Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 19: Die Missionsarbeit: „Jedes Menschenherz … erreichen‘


Kapitel 19

Die Missionsarbeit: „Jedes Menschenherz … erreichen“

Es gibt einen Weg, jedes Menschenherz zu erreichen, und es ist Ihre Aufgabe, den Weg zum Herzen derjenigen zu finden, für die Sie verantwortlich sind.

Aus dem Leben von Lorenzo Snow

Lorenzo Snow wurde in Kirtland in Ohio getauft, wo er in einer Klasse zusammen mit dem Propheten Joseph Smith und anderen Führern der Kirche Hebräisch lernte. Er hoffte, später an einem College im Osten der Vereinigten Staaten sein Studium vertiefen zu können.1 Aber während er dieses Ziel verfolgte, fühlte er sich allmählich zu einer anderen Aufgabe hingezogen. Er erinnerte sich später:

„Ich empfing [die Wahrheiten des Evangeliums] mit offenem Herzen, und ich war entschlossen, mich damit allein nicht zu begnügen. … Ich wurde ein wenig unruhig, als ich überlegte, ob es richtig für mich sei, nicht davon Zeugnis zu geben, nachdem ich diese wunderbare Erkenntnis erlangt hatte. Junge Männer, die auf Mission gesandt worden waren, kehrten zurück und gaben Zeugnis von den Segnungen, die sie erhalten hatten …, und ich war der Meinung, dass ich, anstatt mich auf ein College oder eine Universität im Osten vorzubereiten, hinausgehen und davon Zeugnis geben sollte, wovon der Herr mir so viel Erkenntnis gegeben hatte. Gleichzeitig mochte ich aber meine Aussichten auf ein Studium nicht aufgeben, weil ich es schon so lange im Sinn gehabt und nun auch die Möglichkeit und die Mittel hatte, es aufzunehmen.“

Als er so mit seinen Gefühlen rang, bat er einen guten Freund um Rat. „Ich sagte ihm, was ich mir wünschte, und er entgegnete: ‚Bruder Snow, ich würde keinem anderen solch einen Rat geben, wie ich ihn dir unter diesen Umständen geben möchte. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich meine Absichten verwirklichen und studieren.‘ Das war genau das, was ich von ihm hören wollte, und es gefiel mir. Eine Zeit lang war ich zufrieden, aber im Winter, als ich die jungen Ältesten hörte, wie sie bezeugten, welchen Erfolg sie bei der Verkündigung des Evangeliums hatten, begann ich, noch weiter darüber nachzudenken. Der Herr hatte mir die Erkenntnis gegeben, dass er auf die Erde kommen würde und dass dafür Vorbereitungen getroffen werden mussten. Er hatte mir alles gegeben, worum ich gebeten hatte, und noch mehr. Denn die Taufe, die ich vom Heiligen Geist empfing, und das vollkommene Wissen, das ich dabei erhielt, waren wirklicher und überzeugender als das Untertauchen im kalten Wasser, und ich spürte, dass eine Verantwortung auf mir ruhte. Also schlug ich meine Bücher zu und legte Latein und Griechisch beiseite.“2

Nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte, erfüllte Lorenzo Snow 1837 eine Mission im Staat Ohio. Auch später erfüllte er mehrmals eine Mission: zuerst in den Staaten Missouri, Illinois, Kentucky und Ohio, dann in England, Italien, Hawaii, im Nordwesten der Vereinigten Staaten und in Wyoming. Als er in England war, schrieb er einen Brief an seine Tante und erklärte, warum er bereit war, sein Zuhause zu verlassen und als Missionar zu dienen: „Der Gedanke, dass ich sechs- bis achttausend Kilometer von der Heimat und von all meinen früheren guten Freunden entfernt bin, wirft natürlich die Frage auf: Wieso bin ich hier? … Ich bin hier, weil Gott gesprochen und einen Propheten erwählt hat, durch den er die Fülle des immerwährenden Evangeliums wiederhergestellt hat – mit all seinen Gaben, Mächten, Verordnungen und Segnungen und mit dem Aufruf an alle Völker: ,Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.‘ Gemäß der Vorsehung Gottes bin ich als Gesandter berufen, den Nationen der Erde diese Botschaft zu bringen. Ich weiß, damit wird mir eine große Verantwortung übertragen, der ich nicht ohne die Hilfe des Allmächtigen gerecht werden kann.“3

