Lehren der Präsidenten der Kirche
Hütet euch vor den bitteren Früchten des Abfalls vom Glauben


Kapitel 27

Hütet euch vor den bitteren Früchten des Abfalls vom Glauben

„In all euren Prüfungen, in Drangsal und Krankheit, in all euren Leiden, ja auch wenn ihr dem Tod nahe seid, achtet darauf, dass ihr Gott nicht die Treue brecht, … achtet darauf, dass ihr nicht vom Glauben abfallt.“

Aus dem Leben von Joseph Smith

In den Wochen vor und nach der Fertigstellung des Kirtland-Tempels im Frühjahr 1836 erlebten die Heiligen eine Zeit der Harmonie, in der die Gaben des Geistes in reichem Maß ausgeschüttet wurden. Aber der Prophet Joseph Smith warnte die Heiligen, dass ihre Freude und Einigkeit nicht andauern würden, wenn sie nicht weiterhin rechtschaffen lebten. Daniel Tyler hat über diese Zeit berichtet: „Jeder spürte, dass er den Himmel gekostet hatte. Ja, es gab einige Wochen, in denen wir nicht vom Teufel versucht wurden; und wir fragten uns, ob das Millennium angebrochen sei. Bei [einer Versammlung von Priestertumsträgern] sprach der Prophet Joseph zu uns. Unter anderem sagte er: ‚Brüder, eine Zeit lang hatte der Satan nun keine Macht, euch zu versuchen. Einige haben gedacht, es werde nun keine Versuchung mehr geben. Aber das Gegenteil wird eintreten; und wenn ihr euch dem Herrn nicht naht, werdet ihr überwunden werden und vom Glauben abfallen.‘“1

Im Lauf des Jahres breitete sich bei manchen Heiligen in Kirtland ein Geist des Abfalls aus. Einige Mitglieder wurden stolz, habgierig und ungehorsam gegenüber den Geboten. Einige machten die Führer der Kirche für wirtschaftliche Probleme verantwortlich, die durch den Misserfolg eines Finanzinstituts in Kirtland verursacht wurden, das von Mitgliedern gegründet worden war. Dieser Fehlschlag ereignete sich im Jahr 1837, im gleichen Jahr, als eine Bankpanik über die Vereinigten Staaten hinwegfegte, was die wirtschaftlichen Probleme der Heiligen noch verschlimmerte. Eine große Anzahl Mitglieder, zwei- bis dreihundert, fielen in Kirtland von der Kirche ab und schlossen sich teilweise mit denen zusammen, die gegen die Kirche vorgingen, um die Heiligen zu schikanieren und ihnen sogar Gewalt anzudrohen. Einige Abgefallene verkündeten öffentlich, der Prophet sei gefallen, und versuchten, andere Männer an seine Stelle setzen zu lassen. Schwester Eliza R. Snow erzählte: „Viele, die demütig und gläubig jede Pflicht erfüllt hatten, die bereit gewesen waren, auf jeden Ruf des Priestertums hin zu kommen oder zu gehen, wurden arrogant in ihrer Geisteshaltung und im Herzensstolz überheblich. Während die Heiligen die Liebe und den Geist der Welt begierig in sich aufnahmen, zog sich der Geist des Herrn aus ihrem Herzen zurück.“2

Über die Situation der Kirche im Mai 1837 klagte der Prophet: „Es schien, als ob alle Mächte der Erde und Hölle ihren Einfluss auf besondere Weise verbanden, um die Kirche mit einem Schlag zu vernichten. … Der Feind in der Ferne und die Abgefallenen in unserer Mitte, vereint in ihrem Vorgehen, … und viele wandten sich gegen mich, als ob ich der eigentliche Grund genau derjenigen Übel sei, gegen die ich doch so energisch kämpfte.“3

Trotz dieser Herausforderungen blieb die große Mehrheit der Führer und Mitglieder der Kirche glaubenstreu. Brigham Young, der in dieser unsicheren Zeit ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel war, erinnerte sich an eine Versammlung, in der einige Mitglieder der Kirche darüber sprachen, wie man den Propheten Joseph absetzen könne. „Ich stand auf und erklärte ihnen deutlich und mit allem Nachdruck, Joseph sei ein Prophet und das wisse ich; sie könnten gegen ihn lästern und ihn verleumden, so viel sie wollten, damit könnten sie dem Propheten Gottes seine Bestimmung noch lange nicht nehmen, sie könnten höchstens ihre eigene Vollmacht zunichte machen und das Band, das sie mit dem Propheten und mit Gott verbinde, zerschneiden und sich in die Hölle hinabstürzen. Viele waren äußerst wütend wegen meines entschiedenen Widerstands gegen ihre Pläne. …

