Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 2: Ein Panier für die Völker, ein Licht für die Welt


Kapitel 2

Ein Panier für die Völker, ein Licht für die Welt

Es ist an der Zeit, stark zu sein. Es ist an der Zeit, ohne Zögern voranzugehen und sich dabei der Bedeutung, der Tiefe und der Dringlichkeit unserer Mission bewusst zu sein.

Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley

Kurz nachdem er von seiner Mission in England zurückgekehrt war, erfüllte Gordon B. Hinckley einen letzten Auftrag von seinem Missionspräsidenten, Joseph F. Merrill. Präsident Merrill war auch ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel und er hatte Gordon gebeten, der Ersten Präsidentschaft Bericht zu erstatten. Die Erste Präsidentschaft bestand damals aus Heber J. Grant, J. Reuben Clark Jr. und David O. McKay. Gordon setzte sich mit dem Sekretär der Ersten Präsidentschaft in Verbindung und machte einen Termin aus.

Als Gordon das Sitzungszimmer der Ersten Präsidentschaft betrat, begrüßten ihn Präsident Grant und seine Ratgeber sehr herzlich. Dann sagte Präsident Grant: „Bruder Hinckley, Sie haben 15 Minuten, uns zu berichten, was Elder Merrill uns wissen lassen möchte.“ Eine Stunde und 15 Minuten später verließ Gordon den Raum. In den ihm zugebilligten 15 Minuten hatte er das Anliegen seines Missionspräsidenten dargelegt – dass die Missionare bessere Druckerzeugnisse für ihre Arbeit benötigten. Sein kurzer Vortrag hatte zu Fragen von der Ersten Präsidentschaft und zu einem einstündigen Gespräch geführt.

Nachdem er nun diesen Auftrag erfüllt hatte, wähnte Gordon sich sicher, dass seine Mission nun wahrlich vorbei sei und dass die Zeit gekommen war, nach vorn zu schauen und die Zukunft zu planen. Von der University of Utah hatte er schon einen Abschluss in Englisch. Jetzt wollte er einen weiterführenden Abschluss in Journalistik an der Columbia University in New York machen. Aber ein Telefonanruf zwei Tage nach seinem Treffen mit der Ersten Präsidentschaft sorgte für eine Planänderung. Präsident McKay rief an und sagte: „Bruder Hinckley, wir haben gestern in der Sitzung der Präsidentschaft und der Zwölf Apostel erörtert, was wir mit Ihnen besprochen haben. Wir haben ein Komitee gegründet, bestehend aus sechs Mitgliedern der Zwölf Apostel mit Elder Stephen L Richards als Vorsitzendem, das sich den von Ihnen dargelegten Erfordernissen widmen wird. Wir möchten Sie bitten, hierherzukommen und mit diesem Komitee zusammenzuarbeiten.“1

Gordon nahm das Angebot an und wurde als Führungssekretär des neu gegründeten Komitees der Kirche für Radio, Öffentlichkeitsarbeit und Missionsliteratur eingestellt. Er ging nie auf die Columbia University und arbeitete auch nie als Journalist, um die Botschaften der Welt zu veröffentlichen. Stattdessen widmete er sich der Aufgabe, die frohe Botschaft des Evangeliums zu veröffentlichen – und das sein Leben lang. Diese Aufgaben wurden später in seiner Tätigkeit als Generalautorität noch ausgeweitet.

Da er gelernt hatte, sich selbst in schwierigen Situationen klar auszudrücken, erhielt Gordon B. Hinckley oft die Aufgabe, sich von Reportern interviewen zu lassen. Auch als Präsident der Kirche nahm er solche Gelegenheiten weiterhin gern wahr und half dadurch, die Kirche Jesu Christi „aus dem Dunkel“ (LuB 1:30) hervorzubringen. Er sagte:

„Ich glaube und bezeuge, dass es die Mission dieser Kirche ist, ein Panier für die Völker und ein Licht für die Welt zu sein. Uns ist ein großer umfassender Auftrag erteilt worden, dem wir uns nicht entziehen und den wir nicht zurückweisen können. Wir nehmen diesen Auftrag an und sind entschlossen, ihn zu erfüllen, und mit Gottes Hilfe gelingt es uns.“2

Bild
Salt Lake Temple

Es ist die Mission dieser Kirche, ein Panier für die Völker und ein Licht für die Welt zu sein.

