Die Umkehr

Aaronisches Priestertum -- Leitfaden 3, 1996


Ziel

Jedem Jungen wird klar, daß die Umkehr ihm hilft, Ansichten und Verhaltensweisen abzulegen, die dem Fortschritt und dem inneren Frieden im Wege stehen.

Vorzubereiten

  1. 1.

    Lesen Sie gebeterfüllt Jesaja 1:18; Apostelgeschichte 9:1–22; Mosia 5:2; Alma 22:15–18, 36:6–26; Helaman 3:35 und Lehre und Bündnisse 58:42,43.

  2. 2.

    Sie brauchen:

    1. a)

      Die heiligen Schriften (jeder Junge soll seine heiligen Schriften mitbringen).

    2. b)

      Zwei Stifte.

    3. c)

      Buntstifte zum Schriftstellenmarkieren.

  3. 3.

    Machen Sie zwei Kopien von der Schriftstellenübung in dieser Lektion; kopieren Sie die Auflösung, die nach jeder Frage in Klammern steht, allerdings nicht mit.

  4. 4.

    Zeigen Sie gegebenenfalls Repentance: It‘s Never Too Late (53277).

Vorschlag für den unterrichtsablauf

Gott vergibt

Schriftstelle/Besprechen

Lesen Sie mit den Jungen Jesaja 1:18, und lassen Sie sie diese Schriftstelle markieren.

• Was sagt diese Schriftstelle über die Sündenvergebung aus? (Auch wenn unsere Sünden groß sind, können wir sie doch überwinden.)

Manchmal begehen die Menschen schwerwiegende Sünden und meinen dann, diese Sünden könnten nicht vergeben werden. Erklären Sie den Jungen: Es ist zwar schwierig, aber es ist möglich, daß auch schwerwiegende Sünden vergeben werden.

Schriftstellenübung in Gruppen

In den heiligen Schriften finden sich interessante Schriftstellen zum Thema Umkehr. Bilden Sie zwei Gruppen, und bestimmen Sie für jede Gruppe einen Schriftführer, dem Sie einen Stift und eine Kopie der Schriftstellenübung geben. Lassen Sie die erste Gruppe den ersten und den dritten Teil der Übung machen, die zweite Gruppe den zweiten und ebenfalls den dritten Teil. Die Schriftführer sollen die Antworten aufschreiben. Schlagen Sie vor, daß die Jungen die genannten Schriftstellen markieren.

  1. 1.

    Die erste Gruppe liest Alma 36:6–26.

    1. a)

      Was tat Alma, ehe ihm der Engel erschien? (Er kämpfte gegen die Kirche.)

    2. b)

      Wie war Alma zumute, als ihm bewußt wurde, wie falsch sein Verhalten gewesen war? (Er litt Qualen und Angst.)

    3. c)

      Was führte dazu, daß sich Almas Gefühle änderten? (Er dachte an das Sühnopfer Jesu Christi, das sein Vater ihm erklärt hatte, und bat Jesus, zu ihm barmherzig zu sein.)

    4. d)

      Was empfand er, als er das Sühnopfer angenommen hatte? (Seine Freude war so groß wie vorher seine Qual.)

    5. e)

      Was tat Alma während der Monate und Jahre, die auf die Engelserscheinung folgten? Wie wollte er sein falsches Verhalten wiedergutmachen? (Er verkündete vielen Menschen das Evangelium und wurde ein großer Missionar; siehe Vers 24–26. Man macht falsches Verhalten am besten dadurch wieder gut, daß man Gutes tut.)

  2. 2.

    Die zweite Gruppe liest Apostelgeschichte 9:1–22.

    1. a)

      Was tat Saulus (der später als Paulus bekannt wurde) zu Anfang? (Er verfolgte die Christen.)

    2. b)

      Was empfand Paulus (Saulus) unmittelbar nach der Engelserscheinung? (Er empfand Reue und wollte wissen, was er tun sollte.)

    3. c)

      War Jesus Christus gerne bereit, Paulus zu vergeben?

    4. d)

      Was tat Paulus, als er sein falsches Verhalten eingesehen und Umkehr geübt hatte? (Er predigte für Christus und wurde ein Apostel.)

  3. 3.

    Beide Gruppen lesen Lehre und Bündnisse 58:42,43.

    1. a)

      Was bedeutet Umkehr? (Man muß seine Sünden bekennen und ablegen.)

    2. b)

      Was tut der Herr, wenn wir unsere Sünden ablegen und umkehren? (Er denkt nicht mehr an sie.)

