Lehren der Präsidenten der Kirche
Die geistigen Gaben des Heilens, der Zungenrede, der Prophezeihung und der Unterscheidung der Geister


Kapitel 33

Die geistigen Gaben des Heilens, der Zungenrede, der Prophezeihung und der Unterscheidung der Geister

„Niemand kann ein geistlicher Diener Jesu Christi sein, außer er hat das Zeugnis von Jesus, und das ist der Geist der Prophezeiung.“

Aus dem Leben von Joseph Smith

Nachdem die Heiligen für kurze Zeit Zuflucht in Quincy, Illinois, gefunden hatten, machten sie sich Anfang 1839 auf den Weg und zogen in die ungefähr 80 km nördlich liegende Siedlung Commerce in Illinois. Nachdem der Prophet aus seiner Gefangenschaft in Missouri entkommen war, machte er sich daran, Grundstücke in und um Commerce zu kaufen als Sammelplätze für die Tausenden, die aus Missouri geflohen waren und jetzt einen Ort brauchten, um ihr Leben wieder aufzubauen. Bis Juli 1839 lagerten hunderte Heilige in Zelten und Wagen auf der Ostseite des Mississippi in Commerce und andere hatten Schutz in verlassenen Militärbaracken auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses in Montrose, Iowa, gefunden. In dieser neuen Heimat arbeiteten die Heiligen daran, das sumpfige Land in der Nähe des Flusses zu räumen und trockenzulegen. Viele Mitglieder wurden von Moskitos gestochen und erkrankten schwer an Malaria und anderen Leiden. Einige Heilige starben, andere waren dem Tod nahe. Joseph und Emma Smith nahmen so viele zur Pflege in ihr Blockhaus auf, dass der Prophet sein Bett hergab und draußen in einem Zelt schlief.

Am 22. Juli, als so viele unter der Krankheit litten, wurden die Heiligen Zeugen davon, was Elder Wilford Woodruff „einen Tag der Macht Gottes“1 nannte. An jenem Morgen stand der Prophet auf, rief den Herrn im Gebet an, und erfüllt vom Geist des Herrn segnete er die Kranken in seinem Haus, vor dem Haus und unten am Fluss. Er überquerte den Fluss und besuchte das Haus von Brigham Young in Montrose, um ihm einen heilenden Segen zu geben. In Begleitung von Sidney Rigdon, Brigham Young und anderen Mitgliedern der Zwölf setzte er dann seine Gnadenmission bei den anderen Heiligen in Iowa fort. Elder Woodruff erinnerte sich an eine der bemerkenswertesten Heilungen jenes Tages:

„Wir überquerten den Hauptplatz und betraten Bruder [Elijah] Fordhams Haus. Bruder Fordham lag seit einer Stunde im Sterben, und wir erwarteten jeden Augenblick seinen Tod. Ich spürte, wie die Macht Gottes den Propheten erfüllte. Als wir das Haus betraten, ging Bruder Joseph auf Bruder Fordham zu und fasste ihn an der rechten Hand. … Er bemerkte den glasigen Blick in Bruder Fordhams Augen und sah, dass er nicht sprechen konnte und ohne Bewusstsein war.

Nachdem er seine Hand ergriffen hatte, blickte [der Prophet] dem Sterbenden ins Gesicht und fragte: ‚Bruder Fordham, erkennst du mich nicht?‘ Zuerst gab er keine Antwort, aber wir konnten alle die Auswirkung des Geistes Gottes sehen, der auf ihm ruhte.

[Joseph] fragte wieder: ‚Elija, erkennst du mich nicht?‘ Mit einem leisen Flüstern antwortete Bruder Fordham: „Doch!“ Dann fragte der Prophet: ‚Hast du nicht den Glauben, geheilt zu werden?‘

Die Antwort war nun ein wenig klarer zu verstehen: ‚Ich fürchte, es ist zu spät. Wärst du früher gekommen, wäre es vielleicht möglich gewesen.‘ Er machte den Eindruck, als erwachte er aus dem Schlaf. Es war der Schlaf des Todes. Da fragte Joseph: ‚Glaubst du, dass Jesus der Messias ist?‘ ‚Ja, Bruder Joseph‘, war die Antwort.