Diese Versammlung wurde aufgelöst, ohne dass die Abgefallenen in der Lage waren, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen. Das war eine Krise, in der Erde und Hölle sich anscheinend verbündet hatten, um den Propheten und die Kirche Gottes zu vernichten. Selbst vielen der stärksten Männer in der Kirche schwankten die Knie. Während uns die Finsternis mit eisernem Griff umschloss, stand ich Joseph bei und setzte, mit aller Weisheit und Macht, die Gott mir verlieh, meine ganze Energie ein, um den Diener Gottes zu stützen und die Kollegien der Kirche zu vereinen.“4

Lehren von Joseph Smith

Das Vertrauen in die Führer der Kirche zu verlieren, sie zu kritisieren und die Pflichten, die Gott fordert, zu vernachlässigen, das führt zum Abfall vom Glauben

„Ich will euch einen der Schlüssel zu den Geheimnissen des Reiches geben. Es ist ein ewiger Grundsatz, der mit Gott von Ewigkeit her existiert hat: Wenn jemand aufsteht, um andere zu verurteilen, an der Kirche etwas auszusetzen und zu behaupten, sie sei abgewichen, er selbst aber sei rechtschaffen, dann könnt ihr mit Bestimmtheit wissen, dass der Betreffende sich auf dem Weg zum Abfall vom Glauben befindet; und wenn er nicht umkehrt, wird er abfallen, so wahr Gott lebt.“5

Heber C. Kimball berichtete einmal, als er Ratgeber von Präsident Brigham Young war: „Ich will euch einen Schlüssel geben, den Bruder Joseph Smith in Nauvoo oft benutzt hat. Er sagte, dass der erste Schritt zum Abfall mit dem Vertrauensverlust in die Führer der Kirche und des Reiches beginnt und dass ihr, wann immer ihr diesen Geist erkennt, wissen könnt, dass er denjenigen, der ihn besitzt, auf den Weg des Abfalls führt.“6

Wilford Woodruff sagte, als er im Kollegium der Zwölf Apostel diente: „Bruder Joseph riet uns oft auf diese Weise: ‚In dem Moment, in dem ihr euch zugesteht, eine Aufgabe, zu der Gott euch berufen hat, beiseite zu legen, um eure eigenen Wünsche zu befriedigen, in dem Moment, in dem ihr euch zugesteht, sorglos zu werden, legt ihr die Grundlage zum Abfall. Gebt Acht; versteht, dass ihr zu einer Arbeit berufen seid, und wenn Gott von euch verlangt, diese Arbeit zu tun, dann tut sie.‘ Noch etwas sagte er: „In all euren Prüfungen, in Drangsal und Krankheit, in all euren Leiden, ja auch wenn ihr dem Tod nahe seid, achtet darauf, dass ihr Gott nicht die Treue brecht, … achtet darauf, dass ihr nicht vom Glauben abfallt.‘“7

Wilford Woodruff sagte auch: „Ich erinnere mich, dass Bruder Joseph Smith mich, Bruder [John] Taylor, Bruder Brigham Young und einige andere Missionare besuchte, kurz bevor wir zu unserer Mission nach England aufbrachen. Viele von uns waren krank und geplagt. Zur gleichen Zeit aber fühlten wir, dass wir gehen sollten. Der Prophet segnete uns und auch unsere Frauen und Familien. … Er lehrte uns einige sehr wichtige Grundsätze, von denen ich einige hier aufzähle. Bruder Taylor, ich, George A. Smith, John E. Page und andere waren berufen worden, die Plätze derjenigen [Apostel] einzunehmen, die abgefallen waren. Bruder Joseph erläuterte uns die Gründe, warum diese Männer sich von den Geboten Gottes abgewandt hatten. Er hoffte, dass wir aus dem, was wir mit unseren Augen sahen und mit unseren Ohren hörten, Weisheit lernten und dass wir in der Lage wären, den Geist anderer Menschen zu erkennen, ohne gezwungen zu sein, aus trauriger Erfahrung zu lernen.