Lehren von Gordon B. Hinckley

1

Wie der Stein in der Vision Daniels rollt die Kirche dahin, bis sie die ganze Erde erfüllt hat

Diese Kirche [nahm] mit dem demütigen Gebet des Jungen Joseph Smith in einem Wäldchen auf der Farm seines Vaters ihren Anfang. Aus diesem bemerkenswerten Erlebnis, das wir die erste Vision nennen, ist dieses Werk erwachsen. … Es ist die buchstäbliche Erfüllung der Vision Daniels von einem Stein, der sich ohne Zutun von Menschenhand vom Berg gelöst hat, um die ganze Erde zu erfüllen (siehe Daniel 2:44,45).3

Als die Kirche 1830 gegründet wurde, gab es nur sechs Mitglieder [und] nur eine Handvoll Gläubige, die alle in einem größtenteils unbekannten Dorf zu Hause waren. … Heute erblühen Pfähle Zions in jedem Bundesstaat der Vereinigten Staaten, in jeder Provinz Kanadas, in jedem Bundesstaat Mexikos, in jedem Land in Mittelamerika und in ganz Südamerika.

Überall auf den Britischen Inseln und in Europa, wo sich über die Jahre Tausende der Kirche angeschlossen haben, findet man Gemeinden. Dieses Werk hat die baltischen Länder erreicht und dehnt sich weiter auf Bulgarien, Albanien und andere Gegenden in diesem Teil der Welt aus. Es erstreckt sich über das riesige Gebiet Russlands. Es reicht in die Mongolei hinein und durch alle asiatischen Länder hindurch bis zu den Inseln des Pazifiks, bis nach Australien und Neuseeland und bis nach Indien und Indonesien. Es gedeiht auch in vielen Ländern Afrikas. …

Und dies ist erst der Anfang. Dieses Werk wird weiter wachsen und gedeihen und sich auf der ganzen Erde ausbreiten.4

2

Die Führer in der Anfangszeit der Kirche hatten eine prophetische Sicht darauf, welche Bestimmung das Werk des Herrn hat

Am 24. Juli 1847 kamen die ersten Pioniere [im Salzseetal] an. Eine Vorhut war schon ein, zwei Tage vorher angekommen. Brigham Young traf am Samstag ein. Am nächsten Tag wurden am Vormittag und am Nachmittag Sonntagsversammlungen abgehalten. Es gab kein Versammlungsgebäude. Ich nehme an, die Leute saßen in der brennenden Hitze jenes Sonntags auf der Deichsel ihres Wagens oder lehnten sich an ein Rad, während die Brüder sprachen. Die Zeit für die Aussaat war schon fast vorüber, und sie hatten eine gewaltige und dringende Aufgabe vor sich, wenn sie für das kommende Jahr noch etwas anbauen wollten. Brigham Young bat sie jedoch, weder zum damaligen noch zu einem künftigen Zeitpunkt den Sabbat zu entheiligen.

Am nächsten Morgen teilten sie sich in Gruppen, um die Umgebung zu erkunden. Brigham Young, Wilford Woodruff und einige ihrer Gefährten wanderten vom Lager aus los. … Sie bestiegen einen kuppelförmigen Gipfel, was Präsident Young Mühe bereitete, weil er nicht lang zuvor krank gewesen war.

Als die Brüder auf dem Gipfel standen, blickten sie nach Süden über das Tal. Mit Ausnahme der Weiden und Binsen, die an den Flüssen wuchsen, die das Wasser von den Bergen zum See führten, war das Tal unfruchtbar. Es gab keinerlei Gebäude, aber Brigham Young hatte am vorhergehenden Samstag gesagt: „Dies ist der Ort.“

Dem Gipfel, auf dem sie standen, gab man den Namen Ensign Peak (Gipfel des Zeichens), was auf die prophetischen Worte Jesajas zurückgeht: „Er [Gott] stellt ein Feldzeichen auf für ein Volk in der Ferne, er pfeift es herbei vom Ende der Erde, und schon kommen sie eilig heran.“ (Jesaja 5:26.)

„Er stellt für die Völker ein Zeichen auf, um die Versprengten Israels wieder zu sammeln, um die Zerstreuten Judas zusammenzuführen von den vier Enden der Erde.“ (Jesaja 11:12.) …

Ich denke, [die Brüder] sprachen damals vielleicht auch über den Bau des Tempels, der … die Worte Jesajas erfüllt:

„Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.

