Geschichte der Kirche
Kapitel 7: „Ein reiner Dienst vor Gott‘: Liebevolle Fürsorge und Hilfe durch das Besuchslehren


Kapitel 7

„Ein reiner Dienst vor Gott“:

Liebevolle Fürsorge und Hilfe durch das Besuchslehren

Als Jesus Christus auf der Erde war, zeigte er uns, wie wir leben sollen. „Er zeigte uns den rechten Weg“, schrieb Schwester Eliza R. Snow.1 Er zeigte uns, wie wir dienen sollen – wie wir übereinander wachen und einander stärken sollen. Er kümmerte sich um den Einzelnen, einen nach dem anderen. Er lehrte, wir sollten die Neunundneunzig zurücklassen, um den Verlorenen zu retten.2 Er heilte und lehrte den Einzelnen, verbrachte selbst in einer Menge von 2500 Menschen Zeit mit dem Einzelnen und ließ jeden selbst ein Zeugnis davon empfangen, dass er Gottes Sohn war.3

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Savior and followers

Durch sein Beispiel hat der Heiland uns gezeigt, wie wir übereinander wachen und einander stärken sollen.

Ausschnitt aus dem Gemälde Einer nach dem anderen von Walter Rane; Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Historischen Museums der Kirche

Der Erlöser beruft seine Jünger dazu, mit ihm in seinem Werk zu arbeiten. Er gibt ihnen Gelegenheit, ihren Mitmenschen zu dienen und ihm ähnlicher zu werden. In der FHV hat jede Schwester Gelegenheit, über andere Schwestern zu wachen und sie zu stärken, eine nach der anderen, und zwar durch das Besuchslehren. Schwester Julie B. Beck, die fünfzehnte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, sagte: „Weil wir dem Beispiel und den Lehren Jesu Christi folgen, sind wir dankbar für diese heilige Aufgabe, an seiner Stelle unseren Nächsten zu lieben, zu kennen, zu verstehen, zu lehren und ihm zu dienen.“4

Die Anfänge des Besuchslehrens: Spendensammlung und Organisation der Hilfe

„Wir wollen miteinander Mitleid haben und die Starken die Schwachen zärtlich pflegen lassen, bis sie stark sind, und diejenigen, die sehen können, die Blinden führen lassen, bis sie den Weg selbst sehen.“

Brigham Young

Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 219

1843, als die Bevölkerung von Nauvoo in Illinois wuchs, wurden die Mitglieder der Kirche in der Stadt in vier Gemeinden eingeteilt. In einer Versammlung am 28. Juli desselben Jahres bestimmte die FHV-Leitung für jede Gemeinde ein Besuchskomitee, das aus vier Schwestern bestand. Bei der Arbeit der Besuchskomitees stand im Vordergrund, festzustellen, was gebraucht wurde, und Spenden zu sammeln.

Zu den Spenden zählten Geld, Lebensmittel und Kleidung. Jede Woche brachten die Besuchskomitees die eingesammelten Spenden der Schatzmeisterin der FHV. Mit diesen Spenden half die FHV den Bedürftigen.

Eine Schwester, die diese Aufgabe erfüllte, war überzeugt, dass „unsere Errettung von unserer Freigebigkeit gegenüber den Armen abhängt“. Eine andere Schwester bekräftigte dies: „Der Herr hat es immer wieder bestätigt. Er freut sich über unsere Werke der Nächstenliebe.“5

Diese Vorgehensweise wurde bis ins zwanzigste Jahrhundert beibehalten. Gewöhnlich hatten die Schwestern, die beauftragt waren, die Besuche zu machen, einen Korb in der Hand und erhielten etwa Streichhölzer, Reis, Backpulver oder eingemachtes Obst. Die meisten Spenden wurden verwendet, um vor Ort zu helfen, aber manche wurden auch dazu eingesetzt, in tausenden Kilometern Entfernung Not zu lindern. Beispielsweise sammelten, sortierten, flickten und verpackten FHV-Schwestern in den Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg über 500.000 Kleidungsstücke, die nach Europa geschickt wurden.

Die Besuchskomitees sammelten nicht nur Spenden, sondern stellten auch fest, was bei den Familien, die sie besuchten, gebraucht wurde. Dies berichteten sie der FHV-Leitung, die daraufhin Hilfsmaßnahmen organisierte.

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two women on a path

Besuchskomitees sammelten Spenden, um vor Ort Not zu lindern.

Pionierfrauen, Gemälde von Julie Rogers; © Julie Rogers

Präsident Joseph F. Smith, der sechste Präsident der Kirche, erzählte, wie er einmal miterlebt hatte, wie FHV-Schwestern einer Familie selbstlose, christliche Liebe erwiesen:

„Ich habe vor kurzem eine unserer Ortschaften in einem entlegenen Zionspfahl besucht, wo zu der Zeit viel Krankheit herrschte. Wir waren zwar viele Tage unterwegs gewesen und kamen spät am Abend an, aber der Präsident bat uns, noch einige der Kranken zu besuchen. Wir trafen eine arme Schwester auf dem Krankenlager an, die sich in sehr kritischem Zustand befand. Ihr armer Mann saß bei ihr am Bett und war wegen der schweren Krankheit seiner Frau, der Mutter einiger kleiner Kinder, die um sie herum saßen, völlig durcheinander. Die Familie war offenbar sehr arm.

Eine nette ältere Frau kam kurz darauf ins Haus. Sie hatte einen Korb mit nahrhaftem Essen und Leckereien für die notleidende Familie bei sich. Auf unsere Fragen hin erklärte sie uns, sie sei von der FHV der Gemeinde beauftragt worden, die Nacht über bei der Kranken zu wachen. Sie war gekommen, um sich der kleinen Kinder anzunehmen, dafür zu sorgen, dass sie ordentlich gewaschen wurden und aßen und zu Bett gingen; sie hatte vor, das Haus aufzuräumen und alles für die kranke Frau und ihre Familie so angenehm wie möglich zu machen. Wir erfuhren auch, dass für den darauffolgenden Tag eine weitere gute Schwester eingeteilt war, die sie ablösen sollte. So ging es von Tag zu Tag weiter, und die arme Familie wurde von den Schwestern der FHV auf das fürsorglichste betreut, bis die Frau wieder gesund war.