Er bemerkte dann, dass jeder Mann, jeder Älteste in dieser Kirche und diesem Reich, der einem Kurs folgte, bei dem er irgendein bekanntes Gesetz oder Gebot oder eine Pflicht ignorierte oder, mit anderen Worten, sich nicht daran halten wollte – wann immer ein Mann so etwas tat, eine Pflicht vernachlässigte, die Gott von ihm verlangte, wie die Versammlungen zu besuchen, eine Mission zu erfüllen oder einen Rat zu befolgen, dass er dann eine Grundlage legte, die ihn zum Abfall führte, und das sei der Grund gewesen, warum jene Männer gefallen waren. Sie hatten das Priestertum, das auf ihr Haupt gesiegelt war, missbraucht. Sie hatten es vernachlässigt, ihre Berufung als Apostel, als Älteste, groß zu machen. Sie hatten das Priestertum zu dem Versuch benutzt, sich selbst aufzubauen und nebenbei etwas anderes zu vollbringen als den Aufbau des Gottesreiches.“8

Im Jahr 1840 verblieb eine kleine, organisierte Gruppe von Mitgliedern der Kirche in Kirtland, Ohio, obwohl sich die meisten Heiligen in Nauvoo, Illinois, gesammelt hatten. Als Antwort auf die Nachricht, dass ein Mitglied der Kirche in Kirtland versuchte, das Vertrauen der Heiligen in die Erste Präsidentschaft und andere Autoritäten der Kirche zu zerstören, schrieb der Prophet an einen Führer der Kirche in Kirtland: „Um die Angelegenheiten des Reiches in Rechtschaffenheit zu regeln, ist es überaus wichtig, dass im Herzen eines jeden Bruders vollkommene Eintracht, gute Gefühle, Verständnis und Vertrauen vorherrschen; und ihr ganzes Vorgehen sollen von wahrer Nächstenliebe und Liebe füreinander geprägt sein. Wenn lieblose Gefühle oder Mangel an Vertrauen vorherrschen, werden bald Stolz, Arroganz und Neid zutage treten; dann ist Verwirrung unvermeidbar und die Autoritäten der Kirche werden nicht mehr beachtet. …

Wenn die Heiligen in Kirtland mich als ihrer Gebete unwürdig betrachten, wenn sie sich versammeln, und es vernachlässigen, mich dem Thron der himmlischen Gnade zu empfehlen, ist das ein starker und überzeugender Beweis, dass sie nicht den Geist Gottes in sich haben. Wenn die Offenbarungen, die wir empfangen haben, wahr sind, wer soll dann das Volk führen? Wenn mir die Schlüssel des Reiches in die Hände gegeben wurden, wer soll damit dessen Geheimnisse öffnen?

Solange meine Brüder zu mir stehen und mich ermutigen, kann ich gegen die Vorurteile der Welt ankämpfen und den Spott und die Misshandlung freudig ertragen, aber wenn meine Brüder sich von mir distanzieren, wenn sie anfangen, schwach zu werden, und danach trachten, meinen Fortschritt und mein Vorhaben aufzuhalten, dann empfinde ich Trauer, aber ich bin trotzdem fest entschlossen, meine Aufgabe auszuführen, denn ich bin sicher, dass, auch wenn meine irdischen Freunde mich im Stich lassen und sich sogar gegen mich wenden, mein himmlischer Vater mich am Ende siegen lassen wird.

Ich hoffe jedoch, dass es sogar in Kirtland einige gibt, die einen Mann nicht als Verbrecher verleumden [siehe Jesaja 29:21], sondern bereit sind, sich als Verteidiger der Rechtschaffenheit und der Wahrheit hinzustellen und jeder Pflicht nachzukommen, die ihnen auferlegt ist; und die die Weisheit besitzen, sich gegen jede Bewegung, gegen jeden Einfluss zu stellen, der Verwirrung oder Unfrieden in das Lager Israel bringen soll, und zwischen dem Geist der Wahrheit und dem Geist des Irrtums zu unterscheiden.