Viele Nationen machen sich auf den Weg; sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.“ (Jesaja 2:2,3.)

Wie töricht, hätte vielleicht jemand gesagt, wenn er diese Männer 1847 an jenem Julimorgen hätte reden hören. Sie sahen nicht wie Staatsmänner mit großen Träumen aus. Sie sahen nicht aus wie Herrscher, die sich über Landkarten beugen und ein Imperium planen. Sie waren Flüchtlinge, die aus ihrer schönen Stadt am Mississippi in diese Wüstenlandschaft im Westen vertrieben worden waren. Aber sie waren von einer Vision erfüllt, die sie aus den heiligen Schriften und den offenbarten Worten hatten.

Ich staune über die Voraussicht dieser kleinen Gruppe. Das war äußerst kühn, nahezu unglaublich. Hier waren sie – nach Osten waren es fast 1000 Meilen [1600 Kilometer] bis zur nächsten Siedlung, und bis zur Pazifikküste waren es fast 800 Meilen [1300 Kilometer]. Sie waren in einem ungewohnten Klima. Der Boden war ganz anders als der fruchtbare Boden von Illinois und Iowa, wo sie kurz zuvor noch gelebt hatten. Sie hatten hier noch nie etwas angebaut. Sie hatten hier noch keinen Winter erlebt. Sie hatten noch nicht einmal irgendwelche Bauwerke errichtet. Diese Propheten, die ihre alten, von der Reise zerschlissenen Kleider anhatten und Stiefel trugen, mit denen sie mehr als 1000 Meilen von Nauvoo bis in dieses Tal zurückgelegt hatten, waren von einer Vision erfüllt, die das tausendjährige Reich betraf. Mit prophetischem Weitblick sprachen sie von der erstaunlichen Bestimmung dieser Sache. Als sie an jenem Tag von dem Berggipfel zurückkehrten, machten sie sich sofort an die Arbeit, um ihren Traum zu verwirklichen.5

Bild
leaders on Ensign Peak

Zwei Tage nach ihrer Ankunft im Salzseetal bestiegen Brigham Young und mehrere andere führende Brüder einen kuppelförmigen Gipfel, der später den Namen Ensign Peak bekam, und betrachteten die Umgebung.

3

Wir dürfen die göttliche Bestimmung von Gottes Werk und unsere Rolle darin nicht aus den Augen verlieren

Wenn wir heute auf unserem schmalen Weg gehen und unseren kleinen Verantwortungsbereich erfüllen, verlieren wir manchmal das Gesamtbild aus den Augen. Als ich klein war, waren Zugpferde gang und gäbe. Ein wichtiger Teil des Geschirrs war das Zaumzeug. Rechts und links am Zaumzeug befanden sich die Scheuklappen. Sie waren so angebracht, dass das Pferd nur geradeaus schauen konnte. Sie sollten es davor bewahren, zu erschrecken oder abgelenkt zu werden, und sollten seine Aufmerksamkeit auf den Weg vor ihm lenken.

Manchmal arbeiten wir, als ob wir Scheuklappen trügen. Wir sehen nur unseren eigenen schmalen Weg. Wir erfassen nicht das Gesamtbild. Wir mögen in der Kirche nur eine kleine Aufgabe haben, und es ist gut, wenn wir diese Aufgabe mit Eifer erledigen. Es ist aber auch gut zu wissen, wie sich unsere Aufgabe ins Gesamtprogramm des wachsenden Gottesreiches einfügt.

Präsident Harold B. Lee zitierte einst … einen unbekannten Verfasser, der sagte: „Lassen Sie Ihren Blick über große Felder schweifen, und bestellen Sie ein kleines.“

Ich verstehe dieses Zitat so, dass wir das Programm des Herrn in seiner Breite, Tiefe, Höhe, Schönheit und seinem Umfang erfassen und dann unserer Verantwortung für unseren Anteil an diesem Programm eifrig nachkommen müssen.