Wir erfuhren auch, dass diese FHV so gut organisiert war, dass alle Kranken in der Ortschaft die gleiche Betreuung erfuhren und auf diese Weise Trost und Hilfe erhielten. Nie ist mir so deutlich vor Augen geführt worden, wie wertvoll und großartig diese Organisation ist, wie in diesem Beispiel, das ich selbst erlebt habe, und ich dachte bei mir, wie gütig es doch war, dass der Herr den Propheten Joseph Smith inspirierte, in der Kirche eine solche Organisation einzurichten.“6

Geistlicher Dienst durch das Besuchslehren

Auch wenn Besuchslehrerinnen schon immer darauf geachtet haben, was Einzelne und Familien in zeitlicher Hinsicht brauchen, hatten sie immer auch ein höheres Ziel. Schwester Eliza R. Snow, die zweite Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, sagte dazu: „Ich betrachte das Amt der Besuchslehrerin als ein hohes und heiliges Amt. Ich hoffe, die Schwestern meinen nicht, es gehe nur darum, für die Armen zu betteln. Sie müssen mit dem Geist Gottes erfüllt und weise, demütig und liebevoll sein, damit die Schwestern sich nicht vor ihrem Kommen fürchten, wenn sie nichts zu geben haben.“

Schwester Snow hoffte, dass die Schwestern nach einem Besuch „bemerkten, dass sich bei ihnen zuhause etwas verändert hatte“.7 Sie riet den Besuchslehrerinnen, sich vor den Besuchen geistig vorzubereiten, damit sie nicht nur in zeitlichen, sondern auch in geistigen Belangen feststellen konnten, was gebraucht wurde, und entsprechend helfen konnten: „Eine Besuchslehrerin … soll gewiss den Geist des Herrn in solchem Maße bei sich haben, dass sie, wenn sie ein Haus betritt, erkennt, welcher Geist dort herrscht. … Fleht Gott an, euch den Heiligen Geist zu gewähren, damit ihr imstande sind, dem Geist zu begegnen, der in dem Haus herrscht, … und damit ihr spürt, was ihr sagen sollt, um Frieden und Trost zu bringen, und wenn ihr feststellt, dass eine Schwester innerlich friert, dann drückt sie wie ein Kind an euer Herz und schenkt ihr Wärme.“8

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Sarah M. Kimball

Sarah M. Kimball

Sarah M. Kimball, die in den späten 60er Jahren des 19. Jahrhunderts FHV-Leiterin war, gab den Schwestern ihrer Gemeinde einen ähnlichen Rat: „Die Lehrerinnen haben die Pflicht, einmal im Monat die ihnen [zugeteilten Schwestern] zu besuchen und sich danach zu erkundigen, ob es ihnen wohl ergeht und sie glücklich sind. Sie haben die Aufgabe, mit ihren Worten Weisheit, Trost und Frieden zu bringen.“9 Die Führungsbeamtinnen der FHV betonten, dass die Besuchslehrerinnen „nicht nur Spenden sammeln“, sondern auch „die Grundsätze des Evangeliums lehren und erläutern“ sollten.10 1916 wurden die Besuchslehrerinnen formell dazu aufgefordert, zusätzlich dazu, dass sie zeitlich Hilfe leisteten, jeden Monat ein Evangeliumsthema zu besprechen. 1923 führte die FHV-Präsidentschaft eine einheitliche monatliche Botschaft ein, die von allen Besuchslehrerinnen überbracht werden sollte.

„Die Wiedergeburt des Besuchslehrens“ – „eine wunderbare Erfahrung für die Frauen“

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women with blankets

Schon immer waren die Besuchslehrerinnen bestrebt, die Schwestern, die sie besuchen, in geistigen und zeitlichen Belangen zu unterstützen.

Im Jahr 1944, acht Jahre nach der Einführung des Wohlfahrtsplanes der Kirche (siehe Kapitel 5), hinterfragte Schwester Amy Brown Lyman, die achte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, die traditionelle Aufgabe der Besuchslehrerinnen, Spenden zu sammeln. Nachdem sie und ihre Ratgeberinnen sich mit dem Thema befasst hatten, empfahlen sie der Präsidierenden Bischofschaft, dass „Fragen zur Sammlung von Geldern … besser von den Generalautoritäten der Kirche entschieden werden sollten und nicht von der Frauenhilfsvereinigung“.

Der Präsidierende Bischof, LeGrand Richards, unterbreitete den Vorschlag der Ersten Präsidentschaft. Er berichtete später, dass die Erste Präsidentschaft und die Bischofschaft zu der Ansicht kamen, es „sei ratsam, dass die Frauenhilfsvereinigung die Sammlung von Spendengeldern durch die Besuchslehrerinnen einstellte“.11

Schwester Belle S. Spafford, die damals Zweite Ratgeberin von Schwester Lyman war, berichtete, was sie bei der Bekanntgabe dieser Veränderung für das Besuchslehren erlebte:

„Die Brüder sagten: ‚Die Besuchslehrerinnen der FHV sollen keine Spendengelder mehr sammeln. Die FHV wird eine Organisation sein, die Dienst am Nächsten leistet, und nicht eine, die Wohlfahrtshilfe finanziert.‘

Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich in einer Versammlung mit der FHV-Präsidentschaft und der Sekretärin und zwei, drei Schwestern vom Hauptausschuss saß und eine der Schwestern sagte: ‚Damit haben sie die Totenglocke für das Besuchslehren geläutet. Wenn sie nicht für die Armen sammeln, wer will dann noch von Tür zu Tür gehen, nur um einen Besuch zu machen?‘ … Doch ich erwiderte: ‚Ich glaube nicht, dass hier die Totenglocke geläutet hat. Ich glaube, dies ist die Wiedergeburt des Besuchslehrens. Und ich denke, dass sehr viele Frauen, die sich geweigert haben, als Besuchslehrerin zu arbeiten, nun gern hinausgehen werden, nämlich als freundliche Besucherin, die feststellt, ob in einer Familie etwas gebraucht wird, ohne Erkundigungen einzuholen wie bei der Fürsorge, und die nicht das Gefühl haben muss, sie bettle um Geld. Sie werden wissen, dass sie hingehen, um die Familie aufzurichten. Und es wird für die Frauen, die diese Aufmunterung brauchen, eine wunderbare Erfahrung werden. … Ich glaube keineswegs, dass dies die Totenglocke für das Besuchslehren ist.‘

Und das war es auch nicht. Von da an gedieh die Besuchslehrarbeit, und Frauen, die zuvor nicht mitgearbeitet hatten, baten nun darum, Besuchslehrerin sein zu dürfen.“12

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women walking

Besuchslehrerinnen in Zentralafrika machen sich auf den Weg, um ihre Schwestern zu besuchen.

