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Lektion 20: Die Mehrehe


Lektion 20

Die Mehrehe

Einleitung

Die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist das Gesetz des Herrn, sofern er es nicht anders gebietet (siehe Jakob 2:27-30). Dem Propheten Joseph Smith wurde geboten, die Ausübung der Mehrehe wieder einzuführen. Diese wurde mehr als ein halbes Jahrhundert lang in der Kirche praktiziert, bis der Herr Präsident Wilford Woodruff inspirierte, sie nicht länger fortzuführen. Für Joseph Smith und die meisten anderen, die die Mehrehe praktizierten, war sie eine große Glaubensprüfung. Wenn die Teilnehmer Glauben üben, können sie zu der Erkenntnis kommen, dass die Ausübung der Mehrehe in den Letzten Tagen zur Wiederherstellung von allem zählte.

Zusätzlicher Lesestoff

Hinweis: Die Evangeliumsthemen sind sehr viel umfangreicher, als was Sie in der zur Verfügung stehenden Zeit vermitteln können. Bedenken Sie dies bei der Vorbereitung des Unterrichts und während Sie die Lektion durchnehmen.

Anregungen für den Unterricht

Jakob 2:27-30; Lehre und Bündnisse 132:1,2,34-48,54,63

Der Herr offenbarte die Ausübung der Mehrehe

Erklären Sie: Als Joseph Smith 1831 an der inspirierten Überarbeitung des Alten Testaments arbeitete – bekannt als die Joseph-Smith-Übersetzung –, las er, dass einige der Propheten in alter Zeit die Mehrehe (auch Polygamie genannt) praktiziert hatten. Zu diesen Propheten zählten Abraham, Jakob, Mose und David. Joseph Smith befasste sich mit den Schriften und dachte viel darüber nach, weil er wissen wollte, was diese Propheten berechtigte, die Mehrehe auszuüben (siehe LuB 132:1,2). Der Herr gab als Antwort auf Josephs Fragen die Offenbarung, die in Lehre und Bündnisse 132 steht. Zwar gibt das Datum dieser Offenbarung den 12. Juli 1843 an; es ist jedoch wahrscheinlich, dass Joseph Smith schon seit Anfang 1831 über einen längeren Zeitraum hinweg Offenbarungen zu diesem Grundsatz empfing.

Bitten Sie einige Teilnehmer, reihum Lehre und Bündnisse 132:34-36 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, weshalb Abraham und Sara die Mehrehe praktizierten.

  • Warum gab Sara Abraham laut Vers 34 eine weitere Frau? Was sagt uns das über die Ausübung der Mehrehe? (Lassen Sie die Teilnehmer darauf antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel: Die Mehrehe wird vom Herrn nur gebilligt, wenn er sie gebietet.)

Bitten Sie jemanden, Jakob 2:27,30 vorzulesen. Legen Sie Nachdruck auf diesen Grundsatz: Die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist Gottes Maßstab für die Ehe, es sei denn, er gebietet etwas anderes. Weisen Sie darauf hin, dass in diesen Versen vom Herrn ein Grund für die Ausübung der Mehrehe genannt wird: um ihm „Nachkommen [zu] erwecken“, indem treuen Eltern mehr Kinder geboren werden (siehe auch LuB 132:63).

Erklären Sie, dass der Herr Joseph Smith in dieser Offenbarung in Lehre und Bündnisse 132:37-43 kundtat, dass die Ausübung der Mehrehe, wenn er sie seinem Volk gebietet, keinen Ehebruch darstellt. Wenn jedoch jemand die Mehrehe praktiziert, ohne dass der Herr es durch seinen Propheten geboten hat, ist er des Ehebruchs schuldig. Weisen Sie darauf hin, dass das Wort vernichtet in den Versen 41 und 54 bedeutet, dass diejenigen, die ihre heiligen Bündnisse nicht einhalten – und darunter fällt auch der Ehebund – von Gott und seinem Bundesvolk abgeschnitten werden (vergleiche Apostelgeschichte 3:22,23; 1 Nephi 22:20).

Die Teilnehmer sollen Lehre und Bündnisse 132:40 für sich lesen und einen weiteren Grund herausarbeiten, den der Herr für die Ausübung der Mehrehe genannt hat.

