Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 21: Glaube und Zeugnis


Kapitel 21

Glaube und Zeugnis

Der höchste Erfolg im Leben besteht darin, zu Gott zu finden und zu erkennen, dass er lebt“

Aus dem Leben von Howard W. Hunter

Howard W. Hunter entwickelte sein Zeugnis während seiner frühen Kindheit in Boise in Idaho. Obwohl sein Vater kein Mitglied der Kirche war, erzog ihn seine Mutter im Evangelium. „Auf ihrem Schoß lernte ich zu beten“, erinnert er sich. „Auf ihrem Schoß erhielt ich als Kind ein Zeugnis.“1

Im Lauf der Jahre wurde Howards Zeugnis stärker. Mit Anfang 20 lebte er in Los Angeles in Kalifornien. Damals wurde ihm klar, wie wichtig ernsthaftes Schriftstudium ist. Er schrieb: „Ich besuchte zwar die meiste Zeit meines Lebens die Klassen in der Kirche, doch erst in einer Sonntagsschulklasse in der Gemeinde Adams, die Bruder Peter A. Clayton unterrichtete, nahm ich das Evangelium zum ersten Mal richtig bewusst wahr. Er besaß einen großen Wissensschatz und die Fähigkeit, junge Menschen zu inspirieren. Ich befasste mich mit den Lektionen, las die Leseaufträge, die er uns gab, und beteiligte mich, wenn wir dann über diese Themen sprachen. … Ich sehe diesen Lebensabschnitt als den Zeitpunkt, in dem sich mir die Wahrheiten des Evangeliums allmählich erschlossen. Ich hatte schon immer ein Zeugnis vom Evangelium, doch plötzlich begann ich es zu verstehen.“2

Viele Jahre später erklärte Präsident Hunter: „Es kommt die Zeit, da wir die Prinzipien unserer Erschaffung verstehen, da wir verstehen, wer wir sind. Auf einmal werden wir von diesen Dingen erleuchtet und die Saiten unseres Herzens fangen an zu schwingen. Genau dann bahnt sich ein Zeugnis den Weg in unsere Seele und wir wissen zweifelsfrei, dass Gott unser Vater ist – dass er lebt, dass es ihn wirklich gibt, dass wir buchstäblich seine Kinder sind.“3

Präsident Hinckley sagte über den Glauben und das Zeugnis von Howard W. Hunter:

„Für Präsident Hunter … gab es die große Kraft des Glaubens. Es gab die Gewissheit von Göttlichem und Ewigem. … [Er] hatte ein festes und sicheres Zeugnis davon, dass Gott, unser ewiger Vater, wirklich lebt. Er gab mit großer Überzeugung sein Zeugnis von der Göttlichkeit Jesu Christi, dem Erretter der Menschheit.“4

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Jesus umringt von Menschen

Die größte Suche ist die Suche nach Gott – festzustellen, dass es ihn wirklich gibt, seine Eigenschaften zu erkennen und eine unerschütterliche Gewissheit vom Evangelium seines Sohnes Jesus Christus zu erlangen.

Lehren von Howard W. Hunter

1

Durch Glauben können wir zu Gott finden und erkennen, dass er lebt

Der höchste Erfolg im Leben besteht darin, zu Gott zu finden und zu erkennen, dass er lebt. Wie jede andere ehrenwerte Errungenschaft, kann dies nur erlangen, wer glaubt – wer Glauben an das hat, was zunächst nicht offenkundig ist.5

Wenn sich der Mensch in seinen Gedanken Gott und dem, was göttlich ist, hinwendet, so macht der Mensch eine geistige Veränderung durch. Es erhebt ihn aus dem Gewöhnlichen und verleiht ihm ein edles, göttliches Wesen. Wenn wir Glauben an Gott haben, halten wir uns an eines der größten Gesetze des Lebens. Die einflussreichste Kraft des menschlichen Wesens ist die geistige Macht des Glaubens.6

Die größte Suche ist die Suche nach Gott – festzustellen, dass es ihn wirklich gibt, seine Eigenschaften zu erkennen und eine unerschütterliche Gewissheit vom Evangelium seines Sohnes Jesus Christus zu erlangen. Es ist nicht leicht, zu einer vollkommenen Erkenntnis von Gott zu gelangen. Auf dieser Suche muss man sich stets darum bemühen, doch es gibt einige, die nie auf diese Erkenntnis hinarbeiten. …