Dann sprach der Prophet Gottes mit lauter Stimme, wie mit der Erhabenheit der Gottheit: ‚Elijah, ich gebiete dir im Namen Jesu von Nazaret, steh auf und sei geheilt!‘

Die Worte des Propheten waren nicht wie die Worte eines Menschen, sondern wie die Stimme Gottes. Es kam mir so vor, als ob das ganze Haus bebte. Elijah Fordham sprang aus dem Bett wie einer, der vom Tod auferstanden ist. Sein Gesicht nahm eine gesunde Farbe an, und in allem, was er tat, war Leben. [Mais-mehl-] Umschläge waren um seine Füße gewickelt. Er schüttelte sie ab, wobei er den Inhalt verstreute. Dann bat er um seine Kleider und zog sich an. Er bat um eine Schüssel Milch und Brot und aß sie leer. Dann setzte er seinen Hut auf und folgte uns auf die Straße, um andere Kranke zu besuchen.“2

Während einer Zeit schlimmster Not erlebten die Heiligen eine Ausschüttung der Gabe der Heilung durch die Hand des Propheten.

Lehren von Joseph Smith

Die Kranken können durch Glauben und die Ausübung der Priestertumsvollmacht geheilt werden, gemäß dem Willen Gottes

„Was ist nun das Zeichen der Krankenheilung? Das Händeauflegen ist das von Jakobus erwähnte Zeichen und der vom Herrn befohlene Brauch der Heiligen in alter Zeit, und wir können die Segnungen auf keine andere Weise erlangen, als dass wir dem Weg folgen, den der Herr uns vorgezeichnet hat [siehe Jakobus 5:14,15].“3

Im Juli 1839, als die Heiligen gerade nach Commerce, Illinois, gezogen waren und viele von ihnen krank waren, notierte Joseph Smith: „Krankheit machte sich unter den Brüdern und auch unter den anderen Einwohnern hier breit, sodass diese und auch die folgenden Wochen allgemein damit zugebracht wurden, die Kranken zu besuchen und sie zu segnen. Einige hatten genügend Glauben und wurden geheilt, andere nicht. …

Sonntag, 28. – Versammlung wie gewöhnlich abgehalten. … Ich habe gesprochen und die Mitglieder einzeln aufgefordert, ihr Haus in Ordnung zu bringen, die Innenseite der Schale zu reinigen, und dann am nächsten Sabbat wieder zusammenzukommen und vom Abendmahl zu nehmen, damit wir durch unseren Gehorsam gegenüber den Verordnungen befähigt werden mögen, mit Gott gegen den Zerstörer zu obsiegen und damit die Kranken geheilt werden mögen. Die ganze Woche hauptsächlich bei den Kranken verbracht, die im Allgemeinen wieder zu Kräften kommen und ihre Gesundheit wiedererlangen.“4

„Viele Rechtschaffene werden Krankheiten, Seuchen usw. zum Opfer fallen, und zwar infolge der Schwachheit des Fleisches, sie werden aber dennoch im Reich Gottes errettet werden. So ist es also ein unheiliges Prinzip, wenn jemand sagt, der und jener habe übertreten, denn er sei ja ein Opfer von Krankheit oder Tod geworden. Alles Fleisch ist dem Tod unterworfen, und der Erretter hat gesagt: ‚Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!‘ [Matthäus 7:1.]“5

Der Zweck der Gabe der Zungenrede ist, andere das Evangelium zu lehren

Der Prophet sprach 1834 bei einer Konferenz der Ältesten: „Joseph erklärte dann die Gabe der Zungenrede: Sie sei insbesondere zum Predigen des Evangeliums in anderen Nationen und Sprachen eingeführt worden, aber nicht für die Leitung der Kirche.“6

