Lehren der Präsidenten der Kirche
Der Sabbat – Tag der Wonne


Kapitel 16

Der Sabbat – Tag der Wonne

Der Sabbat ist ein Tag tätiger, froher Gottesverehrung.

Aus dem Leben von Spencer W. Kimball

Präsident Spencer W. Kimball reiste viel für die Kirche umher und freute sich immer, wenn er sah, dass die Mitglieder den Sabbat heilig hielten. Er erzählte von zwei Männern, die er kennen gelernt hatte und die gesegnet waren, weil sie bestrebt waren, den Sabbat heilig zu halten:

„Vor kurzem hatte ich im Zuge der Umbildung einer Pfahlpräsidentschaft eine Unterrredung mit einem Mann, der zu einem wichtigen Amt berufen werden sollte. Ich fragte ihn: ‚Was sind Sie von Beruf?‘ Er antwortete: ‚Ich betreibe eine Tankstelle.‘ Und ich fragte: ‚Haben Sie am Sonntag geöffnet?‘ Seine Antwort lautete: ‚Nein, habe ich nicht.‘ ‚Wie kommen Sie dann zurecht? Die meisten Tankstellenbetreiber sind doch der Meinung, sie müssten sonntags geöffnet haben.‘ ‚Ich komme gut zurecht‘, sagte er. ‚Der Herr ist gütig.‘ ‚Stehen Sie nicht in einem erbitterten Konkurrenzkampf?‘, fragte ich. ‚Allerdings‘, antwortete er. ‚Gegenüber ist eine Tankstelle, die den ganzen Sonntag geöffnet hat.‘ ‚Und Sie öffnen nie?‘, fragte ich. ‚Nein‘, sagte er, ‚und ich bin dankbar. Der Herr ist gütig, und ich habe alles, was ich brauche.‘

Ich war in einem anderen Pfahl, wiederum im Zuge einer Umbildung, und dort wurde ebenfalls ein Bruder für eines der höchsten Ämter in Betracht gezogen. Wir fragten ihn, was er von Beruf sei, und er sagte, er sei Lebensmittelhändler. ‚Die meisten Geschäfte haben doch sonntags geöffnet. Ihres auch?‘ ‚Wir haben sonntags immer geschlossen‘, sagte er. ‚Aber wie können Sie dann neben denen bestehen, die sieben Tage pro Woche geöffnet haben?‘ ‚Das können wir schon. Zumindest kommen wir sehr gut zurecht‘, antwortete er. ‚Aber wäre Sonntag nicht der Tag für den größten Umsatz?‘ ‚Das schon‘, sagte er, ‚wahrscheinlich würden wir sonntags doppelt so viel verkaufen wie unter der Woche, aber wir kommen auch so zurecht, und der Herr ist gütig zu uns. Er ist gnädig, und er segnet uns.‘ … Und ich konnte nicht umhin zu sagen: ‚Gott segne Sie, mein glaubenstreuer Bruder! Der Herr wird das, was jetzt wie ein Opfer aussieht, nicht vergessen. Ihr Geld ist sauber. Es wird Sie bestimmt nicht daran hindern, Ihren Weg ins Reich Gottes zu finden.‘ “1

Präsident Kimball sah im Sabbat einen Tag tätiger, froher Gottesverehrung – eine Zeit, die Belange der Welt hinter sich zu lassen und sich den ganzen Tag über rechtschaffen zu betätigen. Er hielt die Mitglieder dazu an, den Sabbat, wie es in der heiligen Schrift heißt, zur „Wonne“ zu machen und ihn „mit fröhlichem Herzen und Angesicht“ zu begehen (Jesaja 58:13; LuB 59:15).2

Lehren von Spencer W. Kimball

Der Herr gebietet seinem Volk allezeit, den Sabbat heilig zu halten.

Mose kam herab vom bebenden, rauchenden Berg Sinai und brachte den auf der Wanderschaft befindlichen Kindern Israel die Zehn Gebote – grundlegende Verhaltensregeln für den Menschen. Diese Gebote waren allerdings nicht neu. Schon Adam und seine Nachkommen hatten sie gekannt, denn sie waren von Anfang an bereits angewiesen worden, nach diesen Geboten zu leben; für Mose hatte der Herr sie lediglich wiederholt. Die Gebote waren sogar noch älter als das Leben auf der Erde, denn sie sind Teil der Prüfung, die beim Rat im Himmel für die Menschen festgelegt worden war.