Schwester Spafford wurde später die neunte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung. Sie sah zahllose Beispiele dafür, wie viel Gutes das Besuchslehren im Leben aller FHV-Schwestern bewirken kann. Sie bezeugte:

„Eine sehr gute Arbeit wird von unseren Besuchslehrerinnen und unseren FHV-Leiterinnen geleistet, denn sie dienen im Geist ihrer Berufung und sind Abgesandte der FHV. … Sie sind Mütter und haben Verständnis für andere Frauen und deren Sorgen. Wir dürfen also unsere Fürsorge nicht nur auf die Hungernden und die Armen beschränken. Hat der Heiland uns nicht ermahnt, an diejenigen zu denken, die arm sind vor Gott? Werden nicht auch die Reichen krank wie die Armen, und ist es nicht auch für sie schwer, jemanden zu finden, der sich um sie kümmert? … Das ist doch die Aufgabe der Frauenhilfsvereinigung. Ich könnte Ihnen viele Geschichten darüber erzählen, wie Besuchslehrerinnen sehr geschickt darangegangen sind, in einer Familie Leid zu lindern, einfach indem sie ihre Berufung erfüllt haben.“13

Ein Segen, eine Pflicht und ein Auftrag – das Besuchslehren wird weltweit eingeführt

Präsident Henry B. Eyring, Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, bezeugte, dass das Besuchslehren ein Bestandteil von Gottes Plan ist, wie Menschen auf der ganzen Welt geholfen werden soll:

„Die einzige Methode, wie man in einer so großen Kirche und einer so vielschichtigen Welt Beistand und Trost spenden konnte, bestand darin, dass den Bedürftigen jemand diente, der in ihrer Nähe war. Der Herr hatte dies schon vom ersten Tag der FHV an kommen sehen.

Er legte ein Muster fest. Zwei FHV-Schwestern nehmen die Aufgabe, andere zu besuchen, als Berufung vom Herrn an. Das war schon von Anfang an so. …

Die Mitglieder der FHV hatten schon immer das Vertrauen der örtlichen Priestertumsführer und Hirten. Jeder Bischof und jeder Zweigpräsident hat eine FHV-Leiterin, auf die er sich verlassen kann. Sie hat Besuchslehrerinnen, die die Schwierigkeiten und Bedürfnisse jeder einzelnen Schwester kennen. Durch die Besuchslehrerinnen kann sie erfahren, was in den Schwestern und in den Familien vorgeht. Sie kann auf Bedürfnisse eingehen und dem Bischof bei seiner Berufung, für die einzelnen Mitglieder und Familien zu sorgen, helfen.“14

Wie Präsident Eyring gesagt hat, ist das Besuchslehren auch für die weltweit wachsende Kirche bestens geeignet. Durch dieses Betreuungssystem hat jede Frau in der Kirche die Gelegenheit, ein Werkzeug in der Hand des Herrn zu sein.

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Sister Bangerter and Brazilian sisters

Schwester Geraldine Bangerter, unten links, mit brasilianischen Schwestern, die mithalfen, die FHV in Brasilien aufzubauen.

Die FHV-Schwestern waren eifrig damit befasst, das Besuchslehren auf der ganzen Welt einzuführen. Als beispielsweise die Kirche in Brasilien gerade erst Fuß fasste, gab es in den meisten Zweigen keine FHV, und man wusste auch nicht, wie man sie einrichten sollte. Da die örtlichen Priestertumsführer die FHV nicht kannten, berief William Grant Bangerter, der damals Missionspräsident war, seine Frau Geraldine Bangerter als FHV-Leiterin der Mission. Sie kannte das Land nicht, beherrschte die Sprache noch nicht sehr gut und hatte gerade ihr siebtes Kind zur Welt gebracht. Dennoch machte sie sich mit ihren Ratgeberinnen und einer Sekretärin an die Arbeit. Mit der Hilfe von Missionarinnen, die für sie dolmetschten, beschlossen diese Schwestern, dass sie „als Erstes den Frauen beibringen mussten, wie man einander besucht und feststellt, was die andere braucht“. Sie nahmen sich vor: „Wir werden ihnen das Besuchslehren erklären.“ …

Beginnen wollten sie mit einem kleinen Zweig in São Paulo, der sich im Industrieviertel befand. Die Bevölkerung dort war vorwiegend arm. Die FHV-Leitung ließ den wenigen Schwestern in dem Zweig ausrichten, dass sie sich an einem bestimmten Abend zu einer bestimmten Uhrzeit in dem von der Kirche angemieteten Gebäude einfinden sollten.

Schwester Bangerter und eine ihrer Ratgeberinnen „fuhren durch eine Stadt mit zwölf Millionen Einwohnern. Sie kamen in dem Zweig an, und da saßen … sieben einfache Frauen.“

Nachdem die Schwestern die Zusammenkunft mit einem Lied und einem Gebet eröffnet hatten, stand eine von Schwester Bangerters Ratgeberinnen auf, um über das Besuchslehren zu sprechen. „Sie hielt einen Zettel in der Hand; sie zitterte so sehr, dass sie den Zettel nicht ruhig halten konnte. Sie stand auf und las ihre Botschaft vor. Es dauerte fünf Minuten.

Dann setzte sie sich wieder, und alle Blicke richteten sich auf [Schwester Bangerter], die sagte: ‚Ich spreche kein Portugiesisch.‘ Doch sie wollten von ihr hören. Niemand im Raum sprach Englisch. Sie stand auf und sagte alles, was sie auf Portugiesisch sagen konnte. Das waren vier Sätze:

‚Eu sei que Deus vive.‛ Ich weiß, dass Gott lebt.

‚Eu sei que Jesus é o Cristo.‛ Ich weiß, dass Jesus der Messias ist.

‚Eu sei que esta é a igreja verdadeira.‛ Ich weiß, dass dies die wahre Kirche ist.

‚Em nome de Jesus Cristo, amém.‛ Im Namen Jesu Christi. Amen.

Das war die erste FHV-Versammlung, die in diesem Zweig stattfand – eine fünfminütige Ansprache über das Besuchslehren von einer Schwester, die niemals eine Besuchslehrerin gehabt hatte, eine Besuchslehrerin gesehen hatte oder eine Besuchslehrerin war, und ein Zeugnis vom Evangelium.

