuhause eine Zufluchtsstätte machen, wo der Heilige Geist wohnen kann.

Auf der ganzen Welt sind FHV-Schwestern und ihre Familien durch ihre Lebensweise dem Himmel nähergekommen.

Eine Schwester in den Vereinigten Staaten pflegte über drei Jahre lang ihre todkranke Mutter. Knapp ein Jahr später zog sich ihre Tochter eine seltene Krankheit zu. Diese treusorgende Mutter kümmerte sich zehn Jahre lang jeden Tag um ihre Tochter, bis das Mädchen im Alter von siebzehn Jahren starb.

Eine alleinerziehende Mutter in Tonga zog in bescheidenen Verhältnissen mehrere Kinder groß. Ihr größter Wunsch war, dass ihre Söhne und Töchter dem Herrn dienten und ein besseres Leben führten. Mit diesem Ziel vor Augen half sie ihren Kindern, ihr Leben an den Grundsätzen des Evangeliums auszurichten. Unter ihrer Anleitung absolvierten sie eine gute Ausbildung. Gemeinsam beteten sie, lasen sie in den heiligen Schriften, arbeiteten sie und gingen sie zur Kirche.

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woman with three children

Eine rechtschaffene Mutter erzieht ihre Kinder im Licht des Evangeliums.

Eine Schwester in den Vereinigten Staaten hatte acht Kinder, die alle jünger als vierzehn waren. Jeder Tag forderte sie körperlich, mental, geistig, intellektuell und seelisch, aber sie konzentrierte sich auf das Richtige. Sie unterstützte ihren Mann in seinen Berufungen und in seiner Arbeit für den Lebensunterhalt der Familie. Gemeinsam beteten sie für jedes Kind und überlegten, wie sie jedem einzelnen helfen konnten, seinen Aufgaben nachzukommen und seine Ziele zu erreichen. Schon allein das Kochen, das Organisieren, das Nachdenken und das Beten waren für diese Schwester eine gewaltige Herausforderung. Dazu kümmerte sie sich als Besuchslehrerin um Schwestern in ihrer Gemeinde, die Aufmunterung brauchten. Sie betete für sie, machte sich Sorgen um sie, besuchte sie und meldete sich mehrmals im Monat bei ihnen.

Eine glaubenstreue Familie in Mexiko lebte in einer geschäftigen, lauten Stadt. Ihr Haus stand hinter einer großen Mauer mit einem Eisentor. Auf die Innenseite der Mauer hatte die Mutter einen wunderschönen Garten mit Bäumen, Blumen und einem Brunnen gemalt. Im Haus standen Bücherregale, und es gab Ecken, wo die Familie zusammensaß, wo sie in den heiligen Schriften las oder spielte.

Eine Schwester in Ghana betrieb eine kleine Landwirtschaft. Außerhalb des Zaunes baute sie Schafgarbe an. Innerhalb des Zaunes hielt sie Ziegen in Pferchen. Sie erntete auch Palmnüsse, die sie kochte, um Palmöl zuzubereiten, das sie auf dem Markt verkaufte. Alles auf ihrem ordentlichen Grundstück bekundete, wie sehr sie ihre Familie liebte. Sie harkte, schaffte Ordnung und fegte den Hof. Unter einem Mangobaum stand eine selbstgebaute Bank. Dort kam die Familie zusammen, auch zum Familienabend.

Eine alleinstehende Schwester, die körperbehindert war, wohnte im 80. Stockwerk eines Wolkenkratzers in Hongkong. Sie lebte allein und gehörte als Einzige in ihrer Familie der Kirche an, doch sie schuf ein Zuhause, das ein sicherer Hafen war, wo sie und ihre Besucher den Einfluss des Heiligen Geistes spüren konnten. Auf einem kleinen Regal standen ihre heiligen Schriften, die FHV-Leitfäden und das Gesangbuch. Sie forschte nach ihren Vorfahren und reiste zum Tempel, um die heiligen Handlungen für sie zu vollziehen.

Eine Schwester in Indien half mit, in ihrer Stadt einen Zweig der Kirche aufzubauen. Ihr Mann war der Zweigpräsident und sie die FHV-Leiterin. Zum Zweig gehörten etwa zwanzig Mitglieder. Sie zog drei Töchter groß, die dem Glauben treu blieben. Die Grundsätze des Evangeliums beschützten sie in ihrem heiligen Zuhause.