Im ersten der Zehn Gebote wird vom Menschen verlangt, dass er Gott verehrt, und im vierten Gebot wird konkret der Sabbat für die Gottesverehrung festgelegt.

„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. […]

Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!

Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun.

Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.

Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.“ (Exodus 20:3,8-11.)

Für viele ist die Sabbatschändung eine ziemlich bedeutungslose Sache, doch der himmlische Vater betrachtet sie als Missachtung eines grundlegenden Gebots. Sie liefert den Beweis dafür, dass der Mensch die ihm schon vor der Erschaffung der Welt gestellte Prüfung nicht besteht, nämlich zu sehen, ob er alles tun wird, was auch immer der Herr, sein Gott, ihm gebietet (vgl. Abraham 3:25). …

Das feierliche Gebot, das unter Donnergetöse vom Berg Sinai herabgebracht worden ist, lautet: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!“ Dieses Gebot ist niemals aufgehoben oder geändert worden. Im Gegenteil, es wurde in unseren Tagen sogar bekräftigt:

„Aber denke daran: An diesem, dem Tag des Herrn, sollst du dem Allerhöchsten deine Opfergaben und deine heiligen Handlungen darbringen und deinen Brüdern sowie vor dem Herrn deine Sünden bekennen.

Und an diesem Tag sollst du nichts anderes tun, nur mit Lauterkeit des Herzens deine Speise bereiten, damit … deine Freude voll sei.“ (LuB 59:12,13.)3

Der Sabbat ist kein Tag für Geschäfte oder Freizeitvergnügen.

Ich … möchte die Mitglieder allerorts dazu auffordern, der Sabbatheiligung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. In aller Welt verliert der Tag des Herrn rasch seine heilige Bedeutung. … Immer mehr wird der heilige Zweck des Sabbats vom Menschen beiseite gedrängt, weil das Streben nach Reichtum, Vergnügen und Freizeit sowie die Verehrung falscher, materieller Götter überhand nehmen. Wir bitten weiterhin alle Mitglieder und alle gottesfürchtigen Menschen überall dringend, den Sabbat heilig zu halten. Wenn niemand am Sabbat in ein Geschäft ginge, wären die Geschäfte an diesem heiligen Tag auch nicht geöffnet. Das Gleiche gilt für Vergnügungsparks, Sportveranstaltungen und Freizeiteinrichtungen jedweder Art. Die Gier nach dem allmächtigen Geld siegt offenbar über das Gebot des Herrn: „Ihr sollt auf meine Sabbate achten und mein Heiligtum fürchten.“ (Levitikus 19:30.)4

Es fällt auf, dass in unserer christlichen Welt vielerorts noch immer die Geschäfte am heiligen Sabbattag geöffnet haben. Gewiss können hier nur wir selbst, die kaufkräftige Öffentlichkeit, Abhilfe schaffen. Bestimmt würden die Geschäfte und Unternehmen nicht geöffnet haben, wenn wir, die Kunden, es unterließen, sonntags bei ihnen einzukaufen. Bitte denken Sie noch einmal gründlich darüber nach. Behandeln Sie das Thema beim Familienabend und sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber. Es wäre wunderbar, würden alle Familien beschließen, von nun an am Sabbat nichts mehr zu kaufen.5

Wir haben uns im Großen und Ganzen zu einer Welt der Sabbatschänder entwickelt. Am Sabbat wimmelt es auf den Seen von Booten, die Strände sind überfüllt, Aufführungen erfreuen sich der größten Besucherzahl, und auf den Golfplätzen tummeln sich die Spieler. Der Sabbat ist der bevorzugte Tag für Rodeos, Kongresse, für Familienausflüge, ja, sogar Ballspiele finden an diesem heiligen Tag statt. Für viele zählt nur, dass sie wie auch sonst ihren Umsatz machen, und aus dem heiligen Tag ist ein Urlaubstag geworden. Und weil er von so vielen als Urlaubstag genutzt wird, gibt es wiederum zahlreiche andere, die der Spaßgesellschaft und den Geschäftemachern ihre Dienste anbieten. …

Wer am Tag des Herrn jagen und fischen geht, hält ihn nicht heilig. Wer am Sabbat den Boden bearbeitet und sät oder erntet, hält den Tag des Herrn nicht heilig. Wer an diesem Tag für ein Picknick in die Berge fährt, eine Sportveranstaltung, ein Rodeo oder ein Pferderennen besucht, ins Theater geht oder sich anderen Freizeitangeboten widmet, gedenkt nicht des Sabbats und hält ihn nicht heilig.