Jeder hat ein kleines Feld zu bestellen. Dabei dürfen wir das Gesamtbild der göttlichen Bestimmung dieses Werks nicht aus den Augen verlieren. Wir haben es von Gott, dem ewigen Vater, bekommen, und jeder muss seinen Faden in dieses wunderbare Bild einweben. Unser Beitrag mag klein sein, aber er ist wichtig. …

Verlieren Sie, während Sie das tun, wozu Sie berufen sind, niemals das majestätische, wunderbare Gesamtbild vom Zweck dieser Evangeliumszeit – der Fülle der Zeiten – aus den Augen. Arbeiten Sie sorgsam Ihren dünnen Faden in das prächtige Webstück ein, dessen Muster uns vom Gott des Himmels vorgegeben wurde. Halten Sie das Banner hoch, unter dem wir gehen. Seien Sie eifrig, seien Sie treu, seien Sie tugendhaft, seien Sie glaubensvoll, damit dieses Banner ohne Makel sei.

Die Vision von diesem Reich ist kein oberflächlicher Traum, der mit dem Sonnenaufgang vergeht. Sie ist wahrhaftig der Plan und das Werk Gottes, unseres ewigen Vaters, und bezieht alle seine Kinder ein.

Während unsere Pioniervorfahren in diesem Tal die Sträucher rodeten, um das Fundament für eine Gesellschaft zu legen, und all den alltäglichen Verrichtungen nachkamen, die für Überleben und Entwicklung unerlässlich sind, hielten sie sich stets die Herrlichkeit der großen Sache vor Augen, mit der sie befasst waren. Wir müssen uns diesem Werk mit der gleichen Vision widmen wie sie. Dieses Werk wird weitergehen, nachdem wir abgetreten sind. Gott helfe uns, dass wir als nach seinem göttlichen Willen berufene Diener unser Allerbestes geben, um das Reich mit unvollkommenen Händen weiterzuführen und aufzubauen und vereint ein vollkommenes Muster zu entwerfen.6

4

Wir können wie ein Panier für die Völker sein, aus dem die Menschen in aller Welt Kraft ziehen

Es ist nun an der Zeit, meine Brüder und Schwestern, dass wir ein wenig aufrechter dastehen, unseren Blick erheben und die große Mission der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Bezug auf das Millennium besser begreifen. Es ist an der Zeit, stark zu sein. Es ist an der Zeit, ohne Zögern voranzugehen und sich dabei der Bedeutung, der Tiefe und der Dringlichkeit unserer Mission bewusst zu sein. Es ist an der Zeit, das Rechte zu tun, und zwar ungeachtet der möglichen Konsequenzen. Es ist an der Zeit, die Gebote zu halten. Dies ist die Zeit, denjenigen Freundlichkeit und Liebe entgegenzubringen, die in Not sind oder die in Finsternis und Schmerz umherirren. Es ist an der Zeit, einander in jeder Hinsicht rücksichtsvoll und gut, anständig und höflich zu begegnen. Mit anderen Worten: Es ist an der Zeit, Christus ähnlicher zu werden.7

Wenn die Welt ihren derzeitigen Kurs nicht ändert (und das ist nicht sehr wahrscheinlich), wir aber weiterhin die Lehren der Propheten befolgen, dann werden wir in immer höherem Maße ein eigentümliches, ein besonderes Volk, auf das die Welt aufmerksam wird. So wie beispielsweise die Intaktheit der Familie unter dem Druck der Welt zerbröselt, so wird unsere Position zur Heiligkeit der Familie im Gegensatz dazu immer deutlicher hervortreten und immer sonderbarer erscheinen, sofern wir den Glauben haben, diese Position zu behaupten.

Je mehr die freizügige Einstellung zum Thema Sex um sich greift, desto einzigartiger und sogar eigenartiger wird vielen die Lehre der Kirche erscheinen, die seit mehr als anderthalb Jahrhunderten gleichlautend verkündet wird.

Da Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch in unserer Gesellschaft jedes Jahr zunehmen, wird unsere Position, die der Herr vor mehr als anderthalb Jahrhunderten festgelegt hat, in den Augen der Welt immer ungewöhnlicher werden. …

Da der Sabbat immer mehr zu einem Tag des Einkaufens und des Vergnügens wird, erscheinen diejenigen, die sich an die Vorgaben des Gesetzes halten, das der Herr auf dem Sinai mit seinem Finger geschrieben und das er durch neuzeitliche Offenbarung bestätigt hat, immer ungewöhnlicher.