Präsident Snow war immer dankbar für die Entscheidung, die er getroffen hatte, dem Herrn als Missionar zu dienen. Im September 1901, im Alter von 87 Jahren, bekräftigte er: „Ich freue mich auch jetzt noch, wenn ich an meine Missionszeit zurückdenke. Die Gefühle, die diese besonderen Erfahrungen hervorrufen, sind Teil meines Wesens geworden.“4 [Siehe Anregung 1 auf Seite 255.]

Lehren von Lorenzo Snow

Weil wir die Fülle des Evangeliums empfangen haben, möchten wir dazu beitragen, dass auch andere sich derselben Segnungen erfreuen

Wenn jemand Erkenntnis empfängt, sieht er sich veranlasst, sie anderen mitzuteilen. Wenn jemand glücklich wird, dann drängt ihn der Geist, der ihn umgibt, andere glücklich zu machen. … Kann jemand ohne Kenntnis vom Evangelium Christi überhaupt glücklich werden? … Die Menschen in der Welt versuchen zwar, sich selbst glücklich zu machen, sind bei ihren Bemühungen jedoch nicht erfolgreich. Sie können nicht glücklich sein, außer durch einen Grundsatz, nämlich dadurch, dass sie die Fülle des Evangeliums annehmen, das uns lehrt, nicht zu warten, bis wir in die Ewigkeit kommen, ehe wir anfangen, uns selbst glücklich zu machen. Es lehrt uns vielmehr, hier danach zu streben, dass wir selbst und die Menschen in unserem Umfeld Freude an den Segnungen des Allmächtigen haben.

Dies soll also unser Ziel und unsere Absicht sein, nämlich zu lernen, uns nützlich zu machen und ein Erretter für unsere Mitmenschen zu sein. Wir sollen lernen, wie wir sie erretten können; wir sollen ihnen die Kenntnis von den Grundsätzen vermitteln, die notwendig sind, um sie zu dem Wissensstand zu erheben, den wir selbst haben.5

Freunden Sie sich mit den Menschen in Ihrer Umgebung an, oder suchen Sie jemanden aus und bemühen Sie sich, über seine Gefühle, seinen Glauben, seine Situation und seine Gedanken zu sprechen und diese zu erhellen. Und wenn er ein Sünder ist, bemühen Sie sich, ihn von seinen Sünden zu erretten und ihn aus der Gefangenschaft, in der er sich befindet, in das Licht und die Freiheit zu bringen, in der Sie sich befinden, denn auf diese Weise können Sie durch die Erkenntnis, die der Herr Ihnen gewährt hat, Gutes bewirken.6 [Siehe Anregung 2 auf Seite 255.]

Die Missionare sind bereit, Opfer zu bringen, um anderen zur Erkenntnis der Wahrheit zu verhelfen

Die Heiligen hatten sich gerade erst in diesen Tälern [in Utah] niedergelassen, da wandten die Diener des Herrn ihre Aufmerksamkeit wieder dem großen Missionswerk zu, das auf der Kirche ruhte.

Wir waren von Armut umgeben und versuchten, das Land bewohnbar zu machen, doch konnten wir nicht unsere Pflicht vernachlässigen, das Evangelium anderswo zu verbreiten; schließlich hatte der Herr das Gebot gegeben, es solle auf der ganzen Welt gepredigt werden. Es ist eines der Anzeichen dafür, dass dieses Werk von Gott stammt, dass die Heiligen der Letzten Tage sich inmitten all der Vertreibung und Verfolgung getreulich bemüht haben, dieses Gebot des Herrn zu erfüllen.