Mutet es nicht seltsam an, wie sich manche sonst in jeder anderen Hinsicht treue Heilige der Letzten Tage zu rechtfertigen suchen, wenn sie hin und wieder ihr Freizeitvergnügen den Versammlungen der Kirche vorziehen? Sie meinen, ihnen würden die besten Fische entgehen, wenn sie nicht am ersten Tag der Angelsaison am Wasser sind, oder der Urlaub sei nicht lang genug, wenn sie nicht am Sonntag losfahren, oder sie würden einen Film verpassen, den sie unbedingt sehen wollen, wenn sie nicht am Sonntag ins Kino gehen. Und in diese Schändung des Sabbats ziehen sie oft auch noch ihre Familie mit hinein. …

Das ist keine Kritik an sinnvollen Freizeitbeschäftigungen – an Sport, Ausflügen, Theaterstücken oder Kinobesuch. All das kann erholsam und belebend wirken, und die Kirche als Organisation fördert solche Betätigungen. Aber für alles Lohnende im Leben gibt es die rechte Zeit und den rechten Ort – eine Zeit zum Arbeiten, eine Zeit zum Spielen, eine Zeit zur Gottesverehrung. …

Gewiss, manche Leute müssen am Sabbat arbeiten. Manche Arbeiten, die sonntags getan werden müssen, können sogar der Sabbatheiligung dienen, beispielsweise die Krankenpflege. Doch was bei alledem unbedingt in Erwägung gezogen werden muss, ist unser Beweggrund.6

Manch einer betrachtet die Sabbatheiligung als Opfer und Selbstverleugnung, aber das ist sie nicht. Sie ist einfach nur eine Frage gründlicher Planung und guter Zeiteinteilung. Es gibt – besonders in unserer Epoche der Weltgeschichte – unter der Woche genügend Zeit für Arbeit und Spiel. Viel lässt sich erreichen, wenn man darauf drängt, dass Veranstaltungen unter der Woche stattfinden und der Sonntag frei bleibt.7

Der Sabbat ist der Tag, an dem wir durch Gottesverehrung und würdiges Verhalten geistige Nahrung finden.

Der Sabbat ist ein heiliger Tag, an dem wir Würdiges und Heiliges tun sollen. Auf Arbeit und Freizeitvergnügen zu verzichten ist wichtig, aber nicht genug. Der Sabbat verlangt konstruktives Denken und Handeln, und wenn jemand am Sonntag nur faulenzt und nichts tut, hält er ihn nicht heilig. Wer den Sabbat heilig hält, kniet zum Beten nieder, bereitet den Unterricht vor, befasst sich mit dem Evangelium, meditiert, besucht Kranke und Betrübte, schreibt Briefe an Missionare, macht ein Nickerchen, liest gute Lektüre und besucht alle Versammlungen, zu denen er erwartet wird.8

Nehmen Sie sich [am Sabbat] die Zeit, mit der Familie beisammen zu sein, miteinander zu reden, in den heiligen Schriften zu lesen sowie Freunde, Verwandte, Kranke und Einsame zu besuchen. Der Sonntag ist auch hervorragend dafür geeignet, Tagebuch zu schreiben oder sich der Genealogie zu widmen.9

Das hebräische Wort Sabbat bedeutet „Ruhe“, nämlich Stille und Gelassenheit, Frieden im Herzen und im Geist. Es ist ein Tag, sich von ichbezogenen Interessen und kräftezehrenden Unternehmungen zu lösen.

