Seminar
Lektion 64: Lehre und Bündnisse 58:34-65


Lektion 64

Lehre und Bündnisse 58:34-65

Einleitung

Als Antwort auf die Frage der Ältesten, wie sie die Stadt Zion errichten sollen, gibt der Herr am 1. August 1831 die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 58. In Vers 34-65 stehen Anweisungen, wie das Gesetz der Weihung von denen gelebt werden soll, die nach Zion gezogen sind. In diesen Versen lehrt der Herr auch die Grundsätze der Umkehr, er gebietet den Ältesten, das Evangelium zu verkünden, und rät ihnen, wie sie Zion erbauen sollen.

Anregungen für den Unterricht

In der vorigen Lektion wurden die Schüler aufgefordert, vor dem heutigen Unterricht aus freiem Willen etwas Gutes zu tun. Haken Sie nach, indem Sie die Schüler bitten, davon zu berichten, wie sie sich voll Eifer einer guten Sache gewidmet haben (LuB 58:27).

Lehre und Bündnisse 58:34-43

Der Herr gibt Anweisungen hinsichtlich Zions und lehrt die Grundsätze der Umkehr

Schreiben Sie vor dem Unterricht diese Frage an die Tafel: Was bedeutet es, umzukehren?

Bitten Sie ein paar Schüler, die Frage zu beantworten. Schreiben Sie anschließend diese Fragen an die Tafel: Woher weiß ich, ob ich vollständig umgekehrt bin? Woher weiß ich, dass der Herr mir vergeben hat?

Bitten Sie die Schüler, diese Fragen in ihr Studientagebuch zu schreiben. Geben Sie ihnen dann ein paar Minuten Zeit, um die Fragen schriftlich zu beantworten. Teilen Sie den Schülern nach gegebener Zeit mit, dass Sie auf diese Fragen heute später noch einmal zurückkommen werden.

Fassen Sie Lehre und Bündnisse 58:34-37 zusammen und erklären Sie, dass viele der Ältesten, die nach Missouri gezogen waren und sich dort niedergelassen hatten, wissen wollten, was sie tun sollten, um die Stadt Zion zu planen, zu gründen und zu erbauen. Der Herr gebot denen, die nach Missouri zogen, ihr Geld und ihren Besitz für den Aufbau Zions hinzugeben. Martin Harris wurde aufgefordert, ein gutes Vorbild zu sein und dem Bischof Geld zu geben. Er spendete eine große Summe, um Bischof Edward Partridge zu helfen, für die Kirche Grundstücke zu kaufen.

Schreiben Sie diese Namen an die Tafel: Martin Harris, William W. Phelps und Ziba Peterson. Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 58:38-41,60 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, welchen Rat der Herr Martin Harris, William W. Phelps und Ziba Peterson gegeben hat, die sich darauf vorbereiten wollten, Zion zu errichten.

Während die Schüler diese Fragen beantworten, schreiben Sie die Antworten unter den passenden Namen an die Tafel.

  • Welche Sünde hatte Martin Harris dem Herrn zufolge begangen? Was gebot ihm der Herr?

  • Was sagte der Herr darüber, welcher Sünde William W. Phelps schuldig war? Was gebot ihm der Herr? (Erklären Sie gegebenenfalls, dass mit dem Ausdruck „sich hervorzutun“ [Vers 41] nicht gemeint ist, dass man sein Bestes gibt oder versucht, immer besser zu werden. Stattdessen ist damit gemeint, dass jemand den unrechten, arroganten Wunsch hat, besser oder wichtiger als andere Menschen zu erscheinen.)

  • Was wollte Ziba Peterson in Bezug auf seine Sünden tun?

Weisen Sie darauf hin, dass die Sünden dieser Männer sie daran zu hindern drohten, Zion aufzubauen.

  • Was sind ein paar Beispiele dafür, wie unsere Sünden unsere Fähigkeit, dem Herrn zu dienen, einschränken können?

Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 58:42 vorzulesen. Die Klasse soll mitlesen und darauf achten, was der Herr hier zum Thema Umkehr sagt.

  • Was verheißt uns der Herr laut diesem Vers, wenn wir von unseren Sünden umkehren? (Die Schüler sollen diesen Grundsatz erkennen: Wenn wir von unseren Sünden umkehren, vergibt uns der Herr und denkt nicht mehr an unsere Sünden. Schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel. Sie können den Schülern vorschlagen, dass sie die Wörter in Vers 42 markieren, aus denen dieser Grundsatz hervorgeht.)