Es wäre mir eine innere Befriedigung, die Heiligen in Kirtland aufblühen zu sehen, aber ich glaube, die Zeit ist noch nicht da; und ich versichere euch, dass sie niemals kommen wird, bevor nicht eine andere Ordnung errichtet ist und ein anderer Geist offenbar wird. Wenn das Vertrauen wiederhergestellt ist, wenn der Stolz untergeht und jedes geltungsbedürftige Gemüt in Demut eingehüllt ist wie in ein Gewand, und wenn die Selbstsucht der Güte und der Nächstenliebe Platz gemacht hat, und wenn man beobachten kann, dass alle gemeinsam entschlossen sind, nach jedem Wort zu leben, das aus dem Mund des Herrn kommt, dann, und erst dann, können Friede, Ordnung und Liebe sich durchsetzen.

Dass Kirtland aufgegeben wurde, ist geltungsbedürftigen Männern zuzuschreiben. Wie oft wurde euer demütiger Diener von solchen Charakteren um sein Amt beneidet, die auf seine Kosten an Macht gelangen wollten und sich, als sie sahen, dass dies nicht möglich war, auf üble Nachrede und Beschimpfung verlegten, um seinen Sturz zu bewerkstelligen. Solche Charaktere waren schon immer die Ersten, die gegen die Präsidentschaft wetterten und deren Fehler und Schwächen in alle vier Winde verbreiteten.“9

Wer abfällt, verliert den Geist Gottes, bricht seine Bündnisse und verfolgt oft die Mitglieder der Kirche

„So seltsam es in der ersten Überlegung auch erscheinen mag, so ist es doch nicht so sehr seltsam als wahr, dass Abtrünnige trotz aller vorgeblichen Entschlossenheit, rechtschaffen zu leben, früher oder später in die Fallstricke des Bösen geraten, nachdem sie sich vom Glauben an Christus abgewandt haben und sofern sie nicht eilends umkehren; dann sind sie vom Geist Gottes verlassen und tun ihre Schlechtigkeit vor der großen Masse kund. Von den Abtrünnigen haben die Getreuen die schlimmsten Verfolgungen erfahren. Judas wurde zurechtgewiesen, und schon verriet er seinen Herrn an dessen Feinde, weil der Satan in ihn kam.

Denen, die das Evangelium mit voller Herzensabsicht befolgen, wird eine überragende Intelligenz verliehen, und wenn der Abtrünnige dagegen sündigt, so hat er sie eingebüßt und ist vom Geist Gottes verlassen, und er ist fürwahr nahe daran, verflucht zu werden, und sein Ende ist, dass er verbrannt werden wird. Wenn ihnen einmal das Licht, das in ihnen war, weggenommen wird, dann wird es in ihnen ebenso finster, wie es vorher licht in ihnen war, und es wundert einen nicht, wenn sie alle ihre Kraft gegen die Wahrheit aufbieten und, wie Judas, nach der Vernichtung derer trachten, die ihre größten Wohltäter gewesen sind.

„Welchen engeren Freund auf Erden oder im Himmel hatte Judas als den Erretter? Und sein erstes Ziel war es, ihn zu vernichten. Wer von allen Heiligen in diesen Letzten Tagen könnte sich für so gut halten wie den Herrn? Wer ist so vollkommen? Wer ist so rein? Wer ist so heilig, wie er es war? Kann man so jemand finden? Er übertrat niemals, brach nie ein Gebot oder Gesetz des Himmels – keine Arglist war in seinem Mund, und Falschheit war in seinem Herzen nicht zu finden. Und doch war einer, der mit ihm aß, der oft mit ihm aus demselben Becher getrunken hatte, der Erste, der seine Ferse gegen ihn hob. Wo ist einer wie Christus? Auf Erden wird man keinen finden. Warum sollten dann seine Nachfolger klagen, wenn sie von denjenigen, die sie einst Brüder nannten und als im immerwährenden Bund in engster Beziehung stehend betrachteten, Verfolgung erleiden?