Der Sabbattag ist dem Menschen seit jeher als ewiger Bund gegeben [siehe Exodus 31:16]. Er ist für alle Zeiten ein Zeichen zwischen dem Herrn und seinen Kindern [siehe Exodus 31:17]. Er ist ein Tag der Gottesverehrung – ein Tag, da wir dem Herrn Lob und Dank sagen. Er ist ein Tag, da wir alle weltlichen Interessen aufgeben und demütig den Herrn preisen, denn Demut ist der Anfang der Erhöhung. Er ist nicht ein Tag voll Beschwernis und Last, sondern ein Tag der Ruhe und rechtschaffenen Freude. Er ist nicht ein Tag üppiger Gelage, sondern einfacher Mahlzeiten und geistiger Festmahle. … Er ist der Tag, den uns der himmlische Vater in seiner Güte gegeben hat: der Tag, da die Tiere hinausgelassen werden, um zu grasen und zu ruhen, der Tag, da der Pflug im Schuppen bleibt und die Maschinen auskühlen können, der Tag, da Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Herr und Knecht frei sind von Müh und Plag. Er ist der Tag, da das Büro geschlossen bleibt, da man Geschäfte vertagt und Sorgen hinter sich lässt; der Tag, da der Mensch für eine Weile von jenem ersten Auftrag entbunden ist, der da lautet: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden.“ [Siehe Genesis 3:19.] Er ist der Tag, da der Körper ruhen darf, der Verstand sich erholt und der Geist wächst. Er ist ein Tag, um Lieder zu singen, Gebete zu sprechen, Ansprachen zu halten und Zeugnis zu geben – ein Tag, da man hoch hinaufsteigen kann, ja, an dem sich Zeit, Raum und die Entfernung zwischen einem selbst und seinem Schöpfer nahezu verflüchtigen.

Der Sabbat ist ein Tag, um eine Bestandsaufnahme zu machen – seine Schwächen zu analysieren und den Mitmenschen und dem Herrn seine Sünden zu bekennen. Er ist ein Tag, um „in Sack und Asche“ zu fasten. Er ist ein Tag, an dem man gute Bücher liest, nachsinnt und sich mit dem Unterricht im Priestertum oder in den Hilfsorganisationen befasst, ein Tag, an dem man in den heiligen Schriften liest und Ansprachen vorbereitet, ein Tag für ein Nickerchen und um sich auszuruhen und zu entspannen, Kranke zu besuchen, das Evangelium zu verkündigen und sich missionarisch zu betätigen, um sich in Ruhe der Familie zu widmen und den Kindern näher zu kommen, ein Tag des rechtschaffenen Werbens um den künftigen Ehepartner, ein Tag, an dem man Gutes tut und aus der Quelle des Wissens und der Erkenntnis trinkt, ein Tag, um nach Sündenvergebung zu trachten, ein Tag, da Geist und Seele neu belebt werden und wir uns geistig wieder in Form bringen, ein Tag, um von den Sinnbildern für das Sühnopfer zu nehmen, ein Tag, um über die Herrlichkeit des Evangeliums und der ewigen Gefilde nachzudenken, ein Tag, da wir weiter auf dem Weg hinanschreiten, der uns zum himmlischen Vater führt.10

Wir hoffen, … Sie tun entweder vor oder nach den Versammlungen (je nachdem, wie Ihre … Sonntagsversammlungen eben angesetzt sind) das, was der Erretter auch den nephitischen Jüngern geboten hat: Nachdem er sie unterwiesen hatte, gebot er ihnen, nach Hause zu gehen und über das nachzudenken, was ihnen gesagt worden war, und darüber zu beten (siehe 3 Nephi 17:3). Das ist ein Verhaltensmuster, das wir nicht vergessen wollen.11

Um dem Sabbat zur Gänze Genüge zu tun, muss man die Versammlungen der Kirche besuchen und das Abendmahl nehmen.

Wer dem Sabbat in den Augen des Herrn zur Gänze Genüge tun will, muss wohl zum Gottesdienst gehen, vom Herrn lernen und das Abendmahl nehmen. Der Herr möchte, dass wir diesen Tag mit Nützlichem und Geistigem ausfüllen. Er möchte, dass wir all das mit Danksagung tun, mit fröhlichem Herzen und Angesicht und nicht mit viel Gelächter. Er möchte, dass die Männer und Jungen frohen Herzens und gut vorbereitet den Unterricht in der Priestertumsversammlung besuchen. Er möchte, dass die Mitglieder die Sonntagsschule besuchen und dort etwas über seinen Erlösungsplan lernen. Er möchte, dass sein Volk die Abendmahlsversammlung besucht, dass die Heiligen gemeinsam singen und im Geiste mit dem beten, der das Gebet spricht, dass sie das Abendmahl nehmen und erneut versprechen, sich Gott ganz zu weihen, sich ihm bedingungslos zu unterwerfen, unbeirrbar Gutes zu tun und ständig an ihn zu denken.12