Auf der Generalkonferenz der Kirche im Oktober 1849 – nur zwei Jahre, nachdem die Pioniere ins Salzseetal gekommen waren – wurde eine Reihe Ältester berufen, in verschiedenen Teilen der Erde eine Mission zu gründen. Vier der Zwölf Apostel wurden bestimmt, die Führung zu übernehmen. Apostel Erastus Snow wurde berufen, nach Skandinavien zu gehen, Apostel John Taylor nach Frankreich, ich nach Italien und Apostel Franklin D. Richards nach England, wo bereits eine Mission gegründet war. Unter den ungünstigen Umständen, in denen wir uns damals befanden – unsere Familien waren fast mittellos –, war dies ein großes Unterfangen für uns, aber der Herr hatte dazu aufgerufen, und wir wollten gehorchen, ganz gleich, welche Opfer damit verbunden waren.7

Wir weihen unser Leben und hängen nicht daran, damit die Welt begreift, dass es in der Ewigkeit einen Gott gibt; damit sie begreift, dass Gott zu dieser Zeit etwas mit den Angelegenheiten der Menschen zu tun hat. Die Welt verfällt immer mehr der Untreue. Selbst unter dem christlichen Teil der Menschheit glauben Tausende und Zehntausende nicht daran, dass zwischen Gott und den Menschen eine Beziehung besteht, obgleich sie dies nicht zugeben wollen, weil es nicht weit verbreitet ist. Wir müssen vortreten und Opfer bringen, damit die Menschenkinder daran glauben und Kenntnis davon erlangen können.8

Wenn wir unsere jungen Missionare berufen, zu den Völkern der Erde zu gehen, denken sie über die Berufung nach. Sie haben die Erfahrungen derer gehört, die als Missionare in der Welt gewesen sind, und es ist niemandem besonders angenehm, an die Prüfungen und Schwierigkeiten zu denken, die er durchstehen muss. Aber die Kraft liegt in ihrer Bereitschaft, hinauszugehen und die Anforderungen zu erfüllen.9

Mit einer Mission geht einiges einher, was unseren jungen Ältesten ganz und gar nicht zusagt. Ihnen wird klar, dass sie ihr gemütliches Zuhause aufgeben müssen, und sie begreifen, dass sie zu Menschen gehen, die nicht immer dankbar sind für das, was sie ihnen zu sagen haben. Aber andererseits spüren sie, dass sie die Saat des Lebens besitzen, und wenn sie einen aufrichtigen Mann oder eine aufrichtige Frau finden können, wird der Geist des Herrn auf deren Herz einwirken und sie werden vielleicht diese herrliche Botschaft annehmen, die die Missionare überbringen. Das verschafft ihnen Freude und Zufriedenheit. Außerdem sehen sie in dieser Erfahrung eine Gelegenheit, das zu erlangen, was ihnen bei ihren künftigen Pflichten von großem Wert sein wird. Es ist merkwürdig, dass ich unter den tausenden von Briefen, die ich von denen erhalten habe, die auf Mission berufen wurden – meistens junge Männer –, nur einen Fall kenne, wo die Berufung abgelehnt wurde. Woran liegt das? Das liegt daran, dass der Geist der Liebe und der Unsterblichkeit, der Geist des Allmächtigen, auf diesen jungen Ältesten ruht. Sie haben Kundgebungen erhalten, die sie inspirieren, zu tun, wozu nichts sonst sie bringen könnte.10 [Siehe Anregung 3 auf Seite 255.]

Die Missionare dürfen niemals vergessen, dass sie Botschafter des Himmels sind, Überbringer guter und froher Kunde

Wir senden unsere Ältesten aus, um das Evangelium zu verkünden. Wer sendet sie aus? … Der Gott Israels. Es ist sein Werk. Es gibt keinen Menschen, der so viel Interesse am Erfolg eines Missionars hat, der das Evangelium verkündet, wie der Herr, der diesen gesandt hat, um den Menschen zu predigen, den Kindern des Herrn. Er hat sie im Vorherdasein gezeugt, und sie sind hierhergekommen, weil der Herr es so wünschte.11

Wir haben das Gefühl, dass Sie [die Missionare] einen großen Erfolg haben werden, weil wir spüren und wissen, dass Sie von Gott berufen worden sind. Der Mensch hätte sich in seiner Weisheit niemals ein Werk wie dieses einfallen lassen. Ich staune, wenn ich an dessen Größe denke. Ich kann sagen, dass es genau das ist, was zu dieser Zeit gebraucht wird, und ich spüre, dass Sie sich von ganzem Herzen daran beteiligen werden. Entwickeln Sie die Einstellung, die Jesus hatte, als er verkündete, er könne nichts tun außer das, was der Vater ihm aufgetragen hat [siehe Johannes 5:30].