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women carrying children

„Es ist eine besonders erhabene Berufung, während des Schlussaktes auf der Bühne des Weltgeschehens … als rechtschaffene Frau zu leben.“ (Spencer W. Kimball)

Eine Mutter in Brasilien lebte in einem roten Backsteinhaus, das auf roter Erde stand und von einer roten Backsteinmauer umgeben war. PV-Lieder erklangen, und aus dem Liahona ausgeschnittene Bilder von Tempeln, Propheten Gottes und dem Erlöser schmückten die Wände. Sie und ihr Mann brachten Opfer, um im Tempel gesiegelt werden zu können, damit ihre Kinder im Bund geboren wurden. Sie betete beständig darum, dass der Herr ihr helfen und ihr ausreichend Kraft und Inspiration schenken möge, damit sie ihre Kinder in Licht und Wahrheit und in der Kraft des Evangeliums erziehen konnte, damit sie einmal die Bündnisse schließen und halten würden, für die sie und ihr Mann so große Opfer gebracht hatten.

Diese Schwestern, die stellvertretend für viele andere stehen, sind wahrlich, wie Präsident Gordon B. Hinckley gesagt hat, „die Hüterinnen der Familie“.42 Auf sie trifft zu, was Präsident Spencer W. Kimball einmal gesagt hat:

„Eine rechtschaffene Frau zu sein ist in jedem Zeitalter höchst ehrenvoll. Und es ist eine besonders erhabene Berufung, während des Schlussaktes auf der Bühne des Weltgeschehens, kurz vor dem Zweiten Kommen unseres Erretters, als rechtschaffene Frau zu leben. Heute können die Stärke und der Einfluss einer rechtschaffenen Frau ungleich größer sein als in ruhigeren Zeiten. Sie wurde hierher gesandt, um dabei mitzuwirken, die Familie – die grundlegende und edelste Einrichtung der Gesellschaft – zur Entfaltung zu bringen, zu schützen und zu bewahren. Andere Einrichtungen der Gesellschaft mögen ins Straucheln geraten und sogar scheitern. Eine rechtschaffene Frau kann jedoch dazu beitragen, das Zuhause zu bewahren, das für so manchen Menschen vielleicht die letzte und einzige Zufluchtsstätte ist, die er inmitten von Stürmen und Konflikten kennt.“43

„Mögen Sie Kraft finden, den Schwierigkeiten des Alltags zu begegnen“

An jenem denkwürdigen Abend, als Präsident Hinckley die Proklamation zur Familie verlas, sprach er zum Schluss einen Segen für die Frauen in der Kirche aus:

„Möge der Herr Sie segnen, liebe Schwestern. … Mögen Sie Kraft finden, den Schwierigkeiten des Alltags zu begegnen. Mögen Sie Weisheit empfangen, die über ihre bisherige Weisheit hinausgeht, damit Sie die Probleme bewältigen können, mit denen Sie unablässig zu kämpfen haben. Mögen Ihre Gebete und Bitten mit Segnungen für Sie und Ihre Lieben beantwortet werden. Wir versichern Sie unserer Liebe und geben Ihnen unseren Segen, damit Sie Frieden und Freude haben mögen, denn so kann es sein. Viele von Ihnen können bezeugen, dass es so ist. Möge der Herr Sie jetzt und in den kommenden Jahren segnen. Darum bitte ich demütig.“44

Kapitel 9

  1. Gordon B. Hinckley, „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 91f.

  2. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Seite 184f. in diesem Buch