Aus dieser kleinen Gruppe und weiteren ähnlichen Gruppen ist eine wunderbare, lebendige, glaubensstarke Vereinigung von Frauen in Brasilien hervorgegangen. Sie sind talentiert, gebildet, intelligent, hervorragende Führerinnen, und sie wären nie, was sie sind, ohne das Evangelium Jesu Christi und ihren Glauben.“15

Das Besuchslehren ist für die Frauen in der Kirche auf der ganzen Welt das Mittel geworden, Liebe zu erweisen, aufzubauen und zu dienen – um , wie Joseph Smith gesagt hat, „so handeln zu können, wie es der Anteilnahme entspricht, die Gott euch ins Herz gepflanzt hat“.16

Engagierte Besuchslehrerinnen folgen dem Aufruf neuzeitlicher Propheten, christlichen Dienst zu leisten. Präsident Spencer W. Kimball, der zwölfte Präsident der Kirche, sagte: „Gott sieht uns, und er wacht über uns. Was wir brauchen, gibt er uns aber normalerweise durch andere Menschen. Darum ist es so wichtig, dass wir im Gottesreich einander dienen.“17 Präsident Thomas S. Monson, der sechzehnte Präsident der Kirche, sagte: „Wir sind umgeben von Menschen, die unsere Aufmerksamkeit, unseren Zuspruch, unsere Unterstützung, unseren Trost und unsere Freundlichkeit brauchen. … Wir sind die Hände des Herrn hier auf der Erde, und wir haben den Auftrag, zu dienen und seine Kinder emporzuheben. Er ist auf einen jeden von uns angewiesen.“18

Besuchslehren heute: das fortdauernde Bemühen, Jesus Christus nachzufolgen

Die Geschichte des Besuchslehrens setzt sich im Leben der Schwestern auf der ganzen Welt fort, wenn die Frauen in der Kirche ihren Bund, Jesus Christus nachzufolgen, halten. Präsident Dieter F. Uchtdorf, Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, sagte: „Sie, liebe Schwestern, nehmen sich anderer voller Mitgefühl aus Gründen an, die nichts mit persönlichen Vorteilen zu tun haben. Hierin eifern Sie dem Erretter nach, der, obwohl er ein König war, keine bestimmte Stellung anstrebte und auch nicht darum besorgt war, ob andere ihn beachteten. Ihm lag nichts daran, mit anderen zu konkurrieren. Seine Gedanken waren stets darauf ausgerichtet, anderen zu helfen. Er lehrte, heilte, hatte Umgang mit anderen und hörte zu. Er wusste, dass Größe wenig zu tun hat mit äußeren Anzeichen von Wohlstand oder Stellung. Sein Leben spiegelte wider, was er lehrte, nämlich: ‚Der Größte von euch soll euer Diener sein.‘“19

Mit den Jahren haben die Schwestern gelernt, dass das Besuchslehren Hingabe, Engagement und Opfer erfordert. Sie haben gelernt, dass sie sich bei ihren Besuchen vom Heiligen Geist leiten lassen müssen. Sie haben erlebt, welche Kraft dadurch entsteht, dass man die Wahrheit lehrt und Zeugnis gibt, liebevoll zeitliche Hilfe leistet und willens ist, mit seinen Schwestern zu trauern, sie zu trösten und ihnen zu helfen, ihre Last zu tragen.

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two women

Durch Dienst am Nächsten folgen die FHV-Schwestern dem Beispiel Jesu Christi.

Engagement, Hingabe und Opferbereitschaft

„Wer kann – auch unter Aufbietung aller Phantasie – ergründen, wie oft Nächstenliebe erwiesen, wie oft eine Mahlzeit auf einen leeren Tisch gestellt, wie sehr der Glaube in verzweifelten Stunden der Krankheit genährt wird, wie oft Wunden versorgt, wie oft Schmerzen durch liebevolle Hände und leise, tröstende Worte gelindert werden und wie oft Trost in Zeiten des Todes und der sich daraus ergebenden Einsamkeit gespendet wird?“

Gordon B. Hinckley

Liahona, November 2005, Seite 106

Präsident Kimball betonte, dass das Besuchslehren Engagement und Hingabe erfordert. Er sagte: „Ihre Pflichten sind in vielfacher Hinsicht denen der [Heim]lehrer ähnlich, die ja, kurzgefasst, ‚immer über die Kirche … wachen‘ sollen – nicht zwanzig Minuten im Monat, sondern immer –, und die bei den Mitgliedern sein und sie stärken sollen – sie sollen nicht bloß an die Tür klopfen, sondern mit ihnen sein und sie aufbauen und stärken und befähigen – und sehen sollen, ‚dass es in der Kirche kein Übeltun gibt, auch keine Härte … noch Verleumden, noch üble Nachrede‘.“20 Präsident Kimball beobachtete dieses Engagement bei seiner Frau Camilla, die über ihre Arbeit als Besuchslehrerin sagte: „Ich habe mich bemüht, jeglichem Wunsch, etwas Großherziges zu sagen oder zu tun, nachzugeben.“21

Das Besuchslehren ist ein fortdauernder Auftrag und ist eigentlich nie abgeschlossen. Besuchslehrerinnen müssen oft Opfer bringen und über Enttäuschung hinwegkommen. Das trifft vor allem zu, wenn ihre Anstrengungen scheinbar überhaupt nichts einbringen, wie Cathie Humphrey es erlebt hat:

„[Als ich] zum ersten Mal als Besuchslehrerin berufen worden [war, wurde mir] eine junge Frau zugeteilt, die nicht die Versammlungen besuchte. … Jeden Monat ging ich zu ihr und klopfte an die Tür. Sie öffnete immer nur die innere Tür, die Gittertür blieb geschlossen. … Sie sagte kein Wort, sie stand einfach nur da. Ich schaute sie immer freundlich an und sagte: ,Hallo, ich bin Cathie, Ihre Besuchslehrerin.‘ Und wenn sie dann nichts sagte, fuhr ich fort: ,Also, unser Thema heute handelt von …‘ und ich versuchte, kurz etwas Nettes und Erbauliches zu sagen. Wenn ich fertig war, sagte sie immer: ,Vielen Dank‘, und schloss die Tür.

Ich bin nicht gern dorthin gegangen. … Doch ich tat es, weil ich gehorsam sein wollte. Nachdem ich das etwa sieben, acht Monate lang gemacht hatte, rief mich unser Bischof an.

,Cathie‘, sagte er, ,die junge Frau, die Sie besuchen, hat vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht. Es hat aber nur ein paar Tage gelebt. Sie und ihr Mann wollen eine Bestattungsfeier abhalten, und sie hat mich gebeten, Sie zu fragen, ob Sie auch kommen können. Sie sagt, Sie seien ihre einzige Freundin.‘ Ich ging zum Friedhof. Die junge Frau, ihr Mann, der Bischof und ich standen am Grab. Niemand sonst war da.