  • Was wird der Herr laut Vers 40 in der letzten Evangeliumszeit tun? (Alles wiederherstellen.)

Erklären Sie, dass sich das Wort „alles“ auf die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums bezieht, die in vorangegangenen Evangeliumszeiten offenbart worden sind. Schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel: Das Gebot, in den Letzten Tagen nach dem Gesetz der Mehrehe zu leben, war Teil der Wiederherstellung von allem (siehe Apostelgeschichte 3:20,21).

Bitten Sie jemanden, Lehre und Bündnisse 132:45,48 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, wie es Joseph Smith möglich gemacht wurde, die Wiederherstellung von allem zu bewirken. Die Teilnehmer sollen diesen Grundsatz verstehen: Die Mehrehe kann nur durch die Priestertumsschlüssel, die dem Präsidenten der Kirche gegeben wurden, genehmigt werden.

Geben Sie jedem Teilnehmer eine Kopie des Handzettels, den Sie am Ende der Lektion finden. Bitten Sie jemanden, auf dem Handzettel den Abschnitt mit der Überschrift „Die Mehrehe“ vorzulesen.

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Handzettel, Die Mehrehe besser verstehen
  • Inwiefern hilft Ihnen das Wissen, dass dem Propheten offenbart wurde, die Mehrehe solle ausgeübt werden, besser zu verstehen, weshalb sie zur Anfangszeit der Kirche praktiziert wurde?

Die Ausübung der Mehrehe war eine Glaubensprüfung

Bitten Sie die Hälfte der Klasse, auf dem Handzettel den Abschnitt unter der Überschrift „Ein schwieriges Gebot“ zu lesen. Die andere Hälfte soll den Abschnitt unter der Überschrift „Eine Glaubensprüfung“ lesen. Besprechen Sie dann diese Fragen:

  • Aus welchen Gründen haben der Prophet Joseph Smith und andere wohl gezögert, die Mehrehe zu praktizieren?

  • Was erlebten Joseph Smith, Lucy Walker und andere schließlich, wodurch sie ihre großen Schwierigkeiten überwinden und das Gesetz der Mehrehe annehmen und ausüben konnten?

Lassen Sie mehrere Teilnehmer reihum auf dem Handzettel den Abschnitt unter der Überschrift „Joseph Smith und die Mehrehe“ vorlesen.

Erklären Sie: Vieles, was mit der Ausübung der Mehrehe in der Anfangszeit der Kirche zu tun hat, wissen wir gar nicht. Unser heutiges Verständnis des Begriffs Siegelung beispielsweise entspricht nicht genau dem Verständnis, das in den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts geläufig war, als die Siegelung erst neu war und einige Aspekte davon noch nicht ganz verstanden wurden. Wenn wir den Begriff Siegelung hören, denken wir automatisch an die Eheschließung. Joseph Smith und Mitglieder in der Anfangszeit hingegen verstanden unter der Siegelung nicht immer die Eheschließung in vollem Sinne, nämlich als Ehepaar zusammenzuleben. Viele Einzelheiten der Mehrehe wurden vertraulich behandelt und in den historischen Aufzeichnungen finden wir einfach nicht alle Antworten auf die Fragen, die wir zu diesem Thema haben. Fordern Sie die Teilnehmer auf, sich mit dem Lesestoff am Ende dieser Lektion zu befassen, der ja für sie vorgesehen ist. Dort finden sie noch mehr in Bezug auf die Mehrehe.

Weisen Sie die Teilnehmer gegebenenfalls darauf hin, dass man, wenn man sich mit der Mehrehe befasst, das Muster im Hinterkopf behalten sollte, dem der Prophet Joseph Smith folgte, als er sich mit dem Evangelium auseinandersetzte. Er studierte, dachte nach und betete, um Erkenntnis zu erlangen. Sie sollten auch nicht vergessen, dass das Internet und viele Printmedien viele unzuverlässige Angaben über die Mehrehe machen. Einige Autoren, die über die Kirche und ihre Geschichte schreiben, reißen Informationen aus dem Zusammenhang und beziehen Teilwahrheiten mit ein, die irreführend sein können. Einige dieser Werke haben zum Ziel, den Glauben zu zerstören.