„Was die Gabe der Zungenrede betrifft, so können wir nur sagen, dass wir sie hiesigenorts so empfangen haben wie die Alten; wir möchten aber, dass Ihr vorsichtig seid, damit Ihr nicht getäuscht werdet. … Der Satan wird Euch wegen der Gabe der Zungenrede zweifellos bedrängen, wenn Ihr nicht vorsichtig seid; Ihr könnt gar nicht genug auf ihn achten und könnt gar nicht genug beten. Möge der Herr Euch Weisheit schenken in allen Dingen.“7

„[Bei einer Versammlung am 26. Dezember 1841] las ich aus dem ersten Korintherbrief das 13. und einen Teil des 14. Kapitels vor und sagte, die Gabe der Zungenrede sei in der Kirche notwendig, … die Gabe der Zungenrede aufgrund der Macht des Heiligen Geistes dient in der Kirche dem Nutzen der Knechte Gottes, sodass sie den Ungläubigen predigen können, wie es damals zu Pfingsten geschehen ist.“8

„Die Zungenrede wurde gegeben, um das Predigen unter denen zu ermöglichen, deren Sprache man nicht versteht – wie damals zu Pfingsten usw. –, und es ist nicht notwendig, dass die Kirche besonders in der Zungenrede unterrichtet wird; denn jeder, der den Heiligen Geist hat, kann das, was von Gott ist, in seiner eigenen Sprache ebenso reden wie in einer anderen; denn der Glaube kommt nicht durch Zeichen, sondern indem man das Wort Gottes hört.“9

„Seid nicht so erpicht auf die Zungenrede, und sprecht nicht in Zungen, wenn keiner da ist, der es auslegen kann! Der eigentliche Zweck der Zungenrede besteht ja darin, zu Fremden zu sprechen, und wenn jemand besonders darauf aus ist, seine Intelligenz zur Schau zu stellen, so soll er das in seiner eigenen Sprache tun. Die Gaben Gottes sind alle sehr nützlich an ihrem Platz, wenn sie aber für etwas angewandt werden, was nicht im Sinn Gottes ist, werden sie sich als schädlich, als ein Fallstrick und Fluch und nicht als ein Segen erweisen.“10

„Wir hatten auch Brüder und Schwestern, die eine falsche Gabe der Zungenrede hatten; sie sprachen mit murmelnder, unnatürlicher Stimme und ihr Körper war verrenkt … ; wohingegen es im Geist Gottes nichts Unnatürliches gibt.“11

„Gebraucht nicht die Zungenrede, wenn ihr sie nicht versteht oder ohne Übersetzung. Der Teufel kann in Zungen reden; der Widersacher kommt mit seinem Werk; er kann Menschen aller Klassen versuchen, er kann Englisch oder Kauderwelsch reden. Niemand sollt ihr Zungenrede gebrauchen lassen, wenn er nicht übersetzt, ausgenommen mit Zustimmung dessen, der eingesetzt ist zu präsidieren; dann kann er alles erkennen oder übersetzen, oder ein anderer kann es tun.“12

„Wenn ihr etwas kundzutun habt, so soll das in eurer Muttersprache geschehen. Gebt euch nicht zu sehr damit ab, die Gabe der Zungenrede zu gebrauchen, sonst wird der Teufel die Unschuldigen und Arglosen übervorteilen. Ihr mögt zu eurem eigenen Trost in Zungen reden, aber ich möchte es zu einer Regel machen: Wenn etwas mit der Gabe der Zungenrede gelehrt wird, so soll es nicht als Lehrsatz angenommen werden.“13

Obwohl nur ein Mensch als Prophet der Kirche spricht, so befähigt doch der Geist der Prophezeiung alle, von Jesus Christus Zeugnis zu geben

„Niemand ist ein geistlicher Diener Jesu Christi, ohne auch ein Prophet zu sein. Niemand kann ein geistlicher Diener Jesu Christi sein, außer er hat das Zeugnis von Jesus, und das ist der Geist der Prophezeiung [siehe Offenbarung 19:10].“14