Aktivität/Besprechen

Lassen Sie jede Gruppe berichten, was sie herausgearbeitet hat. Besprechen Sie die drei Schriftstellen, machen Sie den Jungen bewußt, daß es Hoffnung auf Umkehr gibt, und erklären Sie ihnen, wie die Umkehr sich vollzieht.

Die Umkehr

Zitat/Besprechen

Lassen Sie einen Jungen das folgende Zitat von Präsident Spencer W. Kimball vorlesen:

„Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat den Auftrag, die Menschen in aller Welt zur Umkehr aufzurufen. Wer auf diesen Ruf hört, sei er nun Mitglied oder nicht, kann am Wunder der Vergebung teilhaben. Dann wischt Gott ihm die Tränen der Seelenqual, der Gewissensbisse und der Bestürzung, der Furcht und des Schuldbewußtseins von den Augen. Das Weinen hat ein Ende, und das Gesicht, aus dem vorher Sorge und Angst sprachen, zeigt nun ein zufriedenes Lächeln.

Welche Erleichterung! Welcher Trost! Welche Freude! Wen Übertretungen und der daraus entstandene Kummer bedrücken, der kann Vergebung finden, rein gemacht und geläutert werden, sofern er zum Herrn zurückkehrt, von ihm lernt und seine Gebote hält. Und da wir alle von den alltäglichen Torheiten und Schwächen umkehren müssen, können auch wir dieses Wunder an uns erleben.“ (The Miracle of Forgiveness, Salt Lake City, 1969, Seite 367 f.)

• Was bedeutet es, sich von der Sünde ab- und Jesus Christus zuzuwenden?

Umkehr ist mehr als die Überwindung bestimmter Sünden. Zur Umkehr gehört, daß man sich von aller Sünde abwendet und an einen Punkt gelangt, wo man überhaupt nicht mehr den Wunsch hat, Sünde zu begehen. Durch die Umkehr hören wir auf, jemals wieder zu sündigen.

Schriftstelle/Besprechen

Lesen und besprechen Sie Alma 22:15–18. Vielleicht möchten die Jungen diese Verse teilweise markieren.

Machen Sie deutlich, daß Lamonis Vater die richtige Einstellung zur Umkehr besaß, als er sagte: „Ich will alle meine Sünden ablegen.“ Wenn der Herr uns gebietet, daß wir umkehren sollen, dann fordert er uns damit auch auf, alle unsere Sünden abzulegen.

Die heiligen Schriften und auch die Propheten weisen immer wieder darauf hin, daß sich die Umkehr nicht in einem einzigen Schritt vollzieht. Fragen Sie die Jungen, was alles zur Umkehr gehört, und arbeiten Sie folgendes heraus: Zur Umkehr gehört, daß man –

  1. 1.

    sich die Sünde ehrlich eingesteht

  2. 2.

    die Sünde demütig bekennt

  3. 3.

    den Fehler nach Möglichkeit wiedergutmacht

  4. 4.

    die Sünde ablegt

  5. 5.

    das Sühnopfer Jesu Christi annimmt

Wirkliche Umkehr bewirkt eine mächtige Wandlung im Herzen

Schriftstelle/Besprechen

Lassen Sie die Jungen Mosia 5:2 lesen.

Die mächtige Wandlung im Herzen und der Wunsch, nur noch Gutes zu tun, sind eine Gabe des Herrn, die uns durch die Macht des Heiligen Geistes zuteil wird. Solch eine Wandlung kann sich ganz plötzlich vollziehen, so wie es bei König Benjamins Volk der Fall war, sie kann aber auch ganz allmählich vor sich gehen, indem man die Gebote immer eifriger befolgt.

• Wie konnte der Heilge Geist dem Volk von König Benjamin das Herz rein machen?

Die Menschen waren bereit, an den Herrn zu glauben und sich ihm zuzuwenden. Das war die Voraussetzung für die mächtige Wandlung, die sich bei ihnen im Herzen vollzog. Das gleiche gilt auch für uns.

Lassen Sie einen Jungen Helaman 3:35 vorlesen.

Machen Sie deutlich, daß der himmlische Vater uns nur dann das Herz wandeln und rein machen kann, wenn wir bereit sind, ihm unser Herz zu schenken. Wenn uns weltliche, persönliche oder andere Interessen wichtiger sind, als uns Jesus Christus zuzuwenden, dann kann der Herr uns auch nicht rein machen. Wirkliche Umkehr setzt eine Wandlung im Herzen voraus: Man muß sich von der Sünde ab- und dem Herrn zuwenden.