Amtliche Erklärung – 1

Der Herr offenbarte, dass die Heiligen der Letzten Tage mit der Ausübung der Mehrehe aufhören sollen

Erklären Sie: Nachdem sich die Heiligen im Gebiet Utah niedergelassen hatten, breitete sich die Mehrehe aus und wurde schließlich aufgehoben, damit sie im Einklang mit einer Offenbarung stand. Lassen Sie mehrere Teilnehmer reihum auf dem Handzettel den Abschnitt unter der Überschrift „Widerstand gegen die Mehrehe“ und „Das zweite Manifest“ vorlesen.

  • Welche Folgen erlitten die Heiligen in der Anfangszeit der Kirche, weil sie dem Gebot des Herrn gehorchten und die Mehrehe ausübten?

Lassen Sie mehrere Teilnehmer reihum die letzten beiden Absätze der Amtlichen Erklärung – 1 im Buch Lehre und Bündnisse vorlesen sowie den ersten und siebten Absatz aus „Auszüge aus drei Reden des Präsidenten Wilford Woodruff in Bezug auf das Manifest“, die im Anschluss an die Amtliche Erklärung – 1 stehen. Fragen Sie anschließend:

  • Was sagt Präsident Woodruff den Heiligen hier? (Unter anderem führt er diese Grundsätze an: Der Herr wird es nie zulassen, dass der Präsident der Kirche die Kirche in die Irre führt. Der Herr führt seine Kirche durch Offenbarung an den Präsidenten der Kirche.)

Die nachstehende Aussage legt noch ein wenig ausführlicher dar, weshalb die Ausübung der Mehrehe beendet wurde:

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Präsident George Q. Cannon

„Präsident George Q. Cannon [beschrieb] in einer Ansprache bei der Generalkonferenz, wie das Manifest durch Offenbarung herbeigeführt worden war: ‚Die Mitglieder der Präsidentschaft der Kirche müssen genauso ihre Füße benutzen, wie Sie es tun‘, sagte er. ‚Genau wie Sie müssen sie einen Schritt vor den anderen setzen. Sie müssen sich auf die Offenbarungen Gottes verlassen, wie sie an sie ergehen. Sie sehen das Ende nicht von Anfang an, so wie es der Herr tut.‘ ‚Alles, was wir tun können‘, so Cannon über die Erste Präsidentschaft, ‚ist, dass wir uns bemühen, die Absicht und den Willen des Herrn zu erfahren. Wenn uns dies dann kundgetan wird, widerspricht es vielleicht allem, was wir bisher gedacht haben, aber wir haben keine andere Wahl, als den Schritt zu gehen, den Gott uns aufzeigt, und auf ihn zu vertrauen.‘“ („Das Manifest und das Ende der Mehrehe“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)

Stellen Sie zum Schluss der Lektion diese Frage:

  • Was würden Sie aufgrund dessen, was Sie heute dazugelernt haben, jemandem sagen, der wissen will, ob die Heiligen der Letzten Tage die Mehrehe ausüben?

Lesen Sie gegebenenfalls gemeinsam dieses Zitat von Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008):

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Präsident Gordon B. Hinckley

„Wenn festgestellt wird, dass eins unserer Mitglieder die Mehrehe praktiziert, wird es exkommuniziert, was die schwerste Strafe ist, die die Kirche verhängen kann. … Vor über hundert Jahren hat Gott seinem Propheten Wilford Woodruff deutlich offenbart, dass die Mehrehe nicht mehr praktiziert werden sollte, was bedeutet, dass sie jetzt gegen das Gesetz Gottes verstößt. Selbst in Ländern, wo das zivile oder religiöse Gesetz die Polygamie zulässt, lehrt die Kirche, dass eine Ehe monogam sein muss, und lässt Menschen, die die Mehrehe praktizieren, nicht als Mitglieder zu.“ („Was fragen die Menschen in Bezug auf uns?“, Der Stern, Januar 1999, Seite 84.)