Machen Sie sich keine Gedanken wegen Ihrer Schwierigkeiten und scheinbaren Verluste. Stellen Sie Ihre eigenen Interessen zurück, und Ihr Erfolg wird großartig und herrlich sein, und die ganze Kirche wird die Auswirkungen Ihrer Arbeit spüren.

Machen Sie sich nichts aus der Gleichgültigkeit mancher Leute, unter denen Sie tätig sein werden, und aus den kleinen Enttäuschungen, die Sie erleben werden. Der Geist des Herrn wird auf Ihnen ruhen, und Sie werden den Geist derjenigen, mit denen Sie arbeiten, aufrütteln und deren Gleichgültigkeit überwinden. … Sie werden zufrieden sein, weil Sie das Werk ausgeführt haben, das Ihnen aufgetragen worden ist. …

Ihnen ist zwar die größte Vollmacht übertragen worden, aber darüber brauchen Sie überhaupt nicht zu sprechen. Sie werden feststellen, dass es nicht notwendig ist, darüber zu sprechen. Der Geist des Herrn wird es bestätigen, und die Menschen werden spüren, dass Sie Vollmacht haben – und diese Bestätigung und dieses Gefühl werden Ihre Vollmacht sein.

Sie werden auf Menschen stoßen, die meinen, sie wüssten mehr als Sie. Aber wenn Sie Ihre Pflicht erfüllen, wie es vorgesehen ist, werden diese, bevor Sie sie verlassen, spüren, dass Sie doch ein wenig mehr haben als sie, und dass Sie ein Segen für sie waren und ihnen weitergeholfen haben. …

Bemühen Sie sich, freundlich zu denen zu sein, zu denen Sie gesandt sind. Die Demut, die Sie zeigen, und der Geist des Herrn, der auf Ihnen ruht, werden beweisen, dass Sie für die Aufgabe geeignet sind, zu der Sie berufen sind. Bemühen Sie sich, die Menschen zu verstehen und sich dementsprechend zu verhalten, damit Sie jeden glücklich machen und alles für Sie spricht. …

Es gibt einen Weg, jedes Menschenherz zu erreichen, und es ist Ihre Aufgabe, den Weg zum Herzen derjenigen zu finden, für die Sie verantwortlich sind. …

Von Herzen möchte ich sagen: Gott segne Sie! Sie werden eingesetzt werden, bevor Sie gehen, und wir werden für Sie beten und großen Anteil an Ihnen nehmen. Seien Sie von Herzen sanftmütig und demütig. Wenn Sie Zuhörer vor sich haben, können Sie von zwei Motiven geleitet werden: einerseits, dass Sie gut sprechen und als Redner einen guten Eindruck auf das Publikum machen möchten; andererseits kommt vielleicht die Frage auf: Wozu bin ich hier? Um die Saat des Lebens ins Herz der Zuhörer zu säen. Sie sollten in Ihrem Herzen das Gebet sprechen: „O Herr, möge dies geschehen. Möge ich durch deinen Geist die Macht haben, das Herz deiner Kinder zu berühren.“ Dieses kurze Gebet ist alles, was ein Ältester sprechen muss. Das ist alles, was Sie tun müssen. „Möge ich etwas sagen, um ihre Seele zu retten!“ Das ist alles, was die Erste Präsidentschaft … und alle Ihre Brüder von Ihnen wünschen.12