„Johannes der Offenbarer sagt, dass das Zeugnis von Jesus der Geist der Prophezeiung ist [siehe Offenbarung 19:10]. Wenn also jemand das Zeugnis von Jesus hat, hat er dann nicht den Geist der Prophezeiung? Und wenn er den Geist der Prophezeiung hat, frage ich, ist er dann nicht ein Prophet? Und wenn er ein Prophet ist, wird er dann nicht Offenbarung empfangen? Und jeder, der nicht für sich selbst Offenbarung empfängt, muss verdammt werden, denn das Zeugnis von Jesus ist der Geist der Prophezeiung. Denn Christus sagt, bittet und ihr werdet empfangen; und wenn er etwas empfängt, wird das dann nicht eine Offenbarung sein? Und wenn jemand nicht das Zeugnis von Jesus oder vom Geist Gottes hat, gehört er nicht zu den seinen, nämlich Christi. Und wenn er nicht sein ist, muss er verdammt sein.“15

Ein Besucher in Nauvoo zeichnete auf, dass Joseph Smith während eines Gesprächs das Folgende sagte: „Der Prophet Joseph [sagte, dass] …jemand von Jesus Zeugnis geben muss, um ein geistlicher Diener Jesu zu sein; und um von Jesus Zeugnis zu geben, muss man den Geist der Prophezeiung haben; denn gemäß der Aussage des Johannes ist das Zeugnis von Jesus der Geist der Prophezeiung.

Wenn jemand behaupten würde, ein geistlicher Diener Jesu zu sein und hat nicht den Geist der Prophezeiung, dann muss er ein falscher Zeuge sein, denn er ist nicht im Besitz derjenigen Gabe, die ihn zu diesem Amt befähigt; und der Unterschied zwischen [Joseph Smith] und den Geistlichen dieser Generation ist, dass er beansprucht, im Besitz jenes Geistes der Prophezeiung zu sein, welcher ihn dazu befähigt, von Jesus und dem Evangelium der Errettung Zeugnis zu geben; und die Geistlichen leugnen jenen Geist, ja den Geist der Prophezeiung, welcher alleine sie ja zu wahren Zeugen des Herrn Jesu Christi machen könnte, und beanspruchen doch, wahre geistliche Diener der Errettung zu sein.“16

„Der Glaube kommt, indem man das Wort Gottes hört, durch das Zeugnis der Knechte Gottes, und dieses Zeugnis geht immer mit dem Geist der Prophezeiung und Offenbarung einher.“17

Die Gabe, Geister zu unterscheiden, ermöglicht den Glaubenstreuen, den Einfluss von guten und schlechten Geistern auseinanderzuhalten.

In den frühen Tagen der wiederhergestellten Kirche handelten die Mitglieder der Kirche wie auch die Mitglieder anderer religiöser Gruppen bisweilen unter dem Einfluss böser oder falscher Geister, während sie annahmen, unter dem Einfluss des Heiligen Geistes zu stehen. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Vorkommnisse, die sich vor kurzem in unseren Reihen zugetragen haben, machen es mir zur unabwendbaren Pflicht, etwas in Bezug auf die Geister zu sagen, von denen die Menschen zum Handeln bewegt werden.

Aus den Schriften der Apostel [im Neuen Testament] geht klar hervor, dass es zu ihrer Zeit viele falsche Geister gegeben hat, die ‚in die Welt hinausgezogen‘ sind. Es bedarf einer Intelligenz, die Gott allein gewähren kann, um falsche Geister zu entlarven und festzustellen, welche Geister von Gott sind [siehe 1 Johannes 4:1-4]. Die Welt im Allgemeinen ist bezüglich dieser einen Sache höchst unwissend – und warum sollte es auch anders sein? Denn es ‚erkennt auch keiner Gott – nur der Geist Gottes‘ [siehe 1 Korinther 2:11]. …