Wer soll die Abendmahlsversammlung besuchen? Dieses Gebot erging durch den Propheten an diejenigen, „deren Füße auf dem Land Zion stehen“, nämlich die Mitglieder der Kirche des Herrn [siehe LuB 59:3,9]. Diese Forderung beschränkt sich nicht auf die Erwachsenen, sondern gilt für Jung und Alt. … Was können die Eltern denn Besseres tun, um ihre Familie zu stärken, als mit der gesamten Familie, sei sie groß oder klein, zum Gemeindehaus zu gehen und die Abendmahlsversammlung zu besuchen? Dort machen sich die Kinder die Gewohnheit zu Eigen, regelmäßig zur Kirche zu gehen; so werden sie davon abgehalten, den Sabbat zu schänden, und selbst ganz kleine Kinder nehmen die Lehren und Zeugnisse und den Geist, der dort herrscht, in sich auf. Die Führungsbeamten in Pfahl, Gemeinde und Kollegium sollen den Mitgliedern in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangehen.13

Mir wurde schon als ganz kleiner Junge beigebracht, dass man zur Abendmahlsversammlung geht. Meine Mutter nahm mich immer mit. Ich wurde an den warmen Nachmittagen bald müde, legte den Kopf auf ihren Schoß und schlief ein. Wahrscheinlich habe ich von den Ansprachen nicht viel mitbekommen, aber ich habe mir die Gewohnheit zu Eigen gemacht, die Versammlungen zu besuchen. Dieser Gewohnheit bin ich mein Leben lang treu geblieben.14

Ein kleines Kind nimmt nicht bewusst das Sonnenlicht in sich auf, doch ohne dass es sich dessen bewusst ist, gewinnt sein kleiner Körper daraus Energie. Kein Kind kennt den Nährwert der Muttermilch oder der Babynahrung aus der Konserve, und doch bezieht es daraus Kraft und Stärke, wächst heran und wird schließlich erwachsen. …

So kann auch jedes Kind, ohne sich der Bedeutung all dessen völlig gewahr zu sein, viel aus der Abendmahlsversammlung mitnehmen. Jedes Mal nimmt es etwas daraus mit.15

Wäre es nicht Zeitverschwendung und äußerst mühevoll, wenn wir uns jeden Sonntagmorgen erst fragen müssten: „Soll ich zur Priestertumsversammlung gehen oder nicht? Soll ich heute zur Abendmahlsversammlung gehen oder nicht? Sollen wir gehen oder nicht?“ Dieser Aufwand ist völlig vergebens. … Legen Sie das doch ein für allemal fest!16

Ein Mann aus meinem Bekanntenkreis blieb sonntags stets daheim und rechtfertigte sich damit, dass es ihm mehr nutze, wenn er daheim ein gutes Buch liest, als wenn er die Abendmahlsversammlung besucht und eine schlechte Ansprache hört. Doch das Zuhause – so heilig es auch sein soll – ist nicht das Haus des Betens. Dort wird nicht das Abendmahl ausgeteilt, dort findet man nicht die Gemeinschaft der Mitglieder und kann auch seinen Brüdern nicht seine Sünden bekennen. Man kann die Berge Tempel Gottes nennen und die Wälder und Flüsse als das Werk seiner Hände bezeichnen, doch nur im Gemeindehaus, im Haus des Betens, können all die Anforderungen, die der Herr stellt, erfüllt werden. Deswegen hat er uns eingeschärft: „Es ist ratsam, dass die Kirche sich oft versammelt, um zum Gedächtnis des Herrn Jesus Brot und Wein zu sich zu nehmen.“ (LuB 20:75.)17

Wir gehen nicht zu den Sonntagsversammlungen, um unterhalten oder auch nur unterwiesen zu werden. Wir gehen hin, um den Herrn zu verehren. Das ist die Aufgabe eines jeden Einzelnen, und ganz gleich, was am Pult gesagt wird: Wer den Herrn im Geist und in der Wahrheit verehren möchte, kann das tun, indem er die Versammlungen besucht, das Abendmahl nimmt und über das erhabene Evangelium nachsinnt. Wenn der Gottesdienst Ihnen nichts gibt, dann haben Sie selbst etwas falsch gemacht. Keiner kann Gott an Ihrer Stelle verehren, Sie selbst müssen auf den Herrn hoffen.18

Der Herr verheißt denen Segnungen, die treu den Sabbat heilig halten.