  • Für welche unserer Sünden gilt diese Verheißung? (Für alle.)

Lassen Sie einen Schüler diese Aussage von Präsident Boyd K. Packer vom Kollegium der Zwölf Apostel vorlesen. Die Klasse soll auf Formulierungen achten, die mit dem Grundsatz an der Tafel zu tun haben:

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Präsident Boyd K. Packer

„Wie unsere Übertretungen auch ausgesehen haben mögen, wie sehr unser Handeln andere auch verletzt haben mag – diese Schuld kann völlig ausgelöscht werden. Für mich ist der vielleicht schönste Satz in all den heiligen Schriften der, wo der Herr sagt: ‚Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie.‘ [LuB 58:42.]

Das ist die Verheißung des Evangeliums Jesu Christi und des Sühnopfers.“ („Das Sühnopfer“, Liahona, November 2012, Seite 77.)

Weisen Sie auf die Fragen an der Tafel hin.

  • Inwiefern hilft uns die Verheißung des Herrn in Vers 42, die dritte Frage zu beantworten: Woher weiß ich, dass der Herr mir vergeben hat? (Durch die Verheißung des Herrn können wir wissen, dass er uns immer vergibt, wenn wir völlig umgekehrt sind.)

  • Der Herr hat uns verheißen, dass er uns vergibt, wenn wir völlig umgekehrt sind. Woher können wir außerdem wissen, dass er uns vergeben hat?

Lassen Sie einen Schüler diese Aussage von Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft vorlesen. Die Schüler sollen darauf achten, woher sie wissen können, dass der Herr ihnen ihre Sünden vergeben hat.

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Präsident Dieter F. Uchtdorf

„Sobald wir wahrhaft umgekehrt sind, wird Christus die Last der Schuld für unsere Sünden von uns nehmen. Wir können selbst Gewissheit erlangen, dass uns vergeben wurde und dass wir rein gemacht worden sind. Der Heilige Geist wird uns dies bestätigen; er ist es, der uns heiligt. Kein Zeugnis könnte größer sein!“ („Der ‚Point of Safe Return‘“, Liahona, Mai 2007, Seite 101.)

  • Inwiefern ist euch das Wissen, dass euch all eure Sünden vergeben werden können, ein Segen?

Erklären Sie, dass manche Leute irrtümlicherweise glauben, dass sie nicht völlig umgekehrt sind, wenn sie sich immer noch an ihre Sünden erinnern können. Lassen Sie einen Schüler die nachstehende Aussage von Präsident Dieter F. Uchtdorf vorlesen. Die Klasse soll darauf achten, warum wir uns manchmal noch an unsere Sünden erinnern können, selbst wenn wir umgekehrt sind:

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Präsident Dieter F. Uchtdorf

„Der Satan möchte uns glauben machen, unsere Sünden seien uns nicht vergeben, weil wir uns an sie erinnern können. Der Satan ist ein Lügner; er will uns den Blick vernebeln und uns vom Pfad der Umkehr und Vergebung wegführen. Allerdings hat Gott nicht verheißen, dass wir nicht mehr an unsere Sünden denken werden. Die Erinnerung hilft uns, die gleichen Fehler nicht zu wiederholen. Wenn wir aber treu bleiben, wird die Erinnerung an unsere Sünden nachlassen und mit der Zeit verblassen. Das ist Teil des unerlässlichen Prozesses der Heilung und Heiligung.“ („Der ‚Point of Safe Return‘“, Seite 101.)

Weisen Sie darauf hin, dass die Verheißung an der Tafel an Bedingungen gebunden ist. Wir können Vergebung vom Herrn nur dann erhalten, wenn wir alles tun, was in unserer Macht steht, um völlig von unseren Sünden umzukehren.

  • Was bedeutet es, umzukehren? (Sie können die Schüler bitten, sich nochmals die Antworten durchzulesen, die sie zu den Fragen an der Tafel aufgeschrieben haben.)

Nachdem die Schüler geantwortet haben, lassen Sie einen Schüler diese Aussage aus der Broschüre Für eine starke Jugend vorlesen. Die Klasse soll darauf achten, was man hier noch über die Umkehr erfährt. Was bedeutet es, umzukehren?