Es scheint, dass es zu allen Zeiten in dieser Angelegenheit an der nötigen Intelligenz gefehlt hat. Zu allen Zeiten haben sich Geister aller Art kundgetan, fast unter allen Völkern. … Alle haben ihre Geister, alle haben eine übernatürliche Macht, und alle behaupten, ihre Geister seien von Gott. Wer soll das Geheimnis lösen? ‚Prüft die Geister‘, sagt Johannes [1 Johannes 4:1]; aber wer soll es tun? Die Gelehrten, die Beredten, die Philosophen, die Weisen, die Theologen? … Wer kann die verborgenen Geheimnisse der falschen Geister ans Tageslicht ziehen und aufdecken, die sich so häufig unter den Heiligen der Letzten Tage bemerkbar machen? Wir antworten: Niemand kann das ohne das Priestertum tun und ohne dass er die Gesetze kennt, denen die Geister unterworfen sind; denn so wie ‚keiner Gott erkennt, nur der Geist Gottes‘, erkennt auch niemand den Geist des Teufels mit seiner Macht und seinem Einfluss, außer er besitze eine über das Maß des Menschen hinausgehende Intelligenz und habe mittels des Priestertums die geheimnisvollen Machenschaften des Teufels durchschaut. …

Man muss die Fähigkeit haben, Geister zu erkennen, ehe man diesen höllischen Einfluss ans Tageslicht ziehen und ihn vor der Welt in all seiner seelenvernichtenden, teuflischen und grässlichen Schattierung bloßstellen kann. Nichts kann nämlich den Menschenkindern mehr schaden, als dass sie unter dem Einfluss eines falschen Geistes stehen, dabei aber meinen, sie hätten den Geist Gottes. Tausende haben solche schreckliche Macht und tödliche Wirkung verspürt. …

Wie schon bemerkt, liegt die Schwierigkeit hauptsächlich darin, dass das Wesen der Geister unbekannt ist: man kennt nicht die Gesetze, denen sie unterworfen sind, nicht die Zeichen, an denen man sie erkennen kann. Wenn man den Geist Gottes braucht, um das, was von Gott ist, erkennen zu können, und wenn der Geist des Teufels nur mit dem gleichen Mittel entlarvt werden kann, dann lässt sich daraus nur ein einziger logischer Schluss ziehen: Ohne eine Mitteilung oder Offenbarung von Gott, wodurch das Wirken eines solchen Geistes enthüllt wird, muss der Mensch auf ewig über diese Prinzipien in Unkenntnis bleiben. Ich behaupte nämlich, wenn ein einziger Mensch das nicht verstehen kann außer durch den Geist Gottes, so können es zehntausend Menschen erst recht nicht; gleichermaßen entzieht es sich der Klugheit der Gelehrten, der Sprache der Beredten, der Macht der Mächtigen. Und wir sind endlich zu dem Schluss gekommen: Was auch immer wir von Offenbarung halten, ohne sie können wir von Gott und dem Teufel weder etwas wissen noch verstehen, und wie sehr sich die Welt auch gegen die Gültigkeit dieses Prinzips sträuben mag – aus den vielschichtigen Glaubenssätzen und Meinungen in dieser Sache geht klar hervor, dass die Menschen von diesem Prinzip nichts wissen und dass sie ohne göttliche Offenbarung in Unwissenheit bleiben müssen. …

Man muss, wie schon vorher festgestellt, die Gabe der Geistererkennung besitzen, um das alles verstehen zu können; wie kann aber jemand diese Gabe erhalten, wenn es keine Gaben des Geistes gäbe? Und wie können diese Gaben erlangt werden, wenn nicht durch Offenbarung? ‚Christus stieg hinauf zum Himmel und gab den Menschen Geschenke. Er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer‘ [siehe Epheser 4:8,11]. Und wie wurden Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer und Evangelisten erwählt? Durch die Prophezeiung (also Offenbarung) und Händeauflegen – durch göttliche Mitteilung und eine von Gott bestimmte Verordnung –, mittels des Priestertums, das aufgrund göttlicher Bestimmung gemäß der Ordnung Gottes organisiert ist. Die Apostel in der alten Zeit hatten die Schlüssel dieses Priestertums inne, die Schlüssel der Geheimnisse Gottes, und waren deshalb imstande, alles zu erschließen und zu entwirren, was die Führung der Kirche, die Wohlfahrt der menschlichen Gesellschaft, das künftige Schicksal der Menschen sowie die Tätigkeit, Macht und den Einfluss der Geister betrifft; denn sie konnten diese nach Gutdünken beherrschen und ihnen im Namen Jesu befehlen, sich zu entfernen, ja, sie konnten deren boshaftes und geheimnisvolles Wirken entdecken, selbst wenn diese Geister sich mit einem Mäntelchen religiöser Anteilnahme umgaben und gleichzeitig gegen die Interessen der Kirche und die Verbreitung der Wahrheit ankämpften. …