Die nachstehende Erklärung kann im Unterrichtsgespräch über die momentanen Bräuche der Kirche ebenfalls hilfreich sein:

„In Übereinstimmung mit den Lehren von Joseph Smith gestattet es die Kirche einem Mann, dessen erste Frau gestorben ist, an eine weitere Frau gesiegelt zu werden, wenn er wieder heiratet. Außerdem ist es den Mitgliedern gestattet, die heiligen Handlungen für verstorbene Männer und Frauen vollziehen zu lassen, die auf Erden mehr als einmal verheiratet waren, wobei alle Ehepartner, mit denen sie rechtmäßig verheiratet waren, an sie gesiegelt werden. Wie diese Beziehungen im nächsten Leben konkret aussehen werden, ist nicht bekannt. Viele Familienbeziehungen werden erst im nächsten Leben geordnet werden. Den Mitgliedern der Kirche wird nahegelegt, dem weisen Vater im Himmel zu vertrauen, der seine Kinder liebt und alles für ihr Wachstum und ihre Errettung tut.“ („Die Mehrehe in Kirtland und in Nauvoo“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)

Möglicherweise ist es klug, die Teilnehmer vor Unterrichtsende darauf hinzuweisen, dass einige, die von der Kirche abgefallen sind, heute noch die Mehrehe ausüben. Sie drängen andere, darüber zu beten und nachzudenken, ob es richtig ist, auch heutzutage die Mehrehe auszuüben. Wir sollen uns nicht um Offenbarungen bemühen, die dem entgegenstehen, was der Herr durch seine Propheten offenbart hat. Der Herr hat durch seinen Propheten offenbart, dass die Ausübung der Mehrehe in der Kirche aufgehört hat. Wer auch immer heutzutage für die Ausübung der Mehrehe eintritt, ist kein Knecht des Herrn.

Geben Sie Zeugnis vom Propheten Joseph Smith. Sie können davon Zeugnis geben, dass er genau wie die Propheten Abraham, Isaak und Jakob vor alter Zeit Offenbarungen empfangen und diese befolgt hat (siehe LuB 132:37).

Lesestoff für die Teilnehmer

Die Mehrehe besser verstehen

Grundlagen der Wiederherstellung – Lektion 20

Die Mehrehe

„Für die Heiligen der Letzten Tage ist es das derzeit gültige Ehegesetz des Herrn, dass jeder Mann nur mit einer Frau verheiratet ist. Zu Zeiten der Bibel gebot der Herr einigen Menschen, die Mehrehe zu praktizieren – die Ehe zwischen einem Mann und mehr als einer Frau. Anfang der Vierzigerjahre des 19. Jahrhunderts wurde Joseph Smith vom Herrn in einer Offenbarung angewiesen, die Mehrehe unter den Mitgliedern der Kirche einzuführen. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang wurde die Mehrehe von einigen Heiligen der Letzten Tage auf Weisung des Präsidenten der Kirche praktiziert.“ („Mehrehe in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)

Ein schwieriges Gebot

Eliza R. Snow (1804–1887), die zweite Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung, war an den Propheten Joseph Smith gesiegelt. Sie schrieb die folgende Begebenheit auf, bei der der Prophet Joseph ihr und ihrem Bruder Lorenzo Snow den Grundsatz der Mehrehe erläuterte.

„Der Prophet Joseph schüttete [Lorenzo Snow] sein Herz aus. Er beschrieb die große Seelenpein, die er empfand, als er den Widerwillen gegen die Mehrehe zu unterdrücken suchte, der ihm aufgrund seiner Erziehung und der gesellschaftlichen Gepflogenheiten ganz natürlich innewohnte. Er kannte die Stimme Gottes – er wusste, dass er befolgen musste, was der Allmächtige ihm geboten hatte. Er musste als Beispiel vorangehen und die celestiale Mehrehe einführen. Er wusste, dass er nicht nur gegen seine eigenen Vorurteile ankämpfen und sie überwinden musste, sondern gegen die der gesamten christlichen Welt. Doch Gott, der über allem steht, hatte das Gebot gegeben, und ihm musste man gehorchen. Doch der Prophet zögerte und schob die Angelegenheit immer wieder auf, bis ein Engel mit gezücktem Schwert vor ihm stand und ihm sagte, wenn er die Mehrehe nicht einführe, würde das Priestertum von ihm genommen und er würde vernichtet werden! Dieses Zeugnis gab er nicht nur meinem Bruder, sondern auch anderen – ein Zeugnis, das sich nicht leugnen lässt.“ (Biography and Family Record of Lorenzo Snow, 1884, Seite 69f.)