„Zur Umkehr gehört mehr als nur zuzugeben, dass man etwas falsch gemacht hat. Umkehr ist eine Herzens- und Sinneswandlung. Dazu gehört, dass man sich von Sünde abwendet und Gott um Vergebung bittet. Die Liebe zu Gott und der aufrichtige Wunsch, seine Gebote zu halten, bewegen uns zur Umkehr.“ (Für eine starke Jugend, Seite 28.)

Erklären Sie, dass für wahre Umkehr mehrere Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Zwei dieser Voraussetzungen werden in Lehre und Bündnisse 58:43 aufgeführt. Bitten Sie einen Schüler, diesen Vers vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und auf zwei Voraussetzungen achten, die wir erfüllen müssen, wenn wir voll und ganz von unseren Sünden umkehren wollen.

  • Welche zwei Voraussetzungen müssen wir laut Vers 43 erfüllen, um vollständig von unseren Sünden umzukehren? (Die Schüler sollen diesen Grundsatz erkennen: Zur Umkehr gehört, dass wir unsere Sünden bekennen und von ihnen lassen. Schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel.)

  • Inwiefern hilft uns dieser Grundsatz, die Frage zu beantworten: Woher weiß ich, ob ich voll und ganz umgekehrt bin? (Machen Sie klar, dass es zur vollständigen Umkehr unerlässlich ist, dass wir unsere Sünden bekennen und von ihnen lassen.)

  • Was bedeutet es, unsere Sünden zu bekennen?

Um den Schülern zu verdeutlichen, was es heißt, unsere Sünden zu bekennen, bitten Sie einen Schüler, diese Erläuterung von Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel vorzulesen:

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Elder D. Todd Christofferson

„Bekennen und von der Sünde lassen sind zwei machtvolle Prinzipien. Sie sind weitaus mehr als ein lässig hingeworfenes Geständnis: ‚Ich war’s, tut mir leid.‘ Es geht um ein tiefgreifendes, manchmal äußerst schmerzhaftes Eingestehen, dass man einen Fehler gemacht und eine Übertretung gegenüber Gott und den Menschen begangen hat.“ („Umkehr – ein Geschenk Gottes“, Liahona, November 2011, Seite 40.)

  • Inwiefern trägt das Bekennen dazu bei, dass man sich von der Sünde abwendet und Gott um Vergebung bittet?

Bei diesem Teil des Unterrichtsgesprächs fragen sich die Schüler vielleicht, welche Sünden sie bekennen müssen und wem. Erklären Sie, dass wir dem Vater im Himmel alle unsere Sünden bekennen müssen. Schwerwiegende Sünden wie sexuelle Übertretungen oder der Konsum von Pornografie müssen auch dem Bischof oder Zweigpräsidenten bekannt werden.

Weisen Sie auf den letzten Grundsatz an der Tafel hin.

  • Was bedeutet es, von unseren Sünden zu lassen? (Uns völlig von unseren Sünden abzuwenden und sie nicht mehr zu begehen.)

Geben Sie Zeugnis für das Sühnopfer des Erlösers und für die Grundsätze der Umkehr und der Vergebung, die Sie besprochen haben. Bitten Sie die Schüler, zu überlegen, ob es etwas gibt, wovon sie umkehren müssen. Bitten Sie sie, umzukehren und die Grundsätze anzuwenden, die sie gelernt haben.

Lehre und Bündnisse 58:44-65

Der Herr gebietet den Ältesten, das Evangelium zu predigen, und rät ihnen, wie sie Zion aufbauen sollen

Fassen Sie Lehre und Bündnisse 58:49-62 zusammen und erklären Sie, dass der Herr den Ältesten, die in Missouri bleiben sollten, mitgeteilt hat, dass sie Land kaufen und sich auf die Sammlung der Heiligen in Missouri vorbereiten sollten.

Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 58:46,47,63-65 vorzulesen. Die Klasse soll darauf achten, welchen Rat der Herr den Ältesten gegeben hat, die nach Ohio zurückkehren sollten.

  • Was sollten die Ältesten laut Vers 46 und 47 tun, sobald sie wieder in Ohio waren?