Ob man nun nach wissenschaftlichen Wahrheiten sucht oder nach Gott, man muss Glauben haben. Das ist der Ausgangspunkt. Glaube wurde schon so oft definiert, aber die bekannteste Definition kommt vom Verfasser des Hebräerbriefes in diesen bedeutungsvollen Worten: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ (Hebräer 11:1.) Mit anderen Worten: Glaube lässt uns mit Zuversicht auf etwas hoffen, er lässt uns von dem überzeugt sein, was wir nicht sehen. … Diejenigen, die ernsthaft nach Gott suchen, sehen ihn zwar nicht, aber durch den Glauben wissen sie, dass es ihn wirklich gibt. Es ist mehr als nur Hoffnung. Durch Glaube entsteht eine Überzeugung – es wird zu einem Beweis dessen, was man nicht sieht.

Der Verfasser des Hebräerbriefs [der Apostel Paulus] fährt fort: „Aufgrund des Glaubens erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort erschaffen worden und dass so aus Unsichtbarem das Sichtbare entstanden ist.“ (Hebräer 11:3.) Glauben zu haben bedeutet hier, daran zu glauben oder der Überzeugung zu sein, dass die Welt durch das Wort Gottes erschaffen wurde. Es können keine Zeugen aufgerufen werden, um diese Tatsache zu belegen, doch der Glaube bringt die Erkenntnis zustande, dass alles, was wir in den Wundern der Erde und der ganzen Natur sehen, von Gott erschaffen wurde.

Ich bin davon überzeugt, dass es Gott wirklich gibt – dass er lebt. Er ist unser himmlischer Vater und wir sind seine Geistkinder. Er hat den Himmel und die Erde erschaffen und alles, was auf der Erde ist. Er ist der Urheber der ewigen Gesetze, durch die das Universum regiert wird. Der Mensch auf seiner Suche entdeckt diese Gesetze Stück für Stück, aber es gab sie schon immer und sie werden für immer unverändert bleiben.7

2

Um festzustellen, dass es Gott wirklich gibt, müssen wir uns eifrig bemühen, seinen Willen tun und um Erkenntnis beten

Um festzustellen, dass es Gott wirklich gibt, müssen wir dem Weg folgen, den er für die Suche vorgegeben hat. Dieser Weg führt bergauf; er ist anstrengend und man benötigt Glauben. Es ist kein leichter Weg. Aus diesem Grund widmen sich viele Menschen nicht der mühevollen Aufgabe, sich selbst zu vergewissern, dass es Gott wirklich gibt. Im Gegenteil, viele schlagen den leichten Weg ein und streiten seine Existenz ab oder verbleiben einfach auf dem ungewissen Weg des Zweiflers. …

Manchmal bedeutet Glaube, dass man an die Wahrheit von etwas glaubt, obwohl die Beweise noch nicht ausreichen, um von Wissen sprechen zu können. Wir müssen weiterhin gründlich prüfen und dieser Ermahnung folgen: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Matthäus 7:7,8.) …

Allgemein gilt, dass man etwas Wertvolles nicht bekommt, wenn man nicht gewillt ist, den Preis dafür zu zahlen. Der Gelehrte wird nur dann gelehrt, wenn er die für den Erfolg notwendige Arbeit und Anstrengung aufbringt. Wenn er nicht dazu bereit ist, wie kann er dann sagen, dass es keine Gelehrsamkeit gibt? … Genauso unnütz ist es, wenn der Mensch sagt, es gäbe keinen Gott, weil er einfach nicht das Interesse hatte, nach ihm zu suchen. …

Um sichere Erkenntnis darüber zu erlangen, dass es Gott wirklich gibt, muss man sich an die Gebote und die Lehren halten, die der Erretter während seines geistlichen Wirkens verkündete. … Wer willens ist, sich auf die Suche zu machen, sich anstrengt und Gottes Willen tut, der wird zur Gewissheit gelangen, dass es Gott wirklich gibt.