Ich hatte sie nur einmal im Monat für ein paar Minuten gesehen. Durch die Gittertür hatte ich noch nicht einmal erkennen können, dass sie schwanger war, und doch waren wir beide durch meine unzulänglichen, aber von Hoffnung getragenen Besuche gesegnet worden.“22

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women helping one another

Besuchslehrerinnen und die Schwestern, denen sie helfen, können einander stärken und aufbauen.

Wir bemühen uns um geistige Führung

Immer wieder haben sich treue Besuchslehrerinnen um geistige Führung bemüht und sie auch empfangen. Eine FHV-Schwester in Brasilien erzählte, wie sie einmal Hilfe vom Herrn erhalten hatte:

„Ich kann nicht mit den Schwestern telefonieren. Wir haben alle kein Telefon. Also knie ich nieder und bete, um herauszufinden, welche Schwestern mich in dieser Woche brauchen. Das funktioniert immer. [Beispielsweise] hatten wir eine liebe junge Frau in der Gemeinde, die keine Kleidung für das Baby hatte, das sie erwartete. Ich hatte keine Ahnung, wann der Geburtstermin war, wusste aber, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Ich bat ein paar Schwestern um Hilfe, und gemeinsam fertigten wir Kleidung für das Baby an. Wir wollten nicht, dass sie das Baby in Zeitungspapier nach Hause tragen musste. Da wir einander nicht anrufen konnten, betete ich, und der Herr sagte mir, wann ich mit der Babyausstattung ins Krankenhaus gehen sollte. Als ich im Krankenhaus ankam, hatte die junge Frau gerade ihr Baby zur Welt gebracht und ich konnte ihr die Babykleidung überreichen, ein Geschenk von ihren FHV-Schwestern.“23

Da die Schwestern in ganz unterschiedlichen Umständen leben, brauchen die Besuchslehrerinnen konkrete Führung durch den Heiligen Geist, um zu wissen, wie sie jeder Einzelnen am besten helfen können. Florence Chukwurah aus Nigeria wurde auf diese Weise geführt, als sie „als Besuchslehrerin für eine Schwester eingeteilt wurde, die mit ihrem Mann und der Familie Schwierigkeiten hatte, sodass sie sich auf dem Marktplatz verabredeten. Nachdem sie sich die Probleme dieser Schwester angehört hatte, bat Schwester Chukwurah ihren Mann um einen Segen, damit sie wissen könne, wie sie dieser armen Schwester helfen konnte. Nach dem Segen hatte sie das Gefühl, sie solle mit der Schwester darüber sprechen, wie wichtig der Zehnte ist. ‚Unter Tränen erzählte sie mir, dass sie den Zehnten nicht zahle, weil sie nicht genug Geld verdiene‘, erinnert sich Schwester Chukwurah. ‚Ich schlug ihr vor, dass wir über Maleachi 3:10 sprechen, und zwar bei mir zu Hause, denn dann könnten wir dies entspannt und ungestört tun. Sie war einverstanden. Nach unserem Gespräch machte ich ihr Mut, dass sie ihren Glauben ausüben und wenigstens sechs Monate lang ihren Zehnten zahlen solle. Durch den Geist gab ich ihr Zeugnis.‘ …

Innerhalb weniger Monate nach dem Gespräch [änderten sich] die Lebensumstände dieser Schwester drastisch … Ihre Tochter bekam ein Stipendium, mit dem sie die Schule beenden konnte, ihr Mann wandte sich an den Bischof, weil er wieder aktiv werden wollte, und erhielt eine Berufung, Mann und Frau arbeiteten zusammen daran, ihre finanzielle Situation und ihre Beziehung zu verbessern, und schließlich wurden beide zu einer Quelle der Inspiration für andere.“24

Wir lehren wahre Grundsätze und geben Zeugnis

Präsident Kimball sagte, dass Besuchslehrerinnen, die über das Evangelium sprechen und Zeugnis geben, ihren Schwestern helfen können, dem Erlöser nachzufolgen:

„Was für ein herrlicher Segen es doch ist, wenn zwei Schwestern jemanden zuhause besuchen können. …

Meiner Meinung nach darf es bei dieser Arbeit keinen Zwang geben. Es geht darum, Mut zu machen und Liebe zu zeigen. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen wir mit Liebe bekehren und mit Liebe inspirieren können. Wir sollen ‚warnen, erläutern, ermahnen und lehren und alle einladen, zu Christus zu kommen‘ (LuB 20:59), wie der Herr es in einer Offenbarung gesagt hat. …

Geben wir uns nicht damit zufrieden, einfach nur Besuche zu machen oder Freundschaften zu schließen, wobei dies natürlich auch seine Berechtigung hat. … Natürlich ist Freundschaft wichtig, aber gibt es einen besseren Weg, einen Freund zu gewinnen, als jemanden die immerwährenden Grundsätze des Lebens und der Errettung zu lehren? …

Ihr Zeugnis ist ein wunderbares Werkzeug. … Man muss nicht immer formell Zeugnis geben, da gibt es so viele Möglichkeiten. …

Besuchslehrerinnen … müssen sich durch Tatkraft, eine Vision und Gewissenhaftigkeit auszeichnen – und durch ihr Zeugnis.“25

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visiting teachers

Besuchslehrerinnen, die wahre Grundsätze lehren und Zeugnis geben, helfen anderen, dem Erlöser nachzufolgen.

Ausschnitt aus dem Gemälde Besuchslehren von Shannon Gygi Christensen; © 2006 Shannon Christensen

Eine junge Mutter brachte ihre Dankbarkeit für die Besuchslehrerinnen zum Ausdruck, die ihr halfen, wieder nach dem Evangelium zu leben:

„Ich bin meinen Besuchslehrerinnen bis heute dankbar, weil sie mir Liebe erwiesen und mich nicht verurteilten. Sie gaben mir wirklich das Gefühl, dass ich etwas wert bin und dass ich in der Kirche meinen Platz habe.

Sie kamen zu mir und wir setzten uns hin und plauderten miteinander … und dann hatten sie jeden Monat eine Botschaft für mich.

Als sie dann jeden Monat kamen, hatte ich das Gefühl, dass es wirklich um mich geht, dass sie sich wirklich Gedanken um mich machen und dass sie mich wirklich lieb haben und mich mögen.

Durch die Gespräche und Besuche kam ich endlich zu dem Entschluss, dass es an der Zeit war, in die Kirche zurückzukehren. Ich glaube, ich wusste einfach nicht, wie ich zurückkommen sollte, aber sie machten den Weg frei, indem sie immer vorbeikamen und mir die Hand reichten.