Aus welcher Quelle stammt denn der Grundsatz, der sich schon immer bei denen, die von der wahren Kirche abgefallen sind, geäußert hat, nämlich mit doppeltem Eifer zu verfolgen, mit doppelter Beharrlichkeit danach zu trachten, diejenigen zu vernichten, die sie einstmals zu lieben vorgaben, mit denen sie einst verkehrten, und mit denen zusammen sie einst gelobt hatten, sie würden mit aller Kraft in Rechtschaffenheit danach streben, die Ruhe Gottes zu erlangen? Unsere Brüder werden vielleicht sagen, aus der gleichen Quelle, die auch den Satan veranlasst hat, das Reich Gottes umstürzen zu wollen; denn er selbst war böse, und das Reich Gottes ist heilig.“10

„In jedem Zeitalter der Kirche hat es Menschen gegeben, die sich den Grundsätzen der Tugend entgegengestellt haben, die den Gewinn der gegenwärtigen Welt geliebt haben, die nach den Grundsätzen des Unrechts gehandelt haben und Feinde der Wahrheit gewesen sind. … Diejenigen, die mit uns zusammen waren und die größten Freundschaftsbekenntnisse abgelegt haben, waren oft unsere ärgsten Gegner und entschlossensten Feinde; wenn sie unbeliebt wurden, wenn ihre Interessen oder ihre Würde verletzt wurden oder wenn sie beim Übeltun ertappt wurden, waren sie immer die Ersten, die das Werk der Verfolgung begannen, ihre Brüder verleumdeten und verunglimpften und nach dem Niedergang und der Vernichtung ihrer Freunde trachteten.“11

„Abtrünnige ‚Mormonen‘-Abweichler ziehen durch die Welt und verbreiten verschiedene üble und verleumderische Berichte über uns und erhoffen, sich hiermit die Freundschaft der Welt zu sichern, weil sie wissen, dass wir nicht von der Welt sind und dass die Welt uns hasst; deshalb benutzen sie [die Welt] diese Gesellen [die Abweichler] als Werkzeuge; und sie versuchen, uns mit ihrer Hilfe so viele Verletzungen wie möglich zuzufügen, und danach hassen sie diese mehr als uns, weil sie sie für niederträchtige Verräter und Schmeichler halten.“12

Wilford Woodruff berichtete: „Ich nahm [am 19. Januar 1837] an einer Versammlung im Tempel teil. „Ich nahm [am 19. Februar 1837] an einer Versammlung im [Kirtland-]Tempel teil. Präsident Joseph Smith war in geschäftlichen Angelegenheiten für die Kirche unterwegs, aber er war nicht halb so lange weg wie damals Mose von Israel weg war, als er auf dem Berg war [siehe Exodus 32:1-8]; und auch wenn sie sich kein Kalb zum Anbeten machten wie damals die Israeliten, so wandten doch viele in Kirtland ihr Herz ab vom Herrn und von seinem Diener Joseph und ließen sich auf Mutmaßungen ein und gaben falschen Geistern Raum, bis ihr Sinn verfinstert war; und viele wandten sich gegen Joseph Smith und einige wollten David Whitmer ernennen, die Kirche an seiner statt zu führen. Mitten in dieser Wolke finsterer Geister kam Joseph nach Kirtland zurück und stellte sich an diesem Morgen ans Pult. Er schien sehr bedrückt zu sein; aber bald ruhte der Geist Gottes auf ihm. Er sprach zu den Versammelten ungefähr drei Stunden lang in aller Offenheit und brachte seine Gegner zum Schweigen.

Als er aufstand, sagte er: ‚Ich bin immer noch der Präsident, Prophet, Seher, Offenbarer und Führer der Kirche Jesu Christi. Gott, und kein Mensch, hat mich erwählt und an diese Stelle gesetzt, und kein Mensch oder keine Gruppe von Menschen hat die Macht, mich zu entlassen oder gar einen anderen an meiner Statt zu bestimmen; und wer dies versucht, wird sich, wenn er nicht eilends umkehrt, die Finger verbrennen und zur Hölle fahren.‘ Er wies die Leute wegen ihrer Sünden, ihrer Blindheit und ihres Unglaubens aufs Schärfste zurecht; die Macht Gottes ruhte auf ihm und gab Zeugnis, dass er die Wahrheit sprach.“13

Wilford Woodruff berichtete: „Präsident Smith sprach am Nachmittag [des 9. April 1837] und sagte im Namen des Herrn, dass das Gericht Gottes auf den Männern ruhte, die behauptet hatten, sie seien seine Freunde, Freunde der Menschlichkeit und Freunde beim Aufbau Kirtlands, einem Pfahl in Zion, sich aber dann als Verräter an ihm und an den Interessen des Reiches Gottes entpuppt und unseren Feinden Macht in die Hände gelegt hatten. Sie hatten die armen Heiligen unterdrückt und ihnen Leid zugefügt und das Bündnis gebrochen, wofür sie den Zorn Gottes erfahren werden.“14