Sobald der Mensch zu Gott gefunden hat und dessen Wege versteht, erkennt er, dass nichts im Universum zufällig entstanden ist, sondern dass alles ein Ergebnis von Gottes vorher angeordnetem Plan ist. Welch tiefer Sinn dadurch in sein Leben Einzug hält! Dem Menschen wird Erkenntnis zuteil, die alles weltliche Wissen übersteigt. Die Schönheit der Welt wird schöner; die Ordnung des Weltalls gewinnt an Bedeutung, und alle Schöpfungen Gottes werden verständlicher, wenn er sieht, wie die Tage Gottes kommen und vergehen und die Jahreszeiten sich in der festgelegten Reihenfolge ablösen.8

Während seines geistlichen Wirkens erläuterte Jesus, wie man zur Wahrheit über Gott gelangen kann. Er sagte: „Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.“ (Johannes 7:17.) Der Herr erklärte sowohl den Willen des Vaters als auch das größte Gebot, indem er sagte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ (Matthäus 22:37.) Wer sich bemüht, Gottes Willen zu tun und seine Gebote zu halten, wird persönlich offenbart bekommen, dass das Werk des Herrn von ihm ist und vom Vater zeugt.

Wer Erkenntnis wünscht, erfährt von Jakobus, wie er sie erlangen kann: „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemand einen Vorwurf.“ (Jakobus 1:5.) Jakobus scheint sich nicht auf Faktenwissen in wissenschaftlichem Sinne zu beziehen, sondern vielmehr auf himmlische Offenbarung, die die Fragen des Menschen beantwortet, wenn er der Ermahnung nachkommt, zu beten. …

Wir haben also die Formel für die Suche nach Gott und die Hilfsmittel, die dazu nötig sind: Glaube, Liebe und Gebet. Die Wissenschaft hat viel Wunderbares für den Menschen getan; doch sie kann nicht vollbringen, was er für sich selbst erreichen muss – am größten darunter ist, zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es Gott wirklich gibt. Die Aufgabe ist nicht einfach, die Arbeit nicht leicht; doch der Herr hat gesagt: „Groß wird ihr Lohn sein und ewig wird ihre Herrlichkeit sein.“ (LuB 76:6).9

3

Wir müssen glauben, um sehen zu können

Thomas wollte erst sehen, bevor er glauben konnte.

Am Abend des Tages seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Jüngern in einem verschlossenen Raum und stand in ihrer Mitte. Er zeigte ihnen seine Hände, durch die Nägel geschlagen worden waren, und auch seine Seite, die vom Speer durchbohrt worden war. Thomas, einer der Zwölf, war nicht dabei, aber die anderen berichteten ihm, dass sie den Herrn gesehen und mit ihm gesprochen hatten. … Thomas war jedoch ungläubig und sagte den Jüngern:

„Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ (Johannes 20:25.) …

In gewisser Weise verkörpert Thomas den heutigen Zeitgeist. Er wäre mit nichts zufrieden, solange er es nicht selbst sehen könnte – auch wenn er mit dem Herrn unterwegs gewesen war und wusste, was dieser über Glauben und Zweifel gelehrt hatte. … Wenn man etwas anfühlen oder sehen muss, um glauben zu können, wird Glaube den Zweifel niemals verdrängen können.

Thomas war nicht bereit, sich auf den Glauben zu verlassen. Er wollte Tatsachenbeweise. Er wollte Wissen, nicht Glauben. Wissen hat etwas mit der Vergangenheit zu tun, denn unsere Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, vermitteln uns Wissen; Glaube jedoch ist in die Zukunft gerichtet, es hat mit Unbekanntem zu tun – mit Wegen, die wir noch nicht gegangen sind.

Wir denken an Thomas als jemanden, der mit dem Herrn unterwegs gewesen war, der mit ihm gesprochen hatte und von ihm erwählt worden war. Insgeheim wünschen wir uns, dass Thomas sich voll Vertrauen der Zukunft gestellt hätte – den Dingen, die noch nicht sichtbar waren –, anstatt zu sagen: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ …

Glaube schenkt uns Vertrauen in das, was man nicht sehen kann.

Eine Woche später waren die Jünger im selben Haus in Jerusalem versammelt. Dieses Mal war Thomas mit dabei. Die Tür war verschlossen. Da erschien Jesus in ihrer Mitte und sagte: „Friede sei mit euch!

Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! (Johannes 20:26,27.) …

Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Johannes 20:29.)

Dieses Ereignis ist eine der größten Lektionen aller Zeiten. Thomas sagte: „Ich glaube nur, was ich sehe“, worauf Jesus antwortete: „Wer glaubt, wird sehen.“ …

Das klassische Beispiel für Glauben wird vom Apostel Paulus in seinem Brief an die Hebräer genannt: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ (Hebräer 11:1.)

Hier wird kein vollkommenes Wissen vorausgesetzt. Glaube wird aber beschrieben als das, was einem Zuversicht oder Vertrauen auf etwas verleiht, was noch in der Zukunft liegt. Diese Dinge mag es wirklich geben, aber nur durch Glauben werden sie verwirklicht. Glaube vermittelt das Gefühl von Vertrauen auf etwas, was man nicht sehen kann oder wofür es keine Beweise gibt.

Offenbar hatte Thomas sein Vertrauen in die Zukunft verloren. Er blickte in die Vergangenheit. Er wollte einen Beweis für das, was noch nicht sichtbar war. Diejenigen, die ihren Glauben verlieren oder nicht genug davon haben, leben in der Vergangenheit – sie verlieren ihre Hoffnung in die Zukunft. Welch große Veränderung doch demjenigen zuteilwird, der festen Glauben findet, der ihm Zuversicht und Vertrauen bringt.

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Jesus mit einem Blinden

Der Blinde war gläubig und es war ihm vergönnt, zu sehen.

Der blind geborene Mann zweifelte nicht; er glaubte an den Erretter.

Im neunten Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir von einer weiteren Begebenheit in Jerusalem, bei der ein Mann, der blind zur Welt kam, sein Augenlicht zurückerhielt. Es war am Sabbat und Jesus war beim Tempel, als er einen Blinden sah. Seine Jünger fragten ihn:

„Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde?

Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.

Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.

Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ (Johannes 9:2-5.)

Dann spuckte Jesus auf den Boden, vermischte Erde mit dem Speichel und strich sie dem Blinden auf die Augen. Dann hieß er ihn, zu gehen und sich in dem Teich Schiloach zu waschen. Wenn es sich um Thomas gehandelt hätte, wäre er hingegangen wie geheißen, oder hätte er gefragt: „Was soll schon geschehen, wenn ich mich in dem faulen Wasser dieses dreckigen Teiches wasche?“ oder „Welchen medizinischen Nutzen soll mit Speichel vermischte Erde haben?“ Diese Fragen hören sich zunächst einmal vernünftig an, aber wenn der Blinde ungläubig gewesen wäre und es hinterfragt hätte, wäre er immer noch blind geblieben. Aber er hatte Glauben und tat, wie ihm geheißen war. Er ging hin und wusch sich im Teich und kam sehend zurück. Wer glaubt, der sieht. …

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

Der Blinde war gläubig und es war ihm vergönnt, zu sehen. Thomas wollte erst glauben, nachdem er sehen konnte. Die Welt ist voller Menschen, die wie Thomas sind. Aber es gibt viele, die so sind, wie der Blinde aus Jerusalem. Missionare der Kirche treffen ständig auf diese beiden Gruppen, während sie ihre Botschaft in die Welt hinaustragen, die Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi. … Einige sind gläubig, handeln im Glauben und lassen sich taufen. Andere nehmen den Glauben nicht an, weil sie nichts sehen oder anfühlen können.

Es gibt keinen konkreten, stofflichen Beweis für die Existenz Gottes, und doch haben Millionen von Menschen die Erkenntnis gewonnen, dass es ihn gibt, und zwar aufgrund des Glaubens, der zum Beweis für das geworden ist, was man nicht sehen kann. Oftmals hören die Missionare: „Ich würde mich ja taufen lassen, wenn ich glauben könnte, dass Joseph Smith den Vater und den Sohn gesehen hat.“ Für diese Tatsache gibt es keinen konkreten, stofflichen Beweis, aber für alle, die vom Heiligen Geist berührt worden sind, ersetzt Glaube den Beweis für alles, was unsichtbar ist. Denken wir an die Worte des gekreuzigten Herrn, als er vor Thomas stand:

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Johannes 20:29.)

Diejenigen, die gläubig sind, werden sehen.