Unser Erretter, die Apostel und selbst Mitglieder der Kirche waren mit dieser Gabe ausgestattet; denn – sagt Paulus – ‚dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, einem anderen Wunderkräfte, einem anderen prophetisches Reden, wieder einem anderen verschiedene Arten von Zungenrede, einem anderen, sie zu deuten, einem anderen die Fähigkeit, Geister zu unterscheiden‘ [siehe 1 Korinther 12:8,10.] [1 Korinther 12.10]. Diese alle gehen vom selben Geist Gottes aus und sind Gaben Gottes. … Kein Mensch und auch keine Gemeinschaft von Menschen ist ohne rechtmäßig eingesetzte Autoritäten, ohne Priestertum und die Gabe der Geistererkennung imstande, die wahren von den falschen Geistern zu unterscheiden.“18

„Auf Erden gehen Lügengeister um. Es wird große Kundgebungen von Geistern geben, falschen ebenso wie wahren. … Nicht jeder Geist, nicht jede Vision, nicht jeder Gesang ist von Gott. … Die Gabe, Geister zu erkennen, wird dem präsidierenden Ältesten gegeben. Betet für ihn, dass er diese Gabe habe.“19

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite VII–XIII.

  • Lesen Sie noch einmal den Bericht auf Seite 421ff. Wie kann dieser Bericht den Trägern des Melchisedekischen Priestertums helfen, sich auf das Segnen eines Kranken vorzubereiten? Wie kann dies uns helfen, wenn wir einen Priestertumssegen benötigen? Warum war es Ihrer Meinung nach wichtig für Bruder Fordham, dass er zu diesem Zeitpunkt seinen Glauben an Jesus Christus kundtat?

  • Lesen Sie noch einmal die Lehren des Propheten Joseph Smith auf Seite 424f. Was haben Sie schon erlebt, was Ihnen die Macht des Priestertums beim Segnen eines Kranken verdeutlicht hat? Von welchen Grundsätzen sollten wir uns leiten lassen, wenn wir von unseren Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Heilen von Kranken erzählen? Warum werden manche Menschen nicht geheilt, auch wenn sie Glauben ausüben und einen Priestertumssegen empfangen?

  • Joseph Smith erklärte, die Gabe der Zungenrede sei „insbesondere zum Predigen des Evangeliums in anderen Nationen und Sprachen eingeführt worden“ (siehe Seite 425ff.). Wie hat diese Gabe dabei geholfen, das Evangelium auf der ganzen Welt zu verbreiten? Wie haben Sie oder jemand, den Sie kennen, die Gabe der Zungenrede erhalten, um Ihnen zu helfen, das Evangelium zu predigen?

  • Lesen Sie die Lehren des Propheten über den Geist der Prophezeiung (Seite 427f.). Was bedeutet es für Sie zu wissen, dass jedes Mitglied der Kirche den Geist der Prophezeiung besitzen kann?

  • Lesen Sie die Lehren des Propheten über die Gabe, Geister zu erkennen (Seite 428-431). Was genau ist diese Gabe? Wie können wir verhindern, durch schlechte Einflüsse getäuscht zu werden? Wie helfen uns unser jetziger Prophet und andere Führungsbeamte der Kirche, schlechte Einflüsse zu erkennen?