Man muss erkennen, dass der Herr uns liebt, wer wir auch sind, und durch meine Besuchslehrerinnen begriff ich, dass das stimmt.

Inzwischen sind mein Mann und ich im Tempel gesiegelt worden.“26

Durch das Besuchslehren kann man erreichen, dass Schwestern und ihre Familie das Evangelium Jesu Christi in ihr Leben aufnehmen. Schwester Mary Ellen Smoot, die dreizehnte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, sagte: „Ich möchte unsere Schwestern bitten, sich nicht mehr zu überlegen, ob ein Telefonanruf oder ein vierteljährlicher oder monatlicher Besuch genügt, sondern sich darauf zu konzentrieren, die zarten Seelen zu hegen und zu pflegen. Wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Evangeliumsflamme immer weiter hell brennt. Wir haben den Auftrag, die verlorenen Schafe zu finden und ihnen zu helfen, die Liebe des Erretters zu spüren.“27

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woman praying

Besuchslehrerinnen können Führung durch den Heiligen Geist erlangen, wenn sie um Hilfe beten.

Präsident Kimball hat gesagt:

„Es gibt viele Schwestern die – geistig gesehen – ärmlich gekleidet sind. Dabei haben sie Anspruch auf herrliche Gewänder. … Sie dürfen sie zu Hause besuchen und ihre armselige Kleidung durch herrliche Gewänder ersetzen. …

Sie werden Seelen erretten. Wer kann schon sagen, ob nicht viele von den guten und aktiven Mitgliedern in der Kirche heute deshalb aktiv sind, weil Sie sie zu Hause besucht und ihnen einen neuen Ausblick, eine Vision vermittelt haben. Sie haben den Vorhang zurückgezogen. Sie haben ihren Horizont erweitert. …

Sie retten nämlich nicht nur diese Schwestern, sondern vielleicht auch ihren Mann und ihre Kinder.“28

Wir leisten liebevoll praktische Hilfe

Nächstenliebe ist der Ursprung der liebevollen Fürsorge und der praktischen Hilfe, die von den Besuchslehrerinnen geleistet wird. Oft haben eine Schwester und ihre Angehörigen mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie nur schwer oder überhaupt nicht allein bewältigen können. Das kann der Fall sein, wenn ein Baby auf die Welt kommt oder wenn ein Angehöriger krank wird oder stirbt. Wie die FHV-Schwestern damals in Nauvoo und auf dem Zug nach Westen ins Salzseetal sind auch heute die Besuchslehrerinnen oft die ersten, die jemandem zu Hilfe kommen. Schwester Silvia H. Allred, Ratgeberin in der FHV-Präsidentschaft, hat gesagt:

„Ich staune, wenn ich die unzähligen Beweise der Nächstenliebe sehe, die Besuchslehrerinnen jeden Tag überall auf der Welt erbringen, während sie sich selbstlos der Bedürfnisse einzelner Schwestern und ihrer Familien annehmen. Diesen treuen Besuchslehrerinnen sage ich: Durch diese kleinen Beweise der Nächstenliebe folgen Sie dem Heiland nach und sind Werkzeuge in seinen Händen, wenn Sie den Ihnen anvertrauten Schwestern helfen, sich um sie kümmern, sie aufrichten, trösten, ihnen zuhören, sie ermuntern, sie umsorgen, sie belehren und sie stärken. Ich möchte [zwei] kurze Beispiele für diese Art zu dienen aufführen.

Rosa leidet schwer an Diabetes und anderen Krankheiten. Sie hat sich der Kirche vor einigen Jahren angeschlossen. Sie ist eine alleinerziehende Mutter mit einem Jungen im Teenageralter. Sie muss häufig gleich mehrere Tage am Stück ins Krankenhaus. Ihre liebevollen Besuchslehrerinnen fahren sie nicht nur dorthin, sondern sie besuchen und trösten sie im Krankenhaus, achten aber auch auf ihren Sohn, der zu Hause ist und noch zur Schule geht. Ihre Besuchslehrerinnen sind ihr Freundinnen und wie eine Familie.

Nach den ersten paar Besuchen bei einer bestimmten Schwester stellte Kathy fest, dass die Schwester nicht lesen konnte, es aber lernen wollte. Kathy bot ihr an, ihr zu helfen, obwohl sie wusste, dass dies Zeit, Geduld und Beharrlichkeit erforderte.“29

Wir trauern mit den Trauernden, trösten und helfen, die Last zu tragen

Wir sollen „die Hungrigen speisen, die Nackten kleiden, für die Witwen sorgen, die Tränen der Waisen trocknen, die Bedrängten trösten, wo auch immer [wir sie finden] – ob in dieser Kirche, irgendeiner anderen oder in überhaupt keiner Kirche.“

Joseph Smith

Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 474

Schwester Elaine L. Jack, die zwölfte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, erklärte: „Beim Besuchslehren kümmern wir uns umeinander. Taten sind oft beredter als Worte. Eine herzliche Umarmung spricht Bände. Gemeinsames Lachen eint uns. Der Gedankenaustausch erfrischt unsere Seele. Wir können die Last einer leidgeprüften Schwester nicht immer leichter machen, aber wir können die Schwester so aufrichten, dass sie die Last gut tragen kann.“30

Eine Schwester, deren Mann gestorben war, war dankbar für ihre Besuchslehrerinnen, die mit ihr trauerten und sie trösteten. Sie schrieb: „Ich habe dringend jemand gebraucht, an den ich mich wenden konnte, jemand, der mir zuhörte. … Und sie hörten zu. Sie trösteten mich. Sie weinten mit mir. Und sie nahmen mich in den Arm [und] halfen mir, die tiefe Verzweiflung und Niedergeschlagenheit dieser ersten einsamen Monate zu überwinden.“31

Eine andere Frau, der von einer Besuchslehrerin wahre Nächstenliebe erwiesen wurde, fasste ihre Gefühle so zusammen: „Ich wusste, dass ich mehr war als eine Zahl auf ihrem Besuchslehrbericht. Ich wusste, dass ich ihr wirklich etwas bedeutete.“32

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women visiting

Treue Besuchslehrerinnen verrichten einen reinen Dienst vor Gott (siehe Jakobus 1:27).