Daniel Tyler erzählte: „Bald nachdem der Prophet vom Gefängnis in Missouri in Commerce (später Nauvoo) angekommen war, besuchten Bruder Isaac Behunin und ich ihn in seinem Haus. Das Hauptthema der Unterhaltung waren die Verfolgungen, die er erlitten hatte. Er wiederholte viele falsche und widersprüchliche Behauptungen von Abgefallenen, ängstlichen Mitgliedern der Kirche und Außenstehenden. Er erzählte uns auch, dass die meisten Beamten, die ihm gern das Leben genommen hätten, als er festgenommen wurde, ihm wohlgesonnen waren, nachdem sie seine Bekanntschaft gemacht hatten. Hierfür machte er falsche Brüder verantwortlich. …

Als der Prophet mit seinen Erzählungen darüber, wie er behandelt worden war, zu Ende gekommen war, bemerkte Bruder Behunin: ‚Wenn ich die Kirche einmal verlassen sollte, würde ich nicht tun, was diese Männer getan haben: Ich würde mich an irgendeinem abgelegenen Ort niederlassen, wo man zuvor nichts vom Mormonismus gehört hat, und keiner würde jemals erfahren, dass ich etwas darüber weiß.‘

Der große Seher antwortete umgehend: ‚Bruder Behunin, Sie wissen nicht, was Sie tun würden. Ohne Zweifel dachten diese Männer einst wie Sie. Bevor Sie sich der Kirche anschlossen, standen Sie auf neutralem Boden. Als Ihnen das Evangelium gelehrt wurde, wurden Ihnen Gut und Böse präsentiert. Sie konnten eins oder keins wählen. Es gab zwei gegensätzliche Herren, die Sie einluden, ihnen zu dienen. Als Sie sich dieser Kirche anschlossen, meldeten Sie sich dafür, Gott zu dienen. Damit verließen Sie den neutralen Boden und Sie können niemals dahin zurückkehren. Sollten Sie jemals den Herrn verlassen, dem zu dienen Sie sich verpflichtet haben, wird das auf Betreiben des Bösen geschehen und damit folgen Sie seinem Diktat und werden sein Diener.‘“15

Wenn wir den Propheten und Aposteln und den Offenbarungen der Kirche folgen, werden wir nicht in die Irre geführt

Orson Hyde, ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf, berichtete: „Joseph der Prophet … sagte: ‚Brüder, denkt daran, dass die Mehrheit dieser Menschen nie vom rechten Weg abkommen wird; solange ihr also bei der Mehrheit bleibt, gelangt ihr mit Sicherheit ins celestiale Reich.‘“16

William G. Nelson berichtete: „Ich habe den Propheten bei vielen Anlässen öffentlich sprechen hören. In einer Versammlung hörte ich ihn sagen: ‚Ich gebe euch einen Schlüssel, der niemals rostet: Wenn ihr euch an die Mehrheit der Zwölf Apostel und an die Aufzeichnungen der Kirche haltet, werdet ihr niemals in die Irre geführt.‘ Die Geschichte der Kirche hat die Wahrheit dieser Aussage bestätigt.“17

Esra T. Clark erinnerte sich: „Ich hörte den Propheten Joseph sagen, er wolle den Heiligen einen Schlüssel geben, wodurch sie niemals verleitet oder getäuscht würden, und dieser Schlüssel war: Der Herr würde niemals zulassen, dass der größere Teil seines Volkes von Betrügern verleitet oder getäuscht würde, und auch nicht, dass die Berichte dieser Kirche den Feinden in die Hände fallen würden.“18

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite VII–XIII.

  • Gehen Sie noch einmal den Bericht auf Seite 349ff. durch. Was denken Sie, warum ein Mensch sich so schnell von Rechtschaffenheit zum Abfall vom Glauben wenden kann? Welche Einflüsse bewirken heutzutage, dass jemand vom Glauben abfällt? Was können wir tun, um uns gegen solche Einflüsse zu schützen?

  • Welche Gefahren birgt es, wenn wir das Vertrauen in die Führer der Kirche verlieren und sie kritisieren? (Beispiele finden Sie auf Seite 352ff.) Was können wir tun, um uns den Respekt und die Dankbarkeit für unsere Führungsbeamten zu bewahren? Wie können Eltern ihre Kinder dazu anhalten, die Führer der Kirche zu respektieren?