Zitat

Das folgende Beispiel von Elder Vaughn J. Featherstone macht deutlich, wie wichtig es ist, daß sich unser Herz und unsere Einstellung wandeln, wenn wir wirklich Umkehr üben:

„Ich rief den jungen Mann in mein Büro. Er war bereits von seinem Bischof und seinem Pfahlpräsidenten befragt und würdig befunden worden, eine Mission zu erfüllen. Ich sagte ihm: ,Sie müssen eine schwere Übertretung begangen haben, und deshalb führe ich mit Ihnen dieses Gespräch. Würden Sie mir bitte offen und ehrlich sagen, was für eine Übertretung Sie begangen haben?‘

Mit erhobenem Haupt und arroganter Miene antwortete er: ,Es gibt nichts, was ich nicht getan hätte.‘

Ich entgegnete: ,Ich möchte das gerne etwas genauer wissen. Haben Sie sich jemals unsittlichen Verhaltens schuldig gemacht?‘

Darauf antwortete er mir sarkastisch: ,Ich habe Ihnen doch gesagt, ich habe alles gemacht.‘

Ich fragte: ,Haben Sie es nur einmal getan und mit mehr als einem Mädchen und mehr als einmal?‘

Und wieder sagte er sarkastisch: ,Viele Mädchen und so oft, daß ich nicht mitzählen kann.‘

Ich sagte ihm: ,Ich wünschte bei Gott, daß Ihre Übertretung nicht so schwerwiegend wäre.‘

,Nun ja, das ist sie wohl‘, meinte er.

,Wie steht es mit Drogen?‘

,Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich alles ausprobiert habe.‘

Dann fragte ich: ,Wie kommen Sie eigentlich auf den Gedanken, daß wir Sie auf Mission senden werden?‘

,Ich habe doch Umkehr geübt‘, entgegnete er. ,Seit einem Jahr habe ich nicht mehr gesündigt. Ich weiß, daß ich auf Mission gehe werde, weil das in meinem Patriarchalischen Segen steht. Außerdem bin ich zum Ältesten ordiniert worden und habe während des vergangenen Jahres so gelebt, wie ich leben soll. Ich weiß, daß ich auf Mission gehen werde.‘

Ich sah mir den jungen Mann an, der mir da am Schreibtisch gegenübersaß: einundzwanzig Jahre alt, lachend, sarkastisch, überheblich. Seine Einstellung war weit von aufrichtiger Umkehr entfernt. Ich sagte ihm: ,Mein lieber junger Freund, es tut mir leid, daß ich Ihnen das sagen muß, aber Sie werden nicht auf Mission gehen. Glauben Sie wirklich, wir könnten Sie aussenden, wo Sie doch auf Ihre Vergangenheit noch stolz sind und mit Ihren Erlebnissen angeben? Glauben Sie, wir können Sie zusammen mit den reinen jungen Männern aussenden, die sich nie unsittlichen Verhaltens schuldig gemacht haben, die rein und würdig geblieben sind, damit sie auf Mission gehen können?‘

Ich sagte es noch einmal: ,Sie werden nicht auf Mission gehen. Sie hätten nicht einmal zum Ältesten ordiniert werden dürfen, sondern hätten sich vielmehr vor den Führern der Kirche für Ihr Verhalten verantworten müssen.

Sie haben viele schwerwiegende Übertretungen begangen. Und Sie haben nicht Umkehr geübt, sondern nur aufgehört zu sündigen. Wenn Sie eines Tages nach Getsemani gegangen sind, dann wissen Sie, was Umkehr wirklich ist.‘

Da begann der junge Mann zu weinen. Er weinte ungefähr fünf Minuten lang, und ich sagte während der ganzen Zeit kein einziges Wort. … Ich saß nur da und wartete, während er weinte.

Schließlich hob er den Kopf und sagte: ,Ich glaube, ich habe nicht mehr so geweint, seit ich fünf Jahre alt war.‘

Ich sagte ihm: ,Wenn Sie so geweint hätten, als Sie das erste Mal in Versuchung gerieten, sich unsittlich zu verhalten, dann hätten Sie heute auf Mission gehen können. Es tut mir leid, daß ich derjenige bin, der Ihrem Ziel im Weg steht. Ich weiß, daß es schwierig ist, wenn Sie Ihren Freunden sagen müssen, daß Sie nicht auf Mission gehen werden.