Es ist nicht immer leicht, in der Welt zu leben, aber nicht zu ihr zu gehören. Man kann sich nicht völlig isolieren, und das ist auch gar nicht wünschenswert. Wir müssen mit anderen Menschen zusammenkommen. Dabei können wir freundlich sein und jede Kränkung vermeiden. Wir können darauf achten, dass wir keine Selbstgerechtigkeit an den Tag legen. Und doch können wir an unseren Maßstäben festhalten. …

Wenn wir uns an diese und andere Maßstäbe der Kirche halten, dann respektieren uns viele Menschen in der Welt, und sie können die Kraft finden, dem zu folgen, was auch sie als recht erkannt haben.

Um mit Jesaja zu sprechen: „Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen.“ (Jesaja 2:3.)

Wir brauchen keine Kompromisse zu schließen. Wir dürfen keine Kompromisse schließen. Das Licht, das der Herr in unserer Evangeliumszeit entzündet hat, kann der ganzen Welt ein Licht werden, und wenn andere unsere guten Werke sehen, werden sie dazu bewogen, den himmlischen Vater zu preisen und selbst nach dem zu leben, was sie bei uns gesehen haben.

Wenn wir bei uns selbst anfangen, wird schließlich unser ganzes Volk durch seine Tugendhaftigkeit zu Hause, im Beruf und sogar in der Freizeit wie eine Stadt, die auf einem Berg liegt und auf die die Menschen blicken und von der sie lernen – ein Panier für die Völker, von dem die Menschen auf der Erde sich Kraft holen.8

Wenn wir diese Kirche als Panier für die Völker und als Licht für die Welt emporhalten wollen, dann muss jeder Einzelne in allen Aspekten seines Lebens den Glanz des Lebens Christi annehmen. Wenn wir für das Rechte eintreten, dürfen wir uns nicht um die Folgen sorgen. Wir dürfen keine Angst haben. So hat Paulus zu Timotheus gesagt:

„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen.“ (2 Timotheus 1:7,8.)9

Sie können diese Sache – die Sache Christi – nicht einfach als selbstverständlich hinnehmen. Sie können nicht einfach an der Seitenlinie stehen und dem Kampf zwischen Gut und Böse zuschauen. …

Ich fordere Sie inständig auf, eine Pflicht zu übernehmen, die über das hinausgeht, was im Alltag von uns abverlangt wird; nämlich stark zu sein und selbst ein Anführer in den Angelegenheiten zu werden, durch die unsere Gesellschaft ihren Glanz erhält und die unserem Leben Trost und Frieden schenken. Sie können ein Führer sein. Sie müssen als Mitglied der Kirche in den Angelegenheiten, für die diese Kirche eintritt, ein Führer sein. Lassen Sie nicht zu, dass Furcht Ihre Bemühungen bezwingt.10

Wir haben nichts zu befürchten. Gott steht am Ruder. Er wird zum Nutzen seines Werkes eingreifen. Er wird Segen auf diejenigen herabschütten, die seinen Geboten gehorchen. Das hat er verheißen. Keiner von uns kann bezweifeln, dass er diese Verheißung erfüllen kann. …

Unser Erretter und Erlöser, der große Jehova, der mächtige Messias, hat verheißen: „Ich werde vor eurem Angesicht hergehen. Ich werde zu eurer rechten Hand sein und zu eurer linken, und mein Geist wird in eurem Herzen sein und meine Engel rings um euch, um euch zu stützen.“ (LuB 84:88. )

Er hat gesagt: „Darum fürchtet euch nicht, kleine Herde; tut Gutes; lasst Erde und Hölle sich gegen euch verbinden, denn wenn ihr auf meinem Felsen gebaut seid, können sie euch nicht überwältigen. …

Blickt in jedem Gedanken auf mich; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht.

Seht die Wunden, die meine Seite durchbohrten, und auch die Nägelmale in meinen Händen und Füßen; seid treu, haltet meine Gebote, dann werdet ihr das Himmelreich ererben.“ (LuB 6:34,36,37.)