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf, Ihre geistige Rüstung zu polieren. Ich habe festgestellt, wenn ich alle zeitlichen Belange beiseiteschiebe, ist mein Auge nur auf Geistiges gerichtet. Beten Sie, Brüder, und meinen Sie nicht, dass Fasten schadet. … Machen Sie nicht zu viele Scherze, und achten Sie darauf, dass Sie den Geist nicht betrüben. Ich habe auf meiner Mission festgestellt, dass ich nach ein oder zwei Wochen nicht mehr an mein Zuhause dachte und der Geist Gottes mich stützte. Der Geist bewegt einen manchmal zu Ausgelassenheit und Heiterkeit, aber seien Sie nicht allzu heiter. … Fahren Sie fort zu beten, damit der Geist Gottes vom Scheitel bis zur Sohle auf Ihnen ruht.13

Die Ältesten, die im Weingarten arbeiten, dürfen niemals die Tatsache aus den Augen verlieren, dass sie Botschafter des Himmels sind und für Menschen, die den Herrn nicht kennen, Überbringer guter und froher Kunde. …

Als der Prophet Joseph Smith die ersten Ältesten in ein fremdes Land aussandte, sah er voraus, welchen Empfang man ihnen bereiten würde, und er teilte ihnen mit, dass verhältnismäßig wenige sie als Diener Gottes empfangen würden, der Großteil sie vielmehr ablehnen und nicht auf ihre Botschaft hören würde. Das ist vom Beginn der Zeit an das Los der Diener Gottes gewesen. Wir müssen mit dem Ergebnis glaubenstreuer Arbeit zufrieden sein, selbst wenn nur wenige durch uns zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht werden. …

Ich hoffe und bete jedoch, dass kein Ältester sich bei der Arbeit so sehr vergisst, dass er den Reizen der Welt zum Opfer fällt. Es gibt nur einen sicheren Weg, ihnen zu entgehen, und der besteht darin, dass man das Böse meidet, ja, sogar den Anschein des Bösen. Die Ältesten werden auf die eine oder andere Weise in Versuchung geführt werden. Dies ist das Anliegen des Feindes unserer Errettung, aber das Anliegen der Ältesten Israels ist es, sich über die Versuchung zu erheben. Wenn sie das erfolgreich tun wollen, müssen sie sich von der Welt unbefleckt halten. … In dem Maße, wie sie den Geist ihrer Mission entfalten und schätzen und die Bedeutung ihrer hohen Berufung in Jesus Christus erkennen und dementsprechend leben, werden sie als Führer und Erretter der Menschen dastehen können, das Licht des Himmels widerspiegeln und anders sein als andere Menschen. Aber wenn sie den Boden des Feindes betreten und am Geist der Welt Anteil nehmen, werden sie ihrer Kraft beraubt und wie andere Menschen werden, nur noch dazu geeignet, nach Hause zurückzukehren, um den Kummer eines gefallenen Menschen zu schmecken, sodass das Herz ihrer Lieben über ihren Zustand trauern muss. … Aber wenn sie den Herrn beständig demütig suchen, das Auge nur auf seine Ehre und Herrlichkeit gerichtet, und im Herzen die Errettung der Menschenseelen wünschen und alles tun, was sie können, um deren Errettung zustande zu bringen, werden sie sich über ihre Arbeit im Fleische freuen, dass es jede Beschreibung übersteigt, und letztendlich werden sie mit dem Vater und dem Sohn an dem teilhaben, was zu groß und zu herrlich ist, als dass ein Mensch es erfassen oder begreifen könnte.14 [Siehe Anregung 4 und 5 auf Seite 255.]

Unser Herz jubelt, wenn wir anderen helfen, die Fülle des Evangeliums zu empfangen

Wir erwarten, dass wir, wenn wir dieses Werk verrichten wollen, notwendigerweise viel Geduld, Glauben, Eifer, Ausdauer und Langmut üben und erfahren müssen, aber in den Orten …, wo schließlich Tausende das Evangelium angenommen haben, wurden in mehreren Fällen viele Monate mit scheinbar fruchtloser Arbeit verbracht, bevor man erreicht hat, dass diese Grundsätze richtig beachtet und befolgt wurden. … Wir mögen in manchen [Fällen] nicht nur Monate aufzuwenden haben, sondern vielleicht sogar Jahre, aber wir spüren gewiss, dass wir durch Glauben, Beten, Arbeiten und den Segen des Herrn schließlich obsiegen und über alle diese Schwierigkeiten zur Ehre und Herrlichkeit Gottes triumphieren werden. Und außerdem werden wir selbst die Genugtuung haben, dass wir unsere Pflicht getan und unsere Kleider vom Blut aller Menschen gereinigt haben.15