Das Gebot[, den Sabbat heilig zu halten,] ist nicht deswegen gegeben worden, weil uns etwas vorenthalten werden soll. Jedes Gebot, das Gott seinen Knechten gibt, ist zum Nutzen derer, die es empfangen und befolgen. Der Mensch profitiert, wenn er das Gebot genau und konsequent hält, und der Mensch leidet, wenn er Gottes Gesetze bricht. …

Auf meinen Reisen lerne ich immer wieder glaubenstreue Menschen kennen, die auf die Gewinne verzichten, die sie am Sonntag einfahren könnten, und die sich nicht mit Verbotenem abgeben. Ich habe Viehzüchter kennen gelernt, die ihr Vieh sonntags nicht zum Markt treiben; ich habe Obststände entlang der Straße gesehen, die, wiewohl sie während der Erntezeit für gewöhnlich Tag und Nacht geöffnet haben, sonntags geschlossen waren; ich habe Geschäfte, Restaurants und Verkaufsstände am Straßenrand gesehen, die am Tag des Herrn geschlossen waren, und die Besitzer schienen dennoch ihr Auskommen zu haben und gleichzeitig echte Befriedigung darin zu finden, dass sie das Gesetz befolgten. Und wann immer ich gute Menschen sehe, die auf dieses Einkommen verzichten, freue ich mich von Herzen und habe den Wunsch, sie wegen ihres Glaubens und ihrer Standhaftigkeit zu preisen.19

Ich weiß, dass letztlich der Mensch nie leidet, weil er scheinbar ein finanzielles Opfer bringt, denn [Gott] hat uns geboten, nach seinen Gesetzen zu leben, und er hat uns aufgefordert:

„Stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte.“ (Maleachi 3:10.)20

Folgen wir hinsichtlich dieses Gebots unter anderem doch dem Propheten Josua: „Fürchtet also jetzt den Herrn und dient ihm in vollkommener Treue. … Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt. … Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ (Josua 24:14,15.)

Dann können wir auch die Segnungen erhoffen, die den Kindern Israel verheißen worden sind: „Ihr sollt auf meine Sabbate achten und mein Heiligtum fürchten; ich bin der Herr.

Wenn ihr nach meinen Satzungen handelt, auf meine Gebote achtet und sie befolgt, so gebe ich euch Regen zur rechten Zeit; die Erde liefert ihren Ertrag, und der Baum des Feldes gibt seine Früchte; die Dreschzeit reicht bei euch bis zur Weinlese und die Weinlese bis zur Aussaat. Ihr esst euch satt an eurem Brot und wohnt in eurem Land in Sicherheit.

Ich schaffe Frieden im Land: Ihr legt euch nieder und niemand schreckt euch auf.“ (Levitikus 26:2-6.)21

Wer den Herrn liebt, gedenkt des Sabbats und hält ihn heilig.

Es hat den Anschein, als sei die Sabbatheiligung deswegen so schwierig für manche Leute, weil dieses Gesetz noch immer auf Steintafeln statt in ihr Herz geschrieben ist. …

In der heutigen Zeit, so scheint es, zählt [der Herr] auf die Intelligenz seines Volkes und geht davon aus, dass sie den umfassenden Geist der Gottesverehrung und Sabbatheiligung erfassen; und so sagt er zu ihnen:

„Du sollst dem Herrn, deinem Gott, in Rechtschaffenheit ein Opfer darbringen, nämlich das eines reuigen Herzens und eines zerknirschten Geistes.“ (LuB 59:8.) …

Er hat uns das erste und wichtigste Gebot gegeben:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ (Matthäus 22:37.)

Es ist undenkbar, dass jemand, der den Herrn mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebt und mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist auf die unendlichen Gaben blickt, die der Herr ihm gewährt, nicht einen von sieben Tagen dankbar und dankerfüllt damit zubringt, die guten Werke des Herrn voranzubringen. Die Sabbatheiligung ist ein Zeichen dafür, wie sehr wir den himmlischen Vater lieben.22

Oft fragen sich die Leute, wo sie die Grenze ziehen sollen: Was kann man am Sabbat tun und was nicht? Wenn jemand aber den Herrn mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt, wenn er Selbstsucht ablegen und egoistische Wünsche im Zaum halten kann, wenn er alles, was er am Sabbat tut, daran messen kann, ob es der Gottesverehrung dient, wenn er ehrlich zum Herrn und zu sich selbst ist und wenn er ihm „ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist“ als Opfer darbringt, dann ist es höchst unwahrscheinlich, dass so jemand jemals den Sabbat schändet.23

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite vii-xii.