Eine Glaubensprüfung

Viele, die sich mit dem Grundsatz der Mehrehe schwertaten, empfingen eine geistige Bestätigung von der Wahrheit dieses Grundsatzes.

„Laut Helen Mar Kimball sagte Joseph Smith einmal, dass ‚die Ausübung dieses Grundsatzes sich als die härteste Glaubensprüfung erweisen würde, die die Mitglieder je erleben würden‘. Obwohl es die ‚härteste‘ Prüfung ihres Lebens war, bezeugte sie, dass es auch ‚eine der größten Segnungen‘ gewesen sei. …

Lucy Walker erinnert sich, dass ihre Gefühle in Aufruhr waren, als Joseph Smith sie bat, seine Frau zu werden. ‚Meine ganze Seele bäumte sich dagegen auf‘, schrieb sie. Doch nach mehreren schlaflosen Nächten, die sie auf den Knien im Gebet verbrachte, fand sie Ruhe, als ‚ein heiliger Einfluss‘ ihr Zimmer erfüllte, der einem ‚strahlenden Sonnenlicht‘ glich. Sie sagte: ‚Meine Seele war von einem ruhigen, wohltuenden Frieden erfüllt, wie ich ihn noch nie erlebt hatte‘ und ‚mein ganzes Wesen wurde von größter Freude eingenommen.‘“ („Die Mehrehe in Kirtland und in Nauvoo“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)

Joseph Smith und die Mehrehe

An Joseph Smith waren viele Frauen gesiegelt, doch die genaue Zahl ist nicht bekannt.

„In dem Zeitabschnitt, als die Mehrehe praktiziert wurde, unterschieden die Mitglieder zwischen Siegelungen für Zeit und Ewigkeit und Siegelungen nur für die Ewigkeit. Siegelungen für Zeit und Ewigkeit umfassten Verpflichtungen und Beziehungen in diesem Leben, darunter im Allgemeinen auch die Möglichkeit sexueller Beziehungen. Siegelungen nur für die Ewigkeit deuteten auf eine Beziehung nur im nächsten Leben hin. …

Manche der Frauen, die an Joseph Smith gesiegelt waren, bezeugten später, dass ihre Ehe für Zeit und Ewigkeit geschlossen worden sei, während andere angaben, dass ihre Beziehung nur für die Ewigkeit gültig sei.

Die meisten Frauen, die an Joseph Smith gesiegelt wurden, waren zur Zeit der Siegelung zwischen 20 und 40 Jahre alt. Die älteste, Fanny Young, war 56 Jahre alt. Die jüngste war Helen Mar Kimball. [Sie] wurde einige Monate vor ihrem 15. Geburtstag an Joseph Smith gesiegelt. Ein solches Heiratsalter, nach heutigen Maßstäben unangebracht, war damals rechtmäßig, und es gab so manche Frau, die in so jungen Jahren heiratete. Helen Mar Kimball bezeichnete ihre Siegelung an Joseph als ‚nur für die Ewigkeit‘ gültig, was darauf schließen lässt, dass die Beziehung keinen sexuellen Umgang einschloss. …

[Joseph Smith] wurde … an einige Frauen gesiegelt, die bereits verheiratet waren. Weder diese Frauen noch Joseph Smith gaben Erklärungen darüber ab, außer dass einige der Frauen sagten, die Siegelungen seien nur für die Ewigkeit. Andere Frauen hinterließen keinerlei Aufzeichnungen, sodass nicht bekannt ist, ob es sich dabei um Siegelungen für Zeit und Ewigkeit oder nur für die Ewigkeit handelte.