Einmal besuchte ich Konferenzen in Manchester, Macclesfield, Birmingham, Cheltenham, London, Southampton und im Süden [Englands], ehe ich nach Italien weiterfuhr. … Ich hatte das Vergnügen, viele zu treffen, die [acht Jahre zuvor] durch mich in die Kirche gebracht worden waren. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass das erneute Wiedersehen mit diesen Leuten eine Freude war, an die ich seitdem immer gern gedacht habe. Der Apostel Johannes erklärte zu seiner Zeit: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.“ [1 Johannes 3:14.] Diese Liebe, die die Missionare unserer Kirche innerlich für die Völker der Erde empfinden, obgleich diese ihnen doch recht fremd sind, und die Liebe im Herzen der Menschen für die Ältesten, die ihnen die Evangeliumsbotschaft bringen, ist an sich schon ein Zeugnis, das genügt, um jemanden, der ein ehrliches Herz hat, davon zu überzeugen, dass sie göttlichen Ursprungs ist und dass Gott mit uns ist. Diese erhabene und heilige Empfindung, die der Heilige Geist in uns weckt, unterscheidet uns als Mitglieder vom Rest der Menschheit. Es ist eine Empfindung, die auch die ganze Welt von Grund auf verändern und ungläubige Menschen überzeugen wird, dass Gott nicht nur unser aller Vater ist, sondern dass wir seine Freunde und Diener sind.16

Ich habe mein Leben dem Dienst des Herrn geweiht, habe alles auf den Opferaltar gelegt, damit ich ihn ehren, seinen Willen auf annehmbare Weise tun und die Grundsätze des Lebens unter den Menschenkindern verbreiten kann. Wenn ich über die Vergangenheit nachsinne und erkenne, wie die Hand des Herrn mir auf wunderbare Weise den Weg geebnet und mir in Bezug auf diese Vorhaben über meine höchsten Erwartungen hinaus Erfolg geschenkt hat, dann fühle ich mich umso mehr darin bestärkt, der Zukunft unerschrocken entgegenzugehen. Worte vermögen die tiefe Dankbarkeit, die ich im Herzen für diese Segnungen hege, gar nicht zum Ausdruck zu bringen. Mögen auf diese Brüder und auf die Heiligen, deren Freigebigkeit und Interesse für das Werk Gottes sich in diesen Missionen kundgetan haben, die Segnungen des Allerhöchsten mit derselben Freigebigkeit ausgegossen werden! Und wenn sie in späteren Jahren hören, wie Tausende und Zehntausende aus diesen Nationen den Allmächtigen für das Licht der Offenbarung preisen, dann wird auch ihr Herz frohlocken in dem frohen Bewusstsein, dass auch sie einen Teil zu dieser herrlichen Erlösung beigetragen haben.17 [Siehe Anregung 6 auf Seite 255.]

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Hinweise finden Sie auf Seite VII–X.

  1. Lesen Sie auf Seite 245ff. was Lorenzo Snow auf die Frage „Warum bin ich hier?“ geantwortet hat. Auf welche Art und Weise könnte diese Frage alle Mitglieder der Kirche betreffen, wenn es darum geht, anderen vom Evangelium zu erzählen?

  2. Denken Sie über Präsident Snows Ratschlag in dem Abschnitt nach, der auf Seite 247 beginnt. Überlegen Sie, wie Sie diesen Rat befolgen und jemandem helfen können, wirklich glücklich zu sein.

  3. Präsident Snow hat von Opfern gesprochen, die er und andere gebracht haben, um das Evangelium zu verkünden (Seite 248ff.). Welche Menschen kennen Sie, die Opfer gebracht haben, um das Evangelium zu verkünden? Warum sind Menschen wohl bereit, solche Opfer zu bringen?