  • Gehen Sie Seite 199f. durch. Denken Sie darüber nach, welchen Stellenwert der Sabbat beim Herrn hat und warum sich der Sonntag von den übrigen Wochentagen unterscheidet. Was macht den Sabbat zur „Wonne“?

  • Gehen Sie Seite 200f. durch und achten Sie auf das, was wir sonntags nicht tun sollen. Weshalb sind diese Tätigkeiten für den Sonntag nicht angebracht? Auf Seite 203-207 nennt Präsident Kimball Beispiele für nützliche und erbauliche Tätigkeiten am Sabbat. Was haben Sie und Ihre Familie schon unternommen, um den Sabbat besser heilig zu halten?

  • Wenn wir sonntags zu arbeiten haben, muss Präsident Kimball zufolge unbedingt unser Beweggrund bedacht werden (Seite 200). Was kann man tun, um sich den Geist der sonntäglichen Gottesverehrung zu bewahren, selbst wenn man arbeiten muss?

  • Was verstehen wir darunter, dass der Sonntag ein Tag der Ruhe ist? (Beispiele finden Sie auf Seite 203ff.) Wieso ist es falsch, wenn man am Sonntag bloß faulenzt und gar nichts tut?

  • Gehen Sie die Gründe für den Besuch der Versammlungen durch, die auf Seite 205ff. genannt werden. Wann haben Sie in letzter Zeit in einer Versammlung der Kirche tiefe Ehrfurcht vor Gott verspürt? Was war der Auslöser? Wie können Sie den Besuch der Versammlungen und die Gottesverehrung bedeutsamer gestalten?

  • Präsident Kimball gibt Zeugnis davon, dass wir gesegnet werden, wenn wir den Sabbat heilig halten (Seite 207f.; siehe auch die Geschichten auf Seite 197 und 199). Welche Segnungen haben Sie schon empfangen, weil Sie dieses Gebot gehalten haben?

  • Besprechen Sie beim Familienabend oder beim Familienrat, was Ihre Familie tun kann, um einander zu helfen, den Sabbat heilig zu halten.

Einschlägige Schriftstellen: Genesis 2:1-3; Markus 2:23-28; 3:1-5; Mosia 13:16-19; LuB 68:29

Anmerkungen

  1. Conference Report, Oktober 1953, Seite 55

  2. Siehe „The Sabbath – A Delight“, Ensign, Januar 1978, Seite 4f.

  3. Faith Precedes the Miracle, 1972, Seite 267ff.

  4. Conference Report, Oktober 1978, Seite 5; Ensign, November 1978, Seite 5

  5. Conference Report, Oktober 1975, Seite 6; Ensign, November 1975, Seite 6

  6. Ensign, Januar 1978, Seite 2, 4f.

  7. Ensign, Januar 1978, Seite 4

  8. Ensign, Januar 1978, Seite 4

  9. Conference Report, April 1981, Seite 62; Ensign, Mai 1981, Seite 45

  10. „The Fourth Commandment“, M Man–Gleaner Manual 1963–1964 (Leitfaden für Führungskräfte), Seite 277f.

  11. Conference Report, April 1980, Seite 5; Ensign, Mai 1980, Seite 4

  12. „The Fourth Commandment“, Seite 279f.

  13. The Teachings of Spencer W. Kimball, Hg. Edward L. Kimball, 1982, Seite 221

  14. Conference Report, Oktober 1944, Seite 43

  15. The Teachings of Spencer W. Kimball, Seite 517

  16. The Teachings of Spencer W. Kimball, Seite 517

  17. The Teachings of Spencer W. Kimball, Seite 220

  18. Ensign, Januar 1978, Seite 4f.

  19. Ensign, Januar 1978, Seite 4f.

  20. Conference Report, Oktober 1953, Seite 56

  21. Ensign, Januar 1978, Seite 5

  22. „The Fourth Commandment“, Seite 275f.

  23. „The Fourth Commandment“, Seite 280