  • Wem soll das Evangelium laut Vers 64 gepredigt werden? (Die Schüler drücken sich vielleicht anders aus, sie sollen aber diesen Grundsatz erkannt haben: Das Evangelium muss jedem Menschen verkündet werden. Sie können den Schülern vorschlagen, die Wörter in Vers 64 zu markieren, aus denen dieser Grundsatz hervorgeht.)

Ermutigen Sie die Schüler, wann immer ihnen vom Geist eingegeben wird, mit anderen über Grundsätze des Evangeliums zu sprechen, dies auch zu tun.

Kommentar und Hintergrundinformationen

Lehre und Bündnisse 58:39. „Umkehren“

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt, dass die Umkehr aus mehr besteht, als nur eine Liste abzuhaken.

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Präsident Dieter F. Uchtdorf

„Der Versuch, eine Liste mit konkreten Schritten der Umkehr zu erstellen, mag vielleicht für den einen oder anderen hilfreich sein, doch er kann auch dazu führen, dass man die Liste mechanisch abhakt, ohne dabei viel zu empfinden oder sich zu ändern. Wahre Umkehr ist nicht oberflächlich. Der Herr nennt zwei übergeordnete Bedingungen: ‚Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er wird sie bekennen und von ihnen lassen.‘ (LuB 58:43.)“ („Umkehr – ein Geschenk Gottes“, Liahona, November 2011, Seite 40.)

Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, was es bedeutet, umzukehren:

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Elder Russell M. Nelson

„Die Lehre von der Umkehr ist viel umfassender als die Wörterbuchdefinition. Als Jesus sagte ‚kehrt um‘, schrieben seine Jünger dieses Gebot in der griechischen Sprache mit dem Verb metanoeo nieder. Dieses starke Wort hat eine tiefe Bedeutung. Die Vorsilbe meta bedeutet ‚Wandel‘. Die Nachsilbe bezieht sich auf vier wichtige griechische Begriffe: nous bedeutet ‚der Sinn‘; gnos bedeutet ‚Erkenntnis‘; pneuma bedeutet ‚Geist‘ und pnoe bedeutet ‚Atem‘.

Mit den Worten ‚kehrt um‘ forderte Jesus uns also auf, uns zu ändern – unseren Sinn, unsere Erkenntnis, unseren Geist, selbst unseren Atem. Ein Prophet hat einmal erklärt, solch eine Änderung im Atem bedeute, beim Atmen dankbar den Herrn anzuerkennen, der uns jeden Atemzug schenkt. König Benjamin hat gesagt: ‚Wenn ihr ihm dientet, der euch … erschaffen hat und euch von Tag zu Tag bewahrt, indem er euch Atem verleiht … von einem Augenblick zum anderen … – ich sage, wenn ihr ihm mit all eurer ganzen Seele dientet, wärt ihr dennoch unnütze Knechte.‘ [Mosia 2:21.]

Ja, der Herr hat uns geboten umzukehren, unser Leben zu ändern, zu ihm zu kommen und ihm ähnlicher zu werden [siehe 3 Nephi 27:21,27]. Dies erfordert einen völligen Wandel.“ („Umkehr und Bekehrung“, Liahona, Mai 2007, Seite 103.)

Lehre und Bündnisse 58:42. „Ich … denke nicht mehr an sie“

Elder F. Burton Howard von den Siebzigern hat von einem Erlebnis berichtet, wodurch ihm klar wurde, dass der Herr wirklich nicht mehr an unsere Sünden denkt, wenn wir umgekehrt sind:

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Elder F. Burton Howard

„Zum Schluss noch eine Geschichte – wieder aus der Zeit, als ich Bischof war. Eines Nachts – ich schlief fest –, klingelte es an der Tür. Ich stolperte zur Tür und sah einen Jungen aus meinem Priesterkollegium dort stehen. Ich kannte ihn, zumindest so gut, wie man jemand kennt, mit dem man gemeinsam Ausflüge gemacht und gebetet hat und den man belehrt hat. Ich kannte ihn so gut, wie ein guter Bischof jeden aktiven achtzehnjährigen Priester kennt. Das war Grund genug, ihn zu fragen, was er denn mitten in der Nacht vor meiner Haustür tue.