Es gibt mehrere mögliche Erklärungen für diese Siegelungen. Sie sollten möglicherweise eine ewige Verbindung zwischen Joseph Smiths Familie und anderen Familien in der Kirche schaffen. Diese Verbindungen erstreckten sich sowohl vertikal, von Eltern zu Kindern, als auch horizontal, von einer Familie zur anderen. Heute werden solche ewigen Bande durch die Eheschließung eines Paares im Tempel geknüpft, wobei beide Partner wiederum an ihre eigene Herkunftsfamilie gesiegelt sind. Dadurch werden die Familien miteinander verbunden.“ („Die Mehrehe in Kirtland und in Nauvoo“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)

Nach dem Tod des Propheten wurden viele weitere Frauen an ihn gesiegelt, die auf der Erde keine Beziehung zu ihm hatten.

Widerstand gegen die Mehrehe

Viele religiöse und politische Führer in den Vereinigten Staaten stellten sich gegen das System der Mehrehe, das sie für unmoralisch und unzivilisiert hielten. Die Heiligen der Letzten Tage wurden in öffentlichen Reden, Büchern, Zeitschriften und Zeitungen lächerlich gemacht. Der Kongress der Vereinigten Staaten erließ Gesetze, die die Freiheit der Heiligen der Letzten Tage beschnitten und die Kirche wirtschaftlich schädigten, indem sie einschränkten, wie viel Besitz die Kirche haben durfte. „Aufgrund dieser Gesetze wurden Männer, die mehr als eine Frau hatten, gefangen genommen und ins Gefängnis gesperrt, ihnen wurden das Wahlrecht und das Recht auf ein Privatleben in der Familie genommen und andere bürgerliche Freiheiten beschnitten.“ (Unsere Geschichte: Ein Überblick über die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 2001, Seite 97.) Bis zum Jahr 1890 waren Hunderte treue Heilige der Letzten Tage für einige Zeit inhaftiert gewesen. Andere tauchten unter, damit sie nicht festgenommen und ins Gefängnis gesteckt werden konnten. Unter diesen Umständen erlitten viele Familien Spannungen, Kummer, Armut und Hunger.

Obwohl die Welt sie für die Ausübung der Mehrehe verspottete, standen viele treue Heilige der Letzten Tage für die Mehrehe ein und bezeugten, sie wüssten, dass sie von Gott durch den Propheten Joseph Smith offenbart worden war.

Diese schwierigen Umstände veranlassten Präsident Wilford Woodruff, den Herrn im Gebet um Führung zu bitten, wie die Heiligen bei der Ausübung der Mehrehe vorgehen sollten. 1889 wies Präsident Woodruff die Führer der Kirche an, die Mehrehe nicht mehr zu lehren. 1890 wurden nur noch wenige Mehrehen geschlossen, was gegen den Rat von Präsident Woodruff geschah. Dennoch tauchten noch immer Berichte auf, die Kirche würde die Ausübung der Mehrehe unterstützen. Diese Berichte riefen noch mehr Widerstand gegen die Kirche hervor. Im September 1890 erließ Präsident Woodruff ein Manifest, das nun die Amtliche Erklärung – 1 im Buch Lehre und Bündnisse bildet.

Das Zweite Manifest

„Im Manifest [Amtliche Erklärung – 1] hatte Präsident Woodruff die Absicht kundgetan, sich den Gesetzen der USA zu fügen. Darin stand jedoch nichts über die Gesetze anderer Länder. Schon seit Gründung der ersten Siedlungen in Mexiko und Kanada hatten die Führer der Kirche dort Trauungen für Mehrehen vorgenommen. Auch nach dem Oktober 1890 wurden dort im Stillen weiterhin Mehrehen eingegangen. … Im Ausnahmefall wurden zwischen 1890 und 1904 auch in den USA noch einige wenige neue Mehrehen geschlossen, es ist jedoch unklar, ob die Befugnis erteilt worden war, diese Ehen auf US-Territorium zu schließen.“ („Das Manifest und das Ende der Mehrehe“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)

„Bei der Frühjahrs-Generalkonferenz 1904 gab Joseph F. Smith, der Präsident der Kirche, eine sehr eindringliche Erklärung ab, die auch das zweite Manifest genannt wird. Darin stand, dass jeder, der eine neue Mehrehe schließt, aus der Kirche ausgeschlossen wird.“ („Mehrehe in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, Evangeliumsthemen, lds.org/topics.)