Zusammen mit den Tausenden von Missionaren bezeuge auch ich, dass Gott lebt, dass Jesus der Erretter der Welt ist, dass alle, die glauben, sehen werden.10

4

Wer gemäß seinem Glauben entsprechend handelt, empfängt ein persönliches Zeugnis

Als Kinder haben wir alles, was uns unsere Eltern oder Lehrer gesagt haben, als Tatsache betrachtet, und zwar weil wir ihnen vertraut haben. Ein kleiner Junge springt aus der Höhe furchtlos in die Arme seine Vaters, wenn dieser ihm sagt, dass er ihn auffangen wird. Der Kleine hat Glauben, dass sein Vater ihn nicht fallenlassen wird. Wenn Kinder dann älter werden, fangen sie an, nachzudenken, zu hinterfragen und Dinge anzuzweifeln, für die es keinen greifbaren Beweis gibt. Ich kann junge Männer und Frauen verstehen, wenn sie sich mit ernsthaften Zweifeln plagen und sich damit herumschlagen, diese Zweifel aus dem Weg zu räumen. Solche Zweifel können beseitigt werden, wenn man wirklich daran interessiert ist, die Wahrheit zu erfahren, und zwar indem man sich moralisch, geistig und seelisch anstrengt. Ihr Glaube wird durch diesen Kampf fester, stärker und größer. Durch Zweifel und Kampf wird aus einfachem, zutraulichem Glauben ein fester, beträchtlicher Glaube, der zu einem Zeugnis heranwächst.11

Studenten bringen viele Stunden in Laboren zu, um mithilfe von Experimenten die Wahrheit zu finden. Wenn sie dasselbe mit Glauben, Gebet, Vergebung, Demut und Liebe tun, werden sie ein Zeugnis von Jesus Christus erlangen – von ihm, der diese Grundsätze gegeben hat.12

Das Evangelium Jesu Christi ist nicht nur ein Evangelium des Glaubens; es ist ein Plan zum Handeln. … Er hat nicht gesagt, dass wir sein Evangelium „beachten“ sollen, sondern dass wir es „leben“ sollen. Er hat nicht gesagt: „Schaut euch an, wie schön und wie ausgestaltet es ist.“ Er hat gesagt: „Geht hin, macht etwas, fühlt, gebt, glaubt!“ …

Zur Tat zu schreiten ist eine der wichtigsten Grundlagen eines persönlichen Zeugnisses. Das festeste Zeugnis ergibt sich aus unmittelbarer persönlicher Erfahrung. Als die Juden anzweifelten, was Jesus im Tempel lehrte, antwortet er ihnen: „Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat.“ Dann fügte er den Schlüssel für ein persönliches Zeugnis hinzu: „Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.“ (Johannes 7:16,17.)

Erkennen wir in dieser Aussage auch die Aufforderung des Erretters an uns? „Wer bereit ist, … zu tun, wird erkennen.“ Johannes erkannte, wie wichtig diese Aufforderung war und betonte ihre Bedeutung in seinem ersten Brief. Er sagte: „Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat.“ (1 Johannes 2:6.)

Ein Lippenbekenntnis – etwas einfach nur anzunehmen oder zu glauben –, ist nicht ausreichend. All das ist erst dann vollständig, wenn das, was damit einhergeht, im Alltag umgesetzt wird. Erst dann wird daraus eine erstklassige Quelle eines persönlichen Zeugnisses. Man erkennt etwas, weil man es selbst erfahren hat. Man muss nicht sagen: „Bruder Jones hat gesagt, dass es wahr ist, und ich glaube ihm.“ Nein, er kann stattdessen sagen: „Ich habe diesen Grundsatz selbst angewendet und weiß, dass es funktioniert, weil ich es selbst erlebt habe. Ich habe den Einfluss verspürt, ich habe den praktischen Nutzen getestet und weiß, dass es gut ist. Ich kann aus eigener Erkenntnis bestätigen, dass es sich um ein wahres Prinzip handelt.“