Er sagte: ‚Ich muss mit Ihnen reden, Bischof. Ich habe gerade etwas Schlimmes getan, und ich kann nicht nach Hause gehen.‘

Er hatte Recht. Er hatte wirklich etwas Schlimmes getan. Ich bat ihn herein, und wir unterhielten uns. Er sprach und ich hörte ihm zu, und dann sprach ich und er hörte mir zu – bis hin zum Morgengrauen. Viele Fragen bewegten ihn. Er hatte eine schreckliche Sünde begangen. Er wollte wissen, ob es für ihn noch Hoffnung gäbe. Er wollte wissen, wie er umkehren könne. Er wollte wissen, ob zur Umkehr auch gehörte, dass er seinen Eltern davon erzählte. Er wollte wissen, ob er jetzt noch auf Mission gehen könnte, und er wollte noch vieles andere wissen.

Ich konnte nicht alle Fragen beantworten, aber ich sagte ihm, dass es Hoffnung gäbe. Ich sagte ihm, der Weg zurück würde schwer sein, aber er sei möglich. Ich erklärte ihm das, was ich über die Umkehr wusste, und machte ihm bewusst, was er tun musste. Ich sagte ihm, wenn er wirklich auf Mission gehen wolle, könne die Entscheidung darüber erst fallen, wenn er umgekehrt sei. Dann sagte ich ihm, er solle nach Hause gehen, und das tat er dann auch.

Er bereinigte die Angelegenheit mit seinen Eltern. Er erbat von denjenigen Vergebung, denen er Unrecht getan hatte. Er ließ die Sünde und schlechte Freunde hinter sich und tat alles, was er tun konnte, um umzukehren.

Ungefähr ein Jahr später gingen fünf Jungen aus dem Kollegium auf Mission. Er war einer von ihnen. Sie standen mir alle sehr nahe. Ich ging zu jeder Abschiedsparty. Alle erfüllten ihre Mission ehrenhaft. Kurz nach ihrer Rückkehr heirateten alle im Tempel. Meine Frau und ich waren bei jeder Siegelung dabei. Ich könnte Ihnen heute noch die Namen der fünf Jungen aufschreiben, auch die Namen der Ehefrauen und ihrer Kinder. So gut kannte ich sie.

Aber jetzt möchte ich Ihnen etwas sagen – etwas ganz Privates und Wichtiges. Ich kann mich nicht mehr an den Namen des Jungen erinnern, der damals mitten in der Nacht zu mir gekommen ist. Ich weiß, dass er einer von den fünf war, aber ich weiß nicht mehr, welcher.

Es hat eine Zeit gegeben, wo mich das beunruhigt hat. Ich dachte, vielleicht lässt mein Gedächtnis nach. Ich versuchte bewusst, mich an den Namen des Jungen zu erinnern, der damals Schwierigkeiten hatte, aber ich konnte es einfach nicht.

Schließlich wurde ich entlassen, und ich vergaß die ganze Angelegenheit. Als ich ein paar Jahre später meinen Abendspaziergang mache, kam ich in die Gegend, wo ich einst Bischof gewesen war. Die nächtliche Stille rief mir viele Erinnerungen ins Gedächtnis zurück. Ich war ganz in Gedanken, als ich an einem Haus vorbeikam, wo einer meiner Priester vor Jahren gewohnt hatte. Plötzlich fiel mir wieder der Junge ein, und ich versuchte erneut, mich zu erinnern, welcher von den fünf es gewesen war. Hatte er in diesem Haus gewohnt? Ich wusste es nicht. Warum konnte ich mich nicht erinnern?

Als ich weiterging, geschah etwas, was schwer zu erklären ist, aber für mich ganz wirklich war. Mir war, als ob ich eine Stimme sagen hörte: ‚Du verstehst das nicht, mein Sohn? Ich habe das vergessen. Warum solltest du dich dann noch daran erinnern?‘

Das verdross mich. Das war doch keine zufriedenstellende Antwort auf meine Frage! Aber ich habe mir deshalb nie wieder Gedanken gemacht. Und ich wusste mit mehr Gewissheit als je zuvor, dass der Herr sich freut, wenn seine Kinder zu ihm zurückkommen.

Alle Hirten und alle verlorenen Schafe dürfen eins nicht vergessen: Der Herr hat es ernst gemeint, als er gesagt hat: ‚Wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie.‘ (LuB 58:42.)“ (Siehe „Kommt zurück zum Herrn“, Der Stern, Januar 1987, Seite 74.)