Einschlägige Schriftstellen: 1 Korinther 12; 14:1-6,22-28; Jakobus 5:14,15; Moroni 10:8-17; LuB 46; 50:1-36,40-44; 52:14-19

Anmerkungen

  1. Wilford Woodruff, Tagebücher, 1833–1898, Eintrag vom 22. Juli 1839, Archiv der Kirche

  2. Wilford Woodruff, „Leaves from My Journal“, Millennial Star, 17. Oktober 1881, Seite 670; Absatzeinteilung geändert

  3. History of the Church, 4:555; aus einer Rede von Joseph Smith am 20. März 1842 in Nauvoo, Illinois; aufgezeichnet von Wilford Woodruff

  4. History of the Church, 4:3ff.; Absatzeinteilung geändert; Hervorhebungen entfernt; aus Tagebucheinträgen von Joseph Smith, 8. bis 10. und 28. Juli 1839, Commerce, Illinois

  5. History of the Church, 4:11; aus einer Unterweisung durch Joseph Smith am 29. September 1839 in Commerce, Illinois; aufgezeichnet von James Mulholland

  6. History of the Church, 2:162; aus dem Protokoll einer Konferenz von Ältesten am 8. September 1834 in New Portage, Ohio; aufgezeichnet von Oliver Cowdery

  7. History of the Church, 1:369; aus einem Brief von Joseph Smith und seinen Ratgebern in der Ersten Präsidentschaft an die Brüder in Missouri, 2. Juli 1833, Kirtland, Ohio

  8. History of the Church, 4:485; aus einer Rede von Joseph Smith am 26. Dezember 1841 in Nauvoo, Illinois; aufgezeichnet von Willard Richards

  9. History of the Church, 3:379; aus einer Rede von Joseph Smith am 27. Juni 1839 in Commerce, Illinois; aufgezeichnet von Willard Richards

  10. History of the Church, 5:31f.; aus „Gift of the Holy Ghost“, Leitartikel in Times and Seasons, 15. Juni 1842, Seite 825f.; Joseph Smith war der Herausgeber der Zeitschrift

  11. History of the Church, 4:580; aus „Try the Spirits“, Leitartikel in Times and Seasons, 1. April 1842, Seite 747.; Joseph Smith war der Herausgeber der Zeitschrift

  12. History of the Church, 3:392; aus einer Rede von Joseph Smith etwa im Juli 1839 in Commerce, Illinois; aufgezeichnet von Willard Richards

  13. History of the Church, 4:607; aus einer Rede von Joseph Smith am 28. April 1842 in Nauvoo, Illinois; aufgezeichnet von Eliza R. Snow

  14. History of the Church, 3:389; aus einer Rede von Joseph Smith etwa im Juli 1839 in Commerce, Illinois; aufgezeichnet von Willard Richards

  15. Zitiert von James Burgess in einer Sammlung von Auszügen aus Reden von Joseph Smith; James Burgess, Tagebücher, 1841–1848, Band 2, Archiv der Kirche

  16. History of the Church, 5:407f.; Absatzeinteilung geändert; aus einer Unterweisung, die Joseph Smith ungefähr im Januar 1843 in Nauvoo, Illinois, gegeben hat; aufgezeichnet in einem Brief von einem nicht identifizierten Berichterstatter der Boston Bee, 24. März 1843, Nauvoo, Illinois, veröffentlicht in Times and Seasons, 15. Mai 1843, Seite 200

  17. History of the Church, 3:379; aus einer Rede von Joseph Smith am 27. Juni 1839 in Commerce, Illinois; aufgezeichnet von Willard Richards

  18. History of the Church, 4:571-575; Absatzeinteilung geändert; aus „Try the Spirits“, Leitartikel in Times and Seasons, 1. April 1842, Seite 743ff., 747; Joseph Smith war der Herausgeber der Zeitschrift

  19. History of the Church, 3:391f.; Absatzeinteilung geändert; aus einer Rede von Joseph Smith etwa im Juli 1839 in Commerce, Illinois; aufgezeichnet von Willard Richards