  4. Wie könnten die aufbauenden Worte auf Seite 249ff. einem Vollzeitmissionar helfen? Wie können sie einem jeden von uns helfen, wenn wir anderen vom Evangelium erzählen? Wie können wir diese Lehren verwenden, um jemandem zu helfen, der zögert, auf Mission zu gehen?

  5. Lesen Sie noch einmal Präsident Snows Ratschlag auf Seite 250–253. und überlegen Sie, inwiefern er sich auf das Leben aller Mitglieder der Kirche beziehen lässt. Was bedeutet beispielsweise die Aufforderung: „Stellen Sie Ihre eigenen Interessen zurück“? Welche Möglichkeiten haben wir, „jedes Menschenherz zu erreichen“?

  6. Lesen Sie den letzten Absatz in diesem Kapitel, in dem Präsident Snow über die anhaltende Freude der Missionsarbeit spricht. Wann haben Sie schon erlebt, dass Missionsarbeit Freude macht? Warum müssen wir manchmal geduldig sein, bevor wir diese Freude voll und ganz erleben können?

Einschlägige Schriftstellen: Alma 26:1-8,35-37; LuB 12:7,8; 18:10-16; 84:88

Unterrichtshilfe: „Bitten Sie die Teilnehmer, einen Abschnitt auszuwählen und ihn leise zu lesen. Dann sollen diejenigen, die denselben Abschnitt gelesen haben, Zweier- oder Dreiergruppen bilden und besprechen, was sie erkannt haben.“ (Seite IX in diesem Buch.)

Anmerkungen

  1. „Journal and Letterbook“, 1836–1845, Historisches Archiv der Kirche, Seite 33; siehe auch „The Grand Destiny of Man“, Deseret Evening News, 20. Juli 1901, Seite 22

  2. „The Grand Destiny of Man“, Seite 22

  3. Aus: Eliza R. Snow Smith, Biography and Family Record of Lorenzo Snow, 1884, Seite 48

  4. „Letter from President Snow“, Millennial Star, 12. September 1901, Seite 595

  5. Deseret News, 15. Mai 1861, Seite 82

  6. Deseret News, 11. März 1857, Seite 3; in der Originalquelle ist Seite 3 fälschlicherweise als Seite 419 bezeichnet

  7. Aus: „Scandinavians at Saltair“, Deseret Evening News, 17. August 1901, Seite 8

  8. Aus: „Laid to Rest: The Remains of President John Taylor Consigned to the Grave“, Millennial Star, 29. August 1887, Seite 549

  9. Aus: „Report of the Funeral Services Held over the Remains of Daniel Wells Grant“, Millennial Star, 20. Juni 1895, Seite 386

  10. Frühjahrs-Generalkonferenz 1901

  11. Deseret Weekly, 12. Mai 1894, Seite 637

  12. „Instructions to Missionaries“, Improvement Era, Dezember 1899, Seite 126–129; Lorenzo Snow gab diesen Ratschlag Brüdern, die kurz zuvor als Missionare für die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung berufen worden waren. Seine Ansprache wurde in der Zeitschrift Improvement Era abgedruckt, zusammen mit der Erklärung, sie sei „voller hilfreicher Hinweise und Ratschläge für jeden Arbeiter in diesem Werk“.

  13. Aus: Journal History, 9. April 1862, Seite 4

  14. „Letter from President Snow“, Seite 595f.

  15. „The Malta Mission“, Millenial Star, 5. Juni 1852, Seite 237

  16. „Letter from President Snow“, Seite 595

  17. „Address to the Saints in Great Britain“, Millennial Star, 1. Dezember 1851, Seite 365

„Wenn jemand Erkenntnis empfängt, sieht er sich veranlasst, sie anderen mitzuteilen. Wenn jemand glücklich wird, dann drängt ihn der Geist, der ihn umgibt, andere glücklich zu machen.“

„Stellen Sie Ihre eigenen Interessen zurück, und Ihr Erfolg wird großartig und herrlich sein, und die ganze Kirche wird die Auswirkungen Ihrer Arbeit spüren.“