Lehre und Bündnisse 58:43. „Sie bekennen“

Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, was zum Bekennen gehört:

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Elder Richard G. Scott

„Dem Herrn muss man jede Sünde bekennen. Wenn es sich um eine schwerwiegende Übertretung handelt, zum Beispiel um Unkeuschheit, muss man sie auch dem Bischof beziehungsweise dem Pfahlpräsidenten bekennen. Sie müssen aber wissen: Bekennen ist nicht gleich Umkehr. Es ist ein wesentlicher Schritt, der aber allein nicht ausreicht. Wenn man nur teilweise bekennt, also weniger schwerwiegende Fehler eingesteht, ist eine schwerwiegendere Übertretung, die man aber verschweigt, damit noch nicht bereinigt. Um Vergebung zu erlangen, muss man bereit sein, dem Herrn und gegebenenfalls dem Priestertumsträger, der als Richter fungiert, alles zu bekennen, was man getan hat.“ („Vergebung finden“, Der Stern, Juli 1995, Seite 69.)

Präsident Spencer W. Kimball hat unterstrichen, dass es beim Bekennen unserer Sünden auf Aufrichtigkeit und völlige Ehrlichkeit ankommt:

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Präsident Spencer W. Kimball

„Eine Übertretung kann erst vergeben werden, wenn man davon umgekehrt ist, und keiner ist umgekehrt, wenn er nicht seine Seele bloßlegt und seine Absichten und Schwächen ohne Ausrede oder Entschuldigung darlegt.“ (Love versus Lust, Brigham Young University Speeches of the Year, 5. Januar 1965, Seite 10.)

Lehre und Bündnisse 58:43. Warum müssen manche Sünden einem bevollmächtigten Priestertumsträger bekannt werden?

Als Präsident des Kollegiums des Aaronischen Priestertums in der Gemeinde hält der Bischof oder Zweigpräsident für die Mitglieder seiner Gemeinde die Schlüssel der Umkehr inne. Der Bischof oder Zweigpräsident kann anhand der Schlüssel bestimmen, welchen Stand der Betreffende in der Kirche hat, und ihm bei der Umkehr helfen. Elder Richard G. Scott vom Kollegium der Zwölf Apostel hat uns eine weitere Erklärung gegeben, warum wir schwerwiegende Sünden einem bevollmächtigten Priestertumsführer bekennen müssen:

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Elder Richard G. Scott

„Schwerwiegende Übertretungen wie Unkeuschheit erfordern die Hilfe von jemandem, der Schlüsselvollmacht trägt, wie etwa der Bischof oder der Pfahlpräsident, damit der Vorgang der Umkehr still vollzogen werden kann und sichergestellt wird, dass er vollständig und in der richtigen Weise vollzogen wird.“ („Die Macht der Rechtschaffenheit“, Der Stern, Januar 1999, Seite 81.)

Lehre und Bündnisse 58:43. „Sie bekennen und von ihnen lassen“

Elder Neil L. Andersen vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, was es bedeutet, von unseren Sünden umzukehren:

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Elder Neil L. Andersen

„Von den Sünden zu lassen bedeutet, sich ihnen nie wieder hinzugeben. Das braucht Zeit. Um uns dabei zu helfen, lässt der Herr es zu, dass uns die Narben unserer Fehler im Gedächtnis bleiben. Das ist ein wichtiger Teil des irdischen Lernprozesses.

Wenn wir unsere Sünden aufrichtig bekennen, Wiedergutmachung leisten und von unseren Sünden lassen, indem wir die Gebote halten, wird uns Vergebung zuteil. Mit der Zeit spüren wir, wie die schmerzhafte Reue nachlässt, weil ‚die Schuld aus dem Herzen weggenommen‘ wird [Alma 24:10] und wir ‚Frieden im Gewissen‘ haben [Mosia 4:3].

Allen wahrhaft Umkehrwilligen, die scheinbar keine Linderung erfahren, sage ich: Halten Sie weiterhin die Gebote! Ich verheiße Ihnen: Die Linderung wird gemäß dem Zeitplan des Herrn kommen. Heilung braucht auch Zeit.“ („Kehrt um, damit ich euch heile“, Liahona, November 2009, Seite 42.)