Gemeinsam arbeiten wir Hand in Hand und gehen als Diener des lebendigen Gottes voran; wir tun das Werk seines geliebten Sohnes, unseres Herrn, dem wir dienen und dessen Namen zu verherrlichen wir bestrebt sind.11

Wir müssen standhaft sein. Wir müssen die Welt aufhalten. Dann wird der Allmächtige unsere Kraft und unser Beschützer, unser Führer und unser Offenbarer sein. Wir haben dann den Trost zu wissen, dass wir das tun, was er von uns erwartet. Andere mögen uns nicht zustimmen, aber ich bin zuversichtlich, dass sie uns respektieren werden. Wir werden nicht allein sein. Es gibt viele, die nicht unserem Glauben angehören, die aber so denken wie wir. Sie werden uns unterstützen. Sie werden uns in unseren Bemühungen beistehen.12

Erfreuen wir uns an dieser wunderbaren Zeit im Werk des Herrn. Wir wollen nicht stolz oder überheblich sein. Wir wollen demütig und dankbar sein. Und möge ein jeder von uns sich vornehmen, zum Glanz dieses großartigen Werks des Allmächtigen beizutragen, damit es überall auf der Erde erstrahle als ein Leuchtfeuer der Stärke und des Guten, auf das alle Welt blicken kann.13

Bild
detail, Christ and the Rich Young Ruler

Wenn wir diese Kirche als Panier für die Völker und als Licht für die Welt emporhalten wollen, dann müssen wir den Glanz des Lebens Christi annehmen.

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Was empfinden Sie, wenn Sie Abschnitt 1 lesen und über das Wachstum der Kirche von 1830 bis zum heutigen Tag nachdenken?

  • Lesen Sie den Bericht von Präsident Hinckley über die Ankunft der ersten Pioniere im Salzseetal (siehe Abschnitt 2). Was können wir aus diesem Bericht lernen? Wie kommt uns die prophetische Voraussicht der Führer aus der Anfangszeit der Kirche zugute? Was bedeutet es Ihrer Meinung nach, ein Panier für die Völker zu sein? (Siehe Jesaja 5:26; 11:12.)

  • In Abschnitt 3 legt uns Präsident Hinckley ans Herz, das Gesamtbild des Werkes Gottes nicht aus den Augen zu verlieren. Warum müssen wir dieses Gesamtbild betrachten? Warum verlieren wir es manchmal aus den Augen? Inwiefern können wir selbst durch unsere kleinen Beiträge zum Wachstum des Gottesreiches beitragen?

  • Inwiefern sind wir als Heilige der Letzten Tage laut Präsident Hinckley „ein eigentümliches, ein besonderes Volk“ (Abschnitt 4)? Wie können wir eine größere Vision und mehr Mut entwickeln, Gottes Werk voranzubringen? Wie können wir in der Welt, aber nicht von der Welt sein? Wie können „wir den Glanz des Lebens Christi annehmen“? Warum ist es wichtig, dass wir für das Richtige einstehen?

Einschlägige Schriftstellen

Matthäus 5:14-16; 1 Nephi 14:14; LuB 1:1-6; 65:1-6; 88:81; 115:5,6

Unterrichtshilfe

„Geben Sie Acht, dass Sie nicht meinen, Sie seien der ‚wahre Lehrer‘. Das ist ein schwerwiegender Fehler. … Geben Sie Acht, dass Sie dem Geist nicht im Weg stehen. Die Hauptaufgabe des Lehrers besteht darin, den Weg zu bereiten, sodass die Teilnehmer ein geistiges Erlebnis mit dem Herrn haben.“ (Gene R. Cook, zitiert in: Lehren, die größte Berufung, Seite 41.)

Anmerkungen

  1. Siehe Sheri L. Dew, Go Forward with Faith: The Biography of Gordon B. Hinckley, 1996, Seite 83ff.

  2. „An Ensign to the Nations, a Light to the World“, Ensign, November 2003, Seite 82f.

  3. „Lasst Tugend immerfort eure Gedanken zieren“, Liahona, Mai 2007, Seite 115

  4. „Der Stein, der vom Berg losgebrochen ist“, Liahona, November 2007, Seite 84

  5. „An Ensign to the Nations“, Ensign, November 1989, Seite 51f.

  6. „An Ensign to the Nations“, Seite 52ff.

  7. „This Is the Work of the Master“, Ensign, Mai 1995, Seite 71

  8. „A City upon a Hill“, Ensign, Juli 1990, Seite 4f.

  9. „An Ensign to the Nations, a Light to the World“, Seite 84

  10. Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 138

  11. „This Is the Work of the Master“, Seite 71

  12. „An Ensign to the Nations, a Light to the World“, Seite 83

  13. „Condition of the Church“, Ensign, November 2004, Seite 6