Viele Menschen tragen eine solche Überzeugung in sich, erkennen aber nicht deren Wert. Eine junge Frau sagte neulich: „Ich habe kein Zeugnis vom Evangelium. Ich wünschte, ich hätte eins. Ich habe die Lehren des Evangeliums angenommen. Ich weiß, dass sie funktionieren. Ich sehe, dass sie auch bei anderen funktionieren. Wenn der Herr doch nur meine Gebete erhörte und mir ein Zeugnis gäbe, dann wäre ich einer der glücklichsten Menschen überhaupt!“ Diese junge Frau wollte, dass ein Wunder geschieht, obwohl sie das Wunder des Evangeliums schon aus erster Hand erfahren hatte, denn sie wurde dadurch bereichert und erhoben. Der Herr hatte ihre Gebete schon erhört! Sie hatte ein Zeugnis, aber sie hatte es nicht als solches erkannt.13

Als ordinierter Apostel und besonderer Zeuge Christi bezeuge ich Ihnen feierlich, dass Jesus Christus wirklich der Sohn Gottes ist. … Mit der Kraft des Heiligen Geistes bezeuge ich: Ich weiß, dass Christus lebt, so, als hätte ich ihn mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört. Ich weiß auch, dass der Heilige Geist die Wahrheit meines Zeugnisses jedem im Herzen bestätigt, der gläubig zuhört.14

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Präsident Hunter hat gesagt: „Der höchste Erfolg im Leben besteht darin, zu Gott zu finden und zu erkennen, dass er lebt.“ (Abschnitt 1.) Welche Rolle spielt dabei der Glaube? Wodurch haben Sie zu Gott gefunden und erkannt, dass er lebt?

  • Präsident Hunter hat gesagt, dass die Aufgabe, herauszufinden, ob es Gott wirklich gibt, nicht einfach und die Arbeit nicht leicht ist. Warum muss man viel Anstrengung investieren, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen? Warum spielt das Halten der Gebote eine so wichtige Rolle dabei, Gott zu erkennen?

  • In Abschnitt 3 vergleicht Präsident Hunter Thomas mit dem Blinden, um zu erklären, dass wir sehen werden, wenn wir glauben. Wie könnten sich die Erkenntnisse von Präsident Hunter zu diesen Begebenheiten in Ihrem Leben anwenden lassen? Wie hat Ihnen der Glaube dabei geholfen, zu sehen?

  • Befassen Sie sich mit Präsident Hunters Aussagen aus Abschnitt 4 darüber, dass der Schlüssel zu einem Zeugnis darin liegt, dass wir nach unserem Glauben handeln. (Siehe Abschnitt 4.) Auf welche Art und Weise können Sie nach Ihrem Glauben handeln? Wie überwindet man durch Glauben Zweifel? Wie wurde Ihr Zeugnis dadurch gestärkt, dass Sie nach Ihrem Glauben gehandelt haben?

Einschlägige Schriftstellen

Johannes 17:3; Hebräer 11:1-6; Alma 5:45-48; 30:40,41; 32:26-43; Ether 12:4,6-22; Moroni 10:4,5; LuB 42:61

Unterrichtshilfe

„Stellen Sie Fragen, die sich aus der heiligen Schrift und den Lehren der Propheten der Letzten Tage beantworten lassen.“ (Lehren, die größte Berufung, Seite 62.)

Anmerkungen

  1. In J M. Heslop, „He Found Pleasure in Work“, Church News, 16. November 1974, Seite 4,12

  2. Aus: Howard W. Hunter von Eleanor Knowles, 1994, Seite 70f.

  3. The Teachings of Howard W. Hunter, Hg. Clyde J. Williams, 1997, Seite 48

  4. Gordon B. Hinckley, „A Prophet Polished and Refined“, Ensign, April 1995, Seite 35

  5. „Faith as the Foundation of Accomplishment“, Instructor, Februar 1960, Seite 43

  6. Frühjahrs-Generalkonferenz 1960

  7. „To Know God“, Ensign, November 1974, Seite 96f.

  8. Frühjahrs-Generalkonferenz 1970

  9. „To Know God“, Seite 97

  10. Herbst-Generalkonferenz 1962

  11. „Secretly a Disciple?“, Improvement Era, Dezember 1960, Seite 948

  12. The Teachings of Howard W Hunter, Seite 48

  13. Frühjahrs-Generalkonferenz 1967

  14. „An Apostleʼs Witness of Christ“, Ensign, Januar 1984, Seite 70