Wie die Besuchslehrerin durch das Besuchslehren gesegnet wird

Wenn Schwestern als Besuchslehrerinnen für andere da sind, empfangen sie selbst Segnungen. Schwester Barbara W. Winder, die elfte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, erklärte: „Es ist sehr wichtig, dass jede Schwester Besuchslehrerinnen hat. Sie muss spüren, dass sie gebraucht wird, dass jemand sie lieb hat und an sie denkt. Ebenso wichtig ist aber, dass die Besuchslehrerin durch diesen Dienst mehr Nächstenliebe entwickelt. Dadurch, dass wir unsere Frauen mit dem Besuchslehren beauftragen, geben wir ihnen Gelegenheit, die reine Christusliebe zu entwickeln, die ihnen zum größten Segen werden kann.“33

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women hugging

Durch das Besuchslehren wissen FHV-Schwestern, dass sie Freundinnen haben, denen sie am Herzen liegen.

Eine Schwester erzählte von den Segnungen, die über sie ausgegossen wurden, als sie ihren Schwestern diente:

„Kurz nachdem wir geheiratet hatten, zogen mein Mann und ich nach New Jersey. Als Medizinstudent im ersten Jahr kam mein Mann selten vor 23:30 Uhr nach Hause. … Ich hatte noch nie schnell Freunde gefunden. Dieser Umzug war für mich sehr schwer, und ich fühlte mich einsam.

Der Bischof meiner neuen Gemeinde beauftragte mich damit, ein Programm für die spanischsprachigen Mitglieder der Gemeinde zu leiten. Das bedeutete, dass ich in der Abendmahlsversammlung dolmetschte, die Evangeliumslehreklasse unterrichtete und die FHV betreute. Abgesehen von den Muttersprachlerinnen war ich die einzige Frau in der Gemeinde, die fließend Spanisch sprach.

Zu diesen Aufgaben kam hinzu, dass die FHV-Leiterin mich als Besuchslehrerin einteilte und mir eine Liste mit zwölf Schwestern überreichte, die in einem spanischsprachigen Viertel auf der anderen Seite der Stadt lebten. Ich gebe zu, dass ich von diesem neuen Auftrag nicht begeistert war. Ich hatte mit meinen anderen Berufungen viel zu tun, und ich wusste nicht recht, wie ich auf die Schwestern zugehen sollte. … Aber ich vereinbarte einige Termine, und ehe ich mich versah, saß ich im Wohnzimmer von Familie Dumez.

‚Sie sind meine Besuchslehrerin?‘, fragte Schwester Dumez, als sie das Zimmer betrat. ‚Herzlich willkommen! Ich hatte schon seit zwei Jahren keinen Besuch mehr von einer Besuchslehrerin.‛ Sie hörte meine Botschaft aufmerksam an, wir unterhielten uns eine Weile, und sie bedankte sich immer wieder, dass ich gekommen war.

Bevor ich ging, rief sie ihre fünf Kinder, und wir sangen gemeinsam auf Spanisch ‚Ich bin ein Kind von Gott‘. Dann umarmte sie mich und drückte mir die Hand. …

Alle Besuche verliefen bei diesem ersten Anlauf besser als erwartet. Die Schwestern hießen mich immer herzlich willkommen, und so freute ich mich in den folgenden Monaten immer mehr auf meine Besuche. Aber ich war nicht darauf vorbereitet, welche Tragödien und Bedrängnisse diese wunderbaren Menschen erlebten, von denen sie mir erzählten, als ich sie besser kennenlernte. Ich wollte diesen Schwestern und ihren Familien, die größtenteils finanziell zu kämpfen hatten, das Leben zumindest ein bisschen angenehmer machen. Ich brachte selbst zubereitetes Essen, wenn ich sie besuchte. Ich nahm die Familien auf Ausflüge mit. Ich fuhr jemanden zum Arzt oder zum Lebensmittelladen.

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woman helping fold laundry

FHV-Schwestern finden durch das Besuchslehren Freude daran, einander zu helfen.

Dabei vergaß ich meine eigene Einsamkeit schnell. Die Schwestern, von denen ich anfangs angenommen hatte, sie seien ganz anders als ich, wurden bald liebe Freundinnen. Sie waren treue, verlässliche Freundinnen, die für die kleinste Aufmerksamkeit dankbar waren. Und sie spürten auch, was ich brauchte: Regelmäßig erhielt ich Anrufe oder Geschenke, die von Herzen kamen. Eine Schwester häkelte eine Decke für meinen Tisch. Eine andere verfasste ein Gedicht zu meinem Geburtstag.

Doch nachdem mehrere Monate vergangen waren, war ich enttäuscht, weil ich nicht in der Lage war, ihnen das Leben sicherer oder angenehmer zu machen. …

Eines Abends war ich sehr niedergeschlagen. Ich kniete nieder, um zu beten und den Herrn zu bitten, mir zu zeigen, wie ich weitermachen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass der Herr wollte, dass ich diesen Schwestern half, eigenständiger zu werden und füreinander da zu sein. Ich gebe zu, dass ich skeptisch war, ob jemand, der selbst eine so schwere Last trägt, wohl die Kraft haben mochte, die man brauchte, um jemand anderen aufzurichten. Aber ich wusste, dass ich der Eingebung Folge leisten musste.

Ich machte mich zunächst daran, die Besuchslehreinteilung in der spanischsprachigen FHV zu ändern. Eine meiner treuen Freundinnen, Schwester Moreira, bot sich an, sechs Schwestern selbst zu besuchen. Zuerst wollte ich protestieren: ‚Du kannst diese Strecke unmöglich ohne Auto bewältigen. Es ist viel zu weit, um zu Fuß zu gehen!‘ Doch dann dachte ich an die Eingebung, dass die Schwestern füreinander da sein sollten. Ich schrieb alle sechs Schwestern auf Schwester Moreiras Liste.

Nachdem Schwester Moreira ihren ‚Besuchslehrmarathon‘ beendet hatte, rief sie mich an, vom Geist erfüllt. … Sie hatte wunde Füße, aber der Herr hatte ihre Last und ihr Herz leicht gemacht.