Erst wenn Sie in Getsemani gewesen sind, werden Sie verstehen, was ich meine, wenn ich sage: Jeder, der eine schwerwiegende Sünde begangen hat, muß erst den Weg nach Getsemani gegangen sein, ehe er Vergebung erlangt.‘

Der junge Mann verließ mein Büro, und ich bin sicher, daß er nicht sehr erfreut war, denn schließlich hatte ich ja verhindert, daß er auf Mission ging.

Etwa sechs Monate später war ich in Arizona und sprach am Religionsinstitut in Tempe. Nach der Ansprache kamen viele junge Leute zu mir, um mir die Hand zu reichen. Und dabei sah ich auch den bewußten jungen Mann wieder, den unbußfertigen Übertreter, der den Gang herunter auf mich zukam. Mir schossen die Einzelheiten unserer Unterredung durch den Kopf. Überheblich und sarkastisch war er gewesen.

Ich reichte ihm die Hand, und als er zu mir aufsah, konnte ich feststellen, daß sich in seinem Leben etwas Wundervolles ereignet hatte. Die Tränen strömten ihm die Wangen hinunter, und er strahlte ein beinahe heiliges Feuer aus. Ich fragte ihn: ,Sie sind dort gewesen, nicht wahr?‘

Und unter Tränen sagte er: ,Ja, Bischof Featherstone, ich bin den Weg nach Getsemani gegangen.‘

,Ich weiß‘, entgegnete ich, ,ich sehe es Ihrem Gesicht an. Ich glaube jetzt, daß der Herr Ihnen vergeben hat.‘

Er entgegnete: ,Ich bin Ihnen so dankbar, daß Sie mich nicht auf Mission haben gehen lassen. Ich hätte mir damit nur geschadet. Danke, daß Sie mir geholfen haben!‘“ (A Generation of Excellence: A Guide for Parents and Youth Leaders, Salt Lake City, 1975, Seite 156 ff.)

Besprechen

• Warum hatte der junge Mann, der doch immerhin ein Jahr lang nicht gesündigt hatte, in Wirklichkeit nicht Umkehr geübt? (Er hatte seine Einstellung nicht geändert. Er bereute seine Sünden nicht, und er war auch nicht wirklich demütig, denn er hatte sich noch nicht mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist Jesus Christus zugewandt.)

• Warum ist die innere Einstellung bei der Umkehr so wichtig? (Die innere Einstellung bestimmt das Verhalten und macht deutlich, was jemand wirklich empfindet. Man kann sich nur mit der richtigen inneren Einstellung Jesus Christus zuwenden.)

• Was meinte Elder Featherstone mit den folgenden Worten: „Wenn Sie eines Tages nach Getsemani gegangen sind, dann wissen Sie, was Umkehr wirklich ist.“?

Zitat/Besprechen

Präsident David O. McKay hat deutlich gemacht, daß wir unser Wesen ändern müssen, wenn wir umkehren:

„Es ist nicht ungewöhnlich, daß es jemand zwar leid tut, wenn er etwas falsch macht, wenn er etwas Dummes tut, wenn er sündigt, daß er sich aber trotzdem nicht davon abwendet. Er mag sogar zerknirscht sein, aber Zerknirschtheit bewirkt keine Veränderung im Charakter und im Verhalten. Die Umkehr hingegen ist die Trauer der Sünde wegen, und diese geht mit Selbstverurteilung einher. Umkehr üben heißt, daß man sich völlig von der Sünde abwendet. Umkehr ist daher mehr als Reue, denn zur Umkehr gehört auch eine Wesensänderung.“ (Gospel Ideals, Salt Lake City, 1953, Seite 13.)

• Wie sieht die innere Einstellung eines Menschen aus, der wirklich umkehrwillig ist?

Zum Abschluß

Auftrag und Zitat

Fordern Sie die Jungen auf, heute damit zu beginnen, solche Ansichten und Verhaltensweisen abzulegen, die sie daran hindern, Fortschritt zu machen. Machen Sie ihnen Mut, die Last der Sünde abzuwerfen. Präsident Harold B. Lee hat einmal gesagt: „Wenn ich Sie frage, was wohl die schwerste Last ist, die der Mensch hier auf der Erde tragen kann, was würden Sie mir dann antworten? Die schwerste Last, die man hier auf der Erde tragen muß, ist die Last der Sünde.“ (Generalkonferenz, April 1973.)