  • Der Prophet lehrte: „‚In dem Moment, in dem ihr euch zugesteht, eine Aufgabe, zu der Gott euch berufen hat, beiseite zu legen, um eure eigenen Wünsche zu befriedigen, … legt ihr die Grundlage zum Abfall.“ (Seite 352.) Was bedeutet diese Aussage für Sie? Was bedeutet Ihnen dieser Rat?

  • Lesen Sie die Geschichte, die Daniel Tyler erzählt hat (Seite 359). Was denken Sie, warum diejenigen, die von der Kirche abgefallen sind, oft so erbittert gegen sie kämpfen? (Beispiele finden Sie auf Seite 355-359.) Wie sollte man wohl auf die Worte und Taten solcher Menschen reagieren?

  • Lesen Sie die ersten drei Abschnitte des Kapitels (Seite 360f.). Warum ist es für uns wichtig, diesen von Joseph Smith gegebenen „Schlüssel“ zu verstehen und zu nutzen?

Einschlägige Schriftstellen: 1 Nephi 8:10-33; Helaman 3:33-35; LuB 82:3,21; 121:11-22

Anmerkungen

  1. Daniel Tyler, „Incidents of Experience“, aus Scraps of Biography, 1883, Seite 32f.

  2. Eliza R. Snow, Biography and Family Record of Lorenzo Snow, 1884, Seite 20

  3. History of the Church, 2:487f., aus „History of the Church“ (Manuskript), Band B-1, Seite 761, Archiv der Kirche

  4. Brigham Young, im Büro des Geschichtsschreibers, Manuscript History of Brigham Young,, 1844–1846, Band 1, Seite 16, Archiv der Kirche

  5. History of the Church, 3:385; aus einer Rede von Joseph Smith am 2. Juli 1839 in Montrose, Iowa; aufgezeichnet von Wilford Woodruff und Willard Richards

  6. Heber C. Kimball, Deseret News, 2. April 1856, Seite 26

  7. Wilford Woodruff, Deseret News, 22. Dezember 1880, Seite 738

  8. Wilford Woodruff, Deseret News: Semi-Weekly, 7. September 1880, Seite 1; Absatzeinteilung geändert

  9. History of the Church, 4:165f; aus einem Brief von Joseph Smith an Oliver Granger, Juli 1840, Nauvoo, Illinois

  10. History of the Church, 2:23; aus „The Elders of the Church in Kirtland, to Their Brethren Abroad“; Absatzeinteilung geändert; 22. Januar 1834, veröffentlicht im Evening and Morning Star, April 1834, Seite 152

  11. „John C. Bennett“, Leitartikel in Times and Seasons, 1. August 1842, Seite 868; Joseph Smith war der Herausgeber der Zeitschrift

  12. History of the Church, 3:230; erste und zweite Wortgruppe in Klammern aus dem Original; aus einem Brief von Joseph Smith an die Mitglieder der Kirche im Kreis Caldwell, Missouri, 16. Dezember 1838, Gefängnis in Liberty, Missouri

  13. Wilford Woodruff, Bericht über eine Rede, die Joseph Smith am 19. Februar 1837 in Kirtland, Ohio, gehalten hat; „History of Wilford Woodruff“, Deseret News, 14. Juli 1858, Seite 85; Absatzeinteilung geändert

  14. Wilford Woodruff, Bericht über eine Rede, die Joseph Smith am 9. April 1837 in Kirtland, Ohio, gehalten hat; „History of Wilford Woodruff“, Deseret News, 14. Juli 1858, Seite 86

  15. Daniel Tyler, in „Recollections of the Prophet Joseph Smith“, Juvenile Instructor, 15. August 1892, Seite 491f.

  16. Orson Hyde, Deseret News: Semi-Weekly, 21. Juni 1870, Seite 3

  17. William G. Nelson, in „Joseph Smith, the Prophet“, Young Woman’s Journal, Dezember 1906, Seite 543; Absatzeinteilung geändert

  18. Ezra T. Clark, „The Testimony of Ezra T. Clark“, 24. Juli 1901, Farmington, Utah; in Heber Don Carlos Clark, Papers, ca. 1901–1974, maschinengeschriebenes Manuskript, Archiv der Kirche