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woman helping another into a car

„Wenn ihr im Dienste eurer Mitmenschen seid, [seid] ihr nur im Dienste eures Gottes.“ (Mosia 2:17)

Gemälde von Keith Larson; © 1992 Keith Larson

Nach ein paar weiteren Besuchen holte sich Schwester Moreira eine weitere Schwester dazu, die mit ihr den weiten Weg ging, um die Besuche zu machen. …

Nachdem ich angefangen hatte, darauf zu achten, fand ich alle möglichen Wege und Mittel, um diesen Schwestern zu helfen, sich selbst und einander zu helfen. …

Als es gerade so weit war, dass ich sehen konnte, wie die Mitglieder meiner Gemeinde sich geistig enorm weiterentwickelten, teilte mir mein Mann mit, dass wir umziehen würden. … Ich wollte nicht einmal daran denken, meine wunderbaren Freundinnen zurückzulassen. Ich wollte weiterhin mit ihnen gemeinsam dienen – wir hatten einander so viel gegeben. Doch schließlich erkannte ich, dass sie in der Sache des Evangeliums machtvoll vorangingen und dass sie aufeinander Acht gaben. Nur widerwillig war ich anfangs darangegangen, auf dem Feld zu arbeiten, und nun war ich mit Garben beladen zurückgekehrt.“34

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Präsident Lorenzo Snow

Lorenzo Snow

Ausschnitt aus dem Gemälde Lorenzo Snow von Lewis A. Ramsey; Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Historischen Museums der Kirche

Präsident Lorenzo Snow, der fünfte Präsident der Kirche, sprach darüber, dass die FHV-Schwestern beispielhaft vorleben, worin ein reiner Dienst vor Gott besteht. Er sagte: „Der Apostel Jakobus hat gesagt: ,Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott … besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.‘ Die Mitglieder der Frauenhilfsvereinigung haben dies als wahr erkannt und haben beispielhaft vorgelebt, was es heißt, einen reinen und makellosen Dienst vor Gott zu leisten, denn sie dienen den Bedrängten, sie nehmen die Waisen und die Witwen liebevoll in den Arm, und sie bewahren sich vor jeder Befleckung durch die Welt. Ich kann bezeugen, dass es in der Welt keine reineren und gottesfürchtigeren Frauen gibt, als sie in den Reihen der Frauenhilfsvereinigung zu finden sind.“35

Seit den Anfangstagen in Nauvoo bis heute gibt es in den Reihen der Frauenhilfsvereinigung reine und gottesfürchtige Schwestern, die durch liebevolles und inspiriertes Besuchslehren übereinander wachen und einander stärken. Dies geschieht ganz individuell, von Herz zu Herz.

Kapitel 7

  1. Siehe Eliza R. Snow, „Wie groß die Weisheit und die Lieb“, Gesangbuch, Nr. 122

  2. Siehe Lukas 15:3-7

  3. Siehe 3 Nephi 11:13-17; 17:5-25

  4. Julie B. Beck, „Die FHV – ein heiliges Werk“, Liahona, November 2009, Seite 113

  5. Relief Society Minute Book, Nauvoo, Illinois, 28. Juli 1843, Seite 101, Historisches Archiv der Kirche

  6. Joseph F. Smith, „Address of President Joseph F. Smith“, Woman’s Exponent, Mai 1903, Seite 93; vgl. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 186

  7. Eliza R. Snow, zitiert in Relief Society Minutes, Sixth Ward, Salt Lake Stake, 16. August 1868, Seite 16, Historisches Archiv der Kirche

  8. Eliza R. Snow, zitiert in Mt. Pleasant North Ward Relief Society Minutes, 7. August 1880, Seite 56, Historisches Archiv der Kirche

  9. Sarah M. Kimball, zitiert in 15th Ward Relief Society Minutes, 1868–1873, Historisches Archiv der Kirche

  10. Jane Richards, zitiert in „R. S. Reports“, Woman’s Exponent, September 1907, Seite 24

  11. Minutes of General Board of Relief Society, 19. April 1944, Seite 39f., Historisches Archiv der Kirche

  12. Belle S. Spafford, Niederschrift eines Interviews mit Jill Mulvay [Derr], 1. Dezember 1975, Historisches Archiv der Kirche

  13. Belle S. Spafford, Niederschrift eines Interviews mit Jill Mulvay [Derr], 8. Dezember 1975, Historisches Archiv der Kirche

  14. Henry B. Eyring, „Das bleibende Vermächtnis der FHV“, Liahona, November 2009, Seite 123

  15. Julie B. Beck, „‚Strengthen Thy Stakes‛: Strong and Immovable in Faith“, zitiert in Awake, Arise, and Come unto Christ: Talks from the 2008 BYU Women’s Conference, Deseret Book, 2009, Seite 86f.

  16. Joseph Smith, zitiert in Relief Society Minute Book, Nauvoo, Illinois, 28. April 1842, Seite 38

  17. Spencer W. Kimball, „Small Acts of Service“, Ensign, Dezember 1974, Seite 5

  18. Thomas S. Monson, Herbst-Generalkonferenz 2009; Liahona, November 2009, Seite 85

  19. Dieter F. Uchtdorf, „Glücklichsein – Ihr Erbe“, Liahona, November 2008, Seite 120

  20. Spencer W. Kimball, „A Vision of Visiting Teaching“, Ensign, Juni 1978, Seite 24; siehe auch Lehre und Bündnisse 20:53,54

  21. Camilla Kimball, zitiert in Caroline Eyring Miner und Edward L. Kimball, Camilla: A Biography of Camilla Eyring Kimball, 1980, Seite 175

  22. Cathie Humphrey, zitiert in „Starke Hände und liebevolle Herzen“, Liahona, Dezember 2004, Seite 26f.

  23. Zitiert von Mary Ellen Smoot in der Niederschrift eines Interviews mit Julie B. Beck, 20. Mai 2009, Historisches Archiv der Kirche

  24. „Starke Hände und liebevolle Herzen“, Seite 29

  25. Spencer W. Kimball, „A Vision of Visiting Teaching“, Seite 24f.

  26. Zitiert in Virginia U. Jensen, „Kleine Wellen“, Liahona, Januar 2001, Seite 109

  27. Mary Ellen Smoot, Herbst-Generalkonferenz 1997; Der Stern, Januar 1998, Seite 13

  28. Spencer W. Kimball, „A Vision of Visiting Teaching“, Seite 26

  29. Silvia H. Allred, „Die Liebe hört niemals auf“, Liahona, November 2011, Seite 115f.

  30. Elaine L. Jack, zitiert in Jaclyn W. Sorensen, „Visiting Teaching – Giving Selfless Service in a Loving Sisterhood“, Church News, 7. März 1992, Seite 5

  31. Vivien D. Olson, „The Visiting Teacher Who Made a Difference“, Church News, 15. Mai 1982, Seite 2

  32. Hope Kanell Vernon, „The Visiting Teacher Who Made a Difference“, Church News, 12. Juni 1982, Seite 2

  33. Barbara W. Winder, „Striving Together: A Conversation with the Relief Society General Presidency“, Ensign, März 1985, Seite 12

  34. Robyn Romney Evans, „In the Vineyard“, Ensign, März 2004, Seite 21ff.

  35. Lorenzo Snow, zitiert in „Prest. Snow to Relief Societies“, Deseret Evening News, 9. Juli 1901, Seite 1; er zitiert Jakobus 1:27