  3. Gordon B. Hinckley, zitiert in „Inspirierte Gedanken“, Der Stern, August 1997, Seite 5

  4. Barbara Thompson, „Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark“, Liahona, November 2007, Seite 117

  5. Bonnie D. Parkin, „Eltern haben eine heilige Pflicht“, Liahona, Juni 2006, Seite 61

  6. Gordon B. Hinckley, „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Seite 92

  7. James E. Faust, „Das Motto, nach dem die Frauenhilfsvereinigung handeln soll“, Der Stern, Januar 1997, Seite 91

  8. Gordon B. Hinckley, „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Seite 91

  9. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Seite 184f. diesem Buch

  10. Julie B. Beck, „Vermitteln Sie die Lehre von der Familie“, Liahona, März 2011, Seite 32

  11. Siehe Lehre und Bündnisse 138:38,39; Mose 5:10-12

  12. Siehe Genesis 27 und 28; siehe auch Julie B. Beck, „Vermitteln Sie die Lehre von der Familie“, Seite 36

  13. Siehe 1 Könige 17:8-24

  14. Siehe Alma 56:47,48

  15. Siehe Lukas 2:40-52

  16. Siehe Lehre und Bündnisse 68:25-28; 93:36-48; 131:1-3

  17. Eliza R. Snow, „An Address“, Woman’s Exponent, 15. September 1873, Seite 63

  18. Zina D. H. Young, zitiert in „First General Conference of the Relief Society“, Woman’s Exponent, 15. April 1889, Seite 172

  19. Joseph F. Smith, zitiert in Deseret Weekly, 9. Januar 1892, Seite 71; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 31f.

  20. Zina D. H. Young, zitiert in „Relief Society Jubilee“, Woman’s Exponent, 1. April 1892, Seite 140

  21. Zina D. H. Young, zitiert in „First General Conference of the Relief Society“, Seite 172

  22. Joseph F. Smith, zitiert in Minutes of Relief Society General Board, 17. März 1914, Seite 50f.; aus Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 185f.

  23. Sheri L. Dew, „Sind wir nicht alle Mütter?“, Liahona, Januar 2002, Seite 113

  24. Bonnie D. Parkin, „Eltern haben eine heilige Pflicht“, Seite 65

  25. Barbara W. Winder, zitiert in „Enriching and Protecting the Home“, Ensign, März 1986, Seite 20

  26. Belle S. Spafford, Niederschrift eines Interviews mit Jill Mulvay [Derr], 8. März 1976, Seite 238, Historisches Archiv der Kirche

  27. M. Russell Ballard, Frühjahrs-Generalkonferenz 2010; Liahona, Mai 2010, Seite 18

  28. Siehe Sheri L. Dew, „Sind wir nicht alle Mütter?“, Seite 112ff.

  29. Julie B. Beck, Herbst-Generalkonferenz 2007; Liahona, November 2007, Seite 77

  30. Howard W. Hunter, „An die Frauen der Kirche“, Der Stern, Januar 1993, Seite 86f.

  31. Botschaft von der Ersten Präsidentschaft, von J. Reuben Clark Jr. auf der Herbst-Generalkonferenz 1942 verlesen

  32. Botschaft von der Ersten Präsidentschaft, von J. Reuben Clark Jr. auf der Herbst-Generalkonferenz 1942 verlesen

  33. Barbara B. Smith, A Fruitful Season, 1988, Seite 55

  34. George W. Cornell, „Homemakers Get a Boost“, Fresno [California] Bee, 5. April 1978, Seite C-5; zitiert in Jill Mulvay Derr, Janath Russell Cannon und Maureen Ursenbach Beecher, Women of Covenant: The Story of Relief Society, 1992, Seite 361

  35. Siehe Susan W. Tanner, „Die Stärkung der zukünftigen Mütter“, Liahona, Juni 2005, Seite 16

  36. David O. McKay, Zitat aus J. E. McCulloch, Home: The Savior of Civilization, 1924, Seite 42; Frühjahrs-Generalkonferenz 1935

  37. Harold B. Lee, „Be Loyal to the Royal within You“, in Speeches of the Year: BYU Devotional and Ten-Stake Fireside Addresses 1973, 1974, Seite 91; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, Seite 134

  38. Spencer W. Kimball, Herbst-Generalkonferenz 1980; Ensign, November 1980, Seite 4

  39. James E. Faust, Frühjahrs-Generalkonferenz 2003; Liahona, Mai 2003, Seite 68

  40. Gordon B. Hinckley, „Ein fester und unerschütterlicher Stand“, Weltweite Führerschaftsversammlung, 10. Januar 2004, Seite 20f.

  41. Spencer W. Kimball, Herbst-Generalkonferenz 1971; siehe Ensign, Dezember 1971, Seite 36ff.

  42. Gordon B. Hinckley, „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Seite 92

  43. Spencer W. Kimball, „Privileges and Responsibilities of Sisters“, Ensign, November 1978, Seite 103

  44. Gordon B. Hinckley